In meinem Herzen nur du. Katharina Burkhardt

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In meinem Herzen nur du - Katharina Burkhardt

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bräuchten jemanden, der uns bei den Pferden zur Hand geht«, sagte er zu Ole Janssen. »Hinnerk baut den Reitbetrieb weiter aus und da könnte er Hilfe gebrauchen. Dein Junge kann doch gut mit Tieren. Er könnte sich ein bisschen Taschengeld verdienen.«

      Ole Janssen hatte einen guten Tag. Und dass Finn Geld erhalten sollte, gefiel ihm außerordentlich. Er hörte sich an, was Heinrich Peters zu sagen hatte.

      »Abgemacht«, sagte er und nickte erst Heinrich, dann Finn zu.

      Und so war Finn von nun an beinah täglich auf dem Petershof. Er mistete Boxen aus, fütterte Pferde, reparierte Weidezäune, putzte und sattelte die Ponys für die Ferienkinder und führte sie Runde um Runde auf ausgetretenen Pfaden rund um den Hof. Als Entlohnung erhielt er ein Taschengeld und durfte obendrein reiten, mal nur ein paar Minuten, mal auch eine ganze Stunde – je nachdem, wie viel Zeit Hinnerk Peters erübrigen konnte und wie viele Ferienkinder die Pferde für sich beanspruchten.

      »Die Gäste gehen vor«, schärfte Hinnerk ihm ein und Finn murrte nie, wenn er mal nicht zum Zuge kam.

      Die körperliche Arbeit an der frischen Luft und mit den Tieren gefiel ihm. Er war kräftig für einen Vierzehnjährigen und schaffte alles, was Hinnerk ihm auftrug, bald mühelos. Und spätestens, als er das erste Mal mit Falco galoppieren durfte, befand er sich im siebten Himmel und wusste, dass er nie wieder in seinem Leben etwas Schöneres erleben würde.

      Außer wenn er Greta küsste.

      Die Monate zogen ins Land und es wurde Herbst. Greta traf sich nach wie vor heimlich mit Finn, wenngleich sie sich nur noch selten sahen. Greta musste viel für die Schule lernen. Sie war jetzt in der neunten Klasse und die Anforderungen wurden immer höher. Außerdem ging es ihrer Mutter wieder schlechter. Sie verließ wochenlang kaum das Haus und Greta und Julia mussten viele Aufgaben im Haushalt übernehmen.

      »Was genau hat deine Mutter eigentlich?«, fragte Mareike einmal, als Greta nach der Schule noch zum Einkaufen in das neu errichtete Einkaufscenter fuhr.

      »Migräne«, sagte sie. »Das sind heftige Kopfschmerzen, bei denen man sich richtig schlecht fühlt.« So hatte ihr Vater es ihr erklärt. Aber er hatte das auf eine Weise getan, dass sie das Gefühl nicht loswurde, ihre Mutter habe noch eine andere Erkrankung. Eine, die so schlimm war, dass man sie nicht beim Namen nannte.

      Finn begleitete Greta gelegentlich, wenn sie Erledigungen für ihre Eltern machte. Das waren die seltenen Gelegenheiten, bei denen sie sich sahen. Doch Finn behagte es immer weniger, dass sie sich heimlich trafen.

      »Du darfst deine Eltern nicht länger anlügen«, sagte er eindringlich.

      »Du lügst deinen Vater doch auch an.« Greta schob den Einkaufswagen durch die Gänge des Supermarkts zu den Kühltruhen mit Fleisch. Früher hatten sie ihr Fleisch beim Schlachter gekauft, dessen Geschäft gegenüber der Apotheke lag. Aber im vergangenen Jahr hatte er zugemacht.

      »Das ist was anderes«, behauptete Finn. »Mein Vater hat mir nicht ausdrücklich verboten, dich zu sehen. Er ist grundsätzlich gegen alles, was Spaß macht. Wenn ich immer auf ihn hören würde, dann würde ich genauso enden wie er.«

      »Meine Eltern verbieten mir auch alles, was Spaß macht.« Greta beugte sich über eine Kühltruhe und zog zwei Pakete mit Hackfleisch heraus.

      »Das stimmt doch nicht. Du hast echt keine Ahnung, wie so was ist.«

      Greta fuhr herum und sah Finn böse an. »Was soll das denn heißen? Dass ich zu blöd bin, um zu kapieren, wie es ist, mit einem besoffenen Vater zu leben? Dafür weißt du nicht, wie es ist, mit einer bekloppten Mutter zu leben.«

      Finn sah schockiert aus, und auch Greta war entsetzt über ihre eigenen Worte. Was hatte sie da nur gesagt? Schweigend schob sie den Einkaufswagen zum Regal mit den Nudeln. Als sie sich verstohlen nach Finn umsah, war er verschwunden.

      Am nächsten Tag stand Finn bei den Fahrradständern, als Greta mittags aus der Schule kam. Es war ein windiger, kalter Tag im Oktober und sie wickelte einen Schlauchschal um ihren Kopf. Finn sah verfroren aus. Er musste schon eine ganze Weile da stehen. Greta wusste, dass er mittwochs immer eine Stunde früher Schluss hatte als sie, und sie war unendlich erleichtert, ihn zu sehen.

      Er wirkte nicht mehr so verletzt wie tags zuvor, aber der Ausdruck in seinen Augen zeigte Greta, dass sie auch nicht ganz ungeschoren davonkommen würde. Aber es war okay. Finn zu verlieren, war ein schrecklicher Gedanke. Lieber ließ sie sich von ihm ausschimpfen.

      Seite an Seite schoben sie ihre Räder die Straße entlang. »Es tut mir leid, was ich gestern gesagt habe«, murmelte Greta verlegen.

      »Schon okay.« Finns Gesicht war verschlossen.

      Sie wartete darauf, dass er noch etwas Ärgerliches hinzufügen würde, aber er schwieg nur.

      Erst nach einer ganzen Weile, als sie bereits bei Gretas Straße angelangt waren, drehte er sich zu ihr um.

      »Was meintest du eigentlich damit, dass deine Mutter bekloppt ist?«

      Greta zögerte. Obwohl sie längst entschieden hatte, dass sie Finn nicht anlügen wollte, fiel es ihr doch schwer, ihr Familiengeheimnis preiszugeben. Zumal sie schreckliche Schuldgefühle plagten, seit sie so hässlich über ihre Mutter gesprochen hatte.

      »Sie ist manchmal so komisch«, sagte sie schließlich. »Sie läuft tagelang im Morgenmantel herum. Und sie vergisst lauter Dinge.«

      Finn sah sie aufmerksam an. Sein Blick wurde freundlicher und offener, was Greta ermutigte, weiterzureden. »Vor ein paar Tagen stand sie im strömenden Regen ohne Jacke in unserem Garten und hat die Bäume angestarrt. Als ich zu ihr gegangen bin, habe ich gesehen, dass sie weinte.«

      Schaudernd dachte Greta an jenen grässlichen Nachmittag, von dem sie nicht einmal Mareike erzählt hatte. Sie hatte ihre Mutter am Arm genommen und ins Haus geführt. Sie hatte ihr aus den nassen Kleidern geholfen und ihr einen Tee gekocht. Es erschütterte sie nach wie vor zutiefst, dass ihre Mutter, die normalerweise stark und verlässlich war, gelegentlich so verzweifelt und hilflos wirkte und die Unterstützung ihrer Kinder benötigte.

      Sie hatte ihren Vater angerufen, der augenblicklich nach Hause gekommen war. Greta hörte ihn am Telefon mit Dr. Springer sprechen und dabei fiel das Wort Depression. Sie hatte keine Ahnung, was das war, aber ihr war klar, dass es etwas völlig anderes als Migräne sein musste.

      »Ich weiß, was Depressionen sind«, sagte Finn jetzt zu ihrer Verwunderung. »Dann weint die Seele.«

      Er fasste nach Gretas Hand und hielt sie fest. Hand in Hand gingen sie weiter.

      »Es tut mir so leid«, hob Greta noch einmal an. »Ich wollte nichts Blödes über deinen Vater sagen.«

      »Aber es stimmt ja.« Finn zog die Nase hoch. »Er ist ein übler Suffkopp. Und ich kann dir unmöglich lange böse sein«, fügte er mit einem verlegenen Lächeln hinzu.

      »Ich dir auch nicht.« Greta war unendlich erleichtert.

      Und dann stellte Finn sein Rad an einen Laternenpfahl und nahm sie in die Arme. Feiner Nieselregen setzte ein, aber das merkten sie kaum.

      »Trotzdem solltest du irgendwann mit deinen Eltern reden«, sagte Finn. »Vielleicht, wenn es deiner Mutter wieder besser geht.«

      »Ich

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