In meinem Herzen nur du. Katharina Burkhardt
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Doch auch Finn vermied weiterhin Begegnungen zwischen Greta und seinem Vater. Ole Janssens Trunksucht wurde von Jahr zu Jahr schlimmer. Während er es früher trotzdem geschafft hatte, seine Arbeit zu bewältigen, gelang ihm dies nun immer seltener. Aufträge blieben liegen, die Kunden waren verärgert und suchten sich einen anderen Schmied. Die Janssens gerieten zunehmend in Geldnot, und Finn wirkte oft ebenso bedrückt wie Greta, wenn sie sich trafen.
Und auch Mareike war nicht glücklich. Es wurmte sie, dass Greta sie ständig als Alibi benutzte und zu Hause behauptete, sich mit ihr zu treffen, während sie in Wahrheit mit Finn zusammen war.
»Du hängst ja nur noch mit Finn rum«, beschwerte sie sich.
»Stimmt doch gar nicht«, verteidigte sich Greta. »Bloß, weil du gestern nach dem Volleyball allein nach Hause fahren musstest, machst du hier so einen Aufstand.«
»Gestern bloß?« Mareike verzog das Gesicht. »Letzte Woche auch schon. Und vorletzte.«
Sie standen auf dem Pausenhof dicht beieinander, und doch schien der Abstand zwischen ihnen riesig zu sein. Es war ein sonniger, aber frostiger Tag Anfang Dezember, Greta wickelte ihren Schlauchschal enger um ihren Kopf und trat von einem Fuß auf den anderen. Sie verstand nicht, warum Mareike sich so aufregte. Sie sahen einander doch jeden Tag in der Schule. Und sie spielten zusammen Volleyball im Turnverein. Ja, gewiss, sie trafen sich nachmittags seltener als früher. Aber dazu fehlte einfach die Zeit. Greta ging noch reiten und zum Klavierunterricht und Mareike zum Jazztanz.
Greta verbrachte neben ihren alltäglichen Verrichtungen zudem viel Zeit mit Weihnachtsvorbereitungen. Sie buk Plätzchen und bastelte mit Julia einen Fotokalender als Weihnachtsgeschenk für ihre Eltern. Stundenlang wählten sie unter Dutzenden von Bildern die schönsten aus, zerschnitten sie und erstellten damit Collagen auf dem Kalenderpapier.
Immerhin ging es Gretas Mutter zurzeit wieder gut, sodass sie ihr nicht auch noch ständig zur Hand gehen musste.
Dennoch traf sie auch Finn vergleichsweise selten. Jetzt im Winter, wo es viel regnete und stürmte, gab es dafür wenig Gelegenheiten. Draußen war es zu ungemütlich und Finn hatte sein Zimmer kaum für sich. Martin hockte ständig auf seinem Bett, las Comics und ließ sich nur unter wütendem Protest vertreiben.
»Es ist eben gerade viel los«, sagte Greta zu Mareike.
Die schaute immer noch finster, aber sie machte ein Friedensangebot. »Kommst du wenigstens morgen mit ins Kino?«
»Was willst du denn gucken?«
»Zurück in die Zukunft. Der soll ganz toll sein.«
Greta seufzte. »Ach, schade. Den hab ich schon mit Finn geguckt.«
»Na klar.« Jetzt wurde Mareike richtig wütend. »Mit Finn natürlich. Und du hast mir noch nicht mal davon erzählt.« Tränen traten ihr in die Augen. »Es gab mal eine Zeit, da haben wir uns alles erzählt, Greta, echt alles. Aber das ist lange her. Ich frage mich, ob wir überhaupt noch Freundinnen sind.« Sie drehte sich um und stapfte davon.
Greta sah ihr bestürzt hinterher. Mareike und sie hatten sich doch immer gut verstanden. Was war denn nur los? Sie überlegte, ob sie ihr anbieten sollte, gemeinsam in einen anderen Film zu gehen. Doch Mareike sprach den restlichen Tag über kein Wort mit ihr und schnitt sie mit eisigem Blick. Da verlor Greta den Mut.
Und als sie beim Bäcker Finn über den Weg lief, der erzählte, dass er am Freitagnachmittag sturmfreie Bude habe, war die Sache endgültig entschieden.
Es war still im ganzen Haus, als Finn Greta in sein Zimmer führte. Das Haus war ein wenig zu klein für eine sechsköpfige Familie und recht einfach eingerichtet. Aber alles war blitzsauber und sehr ordentlich, fast aufgeräumter als bei ihnen daheim, wie Greta feststellte. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass es weniger Dinge im Haushalt der Janssens gab. Die Kinderzimmer quollen nicht über vor Spielsachen, und in der Küche standen keine Gerätschaften wie eine elektrische Brotschneidemaschine oder ein Eierkocher zur Arbeitserleichterung. Alles beschränkte sich auf das Nötigste.
Finn trug knallenge schwarze Jeans und ein ebenfalls schwarzes Sweatshirt. Greta mochte das, es wirkte so rebellisch. Sie selbst kam sich daneben in ihrer Karottenjeans und dem gemusterten pastellfarbenen Pullover brav vor.
»Guck mal, die hab ich mir von meinem Geburtstagsgeld gekauft.«
Finn war vor einigen Wochen fünfzehn geworden. Voller Stolz präsentierte er Greta nun eine Schallplatte, Born in the U.S.A. von Bruce Springsteen. Greta hatte von dem Sänger noch nie gehört. Finn legte die Vinylscheibe auf den Plattenspieler. Die Nadel erzeugte ein feines Knistern, bis die ersten Töne erklangen, erdig und kraftvoll. Greta verstand die Texte nicht, aber die rockige Musik gefiel ihr.
Finn zog sie zu sich aufs Bett und bedeckte ihr Gesicht mit zarten Küssen.
»Ich hab dich vermisst«, murmelte er.
»Ich dich auch.« Wohlig seufzend gab sie sich seinen Berührungen hin. Sie sahen sich eindeutig zu selten in letzter Zeit.
Finn zog Greta an sich, seine Küsse wurden drängender. Er strich mit einer Hand ihr Bein hinauf, ertastete die Rundungen ihres Pos und schob eine Hand unter ihr Shirt. Greta war angespannt und in ihrer Mitte spürte sie ein aufregendes Pochen. Sie vergrub die Hände in Finns Haaren und presste sich fest an ihn.
Finns Hand tastete weiter, streichelte ihren Rücken, fuhr sanft über ihren Bauch und glitt schließlich ein wenig höher. Seine Finger berührten den Stoff ihres Bustiers.
Atemlos wartete Greta ab, was geschehen würde. Finn ließ sich Zeit, schien sich seiner Sache nicht ganz sicher.
»Alles okay?«, fragte er leise.
»Ja.« Sie küsste ihn. »Das ist wunderschön.«
Also machte Finn weiter und ertastete behutsam ihre Brust mit den kleinen Spitzen, erst über dem Stoff des Bustiers, dann darunter.
Die Welt drehte sich um Greta, alles in ihr geriet in Aufruhr, während Finn ihre nackten Brüste streichelte und die raue Stimme dieses Sängers auf höchst erregende Weise etwas von fire sang. Seine Musik berührte Greta genau in ihrer Mitte, da, wo ohnehin schon alles entflammt war.
Sie war dankbar für die frische Nachtluft, als sie an diesem Abend nach Hause radelte. Es nieselte leicht, und der Wind und die Kälte halfen ihr, sich soweit zu sammeln, dass sie es wagte, ihrer Familie vor die Augen zu treten.
Immer noch spürte sie Finns Küsse auf ihren geschwollenen Lippen und seine Hände auf ihrer nackten Haut. Ihr eigenes Begehren machte ihr dabei weit mehr Angst als sein Verlangen. Sie wünschte sich so viel mehr von ihm, wollte ebenfalls seinen Körper spüren und ihn an Stellen berühren, die doch eigentlich verboten waren.
Greta hätte zu gern mit Mareike über Finn gesprochen und über diese geheimnisvolle Erregung, die sie befiel, sobald sie mit ihm zusammen war. Aber Mareike war sauer auf sie, wer weiß, wie lange noch. Und obendrein hatte sie keine Ahnung von der Liebe. Sie hatte noch nicht mal einen Jungen geküsst.
Einige andere Mädchen in der Schule hatten