Der Diplomatenkoffer. Hans W. Schumacher

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Der Diplomatenkoffer - Hans W. Schumacher

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mit dem unglücklichen Engelsgesicht über dem schönsten Hals, den wunderbarsten Schultern und dem berückendsten Busen, den er je liebkost hatte, da wusste er, dass er (außer Cleo?) nie jemand so begehren würde, wie sie.

      „Wie viel?“ fragte er mit stockender Stimme.

      „Was meinst du?’“

      „Wie hoch sind seine Schulden?“

      Sie verstand, warf sich über ihn, fasste seinen Kopf in beide Hände, küsste ihn auf Mund, Wangen und Stirn und seufzte:

      „Neunzigtausend Euro!“

      Kalt und gefasst gelang es ihm noch zu flüstern: „O.K. Du kannst sie haben. Bediene dich. Sie sind im Schrank.“

      Dann raubten ihm Qual und Wut die Stimme, er stieß sie von sich, gurgelte, krächzte, schrie: „Und dann pack dich, verschwinde aus meinem Leben!“

      „Um Gottes Willen! Julio, was ist in dich gefahren?“ rief sie entgeistert und krallte sich in seine Schultern. Er schüttelte sie ab, wälzte sich aus dem Bett, trat nackt wie er war, auf ihre Nacktheit zu und schlug sie mit dem Handrücken auf die Wange.

      Sie warf sich mit dem Gesicht aufs Bett und schluchzte verzweifelt.

      „Lügnerin“, entfuhr es ihm, dann aber, von ihren zuckenden Schultern erschüttert und gerührt, wisperte er in ihr wohlgeformtes Ohr: „Liebling, was habe ich nur getan, es tut mir leid.“

      Er packte sie von hinten, drehte sie um und bedeckte sie mit Küssen.

      „Du bist verrückt“, murmelte sie und erwiderte seine Liebkosungen.

      „Ja,“ gestand er, „verrückt nach dir.“

      Mit nassen Augen sah sie zu ihm hinauf:

      „Du hast ja recht. Meine Eltern sind längst tot. Mein Onkel ist pleite. Meine Ersparnisse sind aufgefressen, ich habe kein Geld fürs Studium übrig. Ich weiß nicht, wovon ich nächsten Monat leben soll.“

      „Mach’ dir keine Sorgen“, beruhigte er sie und strich ihr übers Haar, „du wirst nicht darben, dafür werde ich sorgen.“

      Was sagst du da? fragte eine Stimme in ihm, und was ist mit Cleo? Wolltest Du nicht ihre Schulden bezahlen? Und eine andere Stimme dröhnte: Geizkragen! Was willst du? Es ist genug für alle da.

      Kapitel 8

      Bernard, Freund und Kompagnon von Henri Dupont, frühstückte mit seiner Frau Caroline und seinem zweijährigen Söhnchen Paul im morgendlichen Sonnenschein auf der Terrasse seines Hauses. Nachdenklich legte er sein Handy auf den Tisch. Henri hatte ihn eben vom Parkplatz des Museums aus angerufen und von dem neuen Auftrag für sie berichtet. Caroline sah neugierig zu ihm hinüber und rührte in ihrem Kaffee:

      „Ich hab’ nicht alles mitgekriegt. Was ist das für eine Geschichte mit Marius Barre?“

      Bernard freute sich über ihr Interesse, sonst lag ihr nur noch etwas am Wohlergehen des Sprösslings. Bernard ging das ständige Gerede über Kinderpflege und -erziehung auf die Nerven. Neben Caroline beteiligten sich noch eine Hausangestellte, die Köchin und die neue Angetraute seines Vaters an der unablässigen Diskussion über jegliche Gemüts- und Darmregung des Kindes. Hatte man auch um ihn soviel Wesens gemacht? Er konnte sich nicht daran erinnern. Väter, das hatte er kurz nach der Geburt Pauls gemerkt, waren wie die Drohnen im Bienenstock, nach der Zeugung wurden sie abgeschafft, sie waren überflüssig geworden.

      Ihm gegenüber saß Paul auf dem Kinderstühlchen. Er zappelte herum, warf sein Baguettestück auf den Boden und den Yogurthbecher hinterher, das trug ihm eine milde Rüge von Caroline ein, während ihn Bernard am liebsten übers Knie gelegt hätte.

      Er begnügte sich aber mit einem Lächeln und stillte ihre Neugier, um nicht wieder in ein ermüdendes Streitgespräch über die richtige Art und Weise, aus quakenden Kröten Menschen zu machen, hineingezogen zu werden.

      „Merkwürdige Geschichte“, sann sie und wischte mit einer Serviette Yogurthspuren von Mund, Nase, Kinn, Händen und Haaren ihres Abgotts.

      „Kann man wohl sagen“, bestätigte ihr Mann, „und das Schönste kommt noch. Das Ganze sieht nach einem Komplott gegen Barre aus. Henri und Alida haben vom oberen Stock des Hauses von Cellier das Gespräch der Kriminalbeamten belauscht: da war die Rede davon, sie hätten die Pistole gefunden, mit der der Lokalreporter umgebracht worden sei und rate mal, wessen Fingerabdrücke auf der Waffe sein sollen?“

      „Die von Barre etwa?“

      „Richtig“, sagte er, ohne ihre Ironie zu monieren, „aber sie haben noch eine Spur: Allergie.“

      „Allergie?“

      „Ja, da staunst du, was! Smarte Gesetzeshüter, Geistesgrößen, Kombinationsgenies! Barre hat zu Protokoll gegeben, dass er gestern früh die ganze Zeit im Redaktionsbüro war, außer während eines Kurzbesuchs auf der Toilette. ‚Kurzbesuch’ höhnten sie, Barres Dauersitzungen seien notorisch, zu viel Fleisch, zu wenig Ballaststoffe. Konstipation als Dauerleiden. Und um aus dem Klofenster aufs Dach zu schlüpfen, von da aus in den Dienstbotenaufgang, wo fast niemand vom Haus sich aufhält, von dort in den Archivtrakt, Cellier abmurksen, zurück zum Klo und dann hocherhobenen Hauptes wieder ins Büro schlendern, dafür brauche man, wenn es hoch kommt, sogar weniger als die üblichen zwanzig Minuten.“

      „Ja, ja“, Caroline hübsches Gesicht verzog sich irritiert, „aber was ist das mit der Allergie?“

      „Leopold! Sagt dir der Name etwas?“ Es machte ihm Spaß, sie auf die Folter zu spannen.

      „Leopold? Der Name ist mir neu.“

      „Es ist die Katze von Frau Makoulian, der Archivarin der Zeitung. Sie bringt sie jeden Morgen mit, damit sie zu Hause nicht wegen der Einsamkeit neurotisch wird und lässt sie im Archiv herumlaufen.“

      „Aha“, Carolines Züge hellten sich auf, „und Barre hatte eine Allergie und die Polizei behauptet, er habe sie sich bei seinem mörderischen Besuch im Archiv geholt.“

      „Sie schließen messerscharf, er habe eine Allergie auf Katzenhaare und das sei ein weiterer Beweis, dass er dort gewesen sei.“

      „Es juckte ihn an dem Morgen tatsächlich?“

      „Muss wohl so gewesen sein.“

      „Das braucht aber nicht unbedingt von Katzenhaaren zu kommen“, wandte sie ein, „es gibt bestimmt tausend andere Ursachen: Nebenwirkungen von Medikamenten, Krabben, Erdbeeren, wer weiß was alles. An seiner Stelle würde ich einfach unter gerichtlicher Aufsicht zu einem Hautarzt gehen und mich auf eine Katzenhaar-Allergie testen lassen. Wird sie nicht bestätigt, ist er sofort aus dem Schneider.“

      „Und wenn nicht?“

      „Einem guten Anwalt wird schon etwas einfallen. Eine Anklage auf Grund eines solchen Beweises ist dermaßen wackelig...“ Sie konnte das zu Recht sagen, denn bevor sie etwas überstürzt geheiratet hatte, wie sie später zugab, hatte sie eine Zeitlang Jura studiert.

      „Es kommt aber noch besser“, fuhr ihr Gatte fort, „angeblich haben sie bei der Durchsuchung der Räume Celliers

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