Dünen, Sand und Meer. Claus Beese (Hrsg.)

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Dünen, Sand und Meer - Claus Beese (Hrsg.)

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bis auf wenige Ausnahmen, sozialer eingestellt. Stress kommt nur selten auf.

      Gut, in den Ferien ist etwas mehr los. Rangeleien um die Liegeplätze sorgen dann schon mal für Ärger, aber letztlich bestimmt der Hafenmeister wo die Boote festmachen dürfen. Die Segler bekommen ihre Plätze bei den Museumsschiffen, und die anderen “schart“ er um die Hafenkapitäns-Bude mit dem angrenzenden Kiosk. Hier wird alles verkauft, was die Skipper benötigen. Meistens aber Getränke aller Art und Eis für die Kids.

       “Moin, Jörn!“, ruft Skipper Claus von der Plicht der DODI aus herüber. „Morgen bitte wie immer, fünfzehn krosse Brötchen.“

       Auf einige Skipper freut sich der Hafenkapitän besonders. Die Mannschaft der DODI hat immer dazu gehört. Meistens haben sie noch ein bis zwei Boote im Schlepptau.

       “Moin, Claus! Schön, dass ihr da seid. Fünfzehn Brötchen, geht klar! Und heute Abend einen Absacker bei mir.“

      Der Meister über alle Liegeplätze hilft den Mannschaften gerne beim Festmachen ihrer Boote. Er liebt seinen Beruf über alles und freut sich schon auf den Abend. Dann wird er mit der DODI- Truppe noch ein gepflegtes Getränk nehmen. Wie so oft in der Vergangenheit wurden es dann meistens mehrere. Claus wird wieder einige seiner legendären Geschichten erzählen, von denen man nie weiß, ob es sich um Seemannsgarn oder Tatsachen handelt.

      Was ein Hafenkapitän wirklich hasst, wird Jörn gerade im nächsten Moment zum Verhängnis. Unordnung im Hafengelände und vor allem auf den Stegen, geht gar nicht. Hier liegen schon mal Taue, Fender, Angelausrüstungen und manche wollten gar ihren Grill auf dem Holzsteg anzünden. Das sind die Fälle, in denen Jörn dann auch schon mal lauter wird.

       Heute hat wieder mal ein Skipper ganz am Ende vom Steg 3 sein Tauwerk kreuz und quer hingeschmissen, auf dem Jörn beinahe zu Fall gekommen wäre. Grimmig zieht der Hafenkapitän seine Schirmmütze tiefer in die Stirn und geht zum Schiff. Der Eigner ist natürlich nicht an Bord. Aber das Seil muss weg, also mal wieder alles selber machen. Jörn stolpert über den darunterliegenden Enterhaken, seine Beine verheddern sich im Tau, und er stürzt über die Stegkante ins Hafenbecken.

      Viele wunderschöne Farben tauchen auf. Aus der Ferne ertönt eine glockenklare Frauenstimme, die eine liebliche Melodie summt. Die Farben werden noch prächtiger und die schöne Stimme lauter. Sein Leben läuft wie im Zeitraffer rückwärts. Seine Familie, sein stressiger Chef, seine Lehrzeit, seine Jugendliebe, seine Kindheit. Alles läuft in diesen traumhaften Farben vor seinen Augen ab. Dann wird die Stimme leiser, die Farben verschwinden in einem gleißenden Licht.

       Dann ist es ruhig.

       Jörn hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als eine Frauenstimme sagte: “Bitte, Jörn! Mach die Augen auf!”

       Hatte er sie denn geschlossen? Mühsam öffnete er die Lider. Irgendwie kam ihm die Stimme bekannt vor und er war gespannt, wem sie gehörte.

       „Edelchen, du hier?“, murmelte er erstaunt. Seine Jugendfreundin saß auf der Bettkante und schaute ihn mit ihren großen blauen Augen an.

       “Aber Jörn! Ich bin doch deine Ehefrau. Wo sollte ich sonst sein, wenn es dir schlecht geht?“

       “Das ist ja toll!“, staunte Jörn und schaute sich um. „Wo bin ich denn?”

       “Du bist im Krankenhaus, hattest einen heftigen Zusammenbruch im Büro erlitten und liegst schon drei Tage hier im Tiefschlaf“, erklärte sie ihm geduldig, wurde aber von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Jörns Chef trat in das Krankenzimmer.

       ”Na? Mensch, da haben sie sich aber wunderbar vor der Statistik und deren Auswirkung gedrückt”, begrüßte er seinen Angestellten.

       “Bevor Sie weiterreden“; stoppte ihn Jörn, „ich kündige mit sofortiger Wirkung. Schönen Tag noch.”

       Dann wandte er sich wieder seiner Frau zu, die ihm liebevoll über die Stirn strich.

       „Aber Jörn! Wovon wollen wir denn leben?“, fragte Edelgard.

       „Wir fangen nach diesem Burn-out ganz von vorne an. Warte, bis ich wieder auf den Beinen bin, dann geht es an die Nordsee. Ich werde Hafenmeister und du betreibst den kleinen Kiosk dazu. Und, Edelgard: Wenn irgendwo ein Seil herumliegt, liegen lassen!“

      Geld

      Von Volker Maaßen

      Ein langer und kalter Winter war zu Ende gegangen. Der Mast der MÖWE, einer zehn Meter langen Segelyacht, stand wieder fest im Mastschuh, die Teakhölzer strahlten unter der neuen Politur, und die aufgeladenen Batterien waren angeschlossen. Nur das Aufräumen der diversen Schubladen verzögerte sich immer wieder. Nicht, weil ihre Inhalte so unordentlich waren, eher, weil bei der Durchsicht der verschiedenen dort abgelegten Dinge, so viel Überraschendes zu Tage trat.

      Willy, Skipper und absoluter Herrscher auf der MÖWE, blieb immer wieder mit seiner Phantasie hängen, ähnlich, wie beim Aufsuchen eines unklaren Begriffes im Brockhaus, oder wie beim Googeln.

      Da fand er zwischen zerknitterten Einkaufszetteln einen Notizblock mit Telefonnummern, die ihm zunächst wenig sagten. War da nicht die Blumenverkäuferin aus Sonderburg dabei, oder das Durchgestrichene, war das nicht die Nummer der Hafenmeisterin aus Lemkenhafen auf Fehmarn?

      Nein, die Schlüssel für die Sanitärzonen der diversen Häfen würde er natürlich nicht wegschmeißen. Allerdings hatten diese, soweit er sich erinnern konnte, schon vor zwei Jahren dort gelegen und mit großer Wahrscheinlichkeit war an viele Türen inzwischen ein völlig neues System angebaut, das man nicht mehr mit einem Schlüssel, sondern häufig nur durch Intelligenz knacken konnte.

      In der untersten Schublade fand er in einer Plastikdose Geldstücke aus fremden Ländern.

      Dänische, schwedische und norwegische Kronen, darunter auch Lire und Markstücke aus Finnland und natürlich auch aus Deutschland. In einer Zigarrenkiste daneben lagerten dieselben Währungen in Scheinen.

      Welche Abenteuer steckten wohl dahinter, dachte Willy, doch das waren andere Geschichten. Jetzt, nach Einführung der Eurowährung, war alles irgendwie gleichgeschaltet. Praktisch war es. Viel zu praktisch für einen Urlaub. Vor allem aber gab es keinen Spielraum mehr zum Träumen.

      Mit einer Hand schätzte Willi das Gewicht der Münzen. Wenn er allein den Wert des Kupfers berechnete, würde sich schon eine ganz schöne Summe ergeben. So war es früher ja auch gedacht, der Wert des verarbeiteten Metalls machte den Wert des Geldes aus. Der Effekt war dann natürlich, dass derjenige, der reich war, auch viel zu tragen hatte. Man konnte seinen Reichtum gleichsam körperlich spüren. Wie beglückend war es doch einen goldenen Taler in der Hand zu haben. Man konnte aber auch rechtzeitig erkennen wann es zu viel war. Mit der Einführung des Papiergeldes war es dann schon möglich gewaltige Reichtümer in einem Seesack mit sich herumzuschleppen.

      Das machten wohl auch jetzt noch einige Weltenbummler so, die in schwer erreichbaren hinteren Ecken ihrer Boote ihre Geldreserven zu verstecken pflegten. Allerdings war doch wohl eher eine international gültige Scheckkarte von Vorteil, wenn auch für diese Prozedur der Gegenwert an Geld auf der Bank liegen musste.

      Bei der MÖWE war das der Fall. Leider ging der Pegel auf seinem Bankkonto nicht nur gelegentlich in rasendem Tempo hoch sondern leider auch runter ohne dass Willy viel davon merkte. Ob er ein neues Segel oder auch nur weitere Schäkel kaufte, er schob doch immer die gleiche Kreditkarte in den entsprechenden Automaten.

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