Dünen, Sand und Meer. Claus Beese (Hrsg.)

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Dünen, Sand und Meer - Claus Beese (Hrsg.)

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noch ein paar Scheine für das Wochenende ziehen wollte, tauchte immer mal wieder eine nicht gerade beruhigende, seelenlose Information auf dem Display mit dem Hinweis auf, dass für heute das Tageslimit überschritten sei.

      Willy hatte erst ein gutes Gefühl, wenn er das Geld in der Hand spürte. Besonders, wenn er diese Summe mit einer Leistung in Verbindung bringen konnte, die er unmittelbar vorher erbracht hatte.

      Er wusste noch genau wie er stolz die 8 Mark fünfzig in die Hosentasche geschoben hatte, die er als Junge für das Kartoffelsammeln beim Bauern erhalten hatte. Und auch vor zwei Monaten war ein wohliges Gefühl in seiner Brust aufgetaucht, als er das Boot eines Anglers, dem sein Außenborder nicht mehr gehorchen wollte, in den heimatlichen Hafen geschleppt hatte und er dafür 20 Euro einstecken konnte. Natürlich hatte Willi zunächst dankend abgelehnt. War doch selbstverständlich, diese Hilfe. Sogar für Angler. Aber schön war es doch so einen Schein zwischen den Fingern zu fühlen.

      Auch bei der sogenannten Steinwährung, die noch heute auf der Südseeinsel Ulithi in Mikronesien eine Bedeutung hat, soll der Wert des Geldes an den Mühen, sogar auch an den Gefahren gemessen worden sein, die mit dem Erwerb dieses Geldes verbunden waren.

      Diese Steine wurden auf der Insel Palau, die 240 Meilen von ihrem Geltungsbereich entfernt liegt, aus den dortigen Felsen gehauen und auch noch dort in der Mitte mit einem Loch zum Tragen versehen.

      Der Transport der Steine, die man dazu auf einen kräftigen Stock aufzog, war mühsam und nicht selten auch gefährlich, hatte dieses Geld doch gelegentlich ein Gewicht von 2 Tonnen mit einem Durchmesser bis zu 12 Fuß. Weil gerade die großen Steine besonders mühsam und gefährlich in den kleinen Katamaranen zu transportieren waren, richtete sich ihr Basiswert nach dem Gewicht der Steine. Besonders große Steine wurden im flachen Wasser so aufgestellt, dass die Transportflöße um diese Ungetüme herum gebaut werden konnten. Wenn einer der Eingeborenen bei der Überfahrt verunglückte oder sogar ertrank, gab das diesem Stein einen besonderen Wert. Ist dann auch mal der Stein selbst über Bord gegangen oder gar zusammen mit dem Boot abgesoffen, blieb interessanterweise sein Wert erhalten, auch wenn dieses Zahlungsmittel nie in Ulithi ankam.

      Man konnte mit dem in der Tiefe der Südsee ruhenden Stein zu Hause ohne Mühe ein Grundstück erwerben. Selbst die Bank von Hawaii ließ solche Steine bis zum Jahr 1990 noch als Kreditsicherheit gelten. Nichts anderes bedeuteten ja auch heute Depot- und Wertpapiere.

      Als dann die Dampfschiffe auch in der Südsee die Segelboote verdrängten, war es mit der Ökonomie-Romantik vorbei. Nach einer kurzen Zeit des Überflusses brach durch eine inflationäre Häufung dieser Lochsteine auf Ulithi der gesamte Markt zusammen.

      Willy markierte auf seiner Weltkarte, die direkt an der Trennwand zur Nasszelle unter dem Barometer angepinnt war, mit einem dicken Kreis diese in der Südsee versteckte Insel.

      Wenn seine MÖWE irgendwann einmal bis zum Pazifik vordringen sollte, musste hier natürlich Halt gemacht werden. Vielleicht könnte er in diesem Paradies doch noch Reichtümer erwerben. Leuten, die mit Steinen bezahlten, fühlte er sich irgendwie kaufmännisch überlegen. Möglicherweise eine Gelegenheit, die alten, ausgedienten Scheine und Münzen aus seinen Kisten und Kästchen gewinnbringend anzulegen.

      Mit dieser Erkenntnis schloss Willy die Schublade und stellte erstaunt fest, wie weit die Zeit inzwischen vorangeschritten war. Wieder einmal war er Opfer einer seiner Traumreisen geworden, und wieder einmal waren die Schapps und Schränke nicht aufgeräumt worden. Aber beim nächsten Mal…

      Alte Liebe – neue Liebe

      Von Christiane Rühmann

      Wo Dünengras an den Füßen killert

       der Fiete froh ein Liedchen trillert.

       Hier ist er gern, hier mag er sein,

       der Alltag wird verschwindend klein.

      Er legt sich in den weichen Sand,

       wo seine Frauke einst er fand.

       Von Fiete sehnsüchtig erwartet,

       er nach Küssen von ihr schmachtet.

      Heute ist ihr Hochzeitstag.

       Weil Frauke diesen so sehr mag,

       hat er ein Picknick hier geplant,

       von dem die Holde noch nichts ahnt.

      Obst und Canapés und Sekt,

       hier gibt‘s alles was so schmeckt.

       Nun kann sie kommen seine Liebe.

       Ach, wenn‘s nur lange noch so bliebe.

      Und als sie endlich ward gekommen,

       hat er sie in den Arm genommen.

       Die Überraschung war gelungen,

       das Meer hat dazu ein Lied gesungen.

      Die Zeit, hier stundenlang genossen,

       hat man mit reichlich Sekt begossen.

       Und zusammen stellte man fest,

       dass Liebe sich auffrischen lässt.

      Drum haben sie sich vorgenommen,

       jedes Jahr hierher zu kommen,

       um im Sande zu genießen

       und vor Liebe zu zerfließen.

      Nebelgast

      Von Dieter Arndt

      Vor einigen Jahren, an einem frühen nebeligen Novembermorgen, stakste ein junger Angler bepackt mit seinen Angelutensilien in Richtung Farger Weserufer. Von einem Anleger aus wollte er sein Glück an der Weser versuchen. Vorsichtig ertastete er Schritt für Schritt den nebelverhüllten Weg. Im Geiste hatte er ihn sicher vor Augen denn er war ihn schon viele Male gegangen. Doch bei dieser „Suppe“ war doppelte Aufmerksamkeit geboten. Je weiter er sich dem Ufer näherte, umso dichter waberten die Nebelschwaden im Schein seiner Kopflampe. Über den Deich, und vorbei an der Silhouette des mystisch wirkenden Fährhotels, führte sein Pfad. In dem Haus rührte sich zu dieser frühen Stunde noch nichts, alle Fenster waren dunkel.

      „Ganz schön unheimlich hier“, murmelte er und betrat die Brücke, welche vom Ufer zum Anleger-Ponton führte. Vom Frühjahr bis zum Herbst legten dort die Fahrgastschiffe in Richtung Bremerhaven und Bremen an. Doch jetzt herrschte hier Stille. Nur das ächzende Auf und Ab des Anlegers und das Klatschen der Wellen an seiner Wandung waren zu hören. Es klang unwirklich, wie ein Lied mit nicht gestimmten Instrumenten.

       „Uiiick, platsch,…uiiiick, platsch!“

      Normalerweise war das Fischen hier verboten, um den Fahrgastverkehr nicht zu behindern. Auch war es gefährlich, da man zu dicht am strömungsreichen Fahrwasser stand. Doch die Verlockung freier Würfe, ohne dass die Haken in Reusen, an Steinen und Faschinen hängen blieben, war groß. Nach beschwerlichem Aufbau der Angelgeräte, die nasse Luft und die niedrigen Temperaturen ließen die Finger kalt und gefühllos werden, wurde der erste

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