Käpten Rumbuddel und Pietje. Helmut Höfling

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Käpten Rumbuddel und Pietje - Helmut Höfling страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
Käpten Rumbuddel und Pietje - Helmut Höfling

Скачать книгу

wusste mehr, was zu wem in dieser Traube von Menschenleibern gehörte.

      Aber alle Mühe war vergebens! Unser Schiff lief aus dem Ruder. Wie von einem unheimlichen Sog angezogen, raste die Fliegende Möwe nach steuerbord.

      In diesem Augenblick höchster Gefahr rief der Steuermann mit bebender Stimme:

      „Der Teufelsrachen…! Vor uns der Teufelsrachen…!“

      „Bist du verrückt, Kerl?“, tobte ich. „Du siehst ja Gespenster im Nebel!“

      „Nein, Käpten, das ist wirklich das Ungeheuer!“

      Bis jetzt hatte ich der Mannschaft nichts vom Teufelsrachen gesagt – aus gutem Grund! Wenn die Kerle auch sonst Tod und Teufel nicht fürchteten – vor einem Seeungeheuer rutschte ihnen doch das Herz in die Hose. Und da ich das wusste, hatte ich geschwiegen. Aber dieses Riesenwalross von einem Steuermann musste natürlich losbrüllen und der Mannschaft einen Schreck einjagen.

      Entsetzt starrten die Leute in die Richtung, in die der Steuermann zeigte.

      „Du hast Recht, Steuermann“, bestätigte ihm Smutje. „Oh, welch grässliches Biest!“

      „Seht nur das Riesenmaul!“, fiel der Schiffsjunge ein.

      „Wir sind verloren…!“

      „Rette sich, wer kann…!“

      So schrien die Matrosen durcheinander und flüchteten in wilder Hast aufs Achterdeck, als könnten sie so dem Unheil entrinnen.

      „Haltet das Ruder fest, Leute!“, donnerte ich sie an. „Wir müssen dran vorbeikommen!“

      Aber ich hatte in den Wind gesprochen. Sie waren schon Hals über Kopf davongestürzt bis auf den Steuermann, den Koch und den Schiffsjungen.

      Der Steuermann allerdings war der Länge nach über dem Ruder zusammengeknickt und lag darauf wie ein Sack Mehl.

      Smutje hielt mit beiden Händen seine weiße Mütze fest, damit der Sturm sie ihm nicht vom Kopf wehte. Das war ihm wichtiger als das Ruder, denn mit seiner Kochmütze hätte er auch seine ganze Würde verloren. Das bildete er sich jedenfalls ein.

      Und Pietje…? Der Satansbraten konnte mal wieder nicht nahe genug dabei sein! Er war an die äußerste Bugspitze gelaufen und beugte sich über die Reling, um möglichst tief in das Riesenmaul des Teufelsrachens blicken zu können.

      So war ich noch der Einzige, der sich gegen das Schicksal stemmte. Genauer gesagt: gegen die Speichen des Ruders, um die Fliegende Möwe doch noch vor dem Teufelsrachen zu bewahren.

      Da erschütterte ein fürchterliches Fauchen die Luft! Der Steuermann riss für einen Augenblick den Kopf hoch, so dass er geradewegs in den Rachen des Ungeheuers starrte.

      „Es verschlingt uns mitsamt dem Schiff!“, stöhnte er.

      „Na warte, dem Biest werd ich’s geben!“, rief Pietje und lief über das Deck.

      „Wo rennst du denn hin, Pietje?“, wollte der Koch wissen.

      „In die Kombüse, die Kartoffeln und Fische holen!“

      „Heiliger Klabautermann!“, brummte ich. „Der Junge ist verrückt geworden. Was sollen jetzt noch Kartoffeln und Fische nützen?“

      Beschwörend hob Smutje die Arme. „Und noch dazu angebrannte…!“, jammerte er.

      Ich hatte schon tausend Gefahren getrotzt und alle mutig bestanden. Aber ich muss gestehen, dass auch ich jetzt das letzte Stündlein für uns alle gekommen hielt.

      Ein solch grässliches Ungeheuer wie den Teufelsrachen hatte ich noch nie gesehen! Erst schien es mir nur aus einem einzigen Riesenschlund zu bestehen, mit scharfen Zähnen darin wie Sägen von einem Dutzend Sägewerke. Aber dann erkannte ich, dass dieses Ungeheuer auch noch unzählige Fangarme hatte, mit denen es meilenweit alles umschlingen und in sein Riesenmaul hineinschieben konnte. Für ein solches Riesenmaul war unsere Fliegende Möwe nicht mehr als ein Heringshappen!

      Nach menschlichem Ermessen waren wir verloren. Trotzdem stemmte ich mich mit dem Mut der Verzweiflung weiter gegen das Ruder. Ich wollte mich nicht wie eine Maus verkriechen, sondern aufrecht der Gefahr ins Auge sehen.

      Und wieder fauchte der Teufelsrachen. Er spie sogar Feuer aus seinem Schlund wie ein Drache.

      „Wir müssen das Steuer halten!“, brüllte ich mit überschnappender Stimme, um das Tosen des Meeres und das Fauchen des wütenden Ungetüms zu übertönen.

      „Das ist zwecklos, Käpten, wir schaffen es nicht!“, rief mir Smutje zu.

      Bei dem fürchterlichen Fauchen des Teufelsrachens hatte er einen Augenblick lang erschrocken die Hände vors Gesicht gehalten – und im Nu war ihm die weiße Küchenhaube davongeweht. Jetzt stand er da, innerlich geknickt und mit herabhängenden Armen. Es war schwer zu sagen, was ihn mehr lähmte: die Angst vor dem Teufelsrachen oder der Verlust seiner Mütze.

      Als ich dann zur Seite blickte, sah ich plötzlich Pietje auftauchen. Todesmutig beugte sich der Lausebengel über die Reling. Er hielt einen großen Kessel im linken Arm, langte mit der rechten Hand hinein und holte eine angebrannte Kartoffel heraus.

      „Der Junge ist verrückt!“, krächzte der Koch. „Jetzt füttert er das Ungeheuer auch noch!“

      Pietje holte zum Wurf aus und schleuderte dem Teufelsrachen die Kartoffel mitten ins Riesenmaul. Und, o Wunder, der Teufelsrachen klappte sein Maul zu, um die Kartoffel runterzuschlucken!

      „Pietje, du bist ein Goldjunge!“, schrie ich außer mir vor Freude.

      Während der Teufelsrachen sein Maul schloss, bekam der Steuermann vor Staunen die Maulsperre. Plötzlich rief er:

      „Jetzt sperrt das Biest sein Riesenmaul wieder auf!“

      Pietje feixte und sagte ganz ruhig: „Dann werfe ich wieder eine Kartoffel rein – und noch ’nen Fisch dazu.“

      Das tat er dann auch – und wieder machte der Teufelsrachen sein Maul zu, um die Leckerbissen zu schlucken. Vor lauter Begeisterung ließ ich das Ruder los und machte einen Freudensprung.

      „Nur weiter so, Junge!“, jubelte ich. „Vielleicht kommen wir doch noch mit heiler Haut davon. Und ihr, Leute, reißt das Steuer rum!“

      Das brauchte ich nicht zweimal zu sagen. Denn plötzlich war wieder Leben in die Besatzung gekommen. Der Steuermann, Smutje und die halbe Mannschaft stürzten sich mit Feuereifer aufs Ruder.

      Aber noch war die Gefahr nicht gebannt! Die Fliegende Möwe schlingerte und legte sich scharf backbord, ohne jedoch vom Kurs auf den Teufelsrachen abzukommen. Das Ungeheuer fauchte unbändig, als verlange es noch mehr zu fressen. Deshalb rief ich dem Schiffsjungen zu:

      „Pietje, füttere das Biest weiter!“

      „Keine Bange, Käpten!“, erwiderte der Bengel. „Ich hab noch genug angebrannte Kartoffeln und Fische. Besser der Teufelsrachen frisst sie, als dass ich sie nachher zur Strafe selbst verdrücken muss.“

      Eine Kartoffel und

Скачать книгу