Das Geheimnis der Schatten. Viktoria Vulpini

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Das Geheimnis der Schatten - Viktoria Vulpini

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beeilte sie sich dann zur Tür zu kommen. Das Letzte was sie wollte war, dass diese verfluchte Klingel gleich noch einmal loslegte. Sie schaltete das Licht in der Stube reflexartig aus und trat hinaus in den Flur, von wo aus sie schon durch die Haustür mit den Glaseinsätzen jemanden stehen sehen konnte. Neben der Tür, dort wo die Treppe zum ersten Obergeschoss lag, war ein kleines Fenster, dass sie kippte um mit den nächtlichen Störenfrieden zu sprechen. Zusätzlich nahm sie das Telefon, das auf der Kommode stand und wählte die Notrufnummer; den Daumen ließ sie über dem Rufknopf verweilen. Sicher war sicher und wenn hier irgendetwas schief ging wollte sie nicht unvorbereitet sein.

      „Wer sind Sie und was wollen Sie?“ Ihre Stimme klang unfreundlich, genervt und wenig begeistert. Sie hatte auch nicht vor, an dieser Tonlage noch etwas zu ändern, sollte ruhig jeder mitbekommen, wie wenig erfreut sie über diese Störung war.

      „Wir sind auf der Suche nach einem entflohenem Häftling, ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen?“, antwortete der Mann etwas unfreundlich.

      In ihren Ohren klang das, als wäre sie in einem wirklich schlechten Film gelandet. Irgendwie weigerte sie sich das Gehörte wirklich ernst zu nehmen. Vor allem deshalb, weil sie sich fragte, wie es sein konnte, dass der Mann in ihrer Stube seit mindestens zwei Tagen schon hier war, aber erst heute jemand kam, noch dazu mitten in der Nacht und obendrein sollte man doch wohl meinen, dass man von einem entflohenen Häftling etwas gehört hätte. Objektiv war diese Einschätzung natürlich nicht, wenn sie wirklich einen entflohenen Häftling suchten, dann hieß das, dass der Mann vor ihrer Tür von einer offiziellen Stelle kommen musste und von den ganzen Menschen, die dort arbeiteten hielt sie gar nichts. Sie musterte ihn durch die Scheibe. Er war etwas größer als sie, hatte schwarze, kurze Haare, die an seinem Kopf klebten als habe er sie mit Fett eingeschmiert. Er trug eine schwarze Bomberjacke und dunkle Jeans.

      „Nein, mir ist nichts Außergewöhnliches aufgefallen, mit Ausnahme ihrer Störung.“

      Die Gesichtszüge des Mannes verhärteten sich kurz. Er wirkte verärgert und schien keine wirkliche Lust zu haben mit ihr zu sprechen. Gut so, denn sie war auch verärgert über die späte Störung und hatte mindestens genauso wenig Lust sich jetzt mit ihm zu unterhalten. „Dürften wir uns hier auf dem Gelände und im Haus einmal umsehen, der Mann ist wirklich sehr gefährlich.”

      Ohne weiter darüber nachzudenken schüttelte sie den Kopf. „Wenn Sie keinen Durchsuchungsbefehl oder etwas Vergleichbares haben, haben Sie auf meinem Grundstück nichts verloren und wenn Sie einen hätten, hätten Sie ihn mir sicher schon gezeigt. Einen schönen Abend noch.” Ihre Abneigung war wohl nicht zu übersehen und sie wollte den Fremden, der garantiert alles war nur nicht das was er zu sein vorgab, nur noch loswerden. Die Geschichte mit den Häftling war unter Garantie gelogen genau wie wohl alles andere, was noch aus seinem Mund kommen würde. Es schien einen Moment so, als wollte der Mann widersprechen, doch dann legte ihm seine Kollegin, die ihr bis zu dem Moment nicht aufgefallen war und die sie nur als dunkle Gestalt im Hintergrund sehen konnte, eine Hand auf die Schulter. Vanessa war etwas verwirrt und fragte sich, wieso sie die zweite Gestalt nicht einmal bemerkt hatte, doch dann entschuldigte sich der Mann vor der Haustür etwas steif für die späte Störung.

      Sie konnte beobachten, wie die Beiden ihren Hof verließen und in ein Auto stiegen, welches vorn auf der Landstraße geparkt war. Sie konnte von dem Auto nicht viel erkennen, aber wie zu erwarten war es kein offizielles Fahrzeug, kein Blaulicht, keine Aufschrift auf der Seite. Nichts wies darauf hin, dass die beiden Kerle überhaupt von irgendeiner Stelle gekommen waren. Als die Männer davonfuhren nahm sie den Daumen vom Rufknopf und löschte die Notrufnummer aus der Wahlanzeige.

      Ob die sich womöglich in der Scheune bedienen wollten? Oder hatten sie vielleicht geglaubt, dass Haus stehe leer? Vermutlich war das alles nur ein dummer Zufall gewesen. Allerdings glaubte sie daran nicht wirklich. Kopfschüttelnd machte sie sich wieder auf den Weg in die Stube, um nach ihrem Gast zu sehen. Gast war eine merkwürdige Bezeichnung für den Fremden, aber eine Bessere fiel ihr gerade nicht ein.

      Der Mann war noch blasser als vorher und seine Nervosität war nicht weit von einer handfesten Panik entfernt. Seine Augen musterten Vanessa und ließen sie keinen Moment aus dem Blick. Sie fühlte sich unwohl und wollte die Situation etwas entspannen, wusste aber nicht genau wie, also setzte sie sich wieder hin und sagte dann: „Zwei sehr komische Gestalten, die angeblich einen entlaufenen Häftling suchen. Allerdings ohne Uniformen, ohne Namensschilder und ohne die Notwendigkeit zu sehen sich überhaupt mal irgendwie auszuweisen oder auch nur vorzustellen. Amateure!”

      Sein Blick, seine ganze Haltung erinnerten Vanessa daran, wie sie sich gefühlt hatte, wenn es um die so genannten Zwischengespräche gegangen war. Immer war da die Angst im Nacken, der Arzt könnte eine blöde Frage stellen, immer die Furcht eine der gegebenen Antworten könnte ihm nicht passen. Immer wieder das vertröstet werden auf das nächste Gespräch. Eilig schüttelte sie die Gedanken ab, das war nun wirklich nicht der passende Moment um sich mit solchen Erinnerungen herumzuplagen.

      Neugierig blickte sie den Mann an. Wer mochte er wohl sein? War er womöglich wirklich auf der Flucht? Wenn ja, warum und vor wem? Doch keine dieser Fragen kam über ihre Lippen. Zu den Schatten ihrer eigenen Vergangenheit wollte sie auch keine Fragen gestellt bekommen. „Ich werde keine Fragen dazu stellen“, stellte sie schließlich fest und blickte dem Mann dabei in die Augen. „Es geht mich nichts an und interessiert mich auch nicht wirklich.”

      Der Mann wirkte nicht überzeugt, aber das konnte sie ihm nicht mal verübeln, sie traute auch niemanden und gab auch nichts auf irgendwelche Worte. Demnach wunderte es sie auch nicht wirklich, dass das Misstrauen in seinem Blick einfach dort blieb und er eine List zu wittern schien. Seine Hände zitterten leicht und er wirkte angespannt, aber von Müdigkeit war keine Spur mehr zu erkennen.

      Ihr Blick glitt über das ungepflegte Äußere des Mannes, die frischen Blutspuren von der kleinen Wunde an der Stirn, über seine abgerissene Kleidung und blieb an seinen braunen Augen hängen. „Sie könnten, wo Sie scheinbar wieder etwas munterer sind, duschen oder ein Bad nehmen und wir könnten danach versuchen Ihre Verletzungen zu verbinden und vor allem zu versorgen, soweit sich da was machen lässt.”

      Er nickte zustimmend. Auch wenn wer immer noch etwas hin- und hergerissen aussah, aber immerhin entspannte sich seine Haltung etwas. Etwas verspätet unterstrich er sein Nicken mit: „Duschen wäre toll.” Das Misstrauen verschwand nicht ganz, aber in seinen Blick mischte sich nun wieder Dankbarkeit. Das Gefühl jemanden zu helfen, brachte sie wieder zu einem kleinen Lächeln.

      „Gut, dann kommen Sie mit”, forderte sie ihn auf, griff aber zu, als der Mann nur schwankend auf die Beine kam. Vorsichtig half sie ihm durch den Flur zurück und dann die Treppe hinauf, die ihn fast zu überfordern schien. Doch die Vorfreude auf eine Dusche ließ ihn selbst diese Hürde noch überwinden.

      Durch einen weiteren Raum ging es oben ins Badezimmer. Ein großer, gefliester Raum in dem - neben der Dusche - noch eine Badewanne zu finden war, sowie ein großer Spiegel und zwei Waschbecken. Trotzdem wirkte der Raum irgendwie leer. Die Dusche war wirklich geräumig und hatte zwei Stufen auf die man sich sogar beim Duschen setzen konnte, obwohl sie selbst sie als Abstellfläche für Duschgel, Shampoo und ähnliches nutzte.

      Der Mann wirkte froh, als er das Bad als solches endlich erreicht hatte. Sie half ihm sich erst mal auf die Einfassung der Badewanne zu setzen und begann dann alles Notwendige zusammen zu suchen. Frische Handtücher, einen Waschlappen und zum Schluss holte sie noch eine Decke mit Ärmeln hervor. Etwas anderes hatte sie einfach nicht da. Sie schlug vor seine Klamotten im Anschluss kurz zu waschen. Eine Idee, die ihm zusagte. Das Misstrauen war fast vollständig aus seinem Blick verschwunden, aber dafür schlich sich die Müdigkeit und Erschöpfung wieder hinein.

      Schnell erklärte sie ihm die Details zur Dusche, bei der man wirklich aufpassen musste, sonst endete man frisch gekocht. Danach

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