Das Geheimnis der Schatten. Viktoria Vulpini

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Das Geheimnis der Schatten - Viktoria Vulpini

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sie bitter eingestehen musste.

      „Wir haben alle am Anfang so unsere Probleme mit unseren Gaben. Das vergeht. Sie müssen sie nur akzeptieren und lernen mit ihr zu leben.”

      „Gabe?”

      Ramon lächelte wehmütig. „Nun ja, oder Fluch, je nachdem aus welcher Perspektive man es genau betrachten will, aber man kann lernen damit zu leben, selbst mit den Schlimmsten von ihnen.”

      „Ich glaube ich verstehe nicht so ganz.” Eigentlich verstand sie gerade gar nichts. Machte er sich über sie lustig?

      „Wie genau äußert sich Ihre Gabe, Vanessa?”

      Ungläubig starrte sie ihn an. Glaubte er wirklich, sie würde ihm davon erzählen? Wie könnte sie denn? Das letzte Mal, dass sie dies getan hatte, hatte sie das ihre Freiheit gekostet. Ein Stich fuhr durch ihr Herz, als sie an diesen Verrat dachte.

      „Wie viel schlimmer, als ein Jäger, könnte es schon sein?”, fragte er und es klang beinahe, als wäre das die Krone der schlimmen Dinge.

      Sie wusste es nicht, aber hielt es für erheblich schlimmer, immerhin konnte man als Jäger jederzeit aufhören. Oder nicht? So langsam dämmerte ihr, dass das Wort vielleicht noch eine andere Bedeutung haben könnte. Sie hatte seinen verwirrten Blick gesehenen und auch jetzt machte das nur Sinn, wenn die Bedeutung noch eine andere war, die sie einfach nicht kannte.

      „Ich weiß es nicht”, gab sie zu. Sie fragte sich ob es wohl clever war einzugestehen, dass man nicht wirklich verstand, was er mit Jäger nun genau meinte.

      „Was haben Sie gesehen, Vanessa?”, fragte er sanft.

      Für einen Moment biss sie sich auf die Zunge, doch dann gab sie auf. Seine Reaktionen waren so ungewöhnlich, dass sie dem Drang nachgab darüber zu sprechen, auch wenn das höchstwahrscheinlich ein Fehler war. „Einen Schatten. Mitten auf dem Hof.” Sie atmete tief durch und fügte hinzu: „Nach einem Moment ist er in der Scheune verschwunden.” Kaum waren die Worte ausgesprochen, hätte sie sie gern zurückgenommen.

      „Sind sie ihm jemals gefolgt, Vanessa?”

      Die Frage hatte in etwa die Wirkung als ob man ihr einen Holzhammer vor den Kopf geschlagen hätte. Wieso sollte sie einem Hirngespinst jemals hinterher gelaufen sein? Seine Züge enthielten zu ihrer Verwunderung, keinen Spott, es sah beinahe so aus, als würde er das ernst meinen.

      „Schauen Sie nicht so, wenn Sie nicht genau wissen was Ihre Gabe ist, könnte das ein Anhaltspunkt sein.”

      Sie suchte vergeblich nach einem Anzeichen dafür, dass er sie auf den Arm nahm. Was wohl nur bedeuten konnte, dass er noch irrer war als sie. Na herrlich!

      „Gibt es niemanden in ihrer Familie, der eine ähnliche Gabe hat?”

      „Nein, ich bin die einzige Verrückte in meiner Familie, wenn man von meiner Uroma mal absieht, die glaubte eine Hexe zu sein, aber die habe ich nicht mehr kennen gelernt”

      Ramon schüttelte den Kopf und lächelte. „Sie sind nicht verrückt, Vanessa.”

      „Schatten sehen ist also normal?” Es klang giftig.

      „Für manche Menschen schon.” Er musterte sie intensiv, dann fügte er an: „Sie haben keine Ahnung, oder? Sie kommen aus einer Träumerfamilie.” Es schien weniger eine Frage, als eine Feststellung zu sein, etwas was ihm auch erst jetzt wirklich in den Sinn zu kommen schien.

      „Träumerfamilie?”

      Sie verstand absolut nichts mehr, doch in seinem Gesicht zeigte sich ein Zug, der nur bedeuten konnte, dass er irgendwas begriffen hatte.

      „Vertrauen Sie mir, Vanessa”, forderte er sie auf.

      Sie starrte ihn an. Vertrauen war nicht unbedingt etwas, was sie so mir-nichts-dir-nichts zu jemandem aufbauen konnte. Schon gar nicht zu einem Fremden, der mehr Fragen aufwarf, als er beantwortete.

      Er erhob sich und hielt ihr die Hand hin. „Kommen Sie mit.” Sie zögerte. Was hatte der Kerl vor?

      „Es passiert Ihnen nichts, versprochen!”

      Was hatte sie schon zu verlieren? Schließlich nickte sie und erhob sich, ignorierte aber seine Hand vollständig.

      Er blickte an sich runter. „Vielleicht sollte ich mich kurz noch umziehen”, stellte er dann fest und ließ sie allein in der Küche zurück. Auf dem Tisch standen noch die Reste auf dem Teller. Ansonsten sah alles aus wie immer. Sie war sich nicht so ganz sicher, was sie eigentlich erwartet hatte.

      Als Ramon zurückkam, trug er wieder seine abgerissenen Kleider und sah darin wieder ziemlich erbärmlich aus.

      „So schlimm?” fragte er und wirkte dabei selbst etwas verlegen.

      Vanessa spürte wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Es war ihr mehr als nur ein bisschen unangenehm, dass er offenbar ganz genau wusste was sie dachte. Mit einem verlegenen Schulterzucken nickte sie. Erst danach wurde ihr bewusst, dass man diese Antwort auch missverstehen könnte.

      „Kommen Sie, Vanessa”, forderte er sie allerdings nur auf.

      Sie zögerte einen Moment, bevor ihre Neugier siegte. Er führte sie zur Tür und hinaus auf den Hof. „Zeigen Sie mir wo sie ihn gesehen haben.”

      Spätestens jetzt war sie nicht mehr ganz sicher, wer von ihnen beiden nun der Verrückte war. In seinem Gesicht stand Entschlossenheit und sie ahnte so langsam, dass er keine Ruhe geben würde. Da sie nichts zu verlieren hatte, wehrte sie sich nicht dagegen, sondern gab sich einen Ruck und ging zu der Stelle, mitten auf dem Hof, wo sie diese merkwürdige Gestalt gesehen hatte.

      „Genau hier.” Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Es war ihr beinahe so, als hätte dieser Ort hier eine andere Temperatur als der Rest der Welt. Doch sie schüttelte diesen Gedanken ab. Vermutlich war das nur ein Streich, den ihr ihre angespannten Nerven spielten.

      Ramon blickte sich um, als würde er erwarten etwas zu finden. „Wo ist er dann hin?”

      Mit einem unguten Gefühl im Bauch beantwortete sie seine Frage und zeigte auf das Gebäude in dem sie ihn gefunden hatte.

      Bei der Erinnerung, drängten sich sofort die Bilder von gestern Abend in ihren Geist. Es war kaum zu glauben, dass dieser Mann so eine rasante Besserung seines Zustands durch gemacht hatte. Um nicht zu sagen: Es müsste eigentlich unmöglich sein.

      Sie hatte sich keinen Meter bewegt und starrte ihn an. Als er dies bemerkte, griff er nach ihrem Arm und zog sie einfach mit sich. Sie ließ es geschehen und registrierte, dass das Gehen etwas unangenehm und anstrengend zu sein schien, denn er humpelte wieder. Ihr war selbst bewusst was sie tat, sie versuchte sich von dem, was hier gerade geschah, abzulenken. Nicht mehr und nicht weniger.

      An der Tür hielt er an. „Gehen Sie hinein Vanessa, Ihnen kann nichts passieren.” Sie atmete tief durch, was sollte das schon bringen? Doch nach einem Blick in sein überzeugtes Gesicht und vielleicht auch, weil seine Tonlage keinen Widerspruch zuzulassen schien, gab sie nach und betrat die Scheune. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen, an das hier drinnen herrschende Zwielicht gewöhnt hatten. Der Anblick war der Selbe, wie sonst auch immer. Durch die verdreckten Fenster fiel ein wenig Licht herein, in dem Staub einen wilden Tanz vollführte und offenbarte

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