Das Geheimnis der Schatten. Viktoria Vulpini

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Das Geheimnis der Schatten - Viktoria Vulpini

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Sie hatte tief in ihrem Innern gehofft, dass nichts passieren würde und nun war das Ding ihr so nah. Ein stechender Geruch stieg ihr in die Nase, den sie nicht benennen konnte und der auch fehl am Platz wirkte. Das einzig wirklich reale Gefühl, war die Wärme an ihren Oberarmen, der sanfte Druck mit der sie festgehalten wurde.

      „Es passiert dir nichts. Was siehst du, Vanessa?”

      Diese Worte strahlten so viel Ruhe und Sicherheit aus und waren doch gleichzeitig so fordernd, dass sie ohne nachzudenken antwortete: „Es ist gleich da vorn, bei dem alten Kleiderschrank.” Sie konnte die Panik in ihrer eigenen Stimme hören und spürte wie Ramons Griff noch etwas fester wurde.

      „Beschreib´ mir, was du siehst.”

      Vanessa stöhnte auf. Wieso musste dieser Kerl sie nur so herumkommandieren? Und warum in aller Welt machte sie das überhaupt mit?

      „Es sieht aus wie Rauch oder wabernde Dunkelheit. Es hat grob menschliche Form.” Mit jedem Wort schien ihre Stimme höher und schriller zu werden. Sie hatte den Eindruck immer mehr den Bezug zur Realität zu verlieren. Angst kroch in jede Faser ihres Denkens.

      „Was tut die Gestalt?”

      „Sie schwebt da.” Doch in diesem Moment glitt der Schemen um den Schrank herum und verschwand aus Vanessas Sicht. „Sie ist hinter dem Schrank verschwunden.”

      „Folge ihr!”

      Ein Kopfschütteln, mehr brachte sie nicht zu Stande, sie würde keinen Schritt tun können, vermutlich konnte sie eh nur noch stehen, weil Ramon sie festhielt.

      „Keine Angst. Ich bin mir sicher, wenn es dir zeigen konnte, was du sehen sollst, wird es dich in Ruhe lassen.”

      Das war etwas, an das sie sich zu klammern versuchte. Es war einfach nur verrückt was sie hier tat. Wieso sollte es ihre Wahnvorstellung interessieren, ob sie ihr nun folgte oder nicht?

      „Weil es keine Wahnvorstellung ist, es ist da. Das ist deine Gabe. Deshalb siehst du es.” Erst jetzt begriff sie, dass sie ausgesprochen haben musste, was sie dachte. Ihr standen die Tränen in den Augen. Diese ganze Situation war verrückt. Doch schließlich ging sie auf den Schrank zu. Ramons Griff lockerte sich und eine Hand verschwand, die andere Hand legte er leicht auf ihre Schulter. Es war bei jedem Schritt als würde sie schweben, sie nahm kaum wirklich wahr, dass ihre Füße den Boden berührten. Das Rauschen war einem monotonen Brummen gewichen, dass ein wenig wie ein Laubbläser klang, der in einiger Entfernung betrieben wurde, aber auch das klang seltsam hohl.

      Diese Situation war der blanke Horror. Als sie am Schrank ankam zögerte sie, doch Ramon schob sie um die Ecke. Die wabernde Dunkelheit glitt ein Stück weiter und verschwand dann im Boden und damit außer Sicht.

      „Sie ist da vorn im Boden versunken! Können wir jetzt gehen? Mir reicht es wirklich!” Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und voll vom Entsetzen, welches sie in jeder Zelle ihres Körpers spüren konnte.

      „Was ist da vorn unter dem Boden?”

      „Nichts!” Zumindest vermutete sie das. Soweit sie wusste, war nur das Haupthaus unterkellert.

      „Ich schau mir das mal an!” Ramon ließ sie los, ging an ihr vorbei und auf die Stelle zu. Eine neue Welle von Furcht ergriff sie und legte sich wie eine kalte Hand um ihr Herz. Unfähig etwas anderes zu tun, beobachtete sie, wie Ramon sich hinab beugte und das Stroh zur Seite wischte. Doch da war nichts. Dann begann er in immer größer werdenden Kreisen zu suchen. Er konnte da nichts finden, das war vollkommen ausgeschlossen, doch dann hörte sie, wie er ein triumphierendes Geräusch von sich gab und mit einem Ruck eine Holzklappe hochzog. Das war eindeutig nun wirklich zu viel des Guten. Wie hatte sie das wissen können? Wieso hatten ihre Einbildungen sie hierher geführt? Ihr Blick war auf das dunkle Loch im Boden gerichtet, unfähig einen wirklich klaren Gedanken zu fassen. Erst als Ramon ihr die Sicht auf das Loch nahm indem er sich vor sie stellte, konnte sie sich davon losreißen. Erstaunt stellte sie fest, dass das Brummen fort war. Zu hören war der Wind, der durch Ritzen und Spalten fegte, von denen es hier Unmengen gab. Verwirrt erkannte sie auch, dass es wieder muffig roch und sie ihren Körper wieder besser wahrnahm.

      Er lächelte und war offenbar sehr zufrieden, als er sie jedoch musterte schlug das sehr schnell in Sorge um. „Ist alles okay? Du siehst aus, als würdest du gleich einfach umkippen.”

      „Das ist absolut nicht möglich”, stammelte sie nur als Antwort. Sie fand einfach keine Erklärung hierfür. Zumindest keine, die einen Sinn gemacht hätte. Es war, als wäre die ganze Welt aus den Fugen geraten, sie fühlte sich so machtlos und unsicher wie noch niemals zuvor in ihrem Leben.

      „Versuch es einfach als möglich zu akzeptieren, es ist noch viel mehr möglich.”

      „Vielleicht ist das einfach alles nicht real, diese ganze Situation, du, einfach alles.” Es war der Versuch ihres Verstandes eine logische Erklärung zu finden, die dem Bild der Welt, wie sie es bisher hatte, nicht schadete.

      Ramon nahm ihre Hand und sie ließ es geschehen. Wieder massierte er sie leicht. „Realität.” Stellte er einfach nur fest. Als sie ihm nicht glaubte, kniff er völlig unerwartet in die Hand, der Schmerz jagte den Arm herauf. Mit einem erschrockenen Schmerzenslaut entzog sie ihm die Hand, musterte ihn wütend und rieb sich die schmerzende Stelle. Er grinste nur „Sehr real, wie du siehst.”

      Sie war ziemlich sauer, denn der war nicht gerade vorsichtig gewesen. Schnell erkannte sie aber, dass er Erfolg gehabt hatte, ihre Gedanken fluchten über diesen blöden Kerl und seine Dreistigkeit. Das alles fühlte sich sehr real an, für einen Moment hatte sie sogar das Entsetzen vergessen.

      Er wartete, musterte sie aufmerksam und grinste amüsiert, als habe er genau mitbekommen, was in ihr vorging. Einladend streckte er die Hand aus. „Gehen wir nachsehen?”

      Den Teufel würde sie tun! Keine zehn Pferde würden sie da runter bekommen. Sie rieb sich die immer noch schmerzende Stelle und schüttelte den Kopf. Das Grinsen, das sich dabei auf seinem Gesicht ausbreitete, brachte Vanessa dazu, ernsthaft über eine Ohrfeige nachzudenken. Verdient hätte er sie sich definitiv.

      Zu ihrer großen Überraschung beließ er es dabei und machte keinen weiteren Versuch, sie in das Loch hinunter zu bekommen, sondern ging allein darauf zu. „Ich schaue nach, warte hier!”

      Irre, genau das war das Wort, welches sein Vorhaben am besten beschrieb. Doch damit ließ er sich schon in das Loch hinunter, das offenbar nicht allzu tief war, denn sein Kopf schaute oben noch raus. Dann duckte er sich und verschwand.

      Die Furcht kehrte zurück. Nun war sie hier allein, allein in einer Scheune, nur ein paar Meter von einem Loch im Boden entfernt, in dem womöglich diese komische Schattengestalt noch steckte und als wäre das nicht schlimm genug, machte sie sich um diesen Spinner auch noch Sorgen. Sie verfluchte diese Leichtsinnigkeit, er sah noch nicht wieder so aus als könnte er irgendetwas unternehmen, wenn sich herausstellte, dass ihn da unten irgendwas fressen wollte. Sie fluchte innerlich. Doch dann setzte sie sich in Bewegung auf das Loch zu. Als sie es erreichte, erklang von unten seine Stimme: „Bleib oben!” Das würde sie sich bestimmt nicht zweimal sagen lassen. Das Einzige, das sie daran ärgerte war der Tonfall gewesen. Es klang wie ein Befehl. Das war eine Sache, die er sich schleunigst abgewöhnen sollte.

      Als er schließlich wieder auftauchte, hievte er eine schwere Kiste aus dem Loch und zog sich dann mühsam selbst heraus. Er rollte sich auf den Rücken, atmete schwer und war ziemlich erledigt. Die Kiste war offenbar sehr alt und bedeckt von Staub und Spinnweben. Doch Vanessas Aufmerksamkeit galt nicht der Kiste, sie ging neben ihm

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