Das Geheimnis der Schatten. Viktoria Vulpini

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Das Geheimnis der Schatten - Viktoria Vulpini

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aber die Nacht auf der Couch und ein Frühstück in netter Gesellschaft, schlagen im Moment die Vernunft.”

      Den Tag heute konnte man getrost als große Katastrophe abtun. Doch das Schlimmste war, dass der einzige Mensch, der sie nicht für verrückt hielt, morgen schon wieder aus ihrem Leben verschwinden würde und noch viel bitterer war das Wissen, dass sie ihn vermutlich niemals wiedersehen würde. Schlimmer noch, es würde unmöglich sein herauszufinden wie es ihm erging. Es war einfach alles nicht fair.

      Ein paar stabile Schuhe, ein Rucksack und Klamotten waren schnell besorgt und genauso schnell war sie wieder auf dem Rückweg. Natürlich hatte sie prompt die Milch vergessen, aber das war ihr egal. Sie wollte nach Hause. Sie wusste, dass ihre Gründe, wieso ihr das alles so schwer fiel, rein egoistischer Natur waren. Doch es scherte sie nicht groß. Das ganze Leben war egoistisch, wieso sollte sie das dann nicht auch einmal sein dürfen? Der Gedanke, wieder mit ihren Problemen allein zu sein, war unerträglich. Sie würde nie im Leben den Mut haben, so etwas wie heute Nachmittag zu wiederholen. Genau genommen wäre sie weggelaufen, schreiend und ohne noch einmal zurück zu blicken, wenn Ramon sie nicht davon abgehalten hätte. Es gefiel ihr zwar nicht, dass jemand sie zu etwas zwang, aber das, was Ramon am Nachmittag getan hatte, war auch eher ein Schubs in die richtige Richtung gewesen.

      Das Taxi hielt vor ihrem Grundstück. Sie zahlte, nahm die Einkäufe und rannte fast zur Haustür. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie allein sein würde. Allein, bis heute Morgen war das noch ein Traumwort gewesen, aber jetzt war es ein reiner Alptraum.

      Die Stube war tatsächlich leer, auch die Reste waren wegräumt worden. Nur die Decken lagen dort noch herum, genau wie die Kiste. Weder in der Küche noch im Gäste-WC war er, wie sie enttäuscht feststellte. Wieder ging sie in die Stube und starrte die leere Couch an. Wirklich überrascht war sie nicht, sie hatte es geahnt. Dieser verdammte Idiot hatte es versprochen, und er hätte die Ausrüstung wirklich nötig gehabt. Sie stand dort wie ein Esel und kämpfte mit einer Mischung aus Wut und Trauer. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn und sie verstand nicht wirklich, wieso das so war. Sie hätte es ahnen müssen. Dummheit kannte manchmal keine Grenzen, zumindest nicht, wenn es um ihre eigene ging.

      Eine Berührung an ihrer Schulter riss sie unsanft aus ihren Gedanken. Es war fast ein wie ein elektrischer Schlag, ihr Herz rutschte bis in die Kniekehlen und raste vor Schreck los, während sie einen erschrockenen Laut von sich gab und herum fuhr. Doch es war nur Ramon, der grinste. Das war zu viel! Ihre total wirren Gefühle, die Wut und der Schreck entluden sich in einer Ohrfeige, mit der wohl keiner von beiden wirklich gerechnet hatte. Das Geräusch, das ihre Hand auf seiner Wange machte, war erschreckend laut und hinterließ einen roten Abdruck. Ihre Handfläche kribbelte. Doch ihr tat das nicht Leid, die Wut hatte gewonnen und sie funkelte den jungen Mann an, dessen Mund leicht offen stand, eine Hand an der Stelle wo sie ihn erwischt hatte und drein sah, als könnte er das gar nicht fassen. Mit dieser Reaktion hatte Ramon ganz offensichtlich nicht gerechnet. Für ihn schien es nur ein kleiner Spaß gewesen zu sein und sie hatte nicht schlecht Lust die Ohrfeige zu wiederholen. Sie riss sich zusammen. Das sein kleiner Spaß nach hinten losgegangen war, war ihm sofort klar und so etwas wie Reue zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Doch das interessierte sie nicht.

      „Die Klamotten stehen neben der Couch. Du weißt ja wo alles ist. Nacht!” Die Wut tobte wie ein wütendes Tier in ihr.

      „Vanessa…” Es klang, als wollte er sich entschuldigen, doch sie funkelte ihn nur wütend an.

      „Leg dich schlafen, so wie ich das sehe hast du eine anstrengende Weiterreise vor dir.” Damit ließ sie ihn einfach stehen.

      Das hatte gesessen, sie hatte gesehen wie er unter den Worten merklich zusammengezuckt war. Doch das kümmerte sie im Moment nicht weiter. Sie rannte förmlich nach oben, schlug die Türen hinter sich zu und warf Schuhe und Jacke von sich und sich selbst aufs Bett. Tränen der Wut füllten ihre Augen. Er hatte offenbar nichts Besseres zu tun, als mit ihr zu spielen. Verfluchte Menschen, sollten sie allesamt zur Hölle fahren.

      Das letzte Licht des Tages war schon lange verschwunden. Vanessa lag immer noch auf ihrem Bett. Ihre Wut war verpufft und sie sah ein, dass sie vielleicht etwas überreagiert hatte. Ein kleiner Scherz und das Ganze war so dermaßen eskaliert. Natürlich waren daran die schlechten Erfahrungen mit Menschen in ihrer Vergangenheit schuld. Das konnte schon das meiste erklären, aber wenn sie ehrlich zu sich selbst war, verstand sie ihre eigene Reaktion selbst nicht so ganz. Es war heute einfach ein harter Tag gewesen.

      Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es schon nach Mitternacht war. Das schlechte Gewissen nagte an ihr und sie überlegte, ob sie sich womöglich entschuldigen sollte. Nach einer immer weiter anwachsenden Unruhe, die sie verspürte, schlug sie frustriert die Decke beiseite und schwang die Beine aus dem Bett. Es half nichts, sie würde sich entschuldigen. Jetzt! Während sie ihre Klamotten gerade rückte, sich das Gesicht kurz wusch und sich auf den Weg hinunter machte, kam ihr in den Sinn, dass er vielleicht schon gegangen sein könnte. In der Stube war alles ruhig und dunkel. Sie zögerte, wollte nicht nachsehen, ob er nur schlief oder schon weg war und ging stattdessen in die Küche, wo sie sich einen heißen Kakao aus Pulver machte. Es war nur ein dürftiger Ersatz für einen richtigen Kakao, aber das würde schon gehen.

      Auch als sie die Küche mit der Tasse dampfenden, wohlriechenden Kakaos verließ war noch alles dunkel und still. Auch das Wissen, dass es albern war nicht einfach eben nachzusehen, schaffte es nicht ihre Schritte in diese Richtung zu lenken. Stattdessen machte sie sich auf den Weg wieder hinauf.

      „Fange ich mir noch eine ein, wenn ich versuche mich zu entschuldigen?” fragte eine leise Stimme aus der Stube, als sie gerade die Hand nach der Türklinke ausstrecken wollte. Sie fuhr erschrocken zusammen, nur mühsam hatte sie verhindern können, dass ihr Kakao auf dem Boden landete. Sie ließ die Hand sinken. Er war also doch noch da. Einen Moment verharrte sie dort wo sie war, doch dann gab sie sich einen Ruck und machte sich auf den Weg in ihre Stube. Die ganze Sache war ihr mehr als unangenehm. In dem wenigen Licht, dass von draußen herein fiel, konnte sie ihn auf der Couch sitzen sehen. Sie verzichtete darauf das Licht einzuschalten, setzte sich und stellte den Kakao auf dem Tisch ab.

      „Nein, und es tut mir leid. Ich bin einfach mit den Nerven am Ende. Der Tag war einfach zu viel.” Selten zuvor war sie sich so dumm vorgekommen wie in diesem Moment.

      „Ich bin manchmal ein ziemlicher Idiot. Ich hatte dich bemerkt, als du dich wieder genähert hast. Ich habe keine Ahnung was ich mir dabei gedacht hatte, ich wollte einfach nur… witzig sein?! Mir war nicht klar, dass…”

      Vanessa unterbrach ihn: „Ich total daneben bin.” Er schüttelte zwar den Kopf, aber sie sprach weiter. „Der Tag war einfach ein bisschen viel, er hat viele alte Schrecken ausgebuddelt und alte Wunden wieder aufgerissen, ich glaube, ich stehe noch ein wenig neben mir.”

      „Es war eine bescheuerte Idee, auch von meiner Seite aus. Ich habe ja gesehen, wie heftig das alles heute für dich war. Ich sage ja, ich bin manchmal ein ziemlicher Idiot.”

      „Vergessen wir es einfach?” schlug sie vor und Ramon nickte fast sofort.

      Sie schob ihm den frisch gemachten Kakao rüber. Doch es blieb schweigsam.

      „Woher wusstest du eigentlich vorhin, was zu tun war?” fragte Vanessa plötzlich, weil es ihr durch den Kopf schoss. „Konntest du das Ding auch wahrnehmen?”

      „Nein, ich habe gar nichts wahrgenommen.” In der herrschenden Dunkelheit konnte sie seine Gesichtszüge nicht erkennen. „Mir schien es das Sinnvollste zu sein, deiner Gabe einfach zu vertrauen und zu sehen, wohin sie uns führt.”

      „Das hieße, du konntest gar nicht mit Bestimmtheit sagen, dass es harmlos ist?!”

      „Vanessa,

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