Das Geheimnis der Schatten. Viktoria Vulpini

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Geheimnis der Schatten - Viktoria Vulpini страница 13

Автор:
Серия:
Издательство:
Das Geheimnis der Schatten - Viktoria Vulpini

Скачать книгу

dieser ist, obwohl wir ihn nie gesehen haben, das gibt natürlich ein paar taktische Vorteile, aber auch sonst ist das sehr nützlich. Während die meisten Erwachten auf ihre normalen fünf Sinne angewiesen sind, können wir uns mit Hilfe dieses Radars an ihnen vorbei schleichen, sie überraschen, ihnen aus dem Weg gehen. Das passt den meisten Leuten schon nicht in den Kram, denn damit haben wir natürlich einen entscheidenden Vorteil. Aber der Hauptgrund für die Angst der Erwachten ist der Jagdtrieb. Hin und wieder müssen wir einfach jagen und das tun wir auf Erwachte, wir verfolgen sie mit Hilfe ihres Zeichens und fangen sie. Theoretisch vollkommen ungefährlich, dummerweise hat sowohl der Jäger und sein Gefolge, als auch einige, nicht ganz zurechnungsfähige Venatoren immer wieder bewiesen, dass diese Jagden auch ziemlich blutig ablaufen können. Aber im Prinzip ist es nicht viel mehr als ein Fangenspiel.”

      „Mehr nicht?”

      „Danach werden sie unterworfen, mit einem einfachen Abschlagen ist es nicht getan. Eine kurze Rangelei aus denen wir als Sieger hervorgehen, wenn die Beute dann quasi unterlegen am Boden liegt. Dann sind wir zufrieden, dass ist… entspannend.”

      „Und die Beute?”

      „Der muss dabei nichts passieren. Es ist nicht nötig sie zu verletzen oder gar zu töten. Theoretisch kann das beiden Beteiligten sogar Spaß machen, das Problem ist nur, dass es quasi unmöglich ist jemanden zu finden, der bereit ist, da mitzumachen. Schließlich gelten wir als verrückt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir durchdrehen.”

      „Warum lasst ihr das dann nicht einfach?”

      „Diese Wahl haben wir leider nicht. Je länger wir das aufschieben umso größer wird der Drang. Irgendwann sind wir soweit, dass wir sogar einem unerwachten Radfahrer hinterher rennen würden, einfach weil er sich schneller bewegt und wir jagen wollen, dann hat man quasi keine Kontrolle mehr darüber, ob man jagen will oder nicht. Soweit lässt man es aber nicht kommen, das ist für einen selbst sehr gefährlich und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass so eine Jagd dann total eskaliert. Wenn man es soweit treibt, vergisst man alle Vorsicht, eine denkbar leichte Beute für andere Erwachte, die uns jagen und wenn die Erwachten einen in die Finger bekommen ist man, wenn man Glück hat, tot.”

      „Wenn man Glück hat?” wiederholte sie verwirrt.

      Noch bevor er antwortete, sah sie ihm schon sehr deutlich an, dass er darüber nicht weiter sprechen wollte. „Zerbrich dir darüber nicht den Kopf.” So leicht wollte sie zwar nicht klein bei geben, aber sie riss sich zusammen und schwieg. „Deshalb fürchten uns die Menschen, in der Theorie sind wir nicht gefährlicher, als alle anderen auch, aber dank der Geschichte mit dem Jäger und einer langen Liste von Venatoren, die auch ziemlich verdreht waren, setzen die meisten Erwachten eine Jagd mit einem Todesurteil gleich. Obwohl, meiner Erfahrung nach, die meisten Venatoren, ihre unfreiwilligen Partner nicht anrühren. Sie jagen, sie unterwerfen und lassen sie dann ziehen, ohne ihnen irgendeinen Schaden zuzufügen.”

      „Klingt unangenehm.”

      Ein erneutes Schulterzucken. „Ich glaube die Jagd an sich ist nicht das Schlimme. Die Angst vor dem Venator ist das größere Problem. Die meisten Erwachten haben Todesangst, denn sie wissen natürlich nicht, wie der Venator, der sie auserkoren hat, drauf ist. Sie rennen und kämpfen um ihr Leben. Meistens vollkommen überflüssigerweise, denn wie ich schon sagte, die meisten Venatoren sind keine verrückten Psychopathen. Jagen, unterwerfen, fertig. Wir bemühen uns wann immer möglich, jemanden freiwilligen zu finden, wenn wir das Glück haben einem anderen Venator zu begegnen, dann kann man mit ihm jagen. Man tauscht die Rollen und beide sind zufrieden, aber es gibt nicht überall Venatoren.”

      „Es klingt ein wenig beängstigend”, räumte Vanessa ein. „Ich glaube, da gehört wohl eine ziemliche Portion Vertrauen dazu, sowas mitzumachen.”

      „Ja, das macht es erheblich einfacher.”

      „Wieso tut ihr euch dann nicht zusammen?”

      „Weil wir immer auf der Flucht sind, Vanessa. Es gibt Mittel und Wege uns aufzuspüren, ganze Gruppen, die damit ihr Geld verdienen Venatoren zu jagen.”

      „Aber wenn derjenige gar nichts getan hat und nicht verrückt ist?”

      Ramon schüttelte den Kopf. „Venatoren werden ausradiert, egal ob man sie persönlich kennt, ob sie jemals jemandem etwas getan haben oder nicht.” Er atmete tief durch. „Aber lass uns bitte nun das Thema wechseln, es sollte hier nicht um mich gehen, wenn du Glück hast wirst du nie wieder einen Venator sehen, sobald ich weg bin.”

      Diese Informationen rückten die ganze Sache in ein ganz anderes Licht, vorausgesetzt natürlich, dass das alles so stimmte. Immer auf der Flucht zu sein, war etwas das sie sich nicht einmal wirklich vorstellen konnte. Gerne hätte sie mehr erfahren, aber in seinem Gesicht, das wieder verschlossen wirkte, konnte sie sehen, dass sie keine weiteren Antworten mehr bekommen würde.

      „Du musst nicht morgen schon gehen. Du kannst ruhig noch ein paar Tage bleiben.” Sie sprach aus, was ihr in den Sinn kam, ohne sich die Mühe zu machen, das genauer zu durchdenken.

      „Lieber nicht, ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen. Du warst ein Träumer, man wird dir noch keine großen Vorwürfe machen, dass du mich nicht direkt gemeldet hast, aber jetzt bist du kein Träumer mehr. Je nachdem, wie korrekt die Führer dieses Gebietes sind, könntest du wirklich Zoff bekommen, wenn ich länger bleibe und man dir eventuell sogar nachweisen kann, dass du das wusstest. Ich bin eigentlich schon viel zu lange hier.” Der bedauernde Tonfall in dem er das sagte, machte klar, dass er gern noch eine Weile bleiben würde. Gleichzeitig klang er so fest entschlossen, dass es unsinnig war zu versuchen ihn umzustimmen. Er würde morgen gehen, darüber gab es keinen Zweifel.

      Gegen diese Art von Problemen, waren ihre eigenen ein ziemlicher Witz. „Das tut mir echt Leid.” Etwas Besseres war ihr nicht eingefallen, aber sie wollte das Schweigen, das sich ausgebreitet hatte, beenden.

      „Was denn? Dass die Menschen Idioten sind? Dass ich da einfach Pech hatte?” er zuckte die Schultern, was den scharfen Ton direkt wieder etwas entschärfte. „Es ist einfach dumm gelaufen, ich versuche das Beste daraus zu machen.”

      Fair und nett war das Leben irgendwie nie. Es war zum Mäuse melken. Einen Moment sah sie ihn an: Er betrachtete die Brote, schien aber selbst in Gedanken weit weg zu sein. Dann stand sie auf, holte einen Zettel und einen Kugelschreiber aus der Küche und setzte sich wieder hin. Vielleicht war es ja albern, aber es würde ihr nicht wehtun und ihm vielleicht etwas helfen.

      „Muss ich dich umhauen und selbst nachsehen, schätzen oder verrätst du mir deine Kleidergrößen, ich muss eh dringend noch mal los und wenn du morgen gehst solltest du zumindest wieder etwas besser ausgestattet sein.” Offenbar wollte er widersprechen, aber sie fuhr schon fort. „Des Weiteren hasse ich es, wenn ich jemandem etwas schuldig bin. Und ich glaube der Nachmittag war hilfreicher, als die unzähligen Therapiestunden, die ich davor hatte.” Der junge Mann schüttelte überrascht den Kopf, gab aber direkt klein bei. „Wage es nicht einfach verschwunden zu sein, wenn ich wiederkomme.” Es war eine Drohung, vor allem weil sie Angst hatte, dass er genau das tun könnte.

      „Sonst was?” Seine Worte klangen amüsiert und Vanessa spürte, wie ihr für einen Moment drohte die Röte ins Gesicht zu steigen drohte.

      „Sonst hast du jemanden hinter dir her, der dir gehörig den Hintern versohlt, wenn er dich aufgespürt hat.”

      „HOHO! Hör sich das einer an. Das klingt schon fast nach einer Herausforderung.” So entspannt und ausgelassen hatte er noch nie ausgesehen. Dieser kurze Moment erlaubte ihr einen Blick auf den Mann, der er sein könnte, wenn man ihn

Скачать книгу