Das Geheimnis der Schatten. Viktoria Vulpini

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Das Geheimnis der Schatten - Viktoria Vulpini

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diese Scheune ihr zu Hause nannten. Doch das war alles sehr real. Nirgendwo eine Spur von etwas, was nicht in diese Umgebung gehörte. Dies teilte sie Ramon auch mit und wollte sich schon, erleichtert wie sie nun war, zum Gehen wenden.

      Doch Ramon, der hinter ihr in die Scheune getreten war, zog die Tür hinter sich zu. „Nun konzentrieren Sie sich auf den Schatten, auf den Moment bevor sie ihn gesehen haben in der Küche, rufen Sie sich ihre Gefühle und Gedanken in Erinnerung.” Über die Schulter hinweg sah sie ihn skeptisch an. Was sollte das werden? Er schien sich seiner Sache ganz sicher zu sein. Im Gegensatz zu ihr wirkte er vollkommen gelassen und ruhig, aber auch sehr zuversichtlich. Wollte sie das wirklich tun? Was sollte ihr das bringen? Ihr Interesse daran, heute womöglich noch einen Schatten zu sehen, war gleich null. Sie schüttelte den Kopf, das hier war einfach totaler Unsinn und reine Zeitverschwendung in ihren Augen.

      „Sie müssen lernen es zu kontrollieren und das funktioniert nur so!” So langsam wurde es ihr unheimlich, dass er scheinbar ziemlich gut zu wissen schien, was in ihr vorging. Obwohl das natürlich auch nicht sonderlich schwer zu erraten war.

      Sie zögerte. Was war, wenn er sich irrte? Wenn sie total durchdrehte? Was wusste er schon über dieses Problem? Mehr als sie wie es schien. Der Gedanke gefiel ihr nicht, aber er stimmte. In ihrem Kopf begann sie sich vorzustellen, was alles passieren könnte. Sie musste an Die Geister, die ich rief denken. Sie hatte einen unangenehmen Geschmack im Mund und der Geruch, der hier in der Scheune herrschte, störte sie erheblich. Sie wollte raus aus der Scheune und das so schnell wie möglich. „Das ist albern!” Bei diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und wollte an Ramon vorbeigehen. Er griff erneut nach ihrem Arm.

      „Vanessa…” Er suchte einen Moment nach Worten. „Wenn du das jetzt nicht lernst, wirst du womöglich dein ganzes Leben immer wieder solche Probleme haben. Was ist, wenn es beim Autofahren oder Einkaufen passiert? Wenn es irgendjemand mitbekommt, der keine Ahnung hat? Es kann dich in enorme Schwierigkeiten bringen, wenn du damit die Träumer weckst und selbst wenn du sie nicht weckst, ist es wirklich den Preis wert? Du hast doch nichts zu verlieren. Und du bist nicht allein, ich bin auch hier.”

      Bei der Vorstellung wie sie womöglich mitten in einer Menschenmengen etwas sah, wie alle Passanten sie anstarrten, wie sie die Blicke dann auf der Haut spüren würde, das Tuscheln hinter vorgehaltener Hand, wurde ihr eiskalt. Vermutlich würde sie das dann auch direkt wieder zurück in diese Klinik bringen, aus der sie vermutlich kein zweites Mal entkommen würde.

      „Wer bist du eigentlich wirklich? Was genau ist hier los?” Ihre Stimme klang bissig.

      „Du bist erwacht und hast nie gelernt mit deiner Gabe umzugehen. Wenn ich genaueres über diese Art von Fähigkeit wüsste, würde ich es dir sagen, doch vermutlich wirst du jemanden finden müssen, der eine ähnliche Gabe hat wie du, um wirklich alle Fragen beantwortet zu bekommen.” Es klang geduldig und ruhig, aber auch mitfühlend, ein wenig, als wäre das nicht sein erstes Mal in so einer Situation.

      „Und was ist deine Gabe?” Es war der Versuch irgendetwas zu finden, was sie aus dieser Situation raus bringen konnte, vielleicht auch seine Lüge, denn darum musste es sich doch handeln, auffliegen zu lassen.

      „Ich bin ein Jäger, ein Venator.” Er schien die Wahrheit zu sagen, doch gleichzeitig schien er sich genauso wenig wohl dabei zu fühlen das auszusprechen, wie sie selbst. „Meine Gaben sind körperlicher Natur: Schnellere Heilung, erhöhte Ausdauer, solche Dinge.”

      „Das klingt nicht, als wäre das auch nur im Ansatz problematisch”, gab Vanessa skeptisch zurück. Er nahm die Hand von ihrem Arm und wirkte ernst, doch vielleicht war er einfach nur ein guter Schauspieler. Trotzdem wartete sie ab.

      „Ist es in der Regel auch nicht, aber wir haben einen Jagdtrieb, der bringt auch ab und an seine Probleme mit sich.” Dass er nicht gern darüber sprach, sah man ihm direkt an. Warum er es trotzdem tat, war ihr ein Rätsel.

      „Was soll das sein?” Unter normalen Umständen hätte sie nicht weiter gebohrt, aber das hier waren keine normalen Umstände und sie hatte ein Recht nachzufragen, wenn er wollte, dass sie das tat was er sagte.

      Ramons Blick glitt durch den Raum, als suchte er irgendetwas womit er sich aus dieser Situation befreien konnte, atmete dann hörbar ein. „Wir müssen hin und wieder jagen.” Sie verstand immer noch nicht so wirklich, wo das Problem lag und er fügte seufzend hinzu: „Wir jagen andere Erwachte. Menschen wie dich oder die beiden Leute, die gestern Abend da waren.” Zwar schien die Liste damit noch nicht zu Ende zu sein, doch das genügte auch schon. Sie verlor alle Farbe aus dem Gesicht.

      Sie hatte von Leuten gehört, die auf Menschenjagd gingen, es war ein sehr beliebtes Thema gerade in amerikanischen Büchern und Filmen. Meist waren es dann irgendwelche Familien, die über Generationen hinweg ab und an mal Leute entführten und sie dann wie ein Wildschein jagten und erlegten.

      Ramon seufzte frustriert und irgendwie auch enttäuscht. „Du brauchst keine Angst haben. Ich bin derzeit wirklich nicht in der passenden Stimmung und deine Vorstellungen darüber sind garantiert schlimmer, als es in Wahrheit ist.” Er fühlte sich ganz offensichtlich nicht ganz wohl in seiner Haut und das sah man ihm deutlich an. „Kümmern wir uns um deine Gabe.”

      Doch so leicht würde sie nun nicht klein bei geben. „Nicht so schlimm heißt was genau?”

      „Vielleicht zeigt es dir mal jemand.” Es klang schon fast ein wenig herausfordernd und hätte sie noch etwas Farbe im Gesicht gehabt, hätte sie diese wohl auch direkt verloren. Sie wollte etwas sagen, doch er schüttelte den Kopf. „Du hast versprochen keine Fragen zu stellen, erinnerst du dich?” Die Erinnerung an ihr Versprechen, aber auch die Art und Weise wie er dabei drein sah, ließen sie schließlich nicken. Schmerz und Frustration lagen in seinem Blick und etwas Dunkles, Gefährliches. Es war offensichtlich, dass sie mit ihren Fragen tief genug gebohrt hatte. Sie wusste selbst nur zu gut, wie sensibel manche Themen waren und wie schnell ein unbedachtes Wort alte Wunden wieder aufreißen konnte.

      „Tut mir Leid!”, sagte sie und meinte es auch so. Er nickte und machte eine einladende Geste. Innerlich fluchte sie. Vielleicht hatte sie wirklich für einen Moment gedacht, sie würden das hier nun abbrechen, aber da hatte sie wohl falsch gedacht. Er wirkte so überzeugt davon, dass sie sich tatsächlich mit einem Ruck wieder umdrehte und den Blick durch den Raum schweifen ließ, doch da war nichts. „Da ist nichts.” Bei den Worten kam sie sich unglaublich bescheuert vor. Sie rechnete schon fast damit, dass er nun gleich in schallendes Gelächter ausbrechen würde, doch er legte ihr nur die Hand auf die Schulter. Die Hitze, die seine Hand ausstrahlte, lenkte sie ab. Es war ungewöhnlich, dass irgendjemand sie einfach so anfasste. Es war ungewohnt und auch etwas unangenehm, doch gleichzeitig gab es ihr Halt. Es war sehr real, genau das Gefühl war es auch gewesen, das sie in der Küche aus ihrer Starre geholt hatte.

      „Sieh dich richtig um, versuch´ dir das Gefühl in den Sinn zu rufen, das du hattest, als du es draußen gesehen hast.”

      Ihr Herz klopfte schneller und ihre Knie wurden weich. Sie zögerte und tat es dann doch. Womit auch immer sie gerechnet haben mochte, mit der Tatsache, dass kaum ein paar Meter von ihr entfernt plötzlich und wie aus dem Nichts ein Schatten auftauchte, hatte sie nicht gerechnet. Ihr entfuhr ein leiser Schrei und sie machte einen entsetzten Sprung nach hinten. Der Schatten schien sie direkt anzusehen, so weit ein Schatten aus wabernder Dunkelheit überhaupt etwas wahrnehmen konnte. Bei ihrem Zurückweichen war sie gegen Ramon gestoßen, der ein leises, schmerzhaftes Keuchen von sich gab, sie an beiden Oberarmen packte und festhielt. Panik stieg in ihr auf.

      „Was siehst du?”

      Die Worte drangen nur gedämpft an ihre Ohren. Sie wollte davonrennen, doch ihre Beine versagten ihr den Gehorsam. Ein Rauschen wie das ferne Branden der See

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