JUSTITIAS BRUDER. Dietmar Kottisch

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JUSTITIAS BRUDER - Dietmar Kottisch

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dass ihr meine Anwesenheit hier vor der Polizei bestätigt! Christine kann ich doch nicht mit hineinziehen, ist doch klar!“

      Praun war ihr Steigbügelhalter auf der Karriereleiter nach oben. Beide schlugen nach dem Studium die Beamtenlaufbahn ein. Es dauerte nicht lange, bis Heiner Praun sie ins Ministerium holte.

      „Wenn du uns die Adresse der Lady gibst, können wir ja mal drüber reden…“ feixte Kammer. Aber Praun fand das gar nicht lustig.

      „Übrigens, dieser Penner, wo lebt der?“

      „Kann ich rauskriegen,“ sagte Glauburg.

      „Tu das, und biete ihm ein paar Euro, wenn er zugibt, sich getäuscht zu haben. Es wäre besser, wenn er erst gar nicht als Zeuge auftreten muss. Sicher ist sicher. Ihr wisst ja, wie schnell ein Gerücht zum Rufmord werden kann.“ Praun war aufs Äußerste erregt. Er trank das Glas aus und füllte es neu.

      „Wo Rauch ist, ist auch Feuer, meinst du?“ sagte Kammer.

      „Natürlich.“

      „Wie viel?“

      Praun winkte ab. „Der ist doch froh, wenn er Tausend kriegt. Aber der kann uns auch gefährlich werden. Erhöhe notfalls auf Dreitausend.“

      Kammer und Glauburg registrierten die Bemerkung …kann uns…mit einem starken Unwohlgefühl.

      „Wie soll ich das Geld verbuchen lassen?“

      „Als Spende fürs Obdachlosenasyl…was denn sonst?“ Der Minister lachte, aber es war ein verstecktes Verzweiflungslachen.

      Glauburg sagte später zu seinem Kollegen, als sie alleine waren: „ Ich hab ein Scheißgefühl dabei.“ Kammer zuckte nur mit den Schultern.

      Ludwig Very bekam einen Tag später Besuch von einem jungen Mann im dunklen Anzug, weißen Hemd, bunter Krawatte, Bart und gefärbten Haaren, der sich als Johann Liedmann vorstellte. Er lud zu Verys Überraschung den alten Mann zu einem Mittagessen ein. Sie gingen in ein Restaurant in der Nähe des Heimes. Während des Essens bot Liedmann dem Obdachlosen tausend Euro an, wenn er seine Aussage zurücknehme. Very schaute den Mann intensiv an und schüttelte wortlos und widerstrebend den Kopf. Liedmann legte sein Besteck auf den Tisch, steckte sich eine Zigarette an und starrte Ludwig Very aus schmalen Augen an. „Haben Sie schlecht gehört? Oder gar nicht gehört? Tausend Euro, zweitausend Mark, bar und steuerfrei. Mensch Very!“

      Very aß in aller Ruhe weiter, dann blickte er auf. „Nein.“

      „Das ist wie ein Fünfer im Lotto…mit Zusatzzahl!“ Sein Ton wurde lauter und aggressiv. Einige Gäste blickten auf.

      „Gut, Very. Sie sind ein verdammtes Schlitzohr. Ich mache Ihnen ein neues Angebot.“

      Liedmann erhöhte auf dreitausend, aber Very schüttelte immer wieder den Kopf.

      „Warum?“ fragte Liedmann und versuchte, seinen Zorn unter Kontrolle zu kriegen, „dreitausend Euro sind für dich wie ein Sechser im Lotto, verflucht….“

      Er sah seine Mission als gescheitert an. In seinem Kopf blühten Ängste auf.

      Very legte das Besteck zur Seite. „Sie sind sicher der Meinung, obdachlose Menschen sind wertlose und nutzlose arme Teufel. Ich weiß nicht, was sich der Herr Minister gedacht hat, als er beschleunigte und abhaute. Ich habe so was wie ein Ehrgefühl, ob Sie`s glauben oder nicht.“ Liedmann stand so abrupt auf, dass der Stuhl umfiel. Er warf einen Fünfziger auf den Tisch und ging wortlos hinaus.

      Am 30. 10. 2005 holte die Ehefrau des Ministers ein Schreiben von der Ordnungsbehörde der Stadt Frankfurt aus dem Briefkasten. Praun wurde beschuldigt, am 17.10.2005 um 12. Uhr 35 mit dem Mercedes, amtliches Kennzeichen HG-MM-395, auf der Berliner Strasse die Geschwindigkeit um 43 km überschritten zu haben. Ein Beweisfoto lag dabei. Hanna Praun lief es eiskalt den Rücken herunter. Am 17.10. um 12 Uhr 40 verunglückte die kleine Annabell tödlich, als ein Mercedes mit hoher Geschwindigkeit auf einen Zebrastreifen fuhr….. Ihr Mann war also an diesem Tag mit dem Mercedes unterwegs…Fünf Minuten bevor er das Kind getötet hatte, wurde er wegen Geschwindigkeitsübertretung geblitzt…wahrscheinlich ein paar Meter vor dem Zebrastreifen…

      Der Hessische Landtag wurde einberufen, um die Immunität des Ministers aufzuheben.

      Praun wurde angeklagt.

      Zwei Tage vor der Gerichtsverhandlung überfielen spät abends drei Männer Ludwig Very in seinem Zimmer und wollten ihn aus dem Heim schleppen. Weil der Mann so laut schrie, stürzten sich zehn oder elf Mitbewohner auf die Eindringlinge und verjagten sie.

      In der Gerichtsverhandlung Anfang November, in der die Eltern als Nebenkläger auftraten, bestritt der Anwalt des Angeklagten alles.

      Ein Beamter der Abteilung Datenbank sagte aus, dass der Computer auf Grund der Informationen einen Abgleich gemacht und es sich um den Privatwagen des Ministers gehandelt haben könnte.

      Als der ganze Unfall noch einmal in allen Einzelheiten rekonstruiert wurde, weinte die Mutter leise, und der Vater hatte Tränen in den Augen. Die Eltern der kleinen Annabell trugen schwarz. Edmund Henrich war Angestellter in einem Fuhrunternehmen, sie war Hausfrau.

      Dann sagten zwei Zeugen unter Eid aus, dass Heiner Praun an diesem Tag und zu dieser Stunde in seinem Büro saß und demzufolge an dem Unfall nicht beteiligt gewesen sein konnte. Sie hießen Thorsten Glauburg und Reinhard Kammer.

      Der alte Mann als Zeuge sagte aus, dass er sich Teile des Kennzeichens gemerkt und das Gesicht des Fahrers gesehen hatte: ein großer, weißer Mercedes, der Fahrer habe weißes kurzes Haar gehabt und trug eine randlose Brille.

      Schließlich habe ihn später ein Mann im Heim besucht und aufgefordert, seine Aussage gegen Geld zu widerrufen. Dieser Mann nannte sich Johann Liedmann.

      Der Zeuge Ludwig Very wurde von dem Anwalt in die Mangel genommen und als obdachloser Penner unglaubwürdig hingestellt, ihm wurde nach suggestiver Befragung vorgehalten, so viel Alkohol getrunken zu haben, dass er nicht in der Lage gewesen sein kann, Teile des Kennzeichens und das Gesicht einwandfrei erkennen zu können. Er müsse die Zahlen und Buchstaben durcheinander gebracht haben.

      Und der von ihm behauptete Bestechungsversuch sei reine Fantasie. Einen Johann Liedmann gäbe es gar nicht.

      Der Staatsanwalt hielt sich sehr bedeckt und erhob keinerlei Einwände gegen diese offensichtlich suggestive und aggressive Vernehmung.

      Dann versuchte der Anwalt, Jana fertigzumachen, indem er behauptete, dass sie sehr wahrscheinlich zu schnell gefahren sei und das Mädchen angefahren, und infolgedessen Schuld am Tod des kleinen Kindes habe.

      Jana sprang auf und schrie den Anwalt an, es sei eine Unverschämtheit, die Tatsachen einfach zu verdrehen. Auch Lars war aufgesprungen: „Eine Frechheit ist das!“

      Sie wurden vom Richter ermahnt.

      Heiner Praun wurde nach kurzer Beratung im Richterzimmer mangels Beweise freigesprochen.

      Jana war wie gelähmt, als sie das Urteil vernahm.

      Sie gingen aus dem Gerichtsgebäude. Vor ihnen liefen die Eltern der kleinen Annabell. Sie hatten ihre Köpfe gesenkt. Jana holte sie ein und

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