JUSTITIAS BRUDER. Dietmar Kottisch

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JUSTITIAS BRUDER - Dietmar Kottisch

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vier?“

      „Das erfahren Sie dann.“

      Alex legte auf. „Den haben wir. Alleine die Tatsache, dass er kommt, spricht doch Bände…“

      „Deine Bemerkung vom Zwillingsbruder war es. Da muss bei ihm was geklingelt haben.“

      Jana übernahm jetzt eine Art Lagebesprechung. „Wir wussten im Grunde genommen zunächst nicht genau, ob es Praun war. Wir haben nichts gesehen. Nur ein weißer Mercedes, der das Kind umgefahren hat und abgehauen ist.

      Dann hören wir einen Zeugen, der sich Teile des Nummernschilds, den Fahrzeugtyp und das Gesicht des Fahrers gemerkt hat; und es sich später herausstellte, dass es der Wagen des Justizministers sein könnte.

      Nun haben wir was Greifbares.

      Und jetzt beginnt das Vabanque Spiel der Gegner. Versetzen wir uns in die Lage des Fahrers. Er weiß, dass er schuldig ist. Das sitzt in seinem Kopf so fest wie Granit. Aber er will nicht dafür büßen, weil er viel zu verlieren hat.

      Ergo muss er zwei Zeugen gegen einen Zeugen auffahren, damit der Richter einen Grund zum Freispruch hat. In dubio pro reo. Er hat zwei Freunde im Amt, die ihm ein Alibi geben.

      Zunächst versuchen sie, den Zeugen zu bestechen, weil der vor Gericht zu Lasten des Ministers aussagen wird; wie er es auch Oliver geschildert hat. Jetzt haben wir einen besseren Grund, dem Zeugen zu glauben.

      Dann wollen sie den Zeugen verschleppen, was aber nicht gelingt.

      Wir müssen uns vor Augen halten, was das bedeutet. Wenn es ihnen gelungen wäre, den alten Mann in ihre Gewalt zu kriegen, dann hätten sie ihn wahrscheinlich so sehr misshandelt, dass er keine Aussage mehr machen kann. Das sind kriminelle Methoden, das dürfen wir nicht unterschätzen.

      Wir sehen das Gesicht des Ministers im Gerichtssaal und aus dem Zeitungs-Archiv: kurzes, weißes Haar, Brille.

      Schließlich konnten wir das Alibi von Kammer zunichte machen. Und jetzt gibt es für uns keinen Zweifel mehr.“

      „Du hättest Anwalt werden sollen,“ lachte Oliver. Und wurde sich bewusst, dass er sie eben geduzt hatte. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und ließ ein schwaches Lächeln erkennen.

      „Wir wissen nicht, was herauskommt, wenn es zu einem Wiederaufnahmeverfahren käme. Wir wollen aber aufs Ganze gehen. Deshalb müssen wir psychologisch taktieren. Prauns Schuld sitzt tief in seinem Kopf, und er ist Choleriker, wie allgemein bekannt ist. Das sind die beiden wichtigsten Ansatzpunkte. Wir müssen also vor allen Dingen mit Praun sprechen.“

      Sie trank einen Schluck Kaffee.

      „Ich hab von meinen Großeltern ein Gehöft im Main Kinzig Kreis zwischen Nidderau und Hammersbach geerbt, das schon lange brach liegt. Wir könnten Kammer dort unterbringen.“

      „Du meinst, wir sollten ihn dort mal in die Mangel nehmen?“ fragte Alex halb erstaunt und halb süffisant. Jana nickte. Oliver grinste sie an. „Ganz schön radikal, diese Lady hier…“

      „Jetzt erst mal nach Wiesbaden. Aber behalten wir dein Gehöft im Auge.“

      Gegen halb vier fuhren die drei nach Wiesbaden, die Fahrt dauerte anderthalb Stunden, weil der Berufsverkehr eingesetzt hatte. Während der Fahrt kam Jana der Gedanke, dass sie seit dem Unfall wieder etwas Wesentliches spürte, nämlich das tief verwurzelte Bedürfnis nach Gerechtigkeit. Und diese beiden Männer dachten ebenso, denn beide traten in Aktion, wenn es darum ging, Unrecht aufzudecken. Der entscheidende Punkt war, dass sie persönlich nicht betroffen waren, dass sie es für andere taten, die sich nicht wehren konnten.

      Sie trafen zehn Minuten vor fünf im Cafe ein und fragten nach dem reservierten Tisch.

      Das Cafe war ein Altbau, es strahlte die Gemütlichkeit eines Wiener Cafehauses aus. Die Bedienung, ein junges Mädchen, führte sie an einen Ecktisch. Oliver und Jana bestellten Kaffee, Alex einen Tee. Oliver nahm ein Sandwich dazu, er hatte Hunger.

      Punkt fünf Uhr betrat Kammer das Cafe. Er nickte, als er Jana sah, weil er sie wiedererkannte. Dann hing er seinen Mantel an den Gardarobenhaken. Er begrüßte die drei höflich, aber zurückhaltend per Handschlag und nahm Platz.

      Kammer war blond, einen Meter achtzig groß und schlank, mochte etwa vierzig Jahre alt sein. Er hatte feine Gesichtszüge und schmale, kleine Augen. Er trug einen dunklen Anzug, blaues Hemd mit Krawatte.

      „Sie waren doch am Unfall beteiligt….,“ bemerkte er. Jana schüttelte den Kopf. „Indirekt, aber das wissen Sie ja ganz genau.“

      „Nein, ich weiß es nicht. Unser Anwalt hatte Sie ja in Verdacht…..“

      Alex fuhr ihm barsch ins Wort. „Herr Kammer, Schluss damit. Sie sind nicht in der Position, haltlose Verdächtigungen gegen Frau Johansson auszusprechen. Kommen wir gleich zur Sache.“

      Kammer warf ihm einen giftigen Blick zu. „Das müssen Sie mir erklären, dass ich nicht in der Position bin.“

      Die Bedienung kam, und Kammer bestellte ein Bier.

      „Sie haben unter Eid ausgesagt, dass der Justizminister am siebzehnten Oktober um zwölf Uhr vierzig in seinem Büro gewesen war und so den tödlichen Unfall mit Fahrerflucht nicht begangen haben konnte. Ist das richtig?“

      Kammer nickte. „Fahren Sie fort, Herr Riemek.“

      „Wie können Sie das behaupten, obwohl Sie gar nicht im Amt waren?“

      „Fahren Sie fort, Herr Riemek,“ sagte er nach einer Sekunde Überlegung, aber um eine Nuance unsicherer.

      „Beantworten Sie meine Frage.“

      Die Bedienung kam und stellte das Glas Bier hin. Kammer ignorierte das Mädchen.

      „Ich war an diesem Tag im Amt.“

      „ Möglich, aber nicht um die maßgebliche Uhrzeit.“ Oliver übernahm, nachdem er sich die Finger mit einer Serviette abwischte.

      „Wie können Sie das behaupten?“ Das Glas Bier stand vor dem Staatssekretär. Als er es in die Hand nahm und einen Schluck trank, konnte er das leichte Zittern nicht verbergen.

      „Warum habe ich Sie wohl gefragt, ob Sie einen Zwillingsbruder haben?“ intervenierte Alex, und Kammer drehte seinen Kopf nach rechts und sah ihn mit einer belämmerten Miene an.

      „Sie waren um diese Uhrzeit in Berlin im "ADAGIO" Hotel auf einer juristischen Tagung und hielten einen Vortrag. Diese Tagung endete um dreizehn Uhr. Muss ich mehr sagen?“ fuhr Oliver fort.

      Dann wurde der Staatssekretär sehr still und wechselte die Gesichtsfarbe, seine Hände umfassten krampfhaft das Bierglas, er starrte aus dem Fenster. Draußen fiel Schnee. Oliver betrachtete seine Gesichtszüge, dann legte er demonstrativ die Fachbroschüre vor ihm auf den Tisch. Kammer bewegte seinen Kopf nicht.

      „Sie haben einen Meineid geschworen, Herr Justizstaatssekretär,“ sagte Oliver in einem scharfen Ton. Seine Muskeln spannten sich, und Alex drückte ihm sanft den Arm.

      Kammer zuckte zusammen und schaute sich im Cafe um, aber es waren weit hinten nur einzelne Tische besetzt. Er spürte, wie sich etwas Schlimmes zusammenbraute.

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