JUSTITIAS BRUDER. Dietmar Kottisch

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JUSTITIAS BRUDER - Dietmar Kottisch

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Er selbst nahm neben Kammer Platz. Symbolische Fronten.

      „Was wollen Sie?“ fragte er in einem aggressiven Ton. Vom oberen Stockwerk hörten sie Stimmen. Jana betrachtete die exklusive Ausstattung des Arbeitszimmers.

      „Zunächst soll ich Ihnen Grüße ausrichten von den Eltern der kleinen Annabell Henrich,“ sagte Oliver laut.

      Es herrschte für ein paar Sekunden Stille, dann fragte Praun: „Wer ist Annabell Henrich?“

      „Das zehnjährige Mädchen, das am siebzehnten Oktober totgefahren wurde von einem Mercedesfahrer mit Bad Homburger Kennzeichen.“

      Die Augen des Ministers wurden schmal. Dann stand er auf.

      „Was soll das?“

      Oliver stand ebenfalls wieder auf.

      „Wo waren Sie am siebzehnten Oktober um zwölf Uhr vierzig?“ brüllte er ihn an.

      Praun erstarrte, war es nicht gewohnt, dass man ihn anschrie.

      „Im Büro,“ rief er spontan, bevor ihm einfiel, dass er wie in einem Verhör reagierte.

      „Wir glauben Ihnen kein Wort,“ brüllte Oliver weiter.

      Praun machte einen Schritt auf Oliver zu, Alex sprang schnell aus dem Sessel.

      Kammer wurde weiß im Gesicht.

      „Verschwinden Sie, sofort!“

      „Sie haben in dem Mercedes gesessen, und das kleine Mädchen auf dem Zebrastreifen totgefahren, weil Sie wie ein Irrer gerast sind.“

      „Eine Unverschämtheit…“

      Als Praun sich wieder setzte, nahmen Oliver und Alex ebenfalls wieder Platz.

      Praun zitterte. „Wer gibt Ihnen das Recht, hier her zu kommen und so etwas zu behaupten? Ich bin freigesprochen worden.“

      „Sie werden verstehen, dass wir auf das Attribut "Minister" verzichten, Herr Praun, denn nach unserer Auffassung haben Sie es nicht mehr verdient……“ bemerkte Alex.

      Praun sprang erneut auf und brüllte ihn an: „Was fällt Ihnen ein, mich so zu beleidigen?“

      Olivers Muskel spannten sich, Alex blieb ruhig sitzen und fuhr fort: „ …denn wir fragen uns, warum Sie es nötig hatten, zwei getürkte Alibis dem Gericht zu präsentieren.“

      Praun wurde vor Zorn rot im Gesicht, kehrte den Choleriker raus, für den er bekannt war.

      „…wenn Sie doch verdammt noch mal so unschuldig am Tod des Kindes sind.“

      Im oberen Stockwerk verstummten plötzlich die Stimmen.

      „Ich habe mit dem Unfall nichts zu tun. Ich war in meinem Büro. Schreiben Sie sich das hinter die Ohren!“ Der Minister stemmte demonstrativ die Hände in die Hüften.

      „Das war keine Antwort auf Alex` Frage.“

      „Die Alibis waren nicht getürkt. Warum auch? Mein Justizstaatssekretär Kammer und Herr Glauburg waren im Ministerium in meinem Büro. Wir hatten eine Besprechung.“

      Alex schaute demonstrativ auf Kammer: „Los, sagen Sie es ihm.“

      Kammer hob seinen Kopf und blickte seinen Chef an. Und schwieg. Praun wartete.

      „Los, Herr Kammer, machen Sie den Mund auf,“ befahl ihm Alex.

      Im Raum herrschte eine angespannte Stille. Der Minister stand immer noch und schaute seinen Sekretär fragend an.

      „Sie haben… sie haben rausgekriegt, dass ich …in Berlin war….“ antwortete er kleinlaut.

      Praun biss die Zähne aufeinander, dass es knirschte. Dann bewegte er die Lippen zu einem eindeutigen Ausdruck und nahm langsam wieder Platz.

      „Ihr Zeuge Kammer hat einen Meineid geschworen, Herr Praun,“ setzte Oliver noch einen drauf.

      Die Sekunden zogen sich in die Länge, bis Praun in einem gemäßigten Ton sagte: „Dann hat er sich im Datum geirrt, dann war er eben am achtzehnten oder neunzehnten Oktober in Berlin.“ Er schien sich äußerlich ein wenig beruhigt zu haben.

      „Natürlich.“ Oliver warf die Fachzeitschrift auf den Tisch, und Praun nahm sie und überflog sie.

      „Genauso wie sich der Zeuge Very mit seinen Beobachtungen geirrt hat,“ konterte Oliver.

      „Siebzehnter Oktober, Hotel ADAGIO in Berlin,“ bemerkte Jana.

      „Und warum haben Sie den Zeugen bestechen wollen?“ setzte Oliver das Verhör fort, ohne eine Reaktion von Praun abzuwarten. Er sah, wie Praun schluckte.

      „Was kann ich dafür, wenn ein versoffener Penner so einen Mist erzählt? Keiner hat ihn bestechen wollen, keiner, es gab keinen Grund, ihn zu bestechen.“ Praun legte die Zeitschrift zurück, und es entstand der Eindruck, dass er froh war, den Alibivorwurf nicht noch mehr kommentieren zu müssen.

      „Und warum haben Sie diesen Zeugen von drei Schlägertypen verschleppen lassen wollen?“

      „Was soll nun wieder dieser Blödsinn? Keiner wollte den Penner verschleppen. Und jetzt hören Sie mit den verdammten haltlosen Vorwürfen auf.“

      Praun war so erregt, dass er am ganzen Leib zitterte und wieder einen roten Kopf bekam.

      Er wechselt die Farben wie ein Chamäleon, dachte Jana in dem Moment.

      „Wir wollen eines klarstellen. Wir sind überzeugt, Ihr hättet den Zeugen so lange behandelt, dass er keine Aussage mehr machen kann.“

      Der Minister sagte nichts.

      „Und weshalb hat Herr Kammer uns auf der Fahrt Geld anbieten wollen?“

      „Das hat er bestimmt nicht getan.“ Irgendwie schien der Minister noch immer nicht in der Realität angekommen zu sein, war Alex` Eindruck. Oder er versuchte sinnlos zu pokern.

      Kammer wurde immer kleiner in seinem Sessel.

      „So? <Mit Geld kann man das kleine Mädchen nicht wieder lebendig machen, das weiß ich, aber mit Geld kann man armen und hilfsbedürftigen Menschen helfen. Und der Familie der Kleinen> waren seine Worte.“

      Praun schaute seinen Freund an, Kammer nickte unauffällig, Praun kratzte sich am Hinterkopf.

      „Wie können Sie sich noch im Spiegel anschauen?,“ rief Jana dazwischen.

      Der Minister warf ihr einen gefährlich gehetzten Blick zu.

      Niemand bemerkte die Gestalt, die leise und langsam von oben die Treppen herunterkam.

      Oliver spürte, dass sich der Minister jetzt in einer Phase höchster Erregung befand. Plötzlich stand er auf, stellte sich vor Praun hin und schrie ihn an: „Seien Sie froh, dass Sie nicht noch den anderen kleinen Jungen auf dem Zebrastreifen totgefahren haben, Sie verdammter Idiot!“

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