JUSTITIAS BRUDER. Dietmar Kottisch

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JUSTITIAS BRUDER - Dietmar Kottisch

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da war kein anderer Junge, nur das kleine Mäd...“

      Es hatte funktioniert. Es dauerte einen sehr langen Moment, bis Praun begriff, was er eben in seinem cholerischen Zorn zugegeben hatte. Wie zur Salzsäule erstarrt stand er da.

      Kammer starrte ihn mit offenem Mund an.

      Oliver nickte nur: „Na also. Warum nicht gleich?“

      Er griff in die Innentasche seiner Jacke und holte das kleine Tonband heraus und stoppte es ab.

      Praun ließ sich langsam wieder neben Kammer nieder und schaute zur Decke, als ob da die Lösung stand.

      „Scheiß Gerechtigkeit, was?“ bemerkte Alex sarkastisch.

      „Oh Scheiße….“ flüsterte Kammer leichenblass, …“oh verdammte Scheiße…oh Gott!“ Plötzlich war er sich der ganzen Tragweite seines Meineides bewusst.

      Praun stand wieder auf, ging zu einem Wandschrank, öffnete ihn und holte eine Flasche Cognac heraus. Dann dreht er sich um: „Darf ich Ihnen auch einen Cognac anbieten?“

      Oliver, Jana und Alex verneinten, Kammer nickte.

      „Darf ich?“ fragte er und holte eine Zigarettenschachtel heraus, Praun sagte „ja“ und wandte sich an die drei: „was darf ich Ihnen zu trinken anbieten?“

      „Ein Glas Wasser bitte,“ sagte Alex. Als er sah, dass sich Kammer eine Zigarette ansteckte, holte auch er seine Packung heraus. Gleiches Recht für alle.

      Oliver setzte sich wieder.

      Praun goss zwei Gläser Cognac ein, gab Kammer eins, stellte seins auf den Schreibtisch und verließ sein Arbeitszimmer.

      Kammer wagte nicht, den dreien in die Augen zu sehen. Sie hörten die Geräusche von der Küche, wie eine Wasserflasche geöffnet wird. Dann kam er mit drei Gläsern zurück und gab sie ihnen. Er setzte sich abseits von Kammer in einen Sessel und nahm einen großen Schluck Cognac. Dann umfasste er den Cognacschwenker mit beiden Händen.

      „Warum treten Sie als Moralapostel auf?“ fragte er leise und hob den Kopf an.

      „Sind wir das?“ fragte Oliver. „Ein kleines Mädchen ist durch Sie getötet worden, das das ganze Leben noch vor sich hatte, seine Familie leidet unter einem unsäglichen Schmerz.

      Sie selber haben eine Tochter. Stellen Sie sich vor, jemand hätte sie überfahren und wäre abgehauen. Sie hätten Himmel und Hölle bewegt, um den Mistkerl zu kriegen, oder?“

      Praun stierte auf den Boden.

      „ Wenn wir der Sache nicht nachgegangen wären,“ sagte Jana, „ hätte niemand mehr nach der Schuld gefragt. Warum gerade wir als Moralapostel auftreten, haben Sie gefragt. Nun, die Eltern der Kleinen sind auch mental nicht in der Lage. Sie haben nicht nur das Kind getötet, sondern auch die Seele der Familie schwer geschädigt. Diese Familie ist kein Gegner für Sie, aber wir sind es.“

      Praun blickte in sein Cognacglas. Kammer rauchte Kette, sein ganzer Körper bebte.

      „Wir wissen, dass Politiker keine Vorbildfunktion ausüben, im Gegenteil. Auf der Beliebtheits- und Vertrauensskala stehen sie ganz unten. Deswegen trauern wir nicht unbedingt, wenn der eine oder andere von der Bildfläche verschwindet. Und zwar so schnell wie möglich.“

      Praun schaute auf. Er sah alt aus. Er atmete schwer. Er hatte scheinbar den Wink mit dem Zaunpfahl kapiert.

      „Letztendlich ist Ihr Tonband gerichtlich nicht verwertbar, das wissen Sie als Anwalt.“ Ein jämmerlicher Versuch, doch noch die Kurve zu kriegen. Dann stand er auf und ging im Zimmer hin und her, das Cognacglas in der Hand.

      Oliver schüttelte den Kopf.

      „Du wirst zurücktreten, Heiner, das garantiere ich dir.“

      Alle drehten sich zum Treppenabsatz um, dort stand seine Frau. Sie hatte ein Schriftstück in der Hand und gab es ihm. Zu Oliver gewandt sagte sie: „Das Unglück geschah um zwölf Uhr vierzig auf der Berliner Strasse, um zwölf Uhr fünfunddreißig wurde er auf der Berliner Strasse geblitzt, weil er die Geschwindigkeit um dreiundvierzig Kilometer in der Stunde überschritten hatte, fünf Minuten und ein paar hundert Meter, bevor er auf den Zebrastreifen zuraste.“

      Praun blieb abrupt stehen und stierte seine Frau an. Er las die Anzeige und setzte sich wieder.

      „Was jetzt?“ flüsterte er und schaute Oliver fast flehend an.

      „Sie treten zurück.“

      Der Minister sagte nichts, Kammer blickte zu seinem Chef. Auch der Staatssekretär sah jetzt sehr alt aus.

      „Und bekennen sich schuldig….“ setzte Alex fort.

      Es herrschte eine bedrückende Atmosphäre in seinem Arbeitszimmer. Praun saß vorn übergebeugt in seinem Sessel, immer noch das Glas in der Hand. Dann trank er es mit einem Zug aus. Allmählich mussten sich alle Fakten zu einer grausamen Vorstellung zusammenfügen.

      Plötzlich sprang er auf. „Wie können Sie mein Leben so kaputtmachen,“ schrie er mit einer entsetzlich kehligen Stimme.

      Alle zuckten zusammen, nur seine Frau nicht. Sie sah ihn mit einer eiskalten Miene an.

      „Wie können Sie mein Leben so kaputtmachen,“ wiederholt er sich, jetzt aber mit einer leisen, flehenden Stimme und setzte sich wieder.

      „Wir haben alle Informationen und Erkenntnisse bei einem Notar hinterlegt. Sollte uns was passieren, vielleicht eine Verschleppung, wie die des Zeugen Very, oder gar ein Unfall mit Todesfolge, der nicht aufzuklären ist, dann hat der Notar die Anweisung, die Unterlagen an die Staatsanwaltschaft weiterzuleiten,“ sagte Oliver seelenruhig.

      „Gibt es denn keine verfluchte Möglichkeit, die Sache so zu Ende zu bringen, dass …dass… verflucht, es macht das Kind nicht mehr lebendig.“

      Keiner sagte etwas.

      „Wir zahlen der Familie hunderttausend Euro und Sie haben Ihre verdammte Gerechtigkeit, so müsste es doch gehen….“ Seine Stimme war eine Mischung aus Hoffnung und Hoffnungslosigkeit am Rande des Abgrundes.

      „Sie dürfen ruhig zahlen, aber Sie treten zurück und bekennen sich schuldig,“ forderte Jana.

      „Im Übrigen sind wir der Meinung, dass Gerechtigkeit nicht käuflich ist.“

      Praun warf Jana einen sehr gehässigen und vielsagenden Blick zu. Dann murmelte er: „So?“

      Dann schrie er: „Mein Gott, was soll aus meiner Familie werden? Ich habe eine Tochter!“

      „Die Familie Henrich hatte eine Tochter.“

      „Ich hab es ja nicht mit Absicht getan….!“

      „Über das Maß der Schuld soll das Gericht entscheiden.“

      Praun starrte zu Boden. Dann stellte er das leere Glas auf den Tisch, stand auf und ging.

      Jana, Oliver, Alex und seine Frau schauten ihm nach, Kammer schien in Gedanken versunken.

      „Wo

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