Zwischen Heinrich und Jeanniene. Wilhelm Kastberger

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Zwischen Heinrich und Jeanniene - Wilhelm Kastberger

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für alle die es noch nicht wissen: Die seitenweise Schwarzmarkierungen haben mit einer politischen Partei, die sich selbst aus unerklärlichen Gründen als schwarz angemalt bezeichnet, nur selten was gemein. Im Gegenteil, die Markierungen sind nahezu ausschließlich Teilergebnisse von der vorhin erwähnten Unschuldsvermutung, die sich nur gemeinsam mit ihrem nadelgestreiften Advokaten Datenschutz vor das Podium zu treten getraut.

      Genauso gut könnten Schriftstücke mit anderen Farben wie zum Beispiel Rot oder Grün, um nicht das Himmelblau zu vergessen, markiert geworden sein. Dann würde man wenigsten die Verursacher in den engeren Kreis der Verdächtigen rücken können. Aber so ist halt Schwarz die allgemeingültige Zudeckfarbe schlechthin.

      Wem diese Berichterstattungen in den Medien nicht gefallen, dem sei es ja unbenommen, den AUS-Knopf am wohnungsinternen Plasma zu wählen.

      Niemand hat mich je dazu genötigt oder gar auf andere Weise bedrängt, mich in so ein endlos erscheinendes Abenteuer, mit jeder Menge Durch- und Umbrüchen, hineinzuzwängen. Im Nachhinein betrachtet wäre es wahrscheinlich für mich besser gewesen, wenn ich mich gleich zu Beginn gesträubt hätte, diese Aufgabe zu übernehmen. Das hirnvernebelte Übel konnte ich damals nicht einmal im Sommer erahnen.

      Schau ’n sie, Brückenbauerin wollte ich immer schon eine sein. Nun gab man mir dieser Tage die Gelegenheit dazu, sogar mehrere solcher episodischen Übergänge mitzugestalten. Ich gebe es ja freiwillig und offenherzig zu! Ich habe einige dieser literarischen Kunstwerke nur auf brüchigen Fundamenten aufzusetzen gewagt. Hier bitte ich schon im Voraus um Nachsicht, sollte später einmal eine Einsturzgefahr bestehen.

      Diese Experimente, wie ich sie betitele, sind nicht so einfach auf die Füße zu stellen, wie man verschiedentlich der Ansicht mag. Ich gebe nur zu bedenken, welche geistreichen, nicht einschätzbaren, aber überraschend auftretenden Sprungfedern scheinbar am Romancier anhaften, die einem ganz schön schnell aus dem Konzept werfen können.

      Jedenfalls sind solche Brückenkonstrukte eine Herausforderung, der ich mich anfangs nicht ganz freiwillig, aber dann wegen meiner eigenen Überredungskraft doch gestellt habe.

      Persönlich würde ich den Architekten, der diese Erzählungen skizzenhaft entworfen hatte, im Moment auch gar nicht kennenlernen wollen. Weil ich glaube, dass ich mich so viel freier mit meinen Worten bewegen kann, als in der Umgebung einer auf mich laufend herunterprasselnden destruktiven Aburteilung.

      Euch allen, freilich sie (Du) selbstverständlich auch, die ihr das irgendwann einmal sowieso nicht lesen werdet und vielleicht nur deshalb von einem Stein auf den anderen über den ruhig dahinfließenden Bach zu balancieren gedenkt, darf ich gleich an dieser Stelle ein SMS zukommen lassen. Darin werde ich höflich ersuchen, den Text auf Seite zweihundertdreiundzwanzig doch ein zweites Mal zu lesen.

      Na gut! Dann eben nicht.

      Um Spekulationen gleich am Anfang vorzubeugen, teile ich allen Behörden in derselben Weise mit, dass ich für meine zu errichteten Konstrukte nicht entlohnt werde, obwohl ich dafür annähernd fünfzig Prozent Steuern nicht abliefern brauche. Aber für etwaige Arbeitsunfälle bin ich trotzdem auch versichert.

      Man weiß es ja heutzutage nie. Sollte zum Beispiel ein Bleistift abbrechen, weil ich beim Nachdenken eingeschlafen und mit meinem schweren Schädel auf den Tisch gedonnert bin. Im Zuge dessen, dass ganz nebenbei bemerkt, mein wertvolles Schreibgerät vom Diskonter Pagro abgebrochen ist, dann bekomme ich den Bleistift auch von der Versicherungsgesellschaft bezahlt.

      Allerdings muss ich nur den Sachverhalt in Relation setzen. Mein Gehirn hat ein Leergewicht von nicht ganz zwei Kilo. Darin ist der bisher gelernte und vergessene Inhalt, samt den Speichern, schon eingerechnet. Demgegenüber wolle man auch bedenken, dass so ein Bleistift lediglich knappe zwanzig Gramm auf die Waage bringt. Da zahlt sich meiner Seel so eine Versicherung schon aus. Überdies ist die monatliche Prämie auch noch sehr günstig. Sie beträgt siebenundfünfzig Euro und fünfundzwanzig Cent und beinhaltet einen Selbstbehalt von nur siebzehn Euro. Alle fünf Jahre bekomme ich einen zweitägigen Kuraufenthalt gutgeschrieben. Selbstverständlich nur dann, wenn ich keinen Bleistiftunfall gehabt habe. Das ist doch fast geschenkt. Oder?

      Sicherlich werde ich mich ausgerechnet hier, nämlich an diesem für mich am besten geeignetsten Ort auch persönlich vorstellen. Glauben sie mir, meine Privatsphäre wird dadurch bestimmt keinen Schaden erleiden. Vorweg kann ich ja einmal gleich kundtun, um eben zu verhindern, dass ich nach der Lesung, von wem auch immer, angebaggert werde: Als quasi Schutzbehauptung gebe ich bei den obligaten Befragungen den Neugierigen stets mit einer Messerschärfe zu verstehen, dass ich verheiratet bin. Mit wem oder mit was ist letztlich egal. Danach fragt doch keine Sau mehr weiter. Klar? Überdies habe im Moment drei glückliche Abkömmlinge aus dem Verein Rettet den Hühnerstall.

      So - die mich kennen, wissen nun ganz genau, wer ich bin. Das will ich auch nicht verschweigen. Das verlangen auch die Verleger und das Impressum. Wobei Letzteres eher eine stumme Notwendigkeit darstellt.

      Man kennt mich hierzulande unter dem klangvollen Namen Jeannine Laube-Moser. Diesen Namen, so denke ich, kann man betont langsam und melodiös aussprechen, ohne dass der zwingend erforderliche Bindestrich auch nur mitgeflüstert werden müsste. Der Bindestrich stellt gewissermaßen lediglich ein Symbol meiner Partnerschaften dar. Mehr nicht. Meine ehemaligen Schulfreunde und Berufskollegen nennen mich sogar Schani, das klingt aber eher respektlos, jedenfalls mir gegenüber.

      Explizit möchte ich hier und jetzt unmissverständlich begründen, dass ich mit der anderen Jeannine Laube Moser, die angeblich im übernächsten Nachbardorf eine fiktive Wohnadresse innehat und diese quasi als ihren eigenen Hauptwohnsitz betrachtet, nichts am Hut habe.

      Im Vertrauen: Ich kenne sie gar nicht. Na ja, gut halt nicht. Obwohl wir uns beide schon einmal bei einer Bilderausstellung zufällig getroffen haben. Ein im Pinzgau herumgereister und hier auch sehr bekanntgewordener Künstler von Weltformat, hatte damals in der einzigen Galerie in der Bezirksstadt einige seiner Werke für eine Ausstellung zur Verfügung gestellt. Bei dieser Vernissage haben wir, zusammen mit anderen Besuchern und einem Krug voll Wasser, belangloses Zeug bequatscht. In Kunstfragen bin ich ohnehin ein Banause und die andere Jeannine Laube Moser ein ländliches, aber ausgesprochenes Redhaus.

      Wenn ich damals nur ein klein wenig Mut aufgebracht hätte, um die geistige Oberflächlichkeit in mir abzustreifen, oder zumindest tiefer in mich gegangen wäre, vielleicht beispielsweise nur einen Funken lang darüber nachgedacht hätte, würde ich den Irrtum schon längst bemerkt haben. Doch all das wollte in meinem Hirn keinen Platz beanspruchen. Die Einladung zur Vernissage galt nämlich nicht mir, sondern der anderen Jeannine Laube Moser.

      Wenn das eindringliche Beschauritual jemanden Friedliebenden, so wie ich eine bin, umbringen wollte, dann wäre ich sicherlich schon mausetot. Daher gehe ich auch kaum zu Beerdigungen oder am ersten November auf dem Friedhof. Ich möchte mich nur ungern mit meinen im Ausverkauf – minus siebzig Prozent - erstandenen Designerklamotten vom Outlet-Center begaffen lassen.

      Gewöhnlich gibt eine Dame von Welt, wie ich mir einbilde, ich wäre so eine, ihr Alter nicht preis. Doch bei mir ist das ganz was anderes. Voll Stolz kann ich ja behaupten, dass ich um zwei Jahre, drei Monate und vier Tage jünger bin als die andere Jeannine Laube Moser. Sie hatte mir damals bei der Vernissage unter dem Kopftuch der Verschwiegenheit ihr Geheimnis verraten. Und Geheimnisse sind bei mir ja bestens aufgehoben. Nebenbei gesagt, sie hat ja ihr Geburtsdatum sogar im Facebook vermerkt, als wäre das etwas Besonderes. Ich halte aber mein Versprechen und sage niemanden, dass diese Dame neunundfünfzig Jahre alt ist. Klammer auf - eigentlich schon gewesen ist – Klammer zu.

      Der Altersunterschied, davon bin ich fest überzeugt, ist eigentlich das Bahnbrechende überhaupt, um mich schlussendlich von der anderen Jeannine Laube Moser merklich

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