Zwischen Heinrich und Jeanniene. Wilhelm Kastberger

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zwischen Heinrich und Jeanniene - Wilhelm Kastberger страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
Zwischen Heinrich und Jeanniene - Wilhelm Kastberger

Скачать книгу

meine einen solchen zwischen ihrem Doppelnamen. Was haben sie sonst gedacht?.

      Obwohl, wenn ich bei der Gelegenheit gründlicher meinen Geist durchforsten lasse, dann passen unsere Körpergrößen und vor allem unsere Haartrachten bei Weitem nicht zusammen. Ganz zu schweigen von der Schuhgröße. Aber sehen sie bitte nur selbst. Meine Haare unterscheiden sich jedoch wesentlich. Das kann man gewiss ohne Selbstbeweihräucherung zugeben.

      Irgendein Friseur hatte meiner Namensvetterin einen lausigen, asymmetrisch burschikosen Schnitt verpasst, der ganz und gar nicht zum Typ dieser Frau passt. Oder doch? Nach der amtsdeutschen und Duden gerechten Formulierungsregeln müsste es richtigerweise Namensschwester heißen. Aber so genau möchte ich gar nicht darauf herumreiten.

      Von Angesicht zu Angesicht betrachtet, trat sie nämlich mit einem gelblichweißen ausgefransten Kurzhaarschnitt sowie einem beinahe dreißig Zentimeter langen, tiefschwarzen Möchtegernzopf, der obendrein ständig vor ihrem rechten Auge hin und herpendelte, vor das kunstgeschwängerte Publikum. Von hinten, also ihr Hinterkopf, sah noch furchterregender aus. Über ihrem linken Ohr hatte ihr ein unbekannter Haarkünstler vermutlich mit dem elektrischen Schockhaarschneider brutal eine fünf bis sechs Zentimeter breite Schneise geschoren. Klammer auf: Bitte beim Lesen hier das –n- nicht vergessen. Klammer zu. Gleich im Anschluss welkten die schlecht gemähten, zerrupften und total verstrubbelten Haarspitzen nur so dahin.

      Freilich verhexte gerade dieser Anblick die Besucher. Die verloren vermutlich so nach und nach ihr Interesse an den aufgehängten Gemälden. Zumindest dürften vorwiegend die männlichen Gäste in einen schockartigen Zustand verfallen sein. Es hatte sich nämlich eine erkleckliche Anzahl von Gaffern rund um die ausgefallene Haarmodeträgerin versammelt.

      Ich gebe ja neidlos zu, dass ich vielleicht um gute fünf Zentimeter kleiner bin als sie. Mehr auf gar keinen Fall. Nur beim Gewicht gilt das anders herum. Da fehlen mir gut und gerne an die zwanzig Zentimeter für das angebliche Idealgewicht. Dafür darf sich die andere Jeannine Laube Moser (ohne Bindestrich) nicht ohne Schutzkleidung in den Garten stellen, um nicht als Schreckgespenst verwechselt zu werden. Mein Großvater mütterlicherseits bezeichnete zu seinen Lebzeiten derartige Figuren vergleichsweise als Vogelscheuchen. Eine Ausdruckform dieser großväterlichen Sprache würde ich gewiss niemals nie verwenden. Diese Formulierung kann man ohne Bedenken aus dem Manuskript herausradieren, oder so …

      Doch das Beste kommt aber noch.

      Tätowierungen soll sie auch auf ihrer keineswegs glatten Haut herumtragen. An welchen Körperstellen bei ihr Bildnisse der Tätowierkunst platziert sind, das weiß ich nicht bestimmt. Man hört allerdings einiges. Von Neidlosen wurde sie ja auch schon öfters im Bikini gesehen. Jedenfalls kursieren Gerüchte davon, dass es einen Drachenkopf geben soll, der an einer eher missverständlichen Stelle ihres Körpers mit einer roten langen Zunge platziert ist. Wie schon gesagt, von Gerüchten halte ich nicht sehr viel.

      Ist mir auch egal. Ich habe keine Tätowierungen, das können sie mir schon glauben, weder an dieser Stelle hier, noch dort hinten.

      Mein Gott! Ja so sind wir Frauen halt einmal. Wir sehen unsere Geschlechtsgenossinnen immer nur aus dem unzweifelhaften und völlig bejahenden Blickwinkel. Über mögliche Schattenseiten wird kaum getratscht. Glauben sie mir, Beleidigungen kommen bei den Frauen untereinander und bei mir schon gar nicht über die Lippen. So bin halt. Ein aufrechter Mensch, immerhin was die Wirbelsäule betrifft.

      Nun muss ich aber wieder rasch rückwärts rudern, um den vorwärtsdrängenden Meister der Erzählkunst, wie er gerne genannt werden möchte, Platz einzuräumen. Sie verstehen, denn der wortgewandte Schöpfer – ich meine nicht den dort oben - kennt mir gegenüber kein Erbarmen.

      So, das war jedenfalls nur ein kleiner Streifzug rückwärts. Sozusagen eine untypische Aufwärmrunde in die jüngste Vergangenheit. So quasi ein kurzer Ausflug auf den typischen Nebengeleisen. An sich hat so eine Querfeldeinwanderung, wie sie eben in nichtblumiger Weise geschildert wurde, mit der folgenden Geschichte wenig bis gar nichts am Hut.

      Doch das entspricht auch wieder nicht der in der Unschuld vermuteten Wahrheit. Weil diese rundumstrapazierte Wahrheit im Grunde immer öfter in die selbst errichteten Stolperfallen tappt und das ist nicht nur für die Ehrenhafte schmerzhaft.

      Soweit zur Klarstellung!

      Besonders aufwendige oder gar durchkomponierte Gedankenspiralen sind auch ansatzweise gar nicht erforderlich, wenn man das zuvor Geschilderte mit dem bereits im ersten Absatz erwähnten Blütengartenmeer in Einklang bringen möchte.

      Es ist im Grunde ja relativ einfach zu überdenken und man wird Gedankenjongleure kaum in die nächste Runde miteinbeziehen müssen.

      Aber warum denn nicht?

      Weil bei den wenigsten Individuen, wenn sie auch offensichtlich nur bescheiden mit krimineller Energie bedacht worden sind, können sie sich lediglich mit einem Minimum an Freude ihrer zeitlos eingerosteten Intelligenz befriedigen.

      Anders formuliert: Solche Menschen sind pflegeleicht. Überdies sind sie handsam und entsprechend widerspruchslos. Sie lassen sich nicht nur von den Vorgesetzten befehligen. Weiters haben sie zweifellos das Talent zur Unterordnung, sind manipulierbar und deshalb auch gern gesehene Mitläufer bei den Antreibern. Diese können sich wiederum glücklich schätzen, wenn sie solche Handlanger in ihrer Umgebung verfügbar haben. Weil sogenannte machtgierige Bosse gibt es immer und überall. Meist sind es dem Anschein nach schwer begüterte und selten kirchenmausarme Mitmenschen. Doch alle ziehen sie am Seil der Befehlsgewalt und versuchen gleichzeitig nicht in den Sümpfen zu versinken, über die sie ständig schweben.

      Wenn vorhin von Blütenmeer die Rede war, dann sind nicht unbedingt die Botaniker gemeint, die fleißig ihre großzügig gestalteten Gärten betreuen. Nein, in diesem Fall haben Blüten eine völlig andere Bedeutung als im Gartenbau. Obwohl auch hier wie dort hochqualifizierte Blütenjäger emsig an ihnen arbeiten.

      Meist sitzen diese gottbegnadeten Leute bei künstlich geschaffenem Tageslicht oder vor einer Petroleumlampe in den finstersten Kellerräumen. Selten erleben sie das frische Ozon, so wie die Gartenbauer über der Erde, die in der freien Natur wahrscheinlich tagtäglich und bei jedem Wetter am eigenen Leib die Veränderungen ihrer Produkte leibhaftig verspüren.

      Nein, diese armen unterdrückten Spezialisten, die hier in dieser Sekunde gemeint sind, hocken im Regelfall völlig auf sich alleingestellt vor einem niemals aufgeräumten Tisch, umgeben von Spezialwerkzeugen, Spezialpapieren und überquellenden Aschenbechern.

      Hin und wieder verwenden diese Leute neuerdings auch modernere Maschinen, die sie quasi als eine dritte helfende Hand einsetzen. Das geschieht aber nur dann, wenn entsprechend starke Stromleitungen zeitgerecht in die tiefgeschossigen Räume verlegt worden sind.

      Unbedarfte Außenseiter mit durchwegs sträflichem Schattendasein, die über die Herstellung von Blüten oder was sonst noch an Besonderheiten dazugehört, wie zum Beispiel Urkunden aller Art, überhaupt keine Ahnung haben, sind oftmals stark beeindruckt. Je nachdem ob sie nun in voller Absicht mit einem Auftrag in der Tasche oder nur zufälligerweise mit den Künstlern in Kontakt treten konnten, denn Überraschungen werden in diesen finsteren Löchern allemal geboten.

      Der Durchschnittsmensch von der Straße hat ja ausnahmslos gar keinen blassen Dunst über das vielschichtige, arbeitsintensive Entstehenlassen von Kunstwerken, wie man berechtigterweise diese aufwendige Arbeit auch nennen darf. Sie sind bestenfalls angehalten, vorerst ihren Instinkt und das dazugehörige Augenmerk ein wenig nach rückwärts zu bewegen, um dann schleunigst mit einer abrupten Kehrtwendung die aufkommenden Gedankenmuster nach vorwärts auszurichten.

      Man

Скачать книгу