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von sich gibt, ehe die Kiemen ein letztes Mal zittern.

      Schließlich ist es vorbei – und doch nicht.

      Ich empfinde keine Genugtuung, als der schlichte Holzbau, von den Flammen entkräftet vor mir in sich zusammenfällt. Mit Leere verfolge ich den funkenumringten Sturz des Schilds mit der Aufschrift Jedidiah’s Toad Farm. Der Namensgeber liegt irgendwo in den brennenden Ruinen, mit aufgeschnittener Kehle. Nüchtern blicke ich auf das blutverschmierte Messer in meiner Hand. Weiterhin Leere. Emotionales Nichts. Es sollte mich beunruhigen, tut es aber nicht. Die Tränen des unvermittelten Schocks sind längst getrocknet.

      Die Jagdhütte habe ich damals genauso verbrannt. Eine Kremierung für meinen Bruder, der im finalen Moment seines tragischen Daseins seine Menschlichkeit wieder gefunden hatte. Dieses eine Wort – Anni –; so voller Trauer und gleichzeitiger Erleichterung …

      Bekannte Klänge reißen mich aus meinen Gedanken. Markerschütternd, grauenvoll, durchdringend. Dutzendfach. Es sind die Todesschreie der unzähligen Kröten, die in ihren Glaskästen lebendig verbrannt werden.

      Nein, Kröten quaken nicht. Aber sie können schreien.

      Eine Tatsache, die mir ein Grinsen entlockt.

      Rasch näher kommendes Sirenengeheul bildet den Startschuss für meine Flucht. Ich schultere den Rucksack und verschwinde im angrenzenden Wald. Durchstreife abgeerntete Felder. Kehre schließlich zur Straße zurück. Es ist nicht mehr weit. Ich kann es spüren – und riechen. Der Salzduft des Meeres überlagert die Aromen der Pflanzenwelt. Mein Ziel liegt in greifbarer Nähe. Mein Ziel, meine Vergeltung.

      Ein Auto nähert sich. Ich tauche im angrenzenden Straßengraben unter. Ebendort säubere ich meine Hände in einer Pfütze. Ich muss weitere vier Mal in Deckung gehen, ehe unvermittelt ein rostiges, verbeultes Straßenschild vor mir auftaucht. Die Schrift ist nüchtern, bar jeglicher Herzlichkeit. Kein Welcome!-Zusatz, keine hübschen, farbfrohen Schnörkeleien. Nur ein simples Wort: Innsmouth. Aus irgendeinem mir unverständlichen Grund kriege ich eine Gänsehaut. Nein, keine Gänsehaut. Wem will ich was vormachen?

      Grüne Schuppensegmente begrüßen mich, als ich den Pulloverärmel zurückziehe. Sie breiten sich immer schneller aus. Ein letztes Geschenk meines Bruders. Wie auch die dunkelgrüne Kruste an meinem Hals, die sich im Rekordtempo nach unten ausbreitet. Es ist nicht nur Rache, die ich inmitten dieser verfallen wirkenden Gebäude suche, sondern auch Erlösung. Dennoch habe ich ein sonderbares Gefühl, dass es letztlich etwas völlig anderes sein wird, dass ich dort finden werde.

      Dunsany’s Shop of Wonder, wiederhole ich in Gedanken den Namen des Geschäfts, das das Übel über meine und Alex’ Welt ausgeschüttet hat. Tja, nun bin ich am Zug.

      Ein letztes Mal überprüfe ich den Sitz meines Revolvers. Entsichert und ungeduldig klemmt er fest in meinem Hosenbund. Den Rucksack lasse ich von meiner Schulter gleiten und werfe ihn in den Graben. Unnötiges Gepäck, für das ich womöglich keine Verwendung mehr haben werde.

      Ich setze mich wieder in Bewegung. Gut möglich, dass das Teufelchen von vorhin Recht gehabt hat. Vielleicht ist dies in der Tat eine Reise ohne Wiederkehr.

      Man wird sehen.

      „Vielleicht hätten wir Diana doch behalten sollen.“ Konrads verständnisvoller Tonfall täuschte nicht über den mitschwingenden Vorwurf hinweg. „Sie konnte gut mit Isabell umgehen und teuer war sie auch nicht.“

      „Nein, war sie nicht“, sagte Becky. Eher das Gegenteil. Herrgott, Konrad hielt immer noch große Stücke auf die kleine Schlampe, wie Becky sie insgeheim nannte. Zugegeben, Diana hatte ihre Sache nicht schlecht gemacht. War ja auch das Mindeste, als angehende Erzieherin … Alles, was die Neunzehnjährige tat, hatte professionell gewirkt, egal ob sie Isabell die Windeln wechselte oder unverblümt mit Rebekkas Ehemann flirtete. Immer hatte sie bauchfreie Tops zu knallengen Jeans oder Miniröcken getragen, die ihre umwerfende Figur perfekt in Szene setzten. Konrads Gesichtsausdruck, wenn er Diana beobachtete, war für Becky verletzender gewesen als das Gehabe des Kindermädchens, neben dem sie sich wie ein ungestalter Trampel vorkam, mit ihren stämmigen knapp einen Meter achtzig.

      Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte jedoch Dianas Bemerkung, Becky gehöre wohl zu den Frauen, denen es schwer fiele, nach dem Kinderkriegen ihre alte Form zurückzugewinnen. „Aber das ist ja nicht schlimm“, hatte sie weitergeplappert. „Sie sind verheiratet, da macht es nichts, wenn Sie sich ein bisschen gehenlassen. Obwohl …“ An diesem Punkt hatte sie eine besorgte Miene aufgesetzt, die Becky als pure Häme entlarvte. „Nicht dass er eines Tages auf die Idee kommt, sich mehr als nur seinen Appetit woanders zu holen.“ Daraufhin hatte Becky sehr freundlich zu Diana gesagt, sie möge sich zukünftig einen unverheirateten Mann suchen, dem könne sie dann ihr komplettes Spektrum an Dienstleistungen anbieten.

      „Hauptsache, du merkst, wenn du überfordert bist“, unterbrach Konrad ihre missliebigen Erinnerungen. „So etwas wie gestern darf nicht noch einmal vorkommen.“

      „Wird es nicht“, versicherte Becky. „Aber der Unfall hatte nichts mit Überforderung zu tun; er hätte genauso passieren können, als Diana noch bei uns war.“ Hätte … wäre aber wahrscheinlich nicht, gestand sie sich im Stillen ein. Sie verfluchte ihren Leichtsinn. Es war dumm gewesen, den feuchten Lappen aus dem Badezimmer zu holen. Sie hatte die Bescherung abwaschen wollen, die sich aus der Windel über den gesamten Rücken des Kindes verteilt hatte. Während im Bad das warme Wasser über ihre Hände lief, hatte sie von nebenan einen dumpfen Aufprall gehört und sofort gewusst, was passiert war. Eine Sekunde später hatte Isa zu kreischen begonnen, das schrille Echo hallte immer noch in Beckys Ohren.

      „Du musst es ja wissen“, sagte Konrad und schaute auf die Uhr. „Wo bleibt eigentlich der Arzt?“

      Isa quengelte. Rebekka setzte sie von ihrem Schoß auf den Boden und tappte mit ihr durchs Sprechzimmer, die kleine Hand fest in der ihren. Ob sie sich nach einem neuen Babysitter umschauen sollte? Ihr behagte der Gedanke nicht, Isa fremden Händen zu überlassen. Aus diesem Grund wäre ihr auch nie in den Sinn gekommen, sie in eine Krippe zu geben. Dass ihr Muttersein untrennbar verbunden war mit der Bereitschaft, sich aufzuopfern, wusste sie, seit sich ihr kleiner blonder Engel nach den ersten Wochen als Schreibaby entpuppt hatte. Auch jetzt, da Isas zweiter Geburtstag heranrückte, hatte sich das Problem beileibe nicht ausgewachsen. Im Gegenteil, Isas Infektanfälligkeit und die häufigen Stürze, die jedoch gottlob immer harmlos verlaufen waren, bescherten Rebekka mehr Zeit in Wartezimmern als in ihrem gesamten bisherigen Leben. Hinzu kam Isas verzögerte Sprachentwicklung: Aus dem Lallen und Prusten ein richtiges Wort herauszuhören, wollte Becky bei aller Mutterliebe bisher nicht gelingen.

      Endlich, eine geschlagene Stunde nach Ende der Abschlussuntersuchung, ging die Tür auf und der Stationsarzt trat ein. „Familie Koch, hallo. Sie können Isabell mitnehmen, ihr fehlt nichts. Achten Sie in den nächsten ein, zwei Tagen noch darauf, ob sie sich irgendwie anders verhält. Und …“ Er warf Rebekka einen strengen Blick zu. „… lassen Sie sie nie aus den Augen, in dem Alter sind Kinder unberechenbar.“

      „Natürlich.“ Becky schlug die Augen nieder.

      „Ich unterstütze meine Frau, wo ich kann“, rechtfertigte sich Konrad. „Aber ich bin ja nur abends und am Wochenende zu Hause, Sie wissen ja, wie das ist.“ Der Arzt nickte abwesend und war schon wieder verschwunden.

      „Auf, Isa, es geht nach Hause.“ Rebekka hob ihre Tochter auf den Arm und schluckte den Zorn über Konrads Bemerkung hinunter.

      „Summ,

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