Das Doppelkonzert. Arnulf Meyer-Piening

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening страница 37

Автор:
Серия:
Издательство:
Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening

Скачать книгу

      - Offenbar ja. Sie ist ehrgeizig und herrschsüchtig. Und sie braucht Geld. Er fürchtet, dass sie ihn mit Hilfe seiner Kinder aus der Firma drängen will.

      - Was ist mit seinen Kindern?

      - Seine Kinder kommen als Nachfolger wohl kaum in Betracht: Hinrich ist nur an Musik interessiert, Julia nur an ihrer Forschung. Sie will ihre Aufgabe in Nicaragua behalten. Dort hat sie offenbar einen festen Freund. Ihr selbst traue ich durchaus Ambitionen auf die Firmenleitung zu. Aber sie hält sich noch bedeckt. Vielleicht pokert sie nur, das kann ich nicht beurteilen.

      - Guido war von der Idee des Interimsmanagements angetan. Es eröffnete sich eine Chance für ihn persönlich und auch für seine Berater: Man müsste die Management-Aufgabe mit einem Beratungsvertrag koppeln. Das müsste möglich sein. Aber das ist riskant.

      - Das musst du selbst entscheiden. Ganz sicher wäre es zweckmäßig, wenn du erst einmal als Berater anfängst. Dann kannst du zeigen, was du für die Firma tun kannst. Du könntest dich bei den Sämanns unentbehrlich machen.

      - Es wird eine Gratwanderung werden: Ich kann nach beiden Seiten abstürzen. Zur einen Seite verliere sich meine Glaubwürdigkeit als Manager, und zur anderen Seite verliere ich meinen gut dotierten Job als Partner in meiner Firma. Ich werde zwischen Scylla und Charybdis hindurch lavieren müssen. Keine leichte Aufgabe.

      - Du bist clever genug. Du wirst sicher den Spagat schaffen.

      - Ich werde es versuchen. Soll ich Frau Sämann gleich jetzt anrufen, um ein Treffen zu verabreden?

      - Nein, lass dir Zeit. Sie darf nicht den Eindruck gewinnen, dass du es eilig hast. Lass sie noch etwas im Ungewissen und an der Angel zappeln. Sie muss die Bittstellerin bleiben. Nur so kannst du ihr die Spielregeln diktieren.

      - Das ist schon klar. Aber ich muss erst einmal wissen, wie es der Firma geht. Ich weiß nichts über ihre finanzielle Lage. Wie ich höre, scheint die nicht sehr gut zu ein. Ich will nicht in ein Insolvenzverfahren hineingezogen werden.

      - Das ist in der Tat der wunde Punkt: Die Firma laviert nahe am Rande des Abgrunds, wie ich aus Bankenkreisen höre. Sie ist praktisch zahlungsunfähig.

      - Über was reden wir also? Ich bin an dem Job nicht interessiert.

      - Wirf nicht gleich die Flinte ins Korn. So schnell schießen die Preußen nicht. Ich kann der Firma mit einem kurzfristigen Kredit helfen.

      - Können sie denn ausreichende Sicherheiten bieten?

      - Ich denke schon. Die Geschwister Sämann besitzen eine hochwertige Villa im Park von Saint Tropez. Ich könnte sie beleihen. Dann haben sie für ein paar Monate genügend Geld zur Verfügung, um den Laden wieder flott zu machen. Ich habe Frau Sämann gebeten, vorsorglich schon mal einen persönlichen Schuldschein auszustellen.

      - Hast du ihr den Kredit schon zugesagt?

      - Nein, ich habe den Kredit an deine Anstellung als Berater und später als Generalbevollmächtigter gebunden.

      - Dann ist also alles klar?

      - Nein, der Alte muss zuvor aus dem Krankenhaus entlassen werden, weil sie zu einem Notar gehen müssen, um den Schuldschein beglaubigen zu lassen. Später müssten sie eine Hypothek auf das Haus aufnehmen, aber sie kann nicht für ihren Bruder unterschreiben. Für Grundstücksgeschäfte reicht ihre Vollmacht nicht.

      - Das braucht seine Zeit. Dann hat das alles keine Eile. Ich werde mal sehen, welche Berater zur Verfügung stehen.

      - Das wird ja nicht eine Ewigkeit dauern.

      - Nur ein paar Tage.

      - Leg dich nicht zu weit aus dem Fenster, noch hast du den Auftrag nicht. Und vergiss nicht, sie muss dem Deal zustimmen. Ohne ihre Unterschrift unter den Kreditvertrag geht nichts, denn ihr gehört die Hälfte der Villa.

      - Ich sollte mal mit ihr sprechen.

      - Ja, das solltest du möglichst bald tun. Aber tritt nicht zu forsch auf. Sei höflich und freundlich zu ihr. Sie ist empfänglich für Schmeicheleien. Ich kenne solche Frauen: Sie ist ein herrschsüchtiges Weib und gleicht einer Amazone. Aber das ist nur äußerlich. Im Kern ist sie weich. Lass deinen Charme spielen. Zwar ist sie nicht mehr die Jüngste, aber sie ist kein Neutrum. Also nutze deine Chance. Du kannst sie gewinnen.

      - Ich bin nicht an ihr als Frau interessiert.

      - Isabelle zögerte einen Augenblick. Guido, sei nicht so abweisend. Da ist noch etwas: Vielleicht führt der Weg zur Tante über die Tochter. Julia hat in der Familie eine Schlüsselposition inne. Sie käme durchaus für die Nachfolge in Frage. Ihr Institut hält eine Anzahl von Patenten, die für die Firmengruppe von großer Bedeutung sind.

      - Wie du weißt, kenne ich Julia schon seit einigen Jahren, als wir den Innovations-Preis ausgeschrieben haben. Ich bin mir nicht so sicher, ob sie die geeignete Führungskraft ist, für die ich sie damals gehalten habe. Sie hat viele unterschiedliche Facetten. Sie kann sehr lieb, aber auch intrigant sein.

      - Das hast du richtig erkannt. Sie ist nicht das liebe und brave Mädchen, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Schließlich war sie es, die das Konzert vermasselt hat. Hinrich hatte sich ihrer Führung anvertraut und fühlte sich mit Recht alleingelassen, als sie das Tempo abrupt wechselte. Sie hat ihn absichtlich in diese peinliche Situation gebracht. Wahrscheinlich wollte sie ihrem Vater zeigen, dass ihr Bruder als Führungskraft nicht taugt. Damit hat sie sich selbst in eine sichere Position gebracht. Ich teile deine Zweifel an ihren Führungsfähigkeiten. Sie hat ihr Forschungsinstitut nicht richtig im Griff.

      - Das habe ich schon damals bei der Vorbereitung des Wettkampfes für die Start-up-Firmen bemerkt. Sie ist auf ihrem Gebiet genial, kann aber nicht systematisch vorgehen und erreichbare Ziele setzen. Und sie kann keine Menschen führen. Das ist ihre größte Schwäche. Ich habe damals gedacht, sie würde das Fehlende schnell lernen.

      - Das hat sie aber nicht. Ich begleite ihre Firma schon von Anfang an, als die Verhandlungen mit den Risiko-Kapitalgebern begannen. Wenn du den Job kriegst, wirst du ihr helfen müssen, ihren Laden zielgerichtet zu führen. Wir brauchen sie als Know-how-Trägerin. Sie besitzt die Patente. Ihr Wert hängt von den laufenden Tests ab. Wenn die positiv sind, dann winkt ihr das große Geld.

      - Ich habe verstanden. Wenn ich die Firma leite, dann werden wir weitere Kredite brauchen. Da bin ich mir sicher. Dann bist du wieder gefragt.

      - Wenn du weitere Sicherheiten bieten kannst, können wir darüber reden. Du weißt, ohne Sicherheiten gibt es keinen Kredit. Du kennst die Spielregeln.

      Sie verbrachten den Abend im lockeren Gespräch. Sie leerten eine Flasche Lafitte-Rothschild, verstanden sich gut und träumten von einem gemeinsamen Leben. Sie befanden sich auf der gleichen Wellenlänge, wollten vorwärts stürmen und ihre schwierige Jugend vergessen. Sie wussten, dass sie es nur gemeinsam schaffen könnten. Isabelle träumte von einer glamourösen Zukunft fernab in der Karibik.

      - Wir könnten uns eine verlassene Finca kaufen mit einem alten Herrenhaus aus der Zeit der großen Zuckerbarone, folgte er ihren Träumen.

      - Klingt gut, sagte sie und blickte ihn voller Verlangen an. Wir könnten gemeinsam Bäume ausreißen und das Leben genießen. Dort könnten wir erleben, wie sich die Natur ungestört von dem Eingreifen des Menschen entwickelt. Wir könnten uns ohne Stress treiben lassen.

      -

Скачать книгу