Das Doppelkonzert. Arnulf Meyer-Piening

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Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening

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Gespräch anzuhören.

      - Hier hört uns keiner. Ich habe schallschluckende Türen. Sie öffnete die Tür und blickte auf den Gang hinaus. Es war keiner da. Nur ein Bett mit einem Patienten wurde vorbeigeschoben.

      - Wir sollten einen neuen Termin vereinbaren, dann haben Sie die Bilder und vielleicht sogar ein Exposee dabei. In der Zwischenzeit kläre ich einen möglichen Termin mit einem geeigneten Berater ab. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald ich Konkretes erfahren habe.

      Hoffnungsträger

      Zwei Wochen später besuchte Frau von Stephano die Chefärztin Ingrid Sämann im Krankenhaus. Die ihr schon bekannte kalte und spartanische Atmosphäre in deren Büro ließ sie frösteln. Ein paar farbige Drucke von Kandinsky, Paul Klee und Franz Mark aus einem Werbekalender verzierten die Wände. Büromöbel aus Stahl und Stühle mit Stoff bespanntem Chrom. Alles schlicht und zweckmäßig. Insgeheim taxierten sich die beiden Frauen, ob sie sich trotz ihrer ausgeprägten Gegensätzlichkeit verständigen könnten. Sie trauten sich nicht über den Weg und wollten die Schwächen der jeweils anderen herausfinden. Sie rangen um die Führungsrolle. Eine fühlte sich der anderen überlegen, blickte auf die andere herab. Die Chefärztin auf die junge Frau ohne Familie, die wohlhabende Adelige auf die alte Frau ohne Geld, die dabei war, alles zu verlieren, die sie um Hilfe ersuchte.

      - Förmliche und kühle Begrüßung. Isabelle zwang sich zu einem Lächeln: Grüß Gott Frau Sämann. Wie geht es Ihrem Bruder?

      - Distanziert kam die Antwort: Danke, es geht. So langsam kommt er wieder auf die Beine. Mein Bruder will unbedingt nach Hause. Das verstehe ich nicht, denn hier bei uns wird er gut betreut. Ich denke, er sollte sich noch mehr erholen. Er ist noch immer ziemlich schwach und nicht so richtig beieinander. Er hat große Erinnerungslücken. Und bei ihm zu Hause ist niemand, der für ihn sorgen kann. Zwar haben wir ein paar Angestellte, aber die sind nicht für die Krankenpflege ausgebildet. Mein Bruder kann sich nicht allein versorgen und braucht professionelle Pflege. Aber heutzutage gibt es keine guten Pflegekräfte für die häusliche Betreuung. Man bekommt nur Polinnen, Rumäninnen und Frauen aus der Ukraine. Nichts gegen Osteuropäer. Sie sind zwar nett und willig, aber man muss ihnen alles beibringen. Zum Putzen mag es ja reichen, aber zur medizinischen Betreuung der Patienten und zur Krankenpflege sind sie nicht geeignet. Auch hier im Krankenhaus haben wir nicht genügend ausgebildete Pflegerinnen, die wir für diese Aufgabe zur Verfügung stellen können. Auch ich kann mich nicht um alles selber kümmern. Ich habe hier wirklich genug um die Ohren, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten.

      - Isabelle zeigte Verständnis: Das ist sicher keine leichte Aufgabe. So ein großes Krankenhaus verlangt den vollen Einsatz oft rund um die Uhr.

      - Da haben Sie recht. Dann wechselte sie abrupt das Thema: Möchten Sie etwas trinken? Einen Kaffee oder ein Glas Wasser?

      - Vielen Dank, bemühen Sie sich nicht.

      - Keine Ursache. Hier haben wir alles im Griff, aber wir müssen nun den Blick nach vorne richten. Es geht nicht nur um die Gesundheit meines Bruders, es geht auch um die Firma, die derzeit ohne Führung ist.

      - Darüber sprachen wir schon.

      - Ja. Haben Sie mal über einen für uns geeigneten Berater für die Firmengruppe nachgedacht?

      - Ohne Zögern kam die Antwort: Ja, das habe ich. Ich habe zufällig genau den richtigen Mann für Sie. Es handelt sich um Herrn Konselmann, den Sie bereits von der Einladung beim Graf kennen.

      - Der hat auf mich einen guten Eindruck gemacht. Es wäre nicht schlecht, wenn er uns unterstützen könnte.

      - Ein guter Mann, bestätigte Isabelle. Er ist sehr beschäftigt. Man müsste ihn fragen.

      - Hoffentlich können wir ihn uns leisten. Sie wissen, die Rentabilität unserer Firmengruppe ist zurzeit nicht die beste. Wir können uns keine Millionengehälter leisten.

      - Für alles gibt es eine Lösung: Ich denke, Sie könnten ihm für einen späteren Zeitpunkt Firmenanteile zusagen, wenn die Firma wieder erfolgreich ist. Dann wäre er für den Anfang mit einem geringen Fixum einverstanden.

      - Das hört sich gut an. Ich müsste mal mit meinem Bruder darüber sprechen und anschließend auch mit Hinrich und Julia. Die beiden Geschwister müssten einverstanden sein. Sie müssen mit dem Berater zusammenarbeiten. Schließlich geht es auch um ihre Firmenanteile, auf die sie eines Tages – wenigstens zu einem Teil – verzichten müssten.

      - Wie lange wird das dauern? Soweit ich weiß, ist Konselmann nur jetzt für diese Aufgabe verfügbar. Wenn Sie zu lange zögern, dann wird er absagen. Er hat noch andere Aufgaben in seiner Firma. Sie wissen: Gute Manager sind sehr begehrt.

      - Ja, ich weiß, aber Sie müssten mir mindestens eine Woche Bedenkzeit geben. Auch die interne Abstimmung erfordert Zeit. Es wäre gut, wenn ich in der Zwischenzeit seine Vita studieren könnte. Dann kann ich mir ein besseres Bild von ihm machen.

      - Isabelle öffnete ihre Aktentasche: Zufällig habe ich hier seine Unterlagen aus einer anderen Bewerbung. Es ging damals um eine weitaus größere Aufgabe. Aber die Angaben über seinen beruflichen Werdegang sind noch immer ziemlich aktuell, soweit ich weiß. Sie werden von seinen Leistungen beeindruckt sein. Sie können froh sein, wenn Sie ihn für diese Aufgabe gewinnen können.

      - Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben.

      Isabelle, lächelte verständnisvoll und überreichte die sorgfältig gebundenen Unterlagen. Auf feinstem Papier gedruckt. Exemplarisch waren einige anonymisierte und besonders erfolgreiche Aufträge herausgegriffen worden: Farbige Grafiken lenkten die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche: Sinkende Kosten, steigende Umsätze, steigende Gewinne, steigende Börsenkurse.

      - Ingrid betrachtete das offenbar in einem professionellen Studio aufgenommene Foto eingehend: Ein gut aussehender Mann, aber das Foto ist wohl schon etwas älter? Jetzt hat er schon ein paar graue Haare, wie ich mich erinnere.

      - Ich finde, die grauen Haare machen einen Mann ab einem gewissen Alter noch attraktiver. Dieser Mann ist genau in dem richtigen Alter für diese Aufgabe. Er hat inzwischen genügend Erfahrungen gesammelt.

      - Mit einem Anflug von verschämtem Lächeln antwortet sie: Er sieht wirklich gut aus. Wenn ich jünger wäre, dann würde ich mich für ihn auch als Mann interessieren. Aber über das Alter bin ich hinaus. Vielleicht ist er der richtige Mann für Julia, was meinen Sie?

      - Ich denke, Julia wird sich ihren Mann selber wählen.

      Die Ärztin erhob sich und betrachtete sich aufmerksam im Spiegel über dem Waschbecken, das in der Schrankwand versteckt war. Sie ordnete ihr Haar und strich es zurück. Vielleicht war sie doch noch nicht über das Alter hinaus?

      - Er soll mich in den nächsten Tagen mal anrufen, sagte sie unvermittelt. Wir könnten uns zum Essen verabreden.

      Isabelle ließ sie nicht aus den Augen. Sie ahnte, was in ihr vorging. Sie hatte mit dem Leben als Frau noch nicht abgeschlossen, wollte begehrt sein und suchte offensichtlich einen Mann.

      - Ich werde es ihm sagen, sagte sie.

      - Sichtlich bemüht, einen indifferenten Eindruck zu erwecken, sagte Ingrid: Ich denke, dass Sie seine Referenzen gecheckt haben. Für diese Aufgabe ist nicht nur Fachwissen, sondern auch viel Geschick und Fingerspitzengefühl im Umgang mit Menschen erforderlich: Er muss sich in die Gesellschafterstruktur eines traditionsreichenden Familienunternehmens einfügen.

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