Das Doppelkonzert. Arnulf Meyer-Piening

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Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening

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aus dem Kreis der Entscheider in der Sämann Gruppe aus. Er musste es herausfinden. Warum war Hinrich nicht gekommen? War er der Juniorchef, die graue Eminenz im Hintergrund? Wer würde die Firma künftig leiten? Lange Zeit würde der Alte die Firmenleitung nicht mehr behalten können. Aber Hinrich wollte nicht kommen.

      - Merkwürdig: So ein gesellschaftliches Ereignis sagt man nicht so einfach ab. Vor allem dann nicht, wenn man sich auf eine künftige Führungsaufgabe in einer bedeutenden Firma vorbereitet. Dazu gehören die sozialen Kontakte. Ohne verlässliche Kontakte ist man einsam und verloren.

      - Nicht alle schätzen den öffentlichen Auftritt so wie du.

      Der kleine Seitenhieb war nicht zu überhören.

      - Er gab ihn zurück: In diesem Punkt stehen wir beide uns in nichts nach.

      Sie lenkte ab und nahm noch einen kühlen Schluck. Sie wollte keine sinnlose Kontroverse über die Frage, wer von ihnen den stärkeren Hang zur öffentlichen Selbstdarstellung hatte. Besonders an diesem Abend nicht.

      - Das Thema wollen wir jetzt nicht erörtern, sagte sie mit Bestimmtheit.

      Guido war das nur recht und konzentrierte sich auf sein eigentliches Anliegen: Er wollte die Familie Sämann, die er nur aus der Ferne kannte, genauer kennenlernen. Er wollte wissen, wo er den Hebel ansetzen musste, um seinem Ziel näher zu kommen: Ein Beratungsauftrag. Er wusste, dass der Sämann-Clan eine einflussreiche Unternehmerfamilie war. Er wollte wissen, was aus dem jungen Start-up-Unternehmen von Julia geworden war. Hatte er damals das richtige Gespür für Menschen und ihr Erfolgspotential gehabt? Er wollte sich bestätigt sehen und hatte noch ein anderes Ziel vor Augen:

      Er wollte CEO (Chief Executive Officer) in seiner Firma werden. Diese Position versprach ihm Einfluss in seiner Beratungsgesellschaft. Mit dieser Position würde in die ersten Kreise der Gesellschaft aufsteigen. Er könnte sich als Kunstmäzen, als anerkannter Sammler moderner Kunst und als gesuchter Sponsor auf glamourösen Charity-Veranstaltungen präsentieren. Er würde vielleicht auch zum Kanzler- oder Präsidenten-Berater ernannt werden. Und dazu brauchte er noch ein paar weitere Aufträge.

      Er stand kurz vor dem ersehnten Ziel. Er gehörte zu dem engeren Führungskreis, aus dem sich der künftige CEO rekrutieren würde. Es galt, nach weiteren Chancen Ausschau zu halten. Sein besonderes Interesse richtete sich auf die anderen Gäste.

      - Wen hast du sonst noch eingeladen? Kenne ich jemand?, erkundigte er sich.

      - Gut möglich, aber du solltest möglichst alle Gäste kennen, wenn du in die einflussreichen Kreise unseres Landes eindringen willst. Da ist zum Beispiel Doktor Pauli. Inhaber der Pauli-Gruppe, Maschinenbau, Chemische Erzeugnisse und Bekleidung, mit Sitz in Krefeld. Ein weit gefächertes Konglomerat von einzelnen Firmen.

      - Den kenne ich. Zu seinem Firmen-Imperium gehört die Modefirma Kamper. Ich habe vor Jahren einen Beratungsauftrag für seine Firma durchgeführt.

      - Interessant, was hast du dort gemacht? War es erfolgreich? Haben sie dich in guter Erinnerung behalten?

      - Ich hoffe es. Meine Tätigkeit war sehr erfolgreich. Ich wurde am Ende meiner Beratung zum Generalbevollmächtigten der Kamper Gruppe bestellt. Das kam damals für mich als jungen Berater vollkommen überraschend. Es war eine ungewöhnliche Situation: Im Grunde ließ sich das mit meinen Aufgaben als Berater nur schlecht vereinbaren.

      - So etwas kann auch ins Auge gehen.

      - Ja, das ist wahr. Es hat mich auch beunruhigt. Damals stellte ich mir vor, was passieren würde, wenn ich Entscheidungen träfe, die zu Schadenersatzansprüchen meines Klienten gegen mich führten. Aber mein mir damals vorgesetzter Partner beruhigte mich und riet mir, den Auftrag nach bestem Wissen und Gewissen durchzuziehen. In ganz kritischen Situationen könnte ich ihn zu Rate ziehen, sagte er.

      - War es erforderlich?

      - Nein, denn es ging alles gut. Ich habe die Firma aus den damals bestehenden finanziellen Schwierigkeiten herausgeführt.

      - Dann könnt ihr ja von alten Zeiten plaudern und habt viele Anknüpfungspunkte.

      Isabelle war es zufrieden. Auf diese Weise brauchte sie sich keine Gedanken um die Unterhaltung ihrer Gäste zu machen. Nichts fürchtete sie mehr, als eine gelangweilte Gesellschaft, die nichts mit sich selbst anzufangen wusste. Oder wenn es zu Spannungen in der Gruppe käme.

      Das Schlimmste war, wenn sich einer der Gäste zum Alleinunterhalter aufspielen würde, um längere Gesprächspausen zu überbrücken und mehr oder weniger halbseidene Witze erzählen. Das kam tatsächlich gelegentlich dann vor wenn Amerikaner anwesend waren. Unweigerlich passierte das, wenn einer aus dem Show-Business anwesend war. Er folgte dann dem unwiderstehlichen Drang, sich selbst zu inszenieren, was die anderen in die Rolle der unfreiwilligen Statisten drängte, die die Situation nicht immer als besonders prickelnd empfanden:

      - Kommt Doktor Pauli allein?, erkundigte sich der Berater.

      - Nein. Seine Frau Johanna ist auch dabei. Sie soll mal seine Sekretärin gewesen sein. Jetzt leitet sie die Modegruppe.

      - Ach, die? Ich kenne sie. Sie war damals unsere Team-Sekretärin. Eine sehr zuverlässige und auch charmante Frau, sagte Guido mit vielsagendem Lächeln. Sie hatte ihm oft geholfen, wenn es um eine Präsentation ging, und die Overheadfolien noch nicht fertig waren. Damals hatte er noch kein Team zu seiner Unterstützung.

      - Offensichtlich in jeder Hinsicht eine erfolgreiche Frau, sagte Isabelle und fragte sich, ob er wohl etwas mit ihr gehabt hatte.

      - Das wird sich herausstellen. Wer weiß, wie es der Firma heute geht. Jedenfalls bin ich gespannt, sie wiederzusehen. Sie wird sich verändert haben, schließlich sind seit unserem letzten Treffen gut zehn Jahre ins Land gegangen. Damals war sie sehr schlank und trug ihr schulterlanges Haar offen. Das stand ihr gut.

      - Hoffentlich hat sie dich in guter Erinnerung behalten. Ihre Haare sind jetzt etwas graumeliert. Aber es steht ihr gut. Du bist auch nicht jünger geworden, sagte sie mit etwas anzüglichem Lächeln.

      - Wie charmant du heute bist, sagte Guido. Wir sind immer gut miteinander klargekommen. Sonst hatten wir keine engeren Berührungspunkte.

      - Das hoffe ich sehr. Schließlich war sie eine Mitarbeiterin deines Klienten. Da wahrt man gehörigen Abstand, sagte Isabelle und sah ihm forschend in die Augen.

      - Es gibt bei uns eine eiserne Regel: Don’t put your pen into your Company’s ink. Wir halten uns daran. Es hat sich in den Jahren nicht geändert. Das gehört zu unseren ethischen Standards. In diesem Punkt verstand er keinen Spaß und konzentrierte sich auf die Gästeliste.

      - Du weißt jetzt, wer die wichtigsten Gäste sind, fuhr sie fort, denn das kritische Thema wollte sie nicht weiter vertiefen. Es bleibt noch ein weiterer Gast zu erwähnen: Es ist Horst Grünberg, ein Bekannter meines Ex. Er ist Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag. Du wirst ihn wahrscheinlich kennen.

      Das Tischtelefon läutete. Isabelle nahm den Hörer ab, klemmte ihn mit der Schulter ans Ohr und nahm instinktiv Haltung an.

      - Eilfertig antwortete sie: Wir kommen sofort.

      Auf keinen Fall wollte sie den Grafen warten lassen, denn sie wusste, dass er recht ungehalten reagieren konnte, wenn er nur ein paar Augenblicke auf andere warten musste. Sie erhoben sich aus ihren Sesseln und betrachteten sich noch einmal kritisch im großen Wandspiegel, der mit seinem reich geschnitzten barocken Rahmen das Entree zierte und

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