Faith und Richard. Ursula Tintelnot

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Faith und Richard - Ursula Tintelnot

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Mutter zornig und enttäuscht an.

      Annabelle, die Zwillingsschwester Leathans, besaß wie er diese irritierenden violetten Augen. Das silbern glänzende Haar umfloss lang und glatt ihr betörend schönes Gesicht, mit einem Mund, der hinreißend lächeln konnte, wenn er wollte.

      Aber ihr Aussehen täuschte.

      Genauso machthungrig wie er ging auch sie über Leichen, um zu bekommen, was sie wollte.

      Anders als Leathan allerdings war sie eine besessene Bewahrerin der Schönheit.

      Krankhaft war ihre Gier danach und natürlich wünschte sie sich nichts sehnlicher als das Zeichen der Macht. Das geheimnisvolle Medaillon, dessen Schönheit nur Wenige wahrnehmen konnten.

      Annabelle konnte seine zauberhafte Schönheit nicht erkennen, wollte es dennoch besitzen. Faith riss sich aus ihren Gedanken.

      „Du hast ihn nicht beschützt.“ Sie konnte sich nicht zurückhalten. So voller Furcht musste sie jemandem die Schuld geben. Was lag näher, als ihrer Mutter diese Vorwürfe zu machen.

      „Faith, bitte.“ Magalie streckte die Hand nach ihrer Tochter aus.

      „Nein, lass mich. Hol Robert aus der Feuerhöhle, wozu hab ich dir das Medaillon gebracht?“ Gereizt fuhr sie herum, um ihre Tränen zu verbergen.

      „Das kann ich nicht, mein Kind. Es würde nichts nützen, er würde den Tod in sich tragen, wenn er in seine Welt zurückkehrt. Dein Vater muss es ohne meine Hilfe schaffen. “

      „Wie lange soll er sich noch quälen?“ Faith fühlte sich hilflos und allein. „Wäre ich nie geboren. Dann stünde ich jetzt nicht hier und Robert würde ein normales Leben führen können. Du hast es gewusst. Du hast die Prophezeiung gekannt. Niemals hättest du mit einem Sterblichen ein Kind haben dürfen.“

      Faith holte tief Luft, ließ aber Magalie nicht zu Wort kommen. „Du hast in Kauf genommen, dass ich diese verdammte Prophezeiung erfüllen muss. Allein, ohne deine Hilfe. Was bist du nur für eine Mutter?“

      Fassungslos hörte Magalie ihre Tochter toben. Alles, was sie sagte, stimmte und war doch nicht richtig. Sie hatte Faith immer begleitet, ohne dass sie es bemerkte, und geholfen, wo es möglich war. Aber für das Mädchen musste es so ausgesehen haben, ja. In den Augen ihrer Tochter hatte sie versagt.

      „Du weißt, wie sehr ich deinen Vater liebe. Gefühle sind nicht zu steuern.“

      „Rede du nicht von Gefühlen. Hilf ihm.“ Faith wandte sich wieder ihrer Mutter zu. Sie konnte und wollte nicht begreifen, warum Magalie das Medaillon nicht einsetzte, um Robert zu retten.

      „Ich will nach Hause. Bring mich weg von hier.“ Sie ging wie eine Furie mit geballten Fäusten auf die Fürstin los.

      Die Adler saßen reglos in der Sonne. Mit ihren weißumrandeten Pupillen beäugten sie das Geschehen.

      Magalie legte beide Arme um das tobende Mädchen, hielt ihre Tochter ganz fest.

      Eine blaue Wolke hüllte Magalie und Faith ein, erhob sich und brachte sie zurück in die Welt der Sterblichen.

      Das Sonnenmal auf Magalies Stirn verblasste. Sie sah auf Faith hinab, die bleich und reglos auf einem Bett der Krankenstation des Internats lag. Hier würde sich Schwester Dagmar um ihre Tochter kümmern.

      Kein Wunder, dieser Nervenzusammenbruch musste kommen. Wenn Faith erwachte, würde sie vieles nicht mehr wissen. Sie hätte vergessen, dass sie ihre Mutter angegriffen hatte, und die Gewissheit spüren Robert wiederzusehen. Das Vergessen erleichterte ihr die Gegenwart.

      Magalie hauchte einen Kuss auf die Stirn ihrer Tochter. „Du wirst deinen Vater wiedersehen, ich verspreche es dir.“ Leise schloss die Fürstin die Tür.

      ~~~~~

      Robert hinter dem Wasserfall

      Robert sah an sich hinunter, betrachtete seine Hände und spürte weder die Schmerzen, die in der Nähe der Feuersäule unerträglich geworden waren, noch sah er Brandwunden. Er war durch die Flammen gegangen. In der Höhle, in der er sich befunden hatte, war es heiß und trocken gewesen. So trocken, dass seine Lippen aufgeplatzt waren, seine Haut sich gerötet und gelöst hatte. Sein Atem ging noch immer schwer und er kämpfte mit den Tränen, Tränen der Erleichterung.

      „Komm zurück zu mir.“

      Er hatte Magalies verzweifelte Bitten, ihre herzzerreißenden Rufe, ihr Locken und auch ihre Drohungen tief im Inneren gespürt.

      Robert wusste nicht, wie lange er in der Feuerhöhle gewesen war.

      Er würde leben, obwohl er zu lange in der Anderswelt geblieben war. Den Kampf mit sich selbst, den Kampf gegen die Angst hatte er aus Liebe gewonnen.

      Jetzt stand er hinter dem Wasserfall, der die Feuerhöhle verbarg, und beobachtete die beiden Frauen, die er mehr als sein Leben liebte. Das ohrenbetäubende Tosen der stürzenden Wassermassen vor ihm verhinderte, dass er hörte, was Faith und Magalie sprachen. Er sah verständnislos zu, wie Faith versuchte, auf Magalie einzuschlagen.

      Bevor er sich bemerkbar machen konnte, hatte Magalie ihre völlig aufgelöste Tochter eng an sich gezogen und war mit ihr, eingehüllt in die blaue Wolke, verschwunden.

      Was war mit Faith los? Warum hatte sie ihre Mutter angegriffen?

      Er sah sich um. Von den Hexen war nichts zu sehen. Die Grotten, in denen Elsabe mit ihren Schwestern lebte, lagen verwaist da. Das Rauschen des Wassers übertönte fast alle anderen Geräusche. Robert fuhr herum, als er eine Stimme direkt hinter sich hörte.

      ~~~~~

      Begegnung

      Hochaufgerichtet stand sie vor ihm. Der Rabe auf ihrer Schulter ließ ihn nicht aus den Augen. Das lange Gewand, das sie trug, war einen Ton dunkler als ihre grünen Augen, die ihn unverhohlen neugierig musterten. Das dichte weiße Haar war zu einem schlichten Chignon im Nacken zurückgesteckt, der ihren eleganten Hals betonte.

      Ihr Lächeln war bezaubernd und plötzlich erkannte Robert, wen er vor sich hatte. Die Frau vor ihm war alt, aber sie besaß eine Schönheit, die ihr die Jahre nicht hatten nehmen können. Unwillkürlich verneigte er sich. Von ihr ging etwas Gebieterisches aus.

      Die Ähnlichkeit Magalies mit dieser beeindruckenden Frau war unverkennbar.

      Magalie hatte nicht gewusst, wer ihre Mutter war, bis Elsabe ihr eines Tages die Wahrheit gesagt hatte.

      Sie war bei ihrem Vater aufgewachsen. Einem der Fürsten der Anderswelt. Die alte Herrscherin hatte ihre Tochter bei ihm gelassen, um sie vor Leathan und Annabelle zu schützen. Denn Magalie war wie die Zwillinge berechtigt, das Zeichen der Macht zu tragen. Hätten Leathan und Annabelle das gewusst, wäre Magalie ihres Lebens nicht mehr sicher gewesen.

      “Du bist Robert.“ Sie blickte ihn unverwandt an. “Du hast es geschafft, durch die Feuersäule zu gehen. Nicht jeder hätte den Mut dazu gehabt.“

      „Ich liebe sie.“ Robert musste nicht erklären, wen er meinte.

      „Ich weiß.“

      Die alte Herrscherin sah Robert forschend an und begriff, was ihre Tochter

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