Faith und Richard. Ursula Tintelnot

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Faith und Richard - Ursula Tintelnot

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Anderswelt, wie immer man sie nennen wollte.

      In diese Anderswelt waren Faith und einige ihrer Freunde gegangen, nachdem Faith’ Vater Robert in der Silvesternacht entführt worden war. Um ihn zu suchen, hatten sich die Schüler auf ein gefährliches Abenteuer eingelassen. Jetzt waren sie alle wieder zurück, nur Robert war noch, oder besser gesagt wieder, bei den Feen.

      Und Richard? Richard hatte sich bei ihr abgemeldet, um in die Welt, aus der er gekommen war, heimzukehren. Anders als Faith war er in der Anderswelt aufgewachsen.

      Er war der Sohn des Dunklen Fürsten der Schattenwelt und einer Sterblichen, Agnes.

      Wie Faith hatte er seine Wurzeln in beiden Welten.

      Noch einen kurzen Moment lang weilten ihre Gedanken bei dem geheimnisvollen Jungen, der so kurz nur ihr Schüler gewesen war.

      Ein gut aussehender schlaksiger Junge mit einer ganz besonderen Ausstrahlung, der sich niemand so leicht entzog.

      Leicht getönte Haut, helle Augen, dichtes dunkles Haar.

      Ja, dachte die Direktorin, ein sehr anziehender Junge, in den sich Faith verliebt hatte.

      Als Faith die Augen aufschlug, sah sie in zwei besorgte Gesichter.

      Zu Hause.

      Die Direktorin und Schwester Dagmar waren ihr so vertraut. Am liebsten hätte sie beide umarmt und geküsst. Stattdessen setzte sie ein strahlendes Lächeln auf.

      „Wie bin ich …“ Sie stockte und verschluckte die Frage. Keine der beiden Frauen vor ihr konnte wissen, wie sie hierhergekommen war. Sie erinnerte sich an das Gefühl zu fliegen. Dann war alles um sie herum versunken.

      Magalie musste sie hierhergebracht haben.

      „Robert?“ Unbewusst hatte sie den Namen ihres Vaters laut ausgesprochen.

      „Er wird wiederkommen. Sei ganz unbesorgt.“

      Dr. Dr. Schrader war eingetreten. Er war der Hausarzt des Internats. Er hatte sowohl in Allgemeinmedizin als auch in Psychologie promoviert.

      Die Direktorin verschluckte sich fast. Überrascht sah sie zu dem grauhaarigen, etwas fülligen Arzt auf.

      Robert war, als sie ihn zuletzt gesprochen hatte, verzweifelt gewesen. Soweit sie von ihm selbst wusste, war er dem Tode näher als dem Leben.

      ~~~~~

      Das Labyrinth

      Oskar sah die Ansammlung von Wohntürmen, die mit dem Fels verschmolzen.

      Sah Säulen direkt aus dem Gestein gehauen. Rostfarben und gewaltig. Er sah unendliche Reihen von hohen schmalen Fensteröffnungen. Wie tote Augen in dunkler Nacht starrten sie auf ihn herab, drohend und unheimlich. Nur wenige dieser schmalen Schlitze in den meterdicken Mauern waren erleuchtet.

      Er hatte das Oval eines Gesichts entdeckt, das ihm bekannt vorkam. Unbeweglich verharrte das Gesicht in einem dieser spärlich erleuchteten Fenster.

      Oskar spürte den Blick wie eine Flamme. Seine spitzen Ohren bewegten sich unruhig hin und her. Seine Augen wurden ganz schmal.

      „Was ist?“ Wisperte Lilly neben ihm. Sie folgte dem Blick ihres Gefährten.

      „Oh, das ist der Junge, den Leathan geschlagen hat. Ich habe gehört, wie er ihn in die Schattenwelt verbannt hat.“

      „Richard.“ Oskar verschlug es die Sprache. Was machte Richard hier? „Er ist Faith’ Freund und der Sohn Leathans.“

      Entsetzt sah Lilly Oskar an.„Das hat mir Faith verschwiegen.“

      „Richard ist nicht schlecht wie sein Vater. Er liebt Faith. Wir sollten ihn um Hilfe bitten.“

      „Wobei sollte er uns helfen?“

      Oskar antwortete Lilly nicht. Vor den beiden tat sich ein dunkles Labyrinth auf. Meter um Meter zog es sich bis zur Burg hin. Je weiter sie den Wegen folgten, desto unübersichtlicher wurde es. Immer neue Pfade taten sich vor ihnen auf.

      Lilly sah zurück und bemerkte entgeistert, dass sich die hohen Hecken hinter ihnen schlossen. Geräuschlos und langsam schoben sich die akkurat beschnittenen Büsche zu dichten Mauern zusammen. Dunkles undurchsichtiges Grün.

      Als sie sich zu Oskar umwandte, war der kleine Elf verschwunden. „Oskar?“

      Sie hörte den schrillen Ton der Klapperer. Diese winzigen Tiere ließen sich aus Bäumen oder Hecken fallen. Wurmartige Geschöpfe, deren schwarze stecknadelgroße Köpfe in einem langen fleischfarbenen Rüssel endeten.

      Eklig, die kleine Hexe schüttelte sich. Lilly hielt sich beide Ohren zu und schwang sich in die Luft. Bloß weg hier. Aus der Luft würde sie den besseren Überblick haben und den abscheulichen Saugern entgehen.

      Lilly wollte Oskar wiederfinden, sie fühlte sich verteufelt allein. Aber das lebendige bösartige Labyrinth entließ sie nicht.

      Kaum hatte sie den Boden unter den Füßen verloren, griffen die Äste der Hecken nach ihr und hielten sie fest. Wütende Peitschen aus Tollkirsche fuhren, giftig und tödlich, aus den Spitzen der Pflanzen hervor und griffen nach ihr.

      Nachdem er Lilly aus den Augen verloren hatte, glitt Oskar am Fuß der Hecke entlang. Die Brechnuss, die dort in dichten Büscheln wucherte, nahm ihm schier den Atem.

      Dunkle Schatten strichen stöhnend über die graugrünen Mauern, die sich immer dichter um ihn schlossen, belauerten ihn. Nicht nur die giftigen Pflanzen nahmen ihm den Atem. Angst würgte ihn.

      Richard konnte wie viele Geschöpfe der Schattenwelt auch im Dunkeln sehen. Er hatte die Bewegung dort unten im Irrgarten, der Fremden leicht zum Verhängnis werden konnte, gesehen. Er erkannte die Not, in der sich Oskar und Lilly befanden.

      Wenn er sie befreien wollte, musste er sich beeilen.

      Schon krochen die dunklen Schatten der Seelendiebe mit ausgestreckten gierigen Armen durch das Labyrinth, um sich die beiden Eindringlinge zu holen. Nichts würde übrigbleiben von dem Glitter und der Hexe.

      Richard hatte Oskar erkannt.

      Als Leathan seine giftige Saat streute und die tödliche Falle pflanzte, hatte er sich köstlich damit amüsiert, nächtelang von einem der Türme aus zuzusehen, wie der Irrgarten sich seine Opfer holte.

      Er weidete sich an ihrem Grauen und dem blanken Entsetzen. Wenn sich die dunklen Schemen auf die Verirrten stürzten, leuchteten seine violetten Augen.

      Auch nachdem er sich satt gesehen hatte, ließ er den Garten, wie er war.

      „Ein guter Schutz für uns“, meinte er kalt.

      Richard griff sich eine der Fackeln, die in Eisenhaltern an den Wänden steckten, und jagte die endlosen Steinstufen hinunter. Solange Dunkelheit herrschte, würden die Schatten im Labyrinth jedes Leben vernichten.

      Richard fand den kleinen Glitter verzweifelt nach Luft ringend. „Lilly“, flüsterte er.

      Richard zog Oskar auf den Weg, weg von den

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