Der tote Hund in der Dachrinne. Axel Birkmann

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Der tote Hund in der Dachrinne - Axel Birkmann

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Domstadt Freising. Dass die beiden Ereignisse zusammenhängen mussten, war jetzt auch den Chaoten der Spusi klar geworden. Die Witze und die blöden Anspielungen der Kollegen über den toten Dackel waren verstummt.

      Eine Leiche an einer so exponierten Stelle wie auf der Landebahn des zweitgrößten Flughafens von Deutschland und immerhin des achtgrößten Europas war auch für die Freisinger Kollegen keine Alltäglichkeit. Kreithmeier wusste, dass die gestrige Nacht nur der Anfang war. Auf der Dienststelle würden sich jetzt sicher die Journalisten und Fotografen die Hand geben. Staatsanwältin Claudia Lehner wartete mit Sicherheit schon auf seinen Bericht. Und die Herren aus München, sei es von der Mordkommission oder vom Landeskriminalamt, saßen wahrscheinlich schon an seinem Schreibtisch, tranken seinen Kaffee und stöberten in seinen Akten.

      Eigentlich könnte ihm das ja Recht sein, sollten sich die Großkopferten um den Fall kümmern, dann hätte er seine Ruhe. Also warum die ganze Aufregung? Aber er könnte natürlich auch versuchen den Fall zu lösen? Warum also klein beigeben und das Revier abgeben? Es war sein Fall. Und wenn er die letzten Jahre im Zeitraffer vor seinem geistigen Auge abspulte, wahrscheinlich auch sein größter Fall. Kein durchgeknallter Ladendieb oder depressiver Familienvater. Hier steckte mehr dahinter. Etwas Unheimliches, etwas Böses. Wer machte sich die Mühe einen Geschäftsmann so zu töten und dann den ganzen Aufwand, die Leiche auf die Startbahn zu legen? Könnte es sein, dass er mit diesem Fall überfordert würde? Auch dass mit dem Hund hatte etwas zu bedeuten. Ein Zeichen? Eine Warnung? Nein, eigentlich nicht. Der Löbinger wurde nicht gewarnt, sondern fast zeitgleich erschossen. Und es war nicht nur ein Täter, es mussten mehrere sein. Echte Profis. Keine Fingerabdrücke, keine Fußspuren, nur die Reifenspuren. Gut, resümierte Kreithmeier, ein paar Schuhe kann ich mit Plastiktüten abdecken, so dass ich keine Profilabdrücke im weichen Boden hinterlasse, einen Autoreifen wohl eher schwer. Vielleicht hatten die Täter den Wagen in den Löschsee entsorgt. Da mussten dann Taucher her.

      Sollte Melanie Schütz sich darum kümmern, sagte er leise vor sich hin, sie hatte ja auch die Reifenspur entdeckt. Mit ihrem Charme würde sie dem THW oder der Feuerwehr sicherlich leicht ein, zwei Taucher abwimmeln, die in diese kalte Drecksbrühe abtauchten und nach einem vermeintlichen Wagen suchten.

      Ganz in Gedanken hob er einen Stock auf und warf ihn nach vorne. Gizmo hüpfte hoch und rannte hechelnd dem Holzstück hinterher. Mit einem Sprung schnappte er es in der Luft bevor es auf den Boden fiel. Jetzt brachte er es in den Zähnen seinem Herrchen, um das Spiel zu wiederholen, doch das reagierte nicht. Kreithmeier zog an seiner Zigarette und blies den Rauch kräftig aus der Lunge. Gizmo legte das Stöckchen vor seine Füße. Doch Alois kickte es nur seitlich weg. Gizmo brachte es erneut, doch leider die gleiche Reaktion. Gizmo hatte schließlich verstanden, dass sein Herrchen nicht zum Spielen aufgelegt war. Er könnte ja mal weit weg rennen. Würde das sein Herrchen überhaupt merken? Wohl eher nicht. Kreithmeier schnippte die Zigarette ins feuchte Gras.

      Und dann diese gezielten Schüsse, wahrscheinlich aus nächster Nähe, dachte Kreithmeier in sich versunken weiter. Das Opfer muss sie mitbekommen haben. Ein gleichseitiges Dreieck. Ein V. Nicht mal er hätte so etwas zusammen gebracht, obwohl seine Schußergebnisse auf dem Schießstand sich sehen lassen konnten. Woanders hatte er seine Waffe bisher nicht einsetzen müssen. Er hatte sie auch nicht immer dabei. Nach über zwanzig Jahren bei der Polizei, musste er die Waffe nicht ein einziges Mal während des Dienstes benutzen, geschweige denn überhaupt ziehen. Gott sei Dank. Aber ein V schießen, das war schwer. Was wollte der Täter mit dem V ausdrücken, überlegte er. V wie Vendetta, Rache, V wie Vergeltung? Oder V wie Verräter? V wie Victory, Sieg. Sieg über wen? Oder war die Anordnung der Schusswunden reiner Zufall?

      Seine Überlegungen wurden gestört, als sein Telefon klingelte. Er zog es aus der Tasche und blickte aufs Display. Er kannte die Nummer, es war Melanie Schütz.

      »Guten Morgen junge Frau, können Sie es nicht erwarten, bis ich im Büro bin. Sie haben doch selbst gesagt, ich muss was für meine Figur tun.«

      »Das habe ich gesagt. Ich meinte aber nicht gemütliches Spazierengehen mit deinem Hund, sondern eine etwas schnellere Bewegung, Joggen oder Nordic Walking. Das einzige was deinen Kreislauf nach oben treibt ist dein Kaffee am Morgen. Das Hundegassigehen ist was für Rentner. Und soweit bist du ja noch nicht. Übrigens, guten Morgen. Ja, danke ich habe gut geschlafen. Ja danke, mir geht es gut. Ja, danke, meine Füße tun nicht mehr weh. Ja, danke, ich bin schon fleißig und im Büro. Und danke, ich habe mir nur einen kleinen Husten geholt. In der Kälte. Ja danke, ich war noch nicht beim Arzt. Ja, danke, ich fiere nicht mehr.«

      »Sie lassen mich ja gar nicht zu Wort kommen. Schnappen Sie mal nach Luft. Also dann halt Guten Morgen. Was gibt es denn?«

      »Wir haben etwas gefunden, das solltest du dir mal anschauen.«

      »Was denn?«

      »Einen Zettel in der Hosentasche des Toten.«

      »Und was ist das, eine alte Tankrechnung, oder ein Bewirtungsbeleg für einen Swingerclub?«

      »Aha, Chefchen, das ist wohl dein Morgenhumor. Na dann pass nur auf, dass es nicht bald schon dein Galgenhumor ist.«

      »Haha. Also was haben wir denn gefunden?«

      »Das zeige ich dir, wenn du im Büro bist. Machen wir es ein bisschen spannend.«

      »Und wegen diesem Schmarren rufen Sie mich jetzt an.«

      »Ich wusste ja, dass ich dich irgendwo mit Gizmo erwische. Also, soll ich schon mal den Kaffee aufsetzen?«

      »Das ist ja das Mindeste. Komm Gizmo. Herrchen wird im Büro verlangt.« Kreithmeier legte auf.

      Auf dem Weg ins Büro hielt er noch kurz an einer Apotheke, um für seine Kollegin ein paar Lutschpastillen gegen Husten mitzunehmen. Das war er ihr schuldig. War sie doch fast die ganze Nacht im Rock und hochhackigen Schuhen übers Rollfeld gestochert. Sie durfte jetzt nicht schlapp machen, er brauchte sie. Der Fall war nicht einfach. Und da wollte er nicht allein auf weiter Flur stehen.

      Mit einer wilden Begrüßung stützte sich Gizmo auf Melanie, bis er von ihr hinter den Ohren gekrault wurde und einen Hundekuchen als Beute in seinem Maul davon trug. Kreithmeier bekam sofort einen Kaffee mit einem Schuss Milch serviert und dann stand Melanie herausfordernd vor ihrem Kollegen und wartete bis er den ersten Schluck getrunken hatte. Sie sah wieder unheimlich gut aus. Trotz der nahenden Erkältung und des Hustens. Sie trug diesmal einen eng anliegenden hellblauen Rollkragenpulli, Jeans und Turnschuhe. Alois blickte auf ihre Beine und schmunzelte: »Aha. Schnelle Schuhe. Wollen wir heute noch den Tätern hinterher hetzen?«

      »Ich gönne meinen süßen kleinen Zehen eine Auszeit«, hüstelte sie, »Und die nächsten Tage werde ich mir keine Internet Dates gönnen können. Höchstens mal ein Erkältungsbad. Ich denke, wir werden viel zu tun bekommen.«

      »Ich habe da was für Sie.« Kreithmeier reichte ihr die Plastiktüte mit den Pastillen.

      »Der Hustinettenbär, ach wie süß, dass du an mich gedacht hast.«

      Sprach es und ein leichter Hustenanfall folgte.

      »Was ist denn das hier?«

      »Wahrscheinlich die Apothekenrundschau. Hat die Dame in der Apotheke in die Tüte gepackt.«

      Melanie Schütz zog eine Zeitschrift und ein Päckchen Papiertaschentücher heraus.

      »Die Taschentücher kann ich gebrauchen, aber die Rentnerbravo, das ist noch zu früh für mich.« Sie warf die Zeitung in den Papierkorb.

      »Apropos

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