Der tote Hund in der Dachrinne. Axel Birkmann
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Читать онлайн книгу Der tote Hund in der Dachrinne - Axel Birkmann страница 17
Melanie kam ihm entgegen und hielt sie vor einen Scheinwerfer eines der Fahrzeuge. Sie klappte sie vor seinen Augen auf und beide starrten wie versteinert auf einen Personalausweis, der in einem Fach steckte. Durch die durchsichtige Plastikabdeckung hindurch konnten beide zusammen den Namen lesen. Und fast gleichzeitig blieb ihnen ein Aufschrei im Hals stecken. Auf dem Ausweis stand in sauberen Maschinenlettern: Tobias Löbinger.
Kreithmeier hatte sich als erstes wieder im Griff: »Löbinger, Tobias Löbinger, der Ehemann von Sara Löbinger. Das gibt es doch nicht. Träume ich?«
»Nee, leider nicht. Das ist wirklich der Gute. Ich habe seine Firma ja im Internet gegooglet. Und da war ein Bild von ihm auf der Homepage. Er ist es tatsächlich. Der Baulöwe Tobias Löbinger. Erschossen. Mit drei Kugeln in die Brust. Es sieht aus wie eine Hinrichtung. Wie sollen wir das nur der armen Frau erklären?«
Melanie und Alois schritten wieder zurück zum Fundort. Ludwig Huber hatte bemerkt, dass die beiden etwas im Scheinwerferlicht betrachtet hatten und kam neugierig auf sie zu.
»Was Neues? Kennen Sie den Mann?«, fragte er.
»Nicht direkt. Wir haben nur seine Brieftasche. Somit können wir von seiner Identität ausgehen. Aber solange die Spusi nicht ihren Job gemacht hat, sind das alles nur Spekulationen. Ich möchte mich gerne mal mit dem Mann unterhalten, der die Leiche gefunden hat.«
»Selbstverständlich. Hier entlang. Er sitzt in einem der Busse des Grenzschutz.«
Der Marshaller, ein junger Mann von maximal 26 Jahren, saß leicht zitternd an einem Tisch im Bus der Polizei.
»Kommissar Kreithmeier, Polizei Freising, ich leite die Ermittlungen und hätte ein paar Fragen an Sie.«
»Jürgen Tischler, Einwinker auf dem Vorfeld.«
»Danke, die Personalien nehmen wir später auf. Erzählen Sie bitte der Reihe nach, was passiert ist.«
»Es muss so gegen 20 Uhr gewesen sein, da hat der Pilot der Air Berlin, Flug Hamburg-München, am Tower gemeldet, dass etwas auf der Landebahn liegt. Sie hätten einen Schatten im Licht des Bugscheinwerfers entdeckt und auch die Bugkamera hätte etwas aufgezeichnet. Nun das ist für uns nichts Neues. Es kann immer mal passieren, dass der Wind Äste oder andere Dinge auf die Landebahn weht oder Reifenteile herumliegen. Die werden dann natürlich sofort beseitigt. Und die Betonplatte wird immer wieder von einer Kehrmaschine abgebürstet. Ich habe also vom Tower die Anweisung bekommen zwischen zwei Slots die Sachlage zu überprüfen. Sicherheit steht an erster Stelle und Fremdkörper auf der Landebahn sind ganz einfach gefährlich. Sie könnten bei einem Start von den Triebwerken angesaugt werden. Gar nicht auszumalen was da alles passieren könnte.«
»Ist ja gut, verstehe ich alles. Aber bitte kommen Sie zum Punkt!«, hakte Kreithmeier ungeduldig nach.
Der Marshaller fuhr fort: »Ich musste mich beeilen, denn die nächste Maschine war im Landeanflug, und um sie zur zweiten Landebahn umzuleiten, hätte sie durchstarten müssen also......«
»Mussten Sie sich beeilen?«
»Ja!«
»Und dann?«
»Ich bin zu der besagten Stelle gefahren und da habe ich ihn gefunden. Tot. Mit drei Löchern in der Brust.«
»Das konnten Sie in der Dunkelheit sofort feststellen?«
»Ja, klar. Ich habe immer eine Taschenlampe im Fahrzeug und außerdem wird die Bahn, wenn sie in Betrieb ist, von den angrenzenden Bodenlampen ganz gut ausgeleuchtet.«
»Sie schauen zu viele Tatorts, deswegen können Sie ohne weitere Ausbildung ohne Probleme eine Diagnose abgeben?«, fragte Kreithmeier den Mann provozierend.
»Ja, woher wissen Sie?«
»Weil jeden Sonntag Millionen von Deutschen Tatort sehen und eineinhalb Stunden lang, sich die Meisten davon in ermittelnde Kriminalkommissare verwandeln und gegenseitig Wetten abgeben, wer der Mörder ist.«
»Das wusste ich gar nicht.«
»Es gibt ganze Tatort Clubs und Vereine.«
»Ach was?«
»Hallo, können wir bitte wieder zurückkommen auf den Toten auf der Landebahn.«
»Entschuldigung, natürlich.«
»Ein paar Fragen noch. Waren Sie allein im Fahrzeug?«
»Ja.«
»Warum lag der Körper fast unbeschädigt auf der Betonpiste. Die startenden und landenden Flugzeuge hätte ihn doch überfahren müssen?«
»Zu dieser Zeit nicht. Ab 19 Uhr ist das Landeaufkommen wesentlich größer als das Startaufkommen. Die Businessflieger aus den Großstädten trudeln im Minutenrhythmus ein. Und der Tote lag hinter der Landepunktaufsetzmarke der Reifen. Ein paar Meter weiter vorne und Sie hätten von diesem Mann nichts mehr erkennen können. Die landenden Maschinen hätten ihn regelrecht wie Brotaufstrich auf den Asphalt geschmiert.«
»Eine sehr bildhafte Erklärung. Aber vielleicht ist das genau die Absicht gewesen. Eine ungewöhnliche Art und Weise eine Leiche unidentifizierbar zu machen und zu beseitigen. Nur haben der oder diejenigen sich verrechnet, den Leichnam zu weit nach hinten gelegt. Absicht oder taktischer Fehler?«
Die Schiebetür wurde plötzlich aufgerissen und Melanie Schütz stand vor ihnen. Ein freundlicher Soldat hatte ihr einen Parka mit Fellbesatz um die Schulter gelegt. Sie musste nicht mehr so frieren. Melanie zwängte sich in den Wagen und setzte sich neben ihren Kollegen.
»Es ist verdammt kalt hier draußen, und du sitzt hier im warmen Wagen. Wie aufmerksam von dir.«
»Ich hatte Sie gefragt, ob wir nicht noch schnell zu Ihnen nach Hause fahren sollen, damit Sie sich umziehen können. Aber „außer Indianer kennen keinen Schmerz“, habe ich keine Antwort bekommen. Wie ich sehe, hat sich Old Shatterhand schon um Sie gekümmert. Er hätte Ihnen nur noch seine warmen Hosen leihen sollen.«
»Ich liebe es, wenn du dir um mich Sorgen machst, Kreiti. Aber egal. Ich habe etwas entdeckt. Und Zeidler und Schurig sind auch schon da.«
»Aha. Die Herren der Spurensicherung haben es geschafft hierher zu finden. Hat jemand schon einen Bestattungswagen organisiert? Die Leiche muss in die Pathologie. Nach Freising ins Krankenhaus oder nach München in die Gerichtsmedizin? Das ist hier die Frage.«
»Wer wird überhaupt für den Fall zuständig sein? Eines ist ja klar, das alles hängt miteinander zusammen: der Einbruch, der tote Hund und jetzt sein Herrchen. Wie es aussieht, ist er in Salzburg oder Wien nie angekommen.«
»Was haben Sie denn gefunden?«
»Fußspuren! Und Reifenspuren!«
»Und wo?«
»Auf der Wiese, nicht weit vom Tatort entfernt.«
»Ich komme mit, und Sie, Herr Tischler, Sie warten hier. Rühren Sie sich nicht vom Fleck. Wir sind noch nicht fertig.«
Ludwig Huber war sichtlich überfordert mit der Thematik, dass jemand in seinem Flughafen eine Leiche abgelegt