SILBER UND STAHL. Nicole Seidel

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SILBER UND STAHL - Nicole Seidel

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Aber er konnte die Waffe nicht ziehen, denn der Bruder der Comtesse schlug mit dem kantigen Rest der Flasche, die er noch in der Hand hielt zu. Das scharfe Glas zerschnitt ihm das Gesicht, weiteres Blut quoll aus tiefen Schnitten über Stirn und Auge und nahm dem Elf die Sicht. Der scharfzackige Flaschenrest wurde ihm in die Backe gerammt, blind wehrte Iorweth den Angreifer ab und stürzte zu Boden, wo ihn die beiden Männer mit Tritten traktierten.

      Da erklang ein weiblicher Kampfschrei, jemand stürmte ins Gemach. Ludamille kreischte auf, Schwertklingen surrten durch die Luft. Dann schrien der Bruder und der Verlobte auf und jemand packte den schwer blutenden Iorweth am Wams und zog ihn mit sich.

      Iorweths rechte Hand hielt das zerfetzte Gesicht, zwischen den Finger quoll weiterhin Blut, viel Blut. Durch das Blut hindurch erkannte er seinen Freund Riordain. Iorweth kämpfte sich auf die Beine, vom Freund gestützt eilten sie aus dem Gemach. Eine weitere Elfe mit zwei Elfensihilen in der Hand deckte ihnen den Rückzug. Sie kamen über den Seitenausgang bis auf die Straße. Keiner der Anwohner wollte sich den klingenschwingenden Elfen in den Weg stellen, aber einige riefen nach der Miliz. Sie mussten es in die unterirdischen Kloaken schaffen, bevor sich ihnen Soldaten entgegen­stellten. Mit Iorweths Hilfe, der trotz Schmerzen und Blutverlust nicht ohnmächtig wurde, fanden sie einen Eingang in die Kloaken.

      Die Soldaten, die wenige Minuten später am Herrenhaus des Herzogs ankamen, mussten nur einer Blutspur folgen, die der Elf hinterlassen hatte, um die Verfolgung aufzunehmen.

      "Lass ihn zurück, wir müssen fliehen", sagte die fremde Elfe, "er hat unterwegs so viel Blut verloren, dass die Soldaten jeden Moment hier sein werden. Er wird es eh nicht überleben und wir mit ihm sterben."

      "Ich lass ihn nicht zurück, Toruviel. Hilf mir!" Riordain merkte, wie Iorweths Körper schlaff wurde und er ihm drohte aus den Händen zu gleiten.

      "Nach links", stammelte Iorweth. "in ... zweiten Tunnel ... ganz durch ...ein Versteck."

      Die Elfe mit Namen Toruviel stützte Iorweth auf der Gegenseite und sie stolperten den Gang links entlang. Der zweite, folgende Durchgang war ein dunkler schmaler Tunnel, durch den sie nur auf Knien vorankamen. Riordain ging über seine Kräfte hinaus, als er sich auf seinem Hosenboden durch den Tunnel zwängte und den inzwischen bewusstlosen Iorweth hinter sich her zog.

      "Cáemm 'ere! Tháess aep!" zischte die Elfin. Auch Riordain konnte das Trampeln schwerer Stiefel auf Stein hören.

      Die Soldaten waren in den Gängen der Kloake. Jemand blaffte Befehle, zwei Trupps schwirrten nach links und rechts aus. Einer der Trupps näherte sich auch ihrer Seite. Das diffuse Licht von Fackeln huschte über die feuchten Mauerwände. Die Elfen hielten den Atem an und hofften weit genug in die Schatten geraten zu sein, um unentdeckt zu bleiben. Ratten huschten aus dem Lichtschein.

      "Mistratten!" grunzte ein Soldat ganz nah. "Dann weiter suchen!" rief ein anderer. Es wurde wieder dunkel und die Stimmen und Schritte entfernten sich.

      Die zwei Elfen zogen erleichtert die stinkende Luft ein. Riordain nahm die Hand vom Mund Iorweths, sie war voller Blut. Dann zogen sie sich mühsam, da sie auch leise sein wollten, durch den engen Tunnel.

      "Er hat sich mit Dh'oine eingelassen, das hat er nun davon. Wir sollten ihn hier krepieren lassen." hörte er die harte Stimme Toruviels sagen.

      "Hilf ihm, bitte!" jammerte Riordain.

      "Ich weiß nicht, warum ich dir helfe, du elender Halbelf", brummte die Elfenkriegerin. "Ich brauche Nähzeug, Kräuter, sauberes Linnen - kannst du mir das besorgen? Ah, und vergiss nicht was zu Trinken und Essen."

      Die ganze rechte Gesichtsseite pochte und schmerzte ihm. Das Auge war verklebt, nur das linke konnte Iorweth öffnen. Sie waren in einem kleinen Raum des unterirdischen Labyrinths der Kloaken. Einem Versteck. Ein Feuer brannte und in einem verbeulten Kessel kochte Toruviel Wasser ab. Er selbst lag daneben, ein Stück Lumpen lag unter seinem Kopf.

      Die Elfenfrau verzog den harten Mund zu einem grinsenden Lächeln. Ihr kastanienbraunes Haar war in schmalen Zöpfen geflochten und ein Lederband fixierte sie, ein Eichhörnchenschwanz war daran befestigt. Sie trug eine leichte Lederrüstung, das umbrafarbene Leder war speckig und schmutzig. Neben ihr ruhten in einem schmucken Köcher ein kurzer Jagdbogen und zwei Elfenschwerter. "Andere sterben an Ort und Stelle und du machst einen Spaziergang daraus. Ich bin Toruviel."

      "Ior... weth", brachte er in zwei gestammelten Silbern aus zerfetzten Lippen hervor.

      "Ich weiß." Für eine Elfin hatte sie ein viel zu ernstes, markantes Gesicht, um wirklich hübsch zu sein. Sie riss sein Hemd in Streifen, zumindest den noch einigermaßen sauberen Teil seines vom Blut durch­tränkten Hemdes. Tauchte einen Teil der Fetzen ins abgekochte Wasser und begann sein Gesicht abzuwaschen. Sie zog ihm einige Glassplitter aus der Backe, dem rechten Auge und der Stirn.

      "Wie... schlimm... ist... es?" wollte Iorweth wissen und vermied jegliche Gesichtsmimik, die ihm nur weitere Schmerzen durch den Kopf jagten.

      "Das willst du nicht wissen, mein junger Iorweth", seufzte die Elfe und zog einen weiteren Splitter aus dem Loch in der Backe. "Wenigstens hat es zu bluten aufgehört." Sie legte ihm ein feucht-warmes Tuch über die rechte Kopfhälfte. "Was hast du in dem Haus überhaupt gewollt?"

      "Ich... ...Coin... neach war... nen."

      "Wenn dieser Mistkerl Coinneach sich mit einer Dh'oine vergnügt, während sein Imperium hinter ihm zu fallen beginnt, dann hat er keine Warnung verdient." Blanker Hass sprach aus Toruviels Worten.

      "Die... Sco... 'tael... mög'n... Coin... neach... grade", stotterte Iorweth.

      "Neén, wir Scoia’tael mögen Coinneach Dá Reo nicht. Er kämpft nicht für unsere Sache. Er verfolgt eigene - sehr egoistische - Ziele. Er paktiert mit, für meine Geschmack, zu vielen Dh'oine. Davon ist er dekadent und falsch geworden."

      "Denkst... du... das... auch..." Iorweth griff sich ins schmerzende Gesicht. "Ich... bin... sein..."

      "...hochgeschätzter Freund und sowas wie die rechte Hand Coinneachs", vollendete die Elfin den Satz. Sie zuckte die Schultern und blickte finster funkeln zu dem verletzten Iorweth herüber. "Aus welchem Holz du geschnitzt bist, wird sich noch zeigen müssen."

      6

      Die Elfenkriegerin Toruviel hatte Iorweths Gesichtswunden zusammen genäht, dick mit einem anti­septischen Kräutersud bestrichen und fast den ganzen Kopf mit sauberen Leinenstreifen um­wickelt. Nur das linke Augen, ein Teil der Nase und die linke Mundseite blieben frei. Gegen die höllischen Schmerzen hatte man ihm eine betäubende Droge eingeflößt - gegen seinen Willen. Nun lief Iorweth wie ein Betrunkener an Riordain's Seite, der ihm half. Alle drei Elfen waren in dunkelgrüne Umhänge gekleidet, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen.

      "Wieso bringen wir ihn nicht in den Brokilon?" wollte der Halbelf wissen.

      "Weil es zu weit ist. Das würde er nicht überleben. Wir bleiben erst mal im Umland. Nahe der Schwarzschwalbeninsel im Süden des Sees gibt es einen Scoia’tael-Unterschlupf. Aber erst müssen wir aus dieser verfluchten Stadt heraus!"

      Es war nach Mitternacht, die Nacht war kühl und finster. Nahe dem Wohnhaus von Coinneach waren die drei aus den Kloaken aufgetaucht. Vereinzelt brennende Pechfackeln an Hauswänden spendeten notdürftig Licht. Sie betraten das Haus, durch die bereits von einem anderen Stiefelpaar eingetretene Tür. Das Innere war ein heilloses Durcheinander von verstreuten Utensilien und umge­worfenen Möbeln. Hier war nichts mehr zu holen, alles

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