SILBER UND STAHL. Nicole Seidel

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SILBER UND STAHL - Nicole Seidel

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hatte von seinem Versteck aus alles mit verfolgen können. Er wusste, dass Hexer ein ausgeprägtes Seh- und Hörvermögen hatten - aber es faszinierte ihn trotz alledem.

      Sie folgten ihnen zu der tiefgelegenen Lichtung.

      Zoltan zeigte Geralt den Weg. Sie kletterten eine natürliche Treppe hinab und unerwartet materialisierte sich eine riesige Krabspinne vor ihnen. Der Hexer hatte schon sein mächtiges Schwert gezogen, als der Zwerg das herannahende Untier kommentierte: "Aber was sich da nähert ist kein Elf." Gerne überließ er dem Hexer den Vortritt. "Kümmere du dich darum, Geralt. Ungeheuer sind nicht mein Spezialgebiet."

      Das ließ sich Geralt nicht zweimal sagen und sprang der Krabspinne entgegen. Seine Hiebe waren hart und unerbittlich. Seine Schwertklinge sauste unbarmherzig auf das Riesenvieh ein und zerfetzte ihm das weitaufgerissene Maul und den Panzer. Nach kurzer Zeit war das Monstrum erlegt und der Hexer kaum außer Atem.

      Vom oberen Rand der Lichtung erschienen eine Handvoll Scoia'tael und ihre gespannten Bögen zeigten auf Zoltan und Geralt. Iorweth sprang zu ihnen hinunter, würdigte die tote Krabspinne keines Blickes und ließ sich auch sonst nicht anmerken, wie sehr er den weißhaarigen Hexer und seine Fähigkeiten bewunderte. Stattdessen meinte er herablassend: "Nette Vorstellung, Gwynbleidd. So viel Mühe machst du dir, obwohl dich ein ungleicher Kampf und der sichere Tod erwarten."

      "Und das aus deinem Mund."

      "Was willst du von mir, Vatt'ghern? Red' schnell, bevor ich euch beide töte." Erneut spannten die Elfen ihre Bögen.

      "Lass Zoltan frei, Iorweth. Du hast ja mich."

      "Ich habe euch beide. Einen Hexer, der dringend einen hässlichen Tod braucht. Und einen Verräterzwerg, der die Ehre seiner Brüder bespuckt." Der Anführer der Scoia'tael nahm es dem Zwerg etwas übel, dass er den Hexer so einfach selbstbestimmend zu ihm geführt hatte.

      "Weißt du, worauf ich spucke, verdammter Dämlack? Auf eure dreckige Welpenbande, weswegen unschuldige Menschen umkommen."

      "Unschuldige Menschen?! Amüsant, wie arrangiert du das hinausposaunst." Der Elf hatte die aufbrausende Art der Zwerge noch nie leiden können. Er ignorierte Zoltan Chivay und blickte zu Geralt von Riva.

      "Ich will den Königsmörder Letho. Den Mann für dessen Verbrechen man mich jagt."

      "Wärest du nicht Foltests Knecht geworden, wärest du bei dem Mord auch nicht zugegen gewesen. Du glaubst doch nicht, dass ich dir einen nützlichen Verbündeten ausliefere?"

      "Letho hat dich verraten", begann Geralt sein Wissen endlich preis zu geben. "Er wollte sich mit deinem Gefährten Ciaran verständigen."

      "Ciaran aep Easnillien ist tot! Seine Krieger sind vor zwei Wochen in einem Hinterhalt gefallen. Lügen haben kurze Beine, Gwynbleidd." Auch jetzt schmerzte es Iorweth noch sehr, von dem Tod seines guten Freundes Ciaran zu sprechen.

      "Auf der Barke ist er", entgegnete Geralt. "Verwundet, aber am Leben. Er hat sich Letho widersetzt und seine Abteilung hat dafür teuer bezahlt."

      Iorweth wusste von der Gefängnisbarke, die in Flotsams Hafen ankerte, in die der Kommandant Loredo alle seine Scoia'tael-Gefangenen brachte.

      Der Elf zögerte. "Wenn das wahr ist, wird der Dh'oine sterben. Dein Wort allein genügt mir aber nicht."

      "Was denn, du vertraust diesem Mörder weiter?"

      Nein, das tat er nicht, aber das wollte er vor dem berühmten Hexer, dem Weißen Wolf, nicht eingestehen. Das verbot ihm sein Stolz. "Wenn du mich anlügst..."

      "Wenn ich lüge, hat Ciaran auch gelogen", warf Geralt ein.

      "Also prüfen wir das. Mal sehen, was Letho zu deinen Enthüllungen sagt."

      "Wo ist er?" wollte Geralt ungeduldig wissen.

      Grübelnd drehte sich Iorweth von den beiden weg und überlegte. Wie weit konnte er dem weißhaarigen Hexer trauen? Andererseits ahnte er von Anfang an, dass Letho ihn nur für seine eigenen persönlichen Ziele benutzt hatte. Er musste nun eine Entscheidung treffen.

      "In den Ruinen von Cal'naveth. Was immer er da treibt, er scheint den Ort zu mögen." Iorweth schaute zum Hexer. "Das Kommando gibt uns Deckung. Seid ihr bereit?"

      "Der gedungene Mörder hat sich also als Verräter entpuppt."

      "Vorläufig steht nur sein Wort gegen deins."

      "Wer ist er, dass du ihm so blind vertraust? Ein Dh'oine, der die schmutzigen Angelegenheiten der Scoia'tael erledigt?"

      "Einer der bereit war zu tun, was zu tun ist. Einer der gezeigt hat, dass niemand unverwundbar ist", konterte Iorweth von Geralts Beschuldigungen in seinem Stolz gekränkt.

      "Was willst du eigentlich Iorweth?"

      "Das kannst du nicht verstehen." Der Hexer war kein Geächteter, so wie der Elf.

      "Du hockst in den Wäldern, ermordest Reisigsammler. Kaust Wurzeln."

      "Wir leben nach unseren eigenen Prinzipien", verteidigte Iorweth die ausweglose Situation der freien Elfen. "Wir tun, was wir tun müssen." Um zu überleben, doch das sprach er nicht aus.

      "Was erwartet dich am Ende des Weges?" stocherte der weiße Wolf weiter in Iorweths Seelenwunde herum.

      "Geralt, was geht's dich an. Esseth van'garn. Du hast alles aep arse." Iorweth verfiel ins Elfische, weil er für sein Leid keinen Menschenausdruck fand.

      "Ich hab nicht alles aep arse." Geralts Stimme wurde noch dumpfer. "Mein Leben hängt gerade von deiner Laune ab. Drum bin ich neugierig."

      Gut, dass du mich daran erinnerst, dachte Iorweth, denn noch waren sie keine Freunde. "Nur so viel: Die beiden Könige, die getötet wurden, waren zwei ausgemachte Hurenböcke. Die noch das Todesurteil ihrer Kinder unterschrieben hätten, um an der Macht zu bleiben. Aber im Osten gibt es jemanden, der die Krone verdient."

      "Warum wolltest du Foltests Tod?"

      "Foltest konnte den bezaubernden Menschen mimen. Doch wer war er wirklich? Er ließ zu, dass die alten Rassen in Temerien verfolgt wurden. Er war wie alle Dh'oine. Doch bedeutet sein Tod viel mehr."

      "Du überfällst und ermordest die Bewohner von Flotsam und vergisst dabei, dass unter ihnen Elfen und Zwerge leben."

      "Leben? Sie haben ihnen die Selbstachtung genommen. Ihnen nach Menschengesetz zu leben und zu sterben aufgedrängt, sie sind viel eher Dh'oine als du, Geralt."

      Der Hexer sah endlich ein, dass er an Iorweths Einstellung vorläufig nichts ändern konnte. Es galt einen Verräter zu entlarven, daran erinnerte er. "Wir treffen uns dort."

      "Va'fail Gwynbleidd. Und keine Tricks." Iorweth hob die Hand zum Gruß und ging.

      Der Tag neigte sich dem Abend zu. Die Schatten wurden länger, als Geralt bei den Elfen¬ruinen ankam, wo Iorweth bereits wartete. Seine Scoia'taelkrieger lauerten versteckt auf den Bäumen und zwischen den Büschen, aber der Hexer hatte viele von ihnen bereits entdeckt.

      "Spielen wir Theater. Sag Letho, dass du mich gefangen hast und mich ihm auslieferst", offenbarte der Elfenanführer seinen Plan.

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