Galvans Onkel. Martin Schlobies

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Galvans Onkel - Martin Schlobies

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zurück an die Tür.

      Ich kostete als erstes den Wein.

      "Der Wein ist billig und schlecht!", flüsterte ich Michelle zu, "Wahrscheinlich Rhone-Poulenc oder Algerien, douze degrées, irgendein giftiges Zeug. 'Palmenblut!' - so heißt er wahrscheinlich! Solch eine Barbarei! Noch dazu in einem Land des Weins wie Portugal, wo ich schon so aus-gezeichneten Wein getrunken habe."

      Michelle lächelte gnädig.

      Der Diener, der ein breites rundes Gesicht hatte, und eine platte, etwas aufgestülpte, arabisch wirkende Nase, stand neben der Tür und wartete darauf, daß die Gäste ihm Anweisungen gaben - vielmehr gab er uns mit seinen Blicken Anweisungen, wie ein Zeremonienmeister.

      Ich hatte nicht erwartet, so fremdartige Kost vorzufinden, doch vom zweiten Gang an hörte ich auf zu probieren und aß das übrige ohne jede Analyse einfach auf. Ich vermute, daß gedünstete Austern dabei waren, oder irgendwelche anderen Mollusken, die ähnlich schmeckten. Zum Schluß geriet ich an etwas Süßes, eine Birne, die mit einer roten süßen Tunke übergossen war.

      Endlich löste sich die erste Befangenheit, die Inseln der halblaut geführten Unterhaltung lösten sich auf, und das Gespräch wurde lauter und lustiger. Doch jedesmal, wenn die Tür ging, schreckte ich zusammen und blickte hoch. Erwartete ich noch jemanden?

      Es war nicht die Condessa, die Besitzerin des Hotels, erfuhr ich, sondern Annas Großmutter, die schweigend neben ihrem gesprächigen Gatten saß, lächelnd, erblondet, verblüht.

      Einen Teil des Hungers konnte ich, wie ich es gewohnt war, mit Brot stillen. Das Brot, ein helles, mit Sesam bestreutes Weizenbrot, war frisch und schmeckte ganz ausgezeichnet. Ich wollte mich gerade zum zweiten Mal über den Braten hermachen, da bemerkte ich, die anderen hatten längst aufgehört zu essen, also ließ ich es. Dem Diener schien es gefallen zu haben, daß alle so tüchtig zugelangt hatten. Nunmehr brachte er eine dampfende Kanne. Ich glaubte, es würde jetzt Tee angeboten, doch Edmund erklärte mir, daß es heißes Wasser sei, um sich die Fingerspitzen zu waschen.

      "Als ob wir Hummer gegessen hätten!" Doch Hummer, bei Gott, war nicht dabei!

      "Wir kennen auch die Glöckchen!", sagte Edmund.

      "Wer hat Ihnen davon erzählt?", staunte die blonde Dame, die Mutter. An jedem Ende des langen Tisches stand ein kleines Messing-glöckchen. Die Condessa sah schlecht. Wenn sie das Mahl beendet hatte, läutete das Glöckchen. Am anderen Ende des Tisches nahm der letzte Gast das Glöckchen, läutete ebenfalls. Dann durften alle aufstehen.

      Heute durfte Anna läuten. Sie wischte sich die Lippen mit den Gebärden einer alten Frau, rollte die Damastserviette umständlich zusammen, schob sie in den silbernen Serviettenring, schaute sich um und läutete. Das andere Glöckchen stand neben Michelle. Sie schob es mit der Rechten zwei Zentimeter von sich, hoffte auf ein Vergessen dieses Brauches.

      Als alle den Speiseraum verließen, drängte sich Anna dicht an mir vorbei. Sie schob mir ein Papier in die Hand. Ich nahm es und steckte es weg, ohne Anna anzusehen und vergaß es sofort wieder. Die jüngere blonde Dame, also offenbar die Tochter, bedachte mich mit einem verwunderten Blick, daß ich Michelle zeremoniell den Arm bot, was diese mit einem schmerzlichen Lächeln belohnte, - während ich mich wunderte, wen ich eigentlich während des Essens vermißt hatte.

       7. Kapitel

      Es war noch früh am Abend, Madame W., wie wir zu Gast im Kastell, hatte die anderen Gäste in den Salon zu einer kleinen Geburtstagsfeier eingeladen. Edmund und Michelle hatten keine Lust mitzukommen. Edmund war erschöpft von einer langen Diskussion mit Michelle, seiner Frau, die mit dem Komfort im Kastell unzufrieden war und auf eine baldige Abreise oder Quartier-wechsel drängte. Weil er sich geweigert hatte, hatte sie ihre Migräne bekommen und war seitdem nicht wieder aus dem Zimmer hervorgekommen, - und so ging ich allein.

      Innenhof des Kastells traf ich auf die blonde Dame, die etwas ältere, also die Mutter. Sie kam auf mich zu, lächelte ein bezauberndes Lächeln.

      "Wissen Sie, wo hier diese Geburtstagsfeier stattfindet?" fragte sie. Sie wollte also auch in den Salon.

      "Vermutlich dort!" erwiderte ich und wies auf einige Fenster im Erdgeschoß des Kastells, wo sich hinter den Scheiben Menschen bewegten, die plauderten.

      Unschlüssig sah ich die blonde Dame an, die Dame blickte mich an, beide, als warteten wir auf einen höheren Befehl.

      "Ich bin sehr schüchtern!", sagte sie endlich, "Gehen Sie doch bitte voraus!"

      Die Tür öffnete sich, ein schlanker Herr stürzte heraus, warf einen verwirrten Blick auf die blonde Dame und durchquerte den Hof. Und so gingen wir hinein in den Salon als ein Paar, was mir einen erstaunten, vielleicht sogar strafenden Blick einer Frau mittleren oder etwas mehr als mittleren Alters eintrug, die in der Mitte des geräumigen Salons stand, umgeben von einigen Gästen.

      Sie hatte die schwarzen Haare streng gescheitelt, trug eine durchsichtige Bluse über einer weißen Spitzenbluse, einen gelben Seidenschal und einen weiten blauen Rock, was alles sehr raffiniert und elegant wirkte. Es war Madame W., die Gastgeberin, die mich sofort in Beschlag belegte, als ich mich bei ihr vorgestellt hatte.

      "So sind Sie hier in diesem schönen Flecken Erde, einem wahren Garten in Eden, gelandet. Der Himmel ist nirgends so wunderbar blau wie hier!"

      "Ja, Madame," erwiderte ich, "Sie haben recht! Aber dieses Blau hier, so schön es ist, macht mich müde!"

      Madame W. wirkte leicht verstört, aber sie versuchte, über meinen Scherz zu lachen.

      Was jetzt nicht zu vermeiden war, es kam das Gespräch auf die Psychologie der Farben. Madame W. saß in der gelben Pracht ihres Schals und lobte die Sonnenfarbe.

      "Gelb ist meine Lieblingsfarbe!", bekannte sie und strahlte.

      "Blau!", sagte ich, "Blau ist meine liebste Farbe! - So wie Ihr Rock!" Ich wagte es und beugte mich vor: nein, ich hatte mich getäuscht, er war blau und grau gestreift. Ruhig duldete sie die Musterung und lächelte verschämt. Mir wurde es unbehaglich und heiß.

      "Denken Sie," berichtete mir dann Madame W, ohne Zusammenhang mit dem bisherigen Gespräch, "Neulich habe ich drei Tagetis-Pflänzchen gekauft," Sie neigte sich dabei näher zu mir, wobei ich bemerkte, daß ihre Haare sauer nach Erde rochen, "und auf das Grab meines Mannes gepflanz. Ein paar Tage lang habe ich sie täglich begossen, um sicher zu sein, daß sie anwachsen. Sechs Wochen später kam ich wieder auf den Friedhof, und denken Sie, - da standen tatsächlich drei große Tomatenstauden." Als sie meinen erstaunten Blick bemerkt, fuhr sie fort, "Ja, ich habe die Tomaten natürlich geerntet! Drei Pfund waren es insgesamt!", sagte sie voller Stolz. Glücklicherweise mußte sie jetzt andere Gäste begrüßen; ich konnte aufstehen und mich ein wenig umsehen.

      Die Seitenwände des Kamins waren mit Azulejos bedeckt, den handbemalten blauen portugie-sischen Kacheln. Die geheimnisvollen Briefe waren verschwunden. Auf dem Kaminsims standen Fotos: der Conde, die Condessa, alt, sich gegenseitig stützend und lächelnd. An den Wänden hingen Ölgemälde mit dem hageren Kopf des Conde, Pastelle, und holländische Landschaften.

      Gelangweilt las ich im Gästebuch, das immer noch dort lag: 'Love by nature, live by chance, kill by profession.' Ein Name, Captain, US Army. Was sollte ich in dieses Buch schreiben, in dem Firmen-Präsidenten und Mörder ihre Spuren gezeichnet hatten? Einen Moment überlegte ich, nahm den Stift und schrieb: 'Eine Zeit, mit Efeu, wildem Wein und mit dicken Mauern aus dem Leben ausgeschnitten, Marée basse,

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