Der Herr des Krieges Teil 4. Peter Urban
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Peter Urban
Der Herr des Krieges Teil 4
Die Grenzen des Ruhms
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 2 Neun endlos lange Sommertage
Kapitel 4 Der politische Imperativ
Kapitel 7 Tief im Herzen des Feindes
Kapitel 9 Fleur de Lys und Bordeaux
Kapitel 1 In den Pyrenäen
Nach seiner Ankunft in Bayonne und der erfolgreichen Vertreibung seines Rivalen Jourdan und König Josephs, vollbrachte Marschall Soult innerhalb von nur zwei kurzen Wochen eine wahre Meisterleistung: Aus dem demoralisierten Nachlaß seiner unglücklichen Vorgänger – vormals die Süd-, Nord-, Zentrums- und Portugalarmee – formte er eine schlagkräftige, neue Streitmacht mit 72.000 Infanteriesoldaten, 7000 Kavalleristen, etwas mehr als 120 Geschützen und einer neuen Identität: Frankreichs Spanienarmee!
Der Herzog von Dalmatien war ein begnadeter Organisator. Er verfügte über eine geradezu legendäres Gespür für kühne und große Strategien. Er vermochte problemlos, auch das imposanteste Feldheer zum exakt gewünschten Zeitpunkt an der exakt befohlenen Position in Stellung zu bringen! Er war ein Meister seines Fachs! Leider hatte dieser Imperativ immer nur bis zu dem Augenblick seine Gültigkeit, an dem er – die Waffe in der Hand und Kampflust in den Augen – das Feld der Ehre betreten mußte: Nicolas Jean-de-Dieu Soult hatte viele Qualitäten und eine Unpäßlichkeit: Sobald er seine feinen Adler organisiert und positioniert hatte, wußte er absolut nichts mehr mit ihnen anzufangen! Er verstand weder das Schlachtfeld noch den Einsatz von Truppen auf dem Schlachtfeld. Ähnlich, wie sein irischer Gegner sich als Fachmann für Belagerungen im untersten Drittel des Mittelmaßes einordnen mußte, hätte Nicolas dies als Marschall auf dem Schlachtfeld auch tun sollen. Doch im Gegensatz zu seinem Opponenten fehlte ihm hierzu die notwendige Bescheidenheit und die Fähigkeit, seine eigenen Unzulänglichkeiten offen einzugestehen.
In den beiden kurzen Wochen, die seiner Ankunft folgten, hatte der Herzog von Dalmatien nicht nur die Adler reorganisiert. Er hatte auch seine große Strategie gegen Lord Wellington niedergelegt. An diesem Morgen des 24. Juli 1813 war er von seinem Plan begeistert. Alles sah so logisch aus und war so gut durchdacht: Die rechte Flanke des finsteren Freimaurerfürsten von den Inseln lag isoliert. Ihm war zugetragen worden, daß sie schwach und verwundbar sei und ohne Reserven mitten in den Bergen stand. Lediglich ein paar Spanier und eine kleine Brigade Briten aus irgendeiner Division, die irgendwo weiter hinten auf der Straße nach Pamplona stehen mußte! Wie hatte man ihm so schön gemeldet: Wellington konnte ihm bei Roncesvalles nur seine kleinen Mädchen im kurzen Rock entgegenstellen – schottische Regimenter.
General Rey, der Kommandeur der belagerten Festung von San Sebastian hatte ihm per amerikanischem Blockadebrecher nach Bayonne zutragen lassen, daß er sich Sir Thomas Graham noch bis zum Jüngsten Tag widersetzen würde, wenn es sein mußte: Er hatte Truppen, Munition und Lebensmittel im Überfluß und die Leoparden bissen sich an seinem Ostwall gerade die Zähne aus. Das dieselben Leoparden ihm das Convento de San Bartolomeo und Santa Catalina weggenommen hatten, verschwieg General Rey natürlich. Er wollte es sich mit seinem neuen Herrn und Meister in Bayonne doch nicht verderben!
Der Herzog von Dalmatien schlußfolgerte, daß es somit am günstigsten war, elegant über die Pässe von Maya und Roncesvalles hinwegzusetzen, in Spanien einzufallen und das verhungernde Pamplona von Lord Wellingtons Joch zu befreien. Außerdem war der Weg von Pamplona nach Vitoria der Kürzere.
Zuerst pflanzte sich der Marschall hoch zu Roß vor seinen Adlern auf und verkündete: „Laßt uns den Geburtstag unseres geliebten Kaisers in Vitoria feiern! Wir treiben die Leoparden und ihre Verbündeten über den Ebro zurück und werden erst wieder stehenbleiben, wenn sie an der portugiesischen Atlantikküste im Meer ertrinken. Eure Anführer – Joseph und Jourdan – haben euch um den Sieg betrogen. Ich werde euch eure Ehre zurückgeben!“
Die Proklamation klang gut! Sie schilderte in leuchtenden Farben eine glorreiche Zukunft. Die Adler sehnten sich seit den Dramen von Salamanca und Vitoria nach einer Gelegenheit, um Rache an den Leoparden zu nehmen. Laut jubelten die Wenigen, die seine Worte deutlich hatten hören können, ihm zu. Weil tausend Männer laut schrien, schlossen die restlichen sich euphorisch an: „Vive l’Empereur! Vive Soult!“ Es hatte eigentlich keine Bedeutung, was der alte Gefährte ihres geliebten Kaisers sagte, denn Napoleon selbst hatte ihn geschickt! Napoleon selbst hatte ihm befohlen, Spanien für Frankreich zurückzuerobern! Und jeder einzelne Adler sehnte sich nach Napoleon, der sie – auf seinem stolzen Schimmel Marengo – zu Ruhm und Ehre führen würde, wie er es 20 lange Jahre getan hatte! Sie liebten ihren Kaiser, denn der Soldat Bonaparte hatte sie – im Gegensatz zu seiner Marschallsbande – noch nie enttäuscht. Doch ihr Kaiser war weit weg von ihnen, in Germanien, mit einer anderen ‚Grande Armée’. Die Adler beschlossen, seinem bewährten Leutnant zu folgen und den Ruhm der guten alten Tage von Austerlitz in einem neuen Licht hell erstrahlen zu lassen.
Man ließ ein Korps am Bidassoa zurück, um ein wachsames Auge auf Sir Thomas Graham und San Sebastian zu werfen. Der Rest der Armee würde den Schlag gegen Pamplona vollziehen und zwar über eine Route durch den historischen Paß von Roncesvalles. Denselben Weg war Frankreichs großer Held Roland gegangen. Das Rolandslied kündete von seinem Ruhm und seinem Tod in den Pyrenäen.
Soults unglücklicher Vorgänger Jean-Batiste Jourdan hatte bereits über eine ähnliche Variante gegen seinen irischen Gegner philosophiert. Doch bevor er sie umsetzten konnte, hatte sein Kaiser ihn – gemeinsam mit König Joseph – in die Verbannung geschickt. Nicolas, der Herzog