Der Herr des Krieges Teil 4. Peter Urban

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Der Herr des Krieges Teil 4 - Peter Urban Warlord

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Um der Österreicher in der Sechsten Koalition Willen, ist es ein Blutopfer von Zigtausenden vor San Sebastian wert ...“

      Jamie las in Wellingtons Augen eine sonderbare Mischung aus Trauer, Verzweiflung und Angriffslust.

      „Ich möchte heute abend nicht an Ihrer Stelle sein, Mylord!“, sagte er leise. Früher hatte er immer geglaubt, der Krieg sei eine Sache, die sich mit dem Mut der Männer auf den Schlachtfeldern entschied. Dann hatte er angefangen die Geschichte zu studieren. Je mehr er las, um so mehr verstand der junge Offizier, daß ihr Geschäft nur eine Fortsetzung der Politik oder der Wirtschaft mit blutigen Mitteln war und die Männer im roten, grauen, weißen, schwarzen oder im blauen Rock nichts als Marionetten in den Händen ihrer Herren in den Regierungspalästen der Hauptstädte waren. Sir Arthur konnte sich nicht an den Ebro zurückziehen. Politisch würde ein Rückzug die Preußen und Russen verunsichern und die Österreicher wieder ins Wanken bringen. Und er durfte noch nicht über die Pyrenäen gehen und den Krieg nach Frankreich tragen, obwohl er es konnte und ohne Probleme in wenigen Wochen am Ardour, am Nivelle und an der Nive stehen würde, denn wenn es zu einem Friedensschluß im Norden kam ...

      „Irgendwann einmal, mein Sohn, wenn Sie diesen Krieg überleben sollten, kommt aber der Tag, an dem Sie unweigerlich mit ähnlichen Dilemmata konfrontiert werden wie ich heute abend!“ Ein bißchen Spott schlich sich in die blauen Augen des Iren. „Dann müssen Sie Ihre eigenen Entscheidungen treffen und dürfen keine Fehler machen ... Es wird sicher nicht in Spanien sein, und Ihr Gegner ist dann möglicherweise kein Franzose mehr, sondern ein Preuße oder ein Russe oder ein Inder oder Gott weiß wer! Leider bestimmen Gewalt und Blutvergießen den Lauf der Welt! Dieser Krieg hier ist noch der meine. Der nächste wird Ihrer sein und der von Somerset und Campbell und Colborne und Wallace und Jung-Hill!“ Arthur war von der Balustrade aufgestanden. Er warf Dullmore einen sanften Blick zu. Dann strich er ihm mit einer kurzen Bewegung, fast flüchtig übers Haar: „Passen Sie gut auf sich auf, Junge! Führen Sie unser Regiment ordentlich!“ Er machte kehrt und eilte, ohne ein weiteres Wort zu verlieren die Treppe hinunter, durch die Küche in den Stall des Hauptquartiers, sattelte Kopenhagen und verschwand durch die Abenddämmerung nach San Sebastian.

      Nachdenklich blieb Jamie auf den Zinnen des alten Wehrturmes von Lesaca zurück.

      Der Sturm gegen San Sebastian schlug fehl. Mehr als 1000 Männer fielen auf den Schanzen vor der Stadt und der Festung. In dem Augenblick, in dem Wellington den Befehl erteilte, die schwere Belagerungsartillerie vorläufig wieder einzuschiffen, erreichte ein Kurier des Earls of Dalhousie das Hauptquartier von Lesaca. Er überbrachte ein Gerücht über eine französische Truppenkonzentration auf dem Paß von Maya und den Lärm von Gefechten in den Bergen. Der Generalquartiermeister Sir George Murray dachte nur einen kurzen Augenblick lang nach. Englands Feldmarschall war irgendwo in oder um San Sebastian unerreichbar. Damit war er der ranghöchste Offizier vor Ort. Sein Geschäft war zwar das Zählen und Verwalten, doch er vermochte auch sehr logisch und klar zu denken und Entscheidungen zu fällen. Er rannte in das Turmzimmer. Auf Wellingtons Tisch fand er, was er erhofft hatte: Der Oberkommandierende schrieb immer alles auf! Es war ein Glücksfall, daß er sich nie auf eine einzige Variante gegen die Adler versteifte. Fein säuberlich getrennt lagen zwei Haufen Papier auf Wellingtons Arbeitstisch. Einer trug die Aufschrift ‚San Sebastian’, der andere ‚Pamplona’. Murray griff nach ‚Pamplona’ und überflog die Gedanken seines irischen Herrn. So schnell wie er nach oben geeilt war, kam er wieder in die Küche zurück. Er hatte nicht das Recht, an Wellingtons Stelle Befehle zu erteilen. Also zog er ein Stück Papier mit dem Briefkopf des Generalquartiermeisters hervor und schrieb: „Die Siebte Division und die Leichte Division werden in Alarmbereitschaft versetzt. Die Männer bereiten sich auf einen möglichen Abmarsch vor!“ Er warf einen kurzen Blick auf die Ferraris-Karte, die man in der Küche auf ein großes Holzbrett genagelt hatte: „Der Chestnut Troop der Royal Horse Artillery rückt von Santa Barbara nach Sumbilla vor und bezieht unverzüglich Stellung!“ Anstatt den Adjutanten des Earls of Dalhousie loszuschicken, übergab er die Befehle einem jungen Mann aus seinem eigenen Stab. Sollte er einen Fehler gemacht haben, dann war er alleine verantwortlich und Sir Arthur wußte, wenn er zur Rechenschaft ziehen konnte.

      Am späten Abend kehrte der Ire aus San Sebastian ins Hauptquartier zurück und Murray hatte gerade noch die Zeit, seine Entscheidungen darzulegen und sich von seinem Vorgesetzten ein zustimmendes Kopfnicken und ein bewunderndes „Sehr guter Reflex, Sir George! Ich hätte genau die gleichen Dispositionen angeordnet!“ abzuholen, als ein atemloser Reiter in die große Küche stürzte. Wellington erkannte ihn sofort. Es war einer der feinen, jungen Männer aus Sir Galbraight Lowry Coles Stab: General Byngs Brigade aus der Vierten Division war gegen zehn Uhr morgens auf dem Paß von Roncesvalles angegriffen worden. Doch die Leoparden hatten ihren Gegner erfolgreich zurückgeschlagen!

      Im Reflex durchfuhr es Arthur, daß der alte Fuchs Soult eine Diversionsbewegung gegen seine rechte Flanke startete, um ihn zu verwirren und von einem Hauptstoß gegen San Sebastian abzulenken. Innerlich beglückwünschte er sich zu seiner Entscheidung, Tom Grahams Belagerungsapparat wieder eingeschifft zu haben. Noch nie war eine britische Kanone den Adlern in die Hände gefallen! Doch fast gleichzeitig mit diesem sehr logischen Reflex schlich sich ein ganz unlogischer Zweifel in sein Gehirn und malträtierte ihn hinterhältig: „Vergiß San Sebastian! Dieser Adler ist total verrückt! Der schickt seine Männer wirklich über die gefährlichsten und schwierigsten Pässe der ganzen Pyrenäenkette, weil er felsenfest davon überzeugt ist, das die Vierte Division vom Hauptheer isoliert steht. Da will ein ganz Schlauer eine Flanke aufrollen, ohne genau zu wissen, ob es auch wirklich eine ist!“ Picton und die Dritte Division befanden sich in Olague. Die Gegend war von Guerilleros so verseucht, daß kein französischer Aufklärer lebend weiter kam, als an den Paß von Roncesvalles. Wenn Soult nun wirklich nicht wußte, wie die alliierte Ordre de Bataille aussah und wo seine Divisionen standen?

      „Major, setzten Sie sich! Ich muß Sie da ein paar Dinge fragen!“ Wellington hatte es sich bereits bequem gemacht. Der feine junge Mann folgte seiner Aufforderung mit einem Ausdruck der Erleichterung im Gesicht.

      „Sagen Sie, wie kommt es, daß die Adler heute um zehn Uhr morgens angreifen, Byng sie zurückschlägt und Sir Galbraiths Meldung erst um neun Uhr am Abend hier aufschlägt?“ Acht Stunden für 25 Meilen schienen dem Iren ein bißchen viel, insbesondere in Anbetracht der teuren, schnellen Vollblüter, die Coles junge Verwandte ritten.

      Der Major wurde rot im Gesicht: „Äh, General Lowry Cole hat es – nachdem Byng die Adler vertreiben konnte – für vernünftiger gehalten, sich mit der gesamten Vierten Division auf General Picton und Olague zurückzuziehen. Ich bin erst nach dem gelungenen Rückzug zu Ihnen geschickt worden, Mylord!“

      Sir Galbraith hatte also die Last der Verantwortung nicht ertragen und sich zum ranghöheren Sir Thomas geflüchtet, um alle weiteren Entscheidungen dem alten Offizier aus Wales aufzulasten.

      „Ist Byng auf so starkß feindliche Kräfte gestoßen, das ihr euch mit fast 6000 Mann auf dem Paß in die Hosen gemacht habt ...?“ Cole war kein begnadeter Stratege, aber auf dem Schlachtfeld war er ein Löwe! Sein Angriff hatte Beresford den Tag von Albuera gewonnen, bei Salamanca und Vitoria hatten die Vierte Division und ihr Kommandeur gezeigt, welcher Mut und Elan doch in ihnen steckte. Alle war sie kampferprobte Veteranen, von Sir Galbraith bis hinunter zum letzten Mann. Die Spanier von Morillo waren bei Byng. Gemeinsam hielten sie jetzt seit drei Wochen Roncesvalles und das Lindus-Plateau.

      Der Major nickte: „Mylord Wellington, es waren verdammt viele! Ehrlich! Nicht oben auf dem Paß ... aber unten, auf der französischen Seite. Wir hatten Späher über der Grenze. Gute Männer! Zuverlässige Männer! Sie hatten knapp 40.000 Adler geschätzt – sie kamen aus zwei Stoßrichtungen auf uns zu. Marschall Soult war bei ihnen und wir konnten General Reille identifizieren!“

      „Reiten Sie zu Cole und Picton zurück! Die beiden können machen, was sie wollen, aber im Namen des Allmächtigen, wenn sie auf die Idee kommen, sich aus Angst oder Unsicherheit

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