Blutspur in Locronan. Jean-Pierre Kermanchec

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Blutspur in Locronan - Jean-Pierre Kermanchec

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Inseln mit den recht ansehnlichen Fähren machte ihm bei einem stärkeren Seegang zu schaffen. Carla, seine Frau, lag ihm seit einigen Tagen in den Ohren, die Insel Groix zu besuchen. Auf France 3 hatte sie eine Dokumentation über die Insel gesehen und war sofort Feuer und Flamme für einen Besuch gewesen. Ewen war nicht abgeneigt die Insel anzusehen, zumal er vor geraumer Zeit in einem Buch, das Carla im geschenkt hatte, über den Mineralienreichtum der Insel gelesen hatte, von dem konvexen Strand und vielen anderen interessanten Dingen. Wenn da nicht die Überfahrt wäre. Es war nur eine kurze Fahrt, höchstens vierzig Minuten, dennoch war es eine Barriere, die Ewen erst einmal überwinden musste.

      Vor einigen Wochen war er mit Carla zu seinem Freund Georges Ehinger gefahren, der in der Normandie das Château Bois Avenel erworben hatte. Bei dem Aufenthalt war er in die Vorbereitungen eines Attentats auf den Präsidenten geraten und hatte an der Lösung des Falles mitwirken können. Die Schreibarbeit zu diesem Fall war ihm erspart geblieben, die durfte jetzt sein Kollege, Eric Mortain, in Saint-Lô erledigen. Das war eine ganze Menge.

      Seit seiner Rückkehr saß er nun Tag für Tag in seinem Büro und versuchte die liegengebliebenen Berichte zu ergänzen, abzuarbeiten und für die Archivierung vorzubereiten.

      „Ewen, wir haben einen neuen Fall“, eröffnete ihm Paul, der in der Tür zu seinem Büro stand.

      „Ein neuer Fall!“ Ewen rief es, als sei dies eine freudige Botschaft.

      „Gerade habe ich von der Zentrale die Nachricht bekommen, dass es in Locronan einen Toten gibt. Ein älterer Spaziergänger hat einen Mann gefunden. So wie es aussieht, ist er wohl erstochen worden.“

      Ewen ließ sofort den Kugelschreiber fallen, den er noch in der Hand hielt, stand auf, nahm sein Jackett vom Besucherstuhl und verließ mit Paul das Büro. Trotz der Temperaturen ließ Ewen es sich nicht ausreden, auf das Sakko zu verzichten.

      „Ein Kommissar ohne Sakko sieht aus wie ein zufällig vorbeigekommener Spaziergänger“, pflegte er immer zu sagen.

      Locronan lag knappe achtzehn Kilometer nordwestlich von Quimper. Für die Strecke würden sie weniger als zwanzig Minuten benötigen. Sie stiegen in ihren Dienstwagen, einen Citroën C5, ein bretonischer Wagen, weil er in Rennes gebaut worden war, und fuhren in den weithin bekannten kleinen mittelalterlichen Ort. In Locronan hatte es in all den Jahren, in denen Ewen Kerber die Leitung der Mordkommission bei der police judiciaire von Quimper innehatte, noch nie einen Mord gegeben.

      Die Ortschaft war weit über die Grenzen der Bretagne hinaus bekannt. Die alten Häuser dienten so manchem Regisseur als Filmkulisse. Namhafte Filmproduzenten, unter anderem auch Roman Polanski, hatten bereits in dieser Stadt gedreht. Dabei hatten die Filme nicht einmal in der Bretagne spielen müssen. Der Austausch von einigen Schildern hatte bereits genügt, um aus dem bretonischen Ort eine Ortschaft in England entstehen zu lassen.

      Ewen war schon mehrfach mit Carla in den kleinen Ort gefahren, um die Glasbläserei zu besuchen, oder weil Carla bei den Troménies dabei sein wollte.

      „Wo liegt der Tatort?“, fragte Ewen seinen Kollegen während der Fahrt.

      „In der Verlängerung der Rue de la Montagne, genauer gesagt, in der Rue de la Troménie, ich habe die Kollegen von der Spurensicherung schon informiert, und auch Yannick Detru müsste bereits unterwegs sein“, antwortete Paul und sah in sein Notizbüchlein.

      „Wusstest du, Paul, dass die Route der Wallfahrt, vor allem die der großen, beinahe in einem Viereck um den Berg von Locronan führt? Ich habe das gelesen. Der Tatort liegt also nicht auf der Wallfahrtsstrecke.“

      „Das macht doch keinen Unterschied?“

      „Natürlich nicht, Paul, ein Mörder nimmt in der Tat keine Rücksicht auf einen heiligen Ort. Selbst die heiligsten Orte werden heute zum Schauplatz von Gewaltverbrechen.“

      Sie erreichten Locronan und fuhren mit gemäßigtem Tempo durch die Fußgängerzone. Der Ort war in den Sommermonaten für den Verkehr gesperrt, mit dem Blaulicht durften die Kommissare aber das Zentrum durchfahren. Vorbei an der Glasbläserei, die Ewen bereits besucht hatte, fuhren sie in die Rue de la Montagne. Nach wenigen hundert Metern sahen sie bereits die Einsatzfahrzeuge der Gendarmerie und die Bänder der Fundortabsperrung. Ewen parkte den Wagen, die beiden Kommissare stiegen aus und näherten sich der Absperrung. Sie zeigten dem Gendarmen, der den Zugang kontrollierte, ihren Ausweis und gingen auf die Leiche zu.

      Yannick Detru, der Pathologe des Kommissariats, stand bereits bei der Leiche und Dustin Goarant, der Leiter der Spurensicherung, sammelte mit seinen Leuten alles auf, was sich im Umfeld des Toten finden ließ.

      „Bonjour Yannick, was kannst du uns schon sagen?“

      „Noch relativ wenig. Der Mann ist mit einem Messer erstochen worden. Die Einstichstellen sind hier auf dem Rücken zu sehen. Der Angreifer ist wohl auf Nummer sicher gegangen. Der Tote hat insgesamt vier Einstichstellen. Um was für ein Messer es sich genau gehandelt hat kann ich erst nach der Autopsie sagen.“

      „Hat der Angreifer ihm alle Stiche verpasst, solange der Mann noch aufrecht gestanden hat?“

      „Das kann ich mir schwerlich vorstellen. Das Opfer dürfte bereits nach dem ersten Stich zusammengesackt sein. Wenn der Täter nicht über enorme Kräfte verfügt hat, um ihn mit einer Hand festzuhalten, muss er ihm die anderen Verletzungen zugefügt haben als der Mann schon auf dem Boden lag. Aber Genaueres kann ich erst sagen, wenn ich die Einstichwinkel untersucht habe.“

      Ewen sah sich die Einstichstellen auf dem Leichnam an. Der Tote lag auf dem Bauch, und die Wunden auf seinem Rücken waren deutlich zu erkennen. Der Mann trug einen dünnen, hellblauen Baumwollpullover, ein kariertes Hemd, eine ältere Jeans und Wanderschuhe. An den Einstichstellen hatten sich vielfältige Blutflecken gebildet, die auf dem Pullover entsprechende Spuren hinterlassen hatten. Paul hatte zwischenzeitlich einen der Gendarmen gefragt, wer den Toten gefunden hatte.

      „Der ältere Herr dort drüben. Wir haben ihn gebeten auf Sie zu warten.“

      Paul bedankte sich bei dem Kollegen und ging auf den Mann zu. Er schätzte den Mann auf Mitte sechzig, etwa einen Meter achtzig groß. Sein ovales Gesicht war für sein Alter erstaunlich glatt. Er trug einen Schnurrbart, ähnlich dem von Ewen. Die grauen Haare, die unter der Hutkrempe herausragten, verliehen ihm ein weises Aussehen. Paul trat näher an den Mann heran und konnte seine braunen Augen erkennen, die sehr wach die Umgebung zu betrachten schienen. Die buschigen Augenbrauen erinnerten Paul an Jemanden, ohne dass er sagen konnte an wen. Auf dem Rücken trug der Mann einen Rucksack.

      „Bonjour Monsieur, mein Name ist Paul Chevrier, ich bin Kommissar der police judiciaire aus Quimper. Sie haben den Toten gefunden?“

      „Bonjour Monsieur le Commissaire, mein Name ist Elouan Pennoù. Ja, ich habe Didier gefunden.“

      „Sie kennen den Toten?“

      „Aber sicher, Monsieur le Commissaire, wir kennen, ich meine wir kannten uns seit mehr als zwanzig Jahren. Er ist mein Nachfolger als Präsident des Organisationskomitees der Pardons.“

      „Dann können Sie mir bestimmt sagen, wie der Tote mit Nachnamen heißt?“

      „Natürlich kann ich das. Sein vollständiger Name ist Didier Kerduc.“

      „Haben Sie etwas beobachtet als Sie hierhergekommen sind? Eine Person die sich entfernt hat oder sonst etwas Auffälliges?

      „Nein, überhaupt nichts, ich bin von meinem Spaziergang

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