Blutspur in Locronan. Jean-Pierre Kermanchec

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Blutspur in Locronan - Jean-Pierre Kermanchec

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etwas einziehen musste, um ihr ein Vorbeigehen zu ermöglichen. Dann setzte sich die Frau genau neben Paul und sah ihn mit einem strahlenden Lächeln an. Paul musste wohl etwas verdutzt dreingeschaut haben, denn sie sprach ihn sofort an.

      „Sie wundern sich bestimmt, mich hier zu sehen, an Stelle meines Vaters?“

      Paul war in der Tat erstaunt. Den älteren Monsieur, Jean-Luc Branilec, der üblicherweise neben ihm saß, kannte er schon seit Jahren. Der Mann verpasste kein Spiel der Mannschaft. Branilec war ein pensionierter Eisenbahner, und während der Pausen oder vor dem Spielanfang unterhielten sie sich immer miteinander.

      „Wenn ihr Vater Jean-Luc Branilec ist, dann wundere ich mich wirklich. Er versäumt doch kein einziges Match, im Gegensatz zu mir. Mein Beruf zwingt mich manchmal, einem Spiel fernzubleiben.“

      „Ja, das ist mein Vater. Er hat sich leider in die Klinik begeben müssen, um seine Hüfte operieren zu lassen.“

      „Ist er in der Cavale Blanche?“

      „Nein, er hat nicht ins Universitätsklinikum gehen wollen. Er hängt mehr am Hôpital Morvan. Er sagt immer, das liegt wenigstens mitten in der Stadt.“

      „Das Morvan ist ja beinahe wie ein Universitätsklinikum. Ich habe selbst einmal die Klinik aufgesucht. Ihr Vater hat Sie bestimmt gebeten, seine Mannschaft zu unterstützen, damit das Spiel gut ausgeht.“

      „Genauso ist es, er ist der Meinung gewesen, dass wenigstens einer aus der Familie hier sein müsste.“

      „Ich nehme an, dass ihr Mann sich bereit erklärt hat, auf die Kinder zu achten.“

      Die Frau lachte jetzt schallend und schüttelte gleichzeitig den Kopf.

      „Nein, nein! Erstens habe ich keine Kinder und zweitens auch keinen Mann. Ich bin nicht verheiratet. Irgendwie bin ich nie dazu gekommen, einen Mann fürs Leben zu finden. Sie haben vorhin gesagt, dass ihr Beruf Sie manchmal daran hindert, ein Spiel zu besuchen. Bei mir ist es so, dass mich mein Beruf bis jetzt so in Anspruch genommen hat, dass ich nur wenig Zeit für ein Privatleben aufgebracht habe. Aber das muss sich jetzt ändern. Deshalb bin ich der Bitte meines Vaters gerne nachgekommen.“

      „Darf ich Sie fragen, welchen Beruf Sie ausüben?“

      „Ich bin bei der police judiciaire in Brest.“

      „Bei der police judiciaire in Brest? Das ist aber ein Zufall. Ich bin bei der police judiciaire in Quimper, bei der Mordkommission.“

      „Was? Sie sind auch bei der police judiciaire? Das nenne ich wirklich einen Zufall. Ich heiße Alice Branilec.“

      Madame Branilec reichte Paul die Hand.

      „Paul! Paul Chevrier mein Name. Sagen Sie nicht, dass Sie auch bei der Mordkommission arbeiten.“

      „Nein, das ist nichts für mich, ich mag nicht mit körperlichen Brutalitäten konfrontiert werden. Meine Tätigkeit beschränkt sich auf reine Büroarbeit. Ich bin in der Abteilung für Cybercriminalité beschäftigt. Ich sitze den ganzen Tag, und manchmal auch in der Nacht, vor dem Computer und versuche die Täter, die auf der ganzen Welt verstreut sein können, zu identifizieren. Leider beschränkt sich diese Kriminalität nicht auf ein Land. Wir arbeiten daher mit praktisch allen Polizeistellen auf der Welt zusammen.“

      „Bestimmt eine ganz spannende Geschichte?“

      „Oh ja, man erlebt hautnah, wie wir ausspioniert, betrogen, ausgeraubt und verleumdet werden können. Die meisten Täter gehen davon aus, dass sie nicht erwischt werden. Leider hat ein Großteil auch Recht damit. Aber wir kommen ihnen immer mehr auf die Spur. Auch wir rüsten sozusagen auf und werden immer besser.“

      „Davon müssen Sie mir mehr erzählen, das interessiert mich. Vielleicht können wir uns nach dem Spiel noch etwas unterhalten. Ich würde Sie gerne zu einer Tasse Kaffee oder auch einem Glas Wein einladen.“

      Paul war von einem Moment auf den anderen Feuer und Flamme für Alice Branilec. Er war bis jetzt ein eingefleischter Single gewesen, aber mit dieser Frau konnte er sich durchaus vorstellen, etwas Gemeinsames zu beginnen. Mit seinen 42 Jahren wurde es langsam Zeit, falls er wirklich an eine Familiengründung dachte. Aber natürlich musste er sie erst besser kennenlernen und feststellen, ob auch er ihr sympathisch war.

      „Das können wir gerne machen, ich habe mir heute frei genommen. Normalerweise werden mir die Wochenenddienste angedreht, weil ich ja schließlich keine Familie habe die zu Hause auf mich wartet. Aber an diesem Wochenende habe ich mir frei genommen, um meinen Vater in der Klinik besuchen zu können.“

      „Abgemacht, ich freue mich schon auf das Ende des Spiels!“

      „Aber nur wenn Brest auch gewinnt!“

      Alice Branilec lachte und zeigte dabei ihre makellosen Zähne. Ein Bekannter von Paul hatte so ein gleichmäßiges Gebiss einmal als Hollywood-Gebiss bezeichnet. Paul musste jetzt daran denken.

      Das Spiel entwickelte sich zäh. Niort war drauf und dran ein Tor zu schießen, und Brest schien den Rückwärtsgang eingelegt zu haben, anstelle Angriffe auf das Tor von Niort zu starten. Die erste Halbzeit endete wenigstens mit einem Unentschieden. Keine Seite konnte einen Treffer erzielen. In der zweiten Hälfte kam, in den Trikots von Brest, eine neue Mannschaft auf den Rasen, wenigstens hatte es den Anschein. Jetzt brach ein rechter Sturmlauf über die Mannschaft von Niort herein. Angriff über Angriff rollten auf das gegnerische Tor, und der Torhüter von Niort hatte alle Hände voll zu tun, um den Ball nicht hinter die Torlinie kommen zu lassen. Doch in der sechzigsten Minute war es dann soweit. Brest ging in Führung, und Paul wäre am liebsten seiner schönen Nachbarin in die Arme gefallen. Als das Spiel dann abgepfiffen wurde, konnte Brest den Platz als Sieger verlassen. Mit drei zu Null entschied die Mannschaft das Spiel für sich, und Paul war bester Laune.

      „Dann können wir uns jetzt froh gelaunt auf den Weg machen und uns einen Drink genehmigen“, meinte Paul und sah Alice Branilec mit freudigem Gesichtsausdruck an.

      „Mit einem Drink bin ich vorsichtig, ich muss noch Autofahren, und wir Polizisten sollten beim Thema Alkohol Vorbild sein.“

      Paul ärgerte sich wegen seiner saloppen Ausdrucksweise und korrigierte sich sofort.

      „Da haben Sie absolut Recht, eine Tasse Kaffee wäre bestimmt besser geeignet.“

      Gegenüber des Stadions, in der Rue de Quimper, gab es eine kleine Bar, le Penalty. Nicht unbedingt der schönste Platz, um eine Frau zu einer Tasse Kaffee einzuladen aber die einfachste Möglichkeit, wenn man das Auto stehenlassen wollte. Alice Branilec war mit dem Vorschlag sofort einverstanden, schließlich ging es nur darum, mit einem Kollegen über die tägliche Arbeit auszutauschen. Sie überquerten die Straße und betraten die Bar, eine Bar-Tabac. Hinter der Verkaufstheke stand ein Mann, der gerade dabei war, einem Kunden diverse Zeitschriften zu verkaufen. Paul Chevrier und Alice Branilec gingen an einen freien Tisch und nahmen Platz. Eine junge Bedienung kam sofort an ihren Tisch und Paul gab, nach nochmaliger Rücksprache mit Madame Branilec, die Bestellung von zwei Kaffee und zwei Wasser auf.

      Kapitel 4

      Ewen Kerber stellte den Wagen vor der Garage seines Hauses ab und stieg aus. Er hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Er sollte früher nach Hause kommen, weil es etwas zu feiern gab. Aber es war ihm beim besten Willen nichts eingefallen, was er vergessen haben

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