Wolkenschwäne. Mila Brenner

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Wolkenschwäne - Mila Brenner

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witzelte ich. Dann küsste ich sie nochmal. „Ich pass auf mich auf. Mach dir keine Sorgen.“

      Sie machte mir die Haustür auf und schloss sie direkt hinter mir. Vermutlich liefen die Tränen da bereits. Auch mein Herz wurde schwerer, als ich die Veranda hinunter ging und zu meinem Vater trat, der den Einkaufskorb schon auf den Beifahrersitz festgeschnallt hatte.

      „Schade, so kannst du mich gar nicht mitnehmen.“ Er lächelte mich an. „Da muss ich wohl bei deiner Mutter bleiben.“

      „Ja, so ein Pech.“

      Er seufzte und umarmte mich. Es war keine so lange Umarmung, aber er hielt mich fest, und ich fühlte mich sofort wieder wie das kleine Mädchen von früher. Wenn mein Vater mich umarmte, hatte ich immer geglaubt, dass mir nichts in der Welt etwas anhaben konnte. Das perfekte Gefühl von Sicherheit.

      Viel zu schnell gab er mich frei und klopfte auf das Autodach meines dunkelblauen Wagens.

      „Fahr vorsichtig, mein Mädchen. Und steck ja nicht den Kopf in den Sand. Gerade im Frühling gibt es so viel zu entdecken und zu sehen.“

      Ich nickte ergeben. „Ich verspreche hoch und heilig, mich nicht drinnen einzusperren.“

      „Sehr gut.“

      Er öffnete meine Autotür und ließ mich einsteigen. Die Jacke warf ich über den Korb, der neben mir stand. Danach schnallte ich mich an und fuhr los. Zurück nach Boulder.

      Früher hätte ich gesagt zurück nach Hause. Aber für mich begann ein neuer Lebensabschnitt und in dem gab es kein zuhause mehr. Alles war jetzt anders und ich fühlte mich genauso aufgeregt und nervös, wie damals mit 18 als ich in Boulder in meine erste eigene Wohnung gezogen war.

      12 Jahre später war ich um so viele Erfahrungen reicher. Ich war Besitzerin einer Buchhandlung, besaß Falten um die Augen und die Wangen und hatte zwei Umzüge hinter mir, denn das war meine dritte Wohnung. Ich hatte geheiratet und war jetzt verwitwet.

      Es waren 12 aufregende und gute Jahre gewesen, die mit einem bösen und ganz und gar nicht märchenhaften Knall geendet waren. Ich wollte hoffen, dass dieser Neuanfang mehr wie der Anfang der vergangenen Jahre würde. Aber so sehr ich es wollte, fand ich noch nicht die rechte Überzeugung, dass es auch so kommen würde. Dagegen half bestimmt der geplante Abend mit Sephie. Sie war meine beste Freundin und kam heute um sieben vorbei. Ich wollte für sie kochen und anschließend würden wir es uns mit Mutters sahnigem Vanillepudding und dem frisch eingekochten Kompott auf meinem hoffentlich bequemen Sofa gemütlich machen. Da würde ich Sephie dann überzeugen, dass ich wieder ganz die Alte war und daran glaubte, ein wunderbares, neues Leben läge vor mir. Wenn mir das gelang, konnte ich danach nur selbst davon überzeugt sein. Denn Sephie war der einzige Mensch, den ich kannte, der es schaffte, lebensfroh und gleichzeitig die schlimmste Pessimistin aller Zeiten zu sein. Ich hatte sie vermisst. Sie und meine Arbeit waren die beiden Dinge in meinem Leben, auf die ich mich tatsächlich freute. Nach genau einer Stunde Fahrzeit ohne Stau oder zähflüssigem Verkehr erreichte ich das Stadtschild.

      „Welcome in Boulder“.

      Willkommen zurück, Eden. Zurück am Anfang, dachte ich, holte tief Luft und fuhr dann durch das Stadtzentrum in die Walnutstreet.

      Was ich wirklich vermisse

      „Hi“, ich öffnete Sephie die Tür. „Gut siehst du aus.“

      „Danke. Du auch.“

      Ich quittierte ihre Antwort mit einem Lächeln, denn ich sah kaputt und müde aus. Sephie war die ganze Woche krankgeschrieben gewesen. Ich liebte zwar meine Arbeit in der Buchhandlung, aber es war schon etwas ganz anderes allein dort zu sein. Und sowohl den Kunden, als auch den sonst so anfallenden Aufgaben gerecht zu werden, ohne dabei den Kopf zu verlieren.

      „Zum Glück sieht man nichts mehr von der hässlichen Erkältung.“

      „Nein, absolut nicht. Du siehst aus wie das blühende Leben.“

      Sephie lachte. Sie wusste, dass ich die Wahrheit sagte. Ihr dunkelbraunes Haar, das fast genau den gleichen Ton wie mein eigenes hatte, glänzte und fiel ihr glatt bis zu den Hüften. Ich beneidete sie um ihr langes Haar. Aber immer, wenn ich versuchte, es mir auch so lang wachsen zu lassen, verlor ich die Geduld. Oder vielmehr die Nerven. Schließlich schnitt ich sie mir wieder kurz, sobald sie über meine Schulterblätter hinaus gingen und ich mehr als eine halbe Stunde brauchte, um sie mit dem Lockenstab und dem Föhn zu frisieren.

      „Ich bin das blühende Leben, Schätzchen.“ Sephies dunkelbraune Augen blitzten, und das breite Lächeln zeigte ihre weißen Zähne.

      „Gibt es einen bestimmten Grund dafür? Einen der zwei Beine hat, männlich ist und dessen Namen ich bisher noch nicht kenne?“

      Sephie war meistens Single. Ihre Beziehungen dauerten nie länger als drei Wochen und das Verrückte war, dass sie das nicht störte. Sie fand Ehen völlig überbewertet, wollte keine Kinder und erklärte mir seit Monaten, dass das Leben als freie Frau das größte Glück auf Erden war. Natürlich nur, wenn man es auch so lebte wie sie es tat. Mir fiel das jedoch wesentlich schwerer.

      „Du kennst mich einfach zu gut, Eden.“

      „Nein, ich kenne dich nicht zu gut. Du bist nur leicht zu durchschauen.“

      „Ach ja?“, konterte sie und setzte sich auf mein Sofa.

      Es war Samstagabend und nachdem ich ihr erklärt hatte, dass ich keine Lust hatte wegzugehen, hatte sie beschlossen, spontan vorbeizukommen. Sie sah jedoch so aus, als wollte sie nicht allzu lange bleiben. Ihre Jeans saß eng auf den weiblichen Kurven und ihr schwarzes Top funkelte vor Glitzersteinen, die nur in einer Disco so richtig ihre Wirkung entfalteten. Hoffentlich hatte sie nicht vor, mich zu überreden. Ich wollte wirklich nicht ausgehen. Nicht ohne Grund trug ich einen bequemen Jogginganzug und hatte weder meine Haare gemacht, noch mich geschminkt. Daher war ihr Spruch, ich sähe gut aus, auch so zum Lachen gewesen.

      „Willst du was trinken?“

      Sie schüttelte den Kopf.

      „Ein paar Snacks?“

      „Nein danke. Jetzt setz dich schon. Dieses Gastgebergehabe immer. Du machst mich ganz kirre damit.“

      Ich lächelte und setzte mich neben sie. „Das liegt noch an gestern.“

      „Was war gestern?“

      „Kochclubtreffen.“

      „Ach ja, der erste Freitag im Juli und dein zweites Kochclubtreffen, seitdem du wieder hier bist. Wie war es diesmal?“

      „Schön.“ Ich stupste sie in die Seite. „Doch wirklich“, erwiderte ich bei ihrem skeptischen Blick.

      Ich war das erste Mal vor vier Wochen wieder bei Grace gewesen und hatte sie und die anderen Mädels wiedergesehen. Natürlich kannte ich Grace und Tamsyn schon sehr lange. Wir waren in eine Schulklasse gegangen. Zwar hatte ich in der Schule mit Sephie rumgehangen, aber befreundet waren wir trotzdem gewesen. Und später dann, als Grace mich gefragt hatte, ob ich nicht Mitglied werden wollte, hatte ich ja gesagt. Das war vor ein paar Jahren gewesen. Ich mochte das Kochen und ich mochte auch die anderen Frauen. Wir waren eine tolle Truppe. Allerdings hatte es sich

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