Alles außer Fußball. ZEIT ONLINE

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Alles außer Fußball - ZEIT ONLINE

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ONLINE: Und früher?

      Kraus: Wetten, dass...? war Teil meiner Kindheit, eine unerschütterliche Institution für den Familiensamstagabend, frisch gebadet. Und absolut unerlässlich, um montags in der Schule am Pausengespräch teilhaben zu können.

      ZEIT ONLINE: Am Samstag waren Otto Waalkes und Udo Lindenberg zu Gast, es gab eine Zauberwürfelwette, fehlte nur noch Chris de Burgh. Ist Wetten, dass...? eine Konserve, eine ewige Wiederholung?

      Kraus: Es ist doch schön, wenn es ein paar solcher Nostalgiemomente gibt. Die Wetten hingegen haben sich total verändert, früher waren sie viel leiser, manchmal sehr klug. Im Laufe der Zeit sind sie immer spektakulärer und akrobatischer geworden.

      ZEIT ONLINE: Haben Sie eine Lieblingswette?

      Kraus: Ich war als Kind sehr beeindruckt von Kandidaten, die viel wussten, oder jahrelang für ihre Wette gelernt haben mussten. Die zum Beispiel die Lottozahlen seit der Erfindung des staatlichen Glücksspiels kannten. Oder allen deutschen Straßen Postleitzahlen zuordnen konnten. Und ich erinnere mich an eine Tennisballwette: Ein ganzes Tennisfeld lag voll mit hunderten Tennisbällen. Thomas Gottschalk nahm eine Hand voll raus und der Kandidat hat gesagt, welche.

      ZEIT ONLINE: Hape Kerkeling hat nun abgesagt. Wer könnte die Sendung übernehmen?

      Kraus: Unbedingt Barbara Schöneberger. Sie ist klug, schnell, charmant, witzig und hat das Format, eine abendfüllende Sendung zu tragen. Aber sie braucht natürlich auch einen adretten Assistenten, vielleicht Olli Pocher oder Jörg Pilawa.

      ZEIT ONLINE: Wenn die das Zeug dazu haben... Generell gefragt, braucht Deutschland öffentlich-rechtliches Fernsehen?

      Kraus: Ich schaue nicht viel fern, aber meine Fernbedienung hat eigentlich nur zwei Knöpfe: ARD und ZDF. Allenfalls bei Fußballspielen schalte ich private Sender ein. Insbesondere in Zeiten der Informationsüberflutung und daraus entstehender Orientierungslosigkeit ist es wichtig, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihren Informationsauftrag wahrnehmen. Allerdings liegt die Qualität dabei für mich eher in der Reduktion als in der Reproduktion. Es gibt einfach zu viele lesenswerte Bücher, um jeden Abend eine Talkshow anzusehen.

      ZEIT ONLINE: War die Sportschau auch Teil Ihrer Kindheit?

      Kraus: Ja, natürlich. Sie gehört zu meinen ersten Fernseherinnerungen. Meine Eltern waren allerdings vollends sportdesinteressiert, ich musste dementsprechend immer das Zweitgerät nutzen, an dem man einem Knopf drehen musste, um die Sender einzustellen. Und ständig die Zimmerantenne verstellen, wenn das Bild kräuselte. Damals kam es vor, dass die Mannschaften in der Halbzeit das Trikot wechseln mussten, weil man sie sonst auf Schwarz-Weiß-Geräten nicht auseinanderhalten konnte. Es gab Ausschnitte aus drei Spielen, von den anderen bekam man nur das Ergebnis und die Torschützen vermeldet. Das gehörte zu den aufregenden Momenten des Samstagabends, weil nur selten das Spiel kam, das ich sehen wollte. Das war meist so wie beim Wunschfilm der Woche. Man konnte per Ted aus drei Filmen auswählen, welcher gesendet wurde. Das war eine Woche Spannung – am Ende gab es immer Bud Spencer und Terence Hill oder Louis de Funès. Das waren die Abenteuer der Achtzigerjahre-Kinder.

      ZEIT ONLINE: Ab welchem Alter hatten Sie ein eigenes Fernsehgerät?

      Kraus:Mit etwa zehn bekam ich eins, das in einem Kassettenrekorder integriert war. Der Fernseher hatte ungefähr acht Zentimeter Durchmesser. Ich konnte Musik aus dem Fernsehen mitschneiden, ohne mit dem Mikro davor zu sitzen und dafür zu sorgen, dass währenddessen niemand im Wohnzimmer spricht. Das war ein Erweckungsmoment, vor allem als es dann die Musiksendung Formel Eins gab, die ersten Videoclips.

      ZEIT ONLINE: Was war Ihre liebste Kindersendung?

      Kraus: Als ich klein war Löwenzahn mit Peter Lustig, der war wirklich lustig. Sein ultimatives "Klingt komisch, ist aber so" habe ich mir bewahrt. Später hab ich heimlich Dallas geschaut, nichtDenver. Mittwochs, als Denver lief, gab's ja meistens Fußball. Dallas oder Denver war damals eine Weltanschauungsfrage wie Beatles oder Stones.

      ZEIT ONLINE: Das ZDF hat die Champions-League-Rechte für 54 Millionen Euro jährlich gekauft. Muss das sein?

      Kraus: Es ist eine Investition im Wettstreit um Marktanteile und natürlich ein Marketing-Instrument. Die Champions League ist ein Top-Produkt und dementsprechend auch bei einem Qualitätssender richtig platziert. ARD und ZDF zahlen auch viel Geld für Länderspiele und Bundesligafußball. Wenn man über die Verwendung von Gebührendgeld spricht, gilt das doch auch für Gagen von Gottschalk, Jauch und demnächst Schöneberger.

      ZEIT ONLINE: Gehört Fußball zur Grundversorgung, also zum Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen?

      Kraus: Zumindest gehört es in der Lebenswelt vieler Menschen zu den Grundbedürfnissen.

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       [Inhaltsverzeichnis]

      Corny Littmann

      "Es ist eine unsinnige Forderung, dass Vereine Polizeikosten übernehmen"

      Als St.-Pauli-Präsident organisierte Corny Littmann ein Ligaspiel ohne Gästefans. Im Kolumnen-Gespräch sagt er wieso, und weshalb er nichts von Geisterspielen hält.

       VON STEFFEN DOBBERT

      ZEIT ONLINE: Herr Littmann, braucht es Fans im Fußballstadion?

      Corny Littmann: Geisterspiele sind das Schrecklichste, was es gibt. Fußball ohne Fans kann ich mir nicht vorstellen.

      ZEIT ONLINE: Sie wollen in Ihrem Alles-außer-Fußball-Gespräch über Fußballfans reden. Weshalb sind die so wichtig?

      Littmann: Die Stimmung im Stadion wird ausschließlich von ihnen gemacht.

      ZEIT ONLINE: Wer braucht Fans: Sie als Zuschauer oder auch die Spieler auf dem Feld?

      Littmann: Beide. Ich glaube nicht, dass irgendein Fußballer in einem leeren Stadion spielen möchte.

      ZEIT ONLINE: Der DFL-Präsident Reinhard Rauball hat genau das gefordert, zumindest die Gästefans möchte er nicht mehr ins Stadion lassen.

      Littmann: Ich habe vor zwei Jahren, als Präsident des FC St. Pauli auch dafür plädiert, dass Fans von Hansa Rostock zum damaligen Zeitpunkt nur begrenzt zum Spiel ins Millerntor kommen dürfen. Aber bevor ich auf das Beispiel komme, möchte ich weiter ausholen: Die meisten gewalttätigen Auseinandersetzungen finden nicht in einem Stadion, sondern außerhalb statt. Die Vereine lehnen in der Regel eine Mitverantwortung für das, was außerhalb des Stadions geschieht, ab. Das mag juristisch rechtens sein, ist aber in der Realität unsinnig, weil es ja dieselben Fans sind, die im oder vor dem Stadion randalieren. Wie viel Verantwortung übernehmen Vereine für ihre Fans – diese Frage müsste jetzt zur Debatte stehen.

      ZEIT

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