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Gegenteil, er ist ein total zotteliger Typ, irgendwo zwischen Alm-Öhi und Alt-Achtundsechziger. Perfekt für unseren Versuch.“

      „Mit Feldsalat?“

      „Nein - aber wenn du es unbedingt wissen willst, erzähle ich es dir.“

      Giovanni überlegte, ob er wirklich wissen wollte, was Frau Schneider so in ihrem späten Soziologie-Studium trieb. Von Feldern und von Versuchen darauf wusste er genug, schließlich hatte seine Familie in der Toskana ein großes Anwesen und früher mussten er und sein Bruder täglich mit dem Vater aufs Feld.

      „Ok, hör zu“, sagte die Unverdrossene und setzte sich etwas näher an ihn heran. Er kehrte wieder in die Gegenwart zurück und atmete unmerklich tief durch.

      „Also, Klaus-Jürgen und ich haben ein etwas längeres Projekt im Rahmen eines Politik-Seminars – Paolo, kannst du Gianni bitte noch einen Espresso bringen?“ Sie hatte es gemerkt.

      „Du, das ist total interessant.“ Auch das noch. Er blickte hilfesuchend zu Paolo hinüber, der ihm gerade mit stoischer Miene den Espresso brachte.

      „Es geht da um eine Untersuchung im Schrebergarten-Milieu.“

      Jetzt musste Gianni doch grinsen. Die beiden Worte Schrebergarten und Milieu fanden in seinem Kopf zu einem sehr skurrilen Bild zusammen.

      „Lach nicht, da könntest du eine Menge über die Deutschen lernen“, sagte sie todernst.

      „Die Deutschen?“ Giovanni überlegte, aber nur ganz kurz.

      „Ok, dann will ich sofort da hin.“ Er strich sich durch die schwarzen Locken und schenkte seiner Tischnachbarin sein offenstes Lächeln. Franzi Schneider schaute ob dieser unerwarteten Charme-Attacke allerdings eher skeptisch als entzückt.

      „Also, wenn es dort die Deutschen gibt, die es ja angeblich genauso wenig geben soll, wie die Italiener...“

      „Oh, Gianni, super, danke schön.“

      „Wie? Was? Wofür?“ Was hatte er denn jetzt gerade nicht mitbekommen?

      „Ehrlich gesagt hatte ich mir schon Sorgen um Klaus-Jürgen gemacht.“ Plötzlich war sie sehr ernst.

      „Warum?“ - Oh, Gott, das kannte er schon, jetzt hatte sie ihn.

      Wenn Frau Schneider so ernst wurde, dann war sie absolut betörend. Dann musste man sich einfach für sie und ihr Problem interessieren. Und vor allem musste man es so schnell wie möglich lösen, um danach wieder in den ungefährlichen Plauder-Modus zurückzufinden.

      „Klaus Jürgen ist, wie soll ich sagen“, sie schlug die Beine in den Prada-Jeans übereinander und verschränkte die Arme vor der weißen Bluse. „Also, er ist etwas labil.“

      „Und was heißt das?“

      „Er ist einfach ein unzuverlässiges A...“, sie bezähmte ihre plötzliche Wut.

      „Er ist suchtgefährdet, um das einmal vorsichtig auszudrücken.“

      „Wo ist jetzt genau das Problem?“, wollte Gianni wissen.

      „Und worum geht es eigentlich bei der Untersuchung? – Und was habe ich damit zu tun?“

      Franzi Schneider setzte sich auf.

      „Wir wollen untersuchen, ob es bei Schrebergärtnern vorherrschende politische Ansichten gibt.“

      „Und?“

      „Also, sehr verknappt ausgedrückt, ob sie eher grün oder eher braun sind, aber das ist ausgesprochen vereinfachend dargestellt.“

      „Natürlich. Für Doofe.“

      „Gianni, sei nicht immer sofort so beleidigt. Wenn ich nicht glauben würde, dass du dort die Situation voll im Griff hast, hätte ich dich gar nicht ...“

      „Welche Situation denn? Sie haben gar nichts.“ Und das konnte auch so bleiben, aber er befürchtete das Schlimmste.

      „Ich hätte dich nicht gebeten, mal nach Klaus Jürgen zu sehen.

      Er hat letztens so geheimnisvoll getan, beziehungsweise –

      wie soll ich sagen – rumgedruckst. Ich hatte das Gefühl, dass irgendetwas ganz gewaltig danebengegangen war.“

      „Was konnte denn danebengehen?“

      „Na ja, wir haben natürlich keine Fragebögen verteilt und einschlägige Fragen gestellt, sondern Klaus-Jürgen hat sozusagen Undercover geforscht. Wenn Männer beim Bier zusammen sitzen, reden sie ja ganz anders, als wenn ich dort mit einem Ordner unterm Arm ankomme.“

      „Ok?“

      „Klaus-Jürgen wollte sozusagen etwas auf den Busch klopfen, mal die eine oder andere rechte oder linke Parole fallen lassen und dann sehen, was passiert.“

      „Das stelle ich mir richtig professionell und wissenschaftlich vor“, konnte Gianni sich nicht beherrschen.

      „Ok, das sind natürlich die Unschärfen bei der Methode.“

      „Unschärfen, das ist gut.“ Jetzt hatte er richtig Spaß.

      „Vielleicht wäre es aufschlussreich, den Promille-Pegel seitens der Probanden und auch des Undercover-Wissenschaftlers im Laufe einer Sitzung festzuhalten.“

      „Mann, Gianni, das ist doch nur ein Proseminar. Und außerdem, du hast doch schon zugesagt.“

      „Was? Warum schreiben Sie ihm denn keine SMS?“ Er traute sich nicht zu fragen, warum sie nicht selber nachsehen wollte. Und was würde passieren, wenn er jetzt ihre Bitte abschlüge? Stress und schlechte Laune. Da konnte er schon eher einen kleinen Spaziergang durch örtliche Kleingartenanlagen verkraften. Er hatte frei und wollte sowieso joggen gehen.

      „Der Typ hat kein Handy. Nicht mal ein Telefon. Dann kannst du dir die Frage nach der E-mail-Adresse selbst beantworten.“

      „Na gut, was muss ich machen?“

      „Ach Gianni, du bist ein Schatz. Pass auf, ich erkläre dir, wo du hin musst. Es ist ein bisschen kompliziert.“

      Eine Stunde später stellte Gianni seinen Fiat 500 auf dem Parkplatz vor der Anlage Gut Grün ab. Dem Namen nach also eher grün als braun, erwischte er sich beim Mitdenken. Interessierte ihn das wirklich? Er musste sich eingestehen, dass Franzi Schneiders Beschreibung des Vereins-Vorstandes tatsächlich sein Interesse geweckt hatte. Er hoffte, sie jetzt alle gemeinsam im Vereinsheim anzutreffen, es war elf Uhr, die Zeit ihrer täglichen Vorstands-Besprechung.

      Hinter dem Tor zu der Gartenanlage sah man schon ein flaches Gebäude mit dem Kneipenschild: Gut-Grün, davor ein paar leere Tische mit zusammengeklappten Stühlen. Kein Mensch war zu sehen. Gianni ging zügig auf das Haus zu. Er hatte eigentlich das dringende Bedürfnis, seinen schwarzen Leder-Blouson auszuziehen, weil es so schwül war, aber er behielt ihn vorsichtshalber an. Anklopfen oder reingehen? Er atmete tief durch und drückte die schwere, verschnörkelte Klinke herunter, die so gar nicht zu der schlichten

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