Magic Melanie. Michael Möller

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Magic Melanie - Michael Möller

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      "Von Mäusen und Menschen, von Menschen und Mäusen, von Mäusen und Menschen..."

      "Bitte, Mutter, hör auf. Nicht beim Frühstück!" Wenn man sie nicht unsanft aus ihren Wortspielen befreite, konnte sie Stunden damit zu bringen. Dafür hatte der Arzt neulich ein Wort benutzt, das ihr jetzt nicht einfallen wollte. Vielleicht wäre das Herumbrabbeln aber besser gewesen, als sie den Boiler reparieren zu lassen. Aber Melanie hatte jetzt nicht die Nerven für Mäuse und Menschen. Und einen Boiler besaßen sie sowieso nicht.

      Sie hätte gern ein Brot mitgenommen, aber die kleinen Stückchen wußte sie nicht unterzubringen. Sie stopfte sich eine Handvoll in den Mund, spülte mit dem heißen Kaffe nach und war schon aus dem Zimmer, um in die Stiefel zu kommen.

      "Nimm Philos mit, er freut sich immer so, wenn er Opa sieht!"

      "Mir wäre es lieber, er würde hier auf Dich aufpassen. Aber meinetwegen. Bis bald! Ach ja, geh besser nicht ans Telefon. Juro ist wieder da."

      Mutter antwortete nicht. Sie würde jedesmal abheben und Juros Flehen ertragen müssen. Melanie malte sich aus, was sie bei ihrer Rückkehr erwarten würde. Oh Gott!

      Philos war nirgends zu sehen. Auf dem Leiterwagen lag nur die graue Pferdedecke. Sie war kalt wie der Morgen. Der Hund würde sich schon Einlaß verschaffen, wenn er Hunger hätte.

      Onkel Harald erwartete sie schon und betätigte sich unter vollem Körpereinsatz als Einweiser, damit Mel mit ihrem rostfarbenen R4 auf dem schmalen Streifen neben dem Wohnwagen parken konnte. Er gab erst Ruhe, als das Auto genau parallel zur Seitenwand des Anhängers zum Stehen kam. Nein, er traute ihr wohl nicht viel zu. Ganz ernst blieb er dabei. Vermutlich war ihm die ganze Sache sehr peinlich. Sonst wäre er sicher auch schon hineingegangen.

      "Hast du einen Schlüssel?" fragte er statt einer Begrüßung.

      „Hier brauchst du keinen Schlüssel. Guten Morgen.“ Melanie ging sicher über die glitschigen Bohlen, die jemand vor die Treppenstufe gelegt hatte. Vom Zirkus interessierte sich niemand für das alte Gefährt, und das Ordnungsamt hatte darauf bestanden, dass es "umgehend entfernt" würde. Auf dem letzten Standplatz hatten die Planierraupen mit den Arbeiten für den Lidl-Supermarkt begonnen.

      So sehr verrückt sah der Wagen hier in Honscheid gar nicht aus, denn die verwitterten Farben hielten sich dezent zurück. Gerlind, eine Freundin, die zwei Pferde bei Melanie untergestellt hatte, war sofort bereit, den Wagen oberhalb des kleinen Fischteiches unterzustellen. Hier war er zum Haus hin von einer Fichtenreihe abgedeckt, die mal jemand in Heckenform geschnitten hatte. Die Fichten hatten mehr Geduld als der Gärtner und trieben selbstbewußt in den aprilblauen Himmel.

      Als Melanie die Holztüre öffnete, hielt sie einen Moment lang inne, um sich an die Gerüche zu erinnern, die sie erwartete. Manchmal meinte sie, ihre Nase sei empfindlicher und genauer als ihre Augen. Aber Onkel Harald stolperte ihr in den Rücken.

      "Entschuldige."

      Melanie nahm den Geruch von billigem Weinbrand auf. Er kam von ihrem Onkel. Zuerst wollte sie sich darüber ärgern, aber als ihr dann der Gestank aus dem Wageninneren die Luft nahm, hätte sie gern einen Schluck aus Onkels Flachmann genommen. Sie seufzte nur, holte dann Luft und trat ein. Sofort stieß sie das kleine Fensterchen auf, dessen Rahmen von der Feuchtigkeit aufgequollen war. Onkel Harald wedelte mit der quietschenden Holztüre, um den Gestank schneller zu vertreiben.

      Melanie drückte sich an ihm vorbei zurück ins Freie, bis auf das Treppchen. Ihr war schlecht. Drinnen stank es nach Aas und altem Mist.

      Von draußen sah sie, dass ihr Onkel entschlossen Luft holte und sich an die Arbeit machte: Zielstrebig ging er zu der einfachen Schlafstelle und versuchte, die Bretterverschalung dahinter mit bloßen Händen abzureißen. Dabei fielen die meisten der dort angepinnten Fotos und Briefe auf das ausgebleichte Bettzeug, das einmal blauweiß kariert gewesen sein musste. Auch auf dem Boden lagen jetzt Fotos im Staub. Die Bretter aber hielten stand. Onkel Harald fluchte und hastete hinaus, eine Werkzeugtasche aus seinem Auto zu holen.

      Melanie traute sich jetzt ins Innere und bückte sich, um die Bilder und Zettel zu retten. Eines zeigte sie auf dem Schoß ihres Opas, der in einem eindrucksvollen blauen Kostüm vor seinem Wagen saß. Melanie sah direkt in die Kamera. Wer hatte eigentlich das Foto gemacht? Sie hatte es vergessen. Ihre blauen Kinderaugen sahen sie an und schienen eine Frage zu stellen, aber bevor Mel sie richtig hören konnte, war Onkel Harald zurück und machte sich mit einem dicken Schraubenzieher an der Verschalung zu schaffen.

      Melanie stopfte sich die Andenken unter den Pulli und klemmte sie mit dem Gürtel fest.

      Mit dem Werkzeug ging es sehr rasch. Die Bretter waren spröde. Sie hatten der Feuchtigkeit trotzen können. Dahinter kam tatsächlich ein Plakat zum Vorschein, mit Kreppstreifen befestigt, die ihr Onkel sehr vorsichtig ablöste. Mit dem Erbstück ging er hinaus, weil es ihm im Wagen nicht hell genug war. Melanie sah nicht genau hin. Nur die alles beherrschende Katze in der Mitte war nicht zu übersehen. Das Mädchen hörte nur noch das Knistern und Knacken, das entstand, als Onkel Harald das staubtrockene Plakat einrollte, während er schon fluchend zu seinem Wagen ging.

      Dann sah sie die Tiere. Sie hatte mit allem gerechnet, mit Hunden und Katzen, mit Tigern und Elefanten. Tatsächlich hatte sie heute Nacht von einer Herde Dickhäuter geträumt, die sie dazu bewegen musste, auf winzige Schemel zu klettern. Sie hatte sich schon Platz schaffen sehen in der kleinen Scheune, wollte die Gastpferde ausquartieren oder anbauen.

      Das alles würde absolut nicht nötig sein. Eine Mäusefamilie hockte etwas eingeschüchtert, aber immer noch neugierig genug in der hinteren Ecke des Wagens, wo es recht dunkel war. Durch die offene Tür fiel ein Lichtschein auf die pelzige Gruppe. Melanies erster Impuls war, auf irgend etwas in diesem stickigen Wagen zu klettern. Das hatte sie schon so oft im Fernsehen gesehen, dass sie es beinahe für angebracht hielt. Der zweite Gedanke war, sie aus dem Wagen zu scheuchen, weil sie dachte, sie hätten sich erst kürzlich hier eingenistet und würden nun die kümmerlichen Reste von Opa Bels Besitztümern anfressen. Sie griff nach einem der schmalen Bretter, die auf dem Brett verstreut lagen. Als sie sich den Tieren näherte, merkte sie, dass sie keinerlei Scheu zeigten. Sie zuckten ein wenig zurück und schienen sich zu ducken, aber ein Fluchtimpuls war das auf keinen Fall. Melanie musste lachen, als sie bemerkte, wie sie fast minutenlang sich so gegenüber standen. High Noon. Albern war das.

      Nein, das waren keine obdachsuchenden Feldmäuse! Sie waren offensichtlich an die Gegenwart von Menschen gewöhnt, guckten aufmerksam und beinahe klug aus ihren Knopfaugen. Mel wurde klar, was das bedeutete: Diese Tierchen gehörten zu Belemas Truppe!

      Mein Gott — Mäuse! Mäuse?

      Wie hält man denn Mäuse? Und warum? Sie legte ihre Waffe zur Seite und setzte sich auf den Hocker, der neben dem Wandtischchen stand. Nach dem Warum hatte sie nicht zu fragen. Es war Opas Vermächtnis. Punkt. Und sie wollte ihr Erbe antreten.

      Sie wusste nicht genau, weshalb sie jetzt leise seufzte. Das war es jetzt also. Eine regelrechte Bruchbude war die ganze Hinterlassenschaft eines Künstlerlebens. Na super! Ich werde jetzt einfach abwarten, was passiert. Wenn die Tierchen aus freien Stücken den Wagen verlassen und das Weite suchen, kann ich sie leider nicht aufhalten. Will ich sie nicht aufhalten. Mel wollte ehrlich bleiben.

      „Also bitte, meine Herrschaften, wenn Sie mich jetzt meine Arbeit machen lassen wollen?!“ Sie wandte sich entschlossen von dem kleinen Tier-Stillleben ab.

      Vielleicht barg der Kühlschrank ja noch den verborgenen Schatz. Ein Schokolädchen für das Mädchen? Ausbauen musste sie ihn auch noch selber. Ach, Opa.

      Wenn

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