Veyron Swift und das Juwel des Feuers: Serial Teil 3. Tobias Fischer

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Veyron Swift und das Juwel des Feuers: Serial Teil 3 - Tobias Fischer Veyron Swift und das Juwel des Feuers

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war wohl die schönste und erhabenste Frau, die er je erblickt hatte. Ihr liebreizendes Gesicht besaß in ihrer immerwährenden Jugend keinerlei Makel, die Haut vornehm blass, glatt und ebenmäßig. Sie wirkte wie aus Porzellan, geformt von einem göttlichen Bildhauer, ebenso schön wie zerbrechlich. Ihre eisblauen Augen waren durchdringend, so tiefgründig und geheimnisvoll, dass man sich bei ihrem Anblick sofort darin zu verlieren drohte. Dunkles Haar umrahmte ihr Gesicht in sanften Wellen und fiel ihr bis auf die Hüften. Sie trug ein langes, weites Gewand aus rotem Stoff, vielfältig und kunstvoll bestickt, der mit dem Wechsel von Licht und Schatten mal in dunklem Weinrot, mal leuchtend orangefarben schimmerte und um ihre anmutigen Formen floss. Bei ihren Bewegungen raschelte das Gewand kaum und sah aus, als würde sie den leibhaftigen Herbst am Körper tragen.

      In ihrer Begleitung befand sich ein junges Mädchen. Tom erkannte in ihr die Elbin aus dem Wald. Er zupfte Veyron am Hemdsärmel und nickte in Richtung des Mädchens. Veyron verstand und zwinkerte ihm nur kurz zu.

      Königin Girian kam die Treppen herunter – für Tom war es mehr ein Schweben, denn ihm fehlten die Worte, die ihre Bewegungen besser beschreiben könnten. Nagamoto verbeugte sich. Tom machte es ihm sofort nach, auch Veyron, und sogar Tamara neigte das Haupt vor ihr.

      Die Königin lächelte gütig. »Es ist nicht notwendig, vor mir zu knien, Meister Simanui. Ihr gebt Euren Freunden ein schlechtes Beispiel. Tatsächlich sollte ich mich vor Euch verneigen, wo Ihr in den vergangenen Tagen so viel Kummer und Not erleiden musstet. Nun denn, ich heiße Euch alle in meinem Haus willkommen«, sprach Girian. Ihre Stimme war wie Gesang, hell und freundlich, aber auch voller Weisheit. »Darf ich Euch mit Imri bekannt machen? Sie war im Wald spielen, als sie auf die Absturzstelle eurer Flugmaschine stieß. Von da an hat sie euch beobachtet und ist euch gefolgt. Sie hat meine Jäger alarmiert. Hätten wir geahnt, dass sich solch schreckliche Wesen in den Wäldern aufhalten, hätten wir schneller gehandelt. Es ist bedauerlich, dass so viele sterben mussten«, fuhr Girian fort. Einen Moment stand echte Trauer in ihrem Gesicht. Kurz danach lächelte sie wieder, gütig und mitfühlend.

      »Für eine Weile wollen wir Euch daher Ruhe und Erholung anbieten, denn ich sehe den rastlosen Geist, der in allen Menschen wohnt und den es nach Taten und Eile verlangt.« Sie blickte zu Veyron und danach zu Tom. Ein wissendes Lächeln umspielte ihre roten Lippen. »Ich glaube, mich an dich zu erinnern, Tom. Ich denke, wir sind uns schon begegnet, nachts in unseren Träumen. Und für Euch, Meister Veyron, gibt es vielleicht einige wichtige Dinge zu erfahren, bevor Ihr Eure Fahrt fortsetzt – wenn Ihr die Geduld dafür noch aufbringen wollt. Meine Diener haben für Euch Zimmer hergerichtet. Die Bäder stehen bereit, und das Wasser wurde vorgeheizt. Kleidung, die Eurer Welt entspricht, liegt für Euch parat. Sicherlich seid Ihr alle hungrig. Ich habe Essen und Trinken auf die Zimmer schicken lassen«, sagte sie.

      Tom wurde rot im Gesicht; verlegen trat er von einem Fuß auf den anderen. Er war diesem wunderschönen, fabelhaften Geschöpf doch nur in seinen Träumen begegnet, das konnte sie doch unmöglich wissen, oder? Aber bei den Zaubern der Elben konnte man sich nie sicher sein. Der Blick aus Girians wunderbaren blauen Augen streifte ihn, und ein strahlendes Lächeln legte sich über ihre Züge.

      Doch, sie weiß es. Sie war wirklich in meinen Träumen, dachte er. Schließlich blickte die Königin zu Tamara. Tom fiel auf, dass die Terroristin sofort den Kopf wegdrehte und zu Boden starrte.

      Girians Lächeln wurde traurig und mitfühlend. »Ich sehe, es gibt einige Wunden zu heilen, vor allem die Unsichtbaren, gegen die kein Elixier der Welt hilft. Seid ohne Sorge, Tamara Venestra. Eure Freunde sind bei meinen Heilern in den besten Händen. Derweil bitte ich Euch, dass Ihr Imri in den Krankenflügel begleitet. Auch Eure Wunden bedürfen der geschulten Heilkunst des Palastes. Obwohl unser Elixier Euch die Kraft zurückgegeben hat, so verblieb dennoch einiges an Schrat-Gift in Eurem Blut«, sagte sie.

      Imri trat vor und reichte Tamara die Hand. Die Terroristin zögerte einen Moment, sah zu Nagamoto, ihr Blick rat- und hilflos. Der Simanui nickte auffordernd. Widerwillig ergriff Tamara Imris Hand und ließ sich fortbringen. Girian trat zurück, und aus dem Schatten der Bäume erschienen einige elbische Diener, alle festlich gekleidet. Sie baten Veyron und Tom, mit ihnen zu kommen. Nagamoto dagegen stieg mit der Königin und zwei Dienerinnen die Treppen hinauf. Sie hatten wichtige Dinge zu besprechen, während sich die anderen ausruhen sollten.

      Im Westen des Palastwaldes stand ein weiterer prächtiger Bau der Elben. Anders als der Hauptpalast war er in rostroten, herbstlichen Farben gehalten. Hier wurden die Gäste der Königin und auch alle Bedienstete untergebracht. Hinter dem knapp zweihundert Meter langen Bau lagen zwei weitere Wirtschaftsgebäude, äußerlich kleinen Schlössern gleich, doch im Inneren befanden sich die Ställe, Werkstätten und Krankenzimmer des Palastes. Dorthin wurden Tamara, Xenia und Dimitri gebracht, während Tom und Veyron im Gästepalast unterkamen.

      Toms und Veyrons Zimmer (jeder hatte ein eigenes) lagen im zweiten Stock mit fantastischem Blick nach Süden auf den Bruch. Ihre Zimmer lagen nebeneinander und waren durch eine Tür miteinander verbunden. Jedes hatte sein eigenes Badezimmer, wo eine dampfende Marmorwanne bereits ihrer müden Glieder harrte. Sogar fließend Warmwasser und Seife gab es, was Tom dem eher mittelalterlich anmutenden Lebensstil der Elben gar nicht zugetraut hätte. Fast eine Stunde lag er in der Wanne, bis seine Haut nur noch aus Runzeln bestand. Dann sprang er aus dem Wasser, trocknete sich mit wunderbar weichen Handtüchern und schlüpfte in einen ebenso weichen, samtenen Bademantel. Barfuß ging er hinüber in Veyrons Zimmer, nasse Fußspuren hinterlassend.

      Veyron kam ebenfalls gerade aus dem Bad, frisch rasiert und sogar die Haare zum ersten Mal, seit Tom ihn kannte, gekämmt. Veyrons Bademantel war der eines reichen Gutsherrn aus einem schweren, weinroten Stoff geschneidert und aufwendig mit Zierrat und goldenen Fäden bestickt.

      »Da fühlt man sich doch gleich wieder sehr viel menschlicher, nach einem Bad – vor allem nach so einem Bad. Nun, ich würde sagen, wir haben uns genug ausgeruht. Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen. Die vergangenen Tage waren wir durch Terroristen, Giganthornissen und Fenriswölfe abgelenkt. Nemesis ist immer noch dort draußen, und jetzt, da wir ihm entkommen sind, wird er nicht untätig bleiben. Er muss etwas unternehmen, die Frage ist nur: was? Wo setzen wir unsere Strategie am besten an? Sind wir in der Lage, vorauszusehen, was er als Nächstes tun wird?«, fragte Veyron mehr sich selbst als Tom.

      Tom seufzte. Er hatte auf ein wenig Urlaub und Erholung gehofft, aber es war ja fast klar, dass sein Pate nach nichts anderem verlangte, als endlich wieder in Aktion zu treten. Effizienz, wie er das nannte. Vielleicht ist er ja gar kein Mensch, sondern ein Roboter, dachte Tom, während er Veyron dabei zusah, wie dieser auf und ab hastete und beständig vor sich hinmurmelte.

      »Was wird er tun? Was wird er tun? Was wird er tun?« Das machte er bestimmt eine Minute lang, ehe er endlich stehen blieb und mit den Fingern schnippte. »Informationen, Tom! Halten wir uns an die wenigen Informationen, die wir haben. Fakt eins: Nemesis besitzt einen eigenen Durchgang nach Elderwelt. Einen Durchgang, der nicht einer der alten Durchgänge dieses Zaubervolkes – der Illauri – ist. Nagamoto hat sie ganz klar beschrieben. Nemesis’ Durchgang ist also zweifellos künstlicher Natur, wie bereits vermutet. Er kontrolliert ihn, vermag ihn bei Bedarf an- und abzuschalten. Auf diese Weise kann er unentdeckt von Elben und Simanui in unsere Welt reisen. Fakt zwei: Wir sind ihm entkommen. Er weiß nicht, ob wir nicht mehr über das Juwel des Feuers wissen als er«, fasste er zusammen. Plötzlich schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich Idiot! Ich Idiot!«, rief er dabei immer wieder. »Natürlich! Jetzt ergibt das alles erst einen Sinn! Ich war ein solcher Idiot, Tom! Dabei hätte ich es doch sofort wissen müssen, als er sich uns zum ersten Mal zu erkennen gab. Die Lage ist noch brenzliger, als ich bisher angenommen habe. Tom, er weiß bereits, wo das Juwel des Feuers sein könnte. Er ist nahe dran, ganz dicht sogar. Darum hat er Jessica nicht getötet, sondern sie lebend gefangen und verhext. Er braucht sie, um an das Juwel heranzukommen. Er leitet jetzt die letzten Maßnahmen seines großen Spiels ein und bringt seine

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