Clarissa und Fiete III. Hans Müller-Jüngst
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Alle setzten sich noch auf eine Flasche Bier oder ein Glas Wein in den Hof und gingen im Anschluss schlafen, es war zwar erst 22.00 h, sie waren aber müde geworden. Das kannten Clarissa und Isolde noch von früher, zu Beginn früherer Urlaube lagen sie manchmal schon um 21.00 h im Bett, das lag an der Nordsee-Luft, an die man sich immer erst gewöhnen musste, und die einen dermaßen ermüdete, dass man sich eben früh hinlegte. Mit der Zeit gab sich das frühe Schlafengehen wieder, wenn man sich akklimatisiert hatte, aber das dauerte mindestens immer drei Tage. Clarissa und Fiete schiefen schon seit Jahren in Fietes Zimmer, wenn sie auf Süderland waren, Fiete hatte eine „self-inflating“ Isomatte, die er neben sein Bett legte und auf der er schlief, Clarissa schlief in seinem Bett. Manchmal legte sie sich noch eine Weile zusammen ins Bett und kuschelten miteinander, anschließend küssten sie sich und Fiete legte sich auf seine Luftmatratze.. Am Morgen liefen Clarissa und Fiete zu Lorenzen und holten für alle Brötchen, sie wurden freundlich im Laden begrüßt und von Frau Lorenzen mit Schokocroissants beschenkt, sie dankten für die Croissants und liefen zu Kleens zurück. Sie warfen einen Blick in das noch menschenleere Dorf und genossen die Morgenstille und die warme Sonne, sie blieben eine Zeit lang umschlungen stehen und sagten nichts.
Das Frühstück nahmen sie im Hof ein und ließen sich reichlich Zeit damit. Was Bubenhäusers denn mit ihrer vielen Zeit anfingen, fragte Herr Kleen, und sie antworteten, dass sie genug zu tun hätten, er wäre in seiner Vereinsarbeit eingebunden, und sie engagierte sich in einem Seniorenkreis und ging als „grüne Dame“ in die Altenheime, wo sie den Alten vorlas oder für sie einkaufte, sagte Frau Bubenhäuser. Sie stellte immer wieder fest, mit wie wenig Zuwendung die Alten zufrieden wären, und sie lachten sie an, wenn sie erschien. Auf den Pflegestationen gäbe es schlimme Fälle von dementen Alten, die keine Angehörigen hätten, aber selbst wenn sie sie hätten, sie könnten sie wegen ihrer unterschiedlich schweren Demenzerkrankung nicht erkennen und sich mit ihnen unterhalten, sie säßen nur herum und brabbelten vor sich hin, oder sie sängen immer die gleichen tumben Melodien, dabei vollführten sie Nickbewegungen mit ihrem Kopf oder schwankten mit ihrem Körper. Was sie denn so anstellten, fragte Frau Bubenhäuser zurück, und Frau Kleen antwortete, dass sie selten einmal Fahrrad führen, viel öfter aber spazieren gingen und die Oma mitnähmen. Ansonsten läsen sie viel, sie würde stricken, eine Beschäftigung, der sie früher viel häufiger nachgegangen wäre, und die sie wieder aufleben ließe. Oma Stevens sagte, dass sie auch strickte, in letzter Zeit aber an Sehstärke verloren hätte, und das deshalb nur bei sehr guten Lichtverhältnissen täte. Nach dem Frühstück packten alle mit an und räumten das Frühstückgeschirr und die Lebensmittel in die Küche, sie machten sich strandfertig.
Fiete holte den Handwagen vom Hof und stellte ihn vor die Tür, er legte eine Decke auf die Wagenfläche und hob seine Großmutter auf den Wagen, sie war ein Leichtgewicht, wie Fiete fand. Den Rollator ließen sie zu Hause, denn am Strand wäre es nicht möglich, sich mit ihm zu bewegen. Sie liefen alle los Richtung Strandweg und Fiete zog Oma Stevens auf dem Wagen hinter sich her. Auf dem Strandweg packten Jan und Jasper mit an und zogen kräftig an dem Wagen, um ihn durch den tiefen Sand zu befördern, Oma Stevens hielt sich an den Seitenklappen fest. Oben am Hotel war der Untergrund wieder fester und Fiete konnte den Wagen alleine ziehen, er zog ihn bis zur Wasserlinie hinunter, wo der Sand hart war. Frau Bubenhäuser und Frau Kleen breiteten Decken aus und stellten zwei Sonnenschirme auf, unter die sie sich legten, während die jungen Leute wie in alten Zeiten Fietes Ball nahmen, der über die Jahre hinweg erhalten geblieben war und mit ihm ins Wasser rannten. Sie bildeten einen Kreis, wie sie das immer getan hatten, achteten auf Quallen und warfen sich den Ball gegenseitig zu, wobei sie den Kreis immer weiter werden ließen. Oma Stevens sagte:
„Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal am Strand gelegen habe, ich war mit meinem Mann so gut wie nie hier gewesen, es gefällt mir unter den vielen Touristen, vor allem aber unter den vielen Kindern, die ihren Spaß am Strand haben.“ Die jungen Leute gingen wieder aus dem Wasser und trockneten sich ab, sie cremten sich mit Sonnenschutz ein und legte sich zu den Alten. Sie fragten sie:
„Warum wart ihr früher nicht öfter am Strand?“, und die Alten entgegneten:
„Wir waren zu sehr in unsere Arbeit eingebunden gewesen und hatten deshalb keine Zeit dazu gehabt, ich bin immer erst abends von der Fähre nach Hause gekommen“, sagte Herr Kleen, „und dann sind wir nicht noch zum Strand gegangen.“ Oma Stevens wusste gar nicht so recht, was sie antworten sollte, sie sagte:
„Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt einen Badeanzug habe, ich habe meinen Mann in meinem ganzen Leben noch nie in Badehose gesehen. Die ganze Strandkultur hat es früher gar nicht gegeben“, fuhr sie fort, „ein Strandaufenthalt hat viel Freizeit erfordert und Freizeit ist knapp gewesen zumal, als Opa noch als Fischer gearbeitet hat, und danach habe ich mich zu alt gefühlt, um mich an den Strand zu setzen. Wenn ich mich umschaue, sehe ich aber auch Frauen in meinem Alter, vielleicht etwas jünger, da scheint sich doch etwas geändert zu haben.“ Die jungen Leute liefen zum Volleyballnetz und spielten eine Partie, sie nahmen Herrn Bubenhäuser mit, der noch relativ drahtig war und erinnerten sich, wie sie damals mit den Kleinen, gemeint waren Isolde und Jan, gespielt hatten und wie es von den beiden kaum jemand geschafft hatte, den Ball über das Netz zu schlagen, Herr Bubenhäuser hatte dann deren Bälle immer über das Netz verlängert.
Als sie spielten, wurde auf Teufel komm raus geschmettert, Clarissa und Fiete kam es entgegen, dass sie an der Uni spielten. Nach dem Spiel legten sie sich wieder zu den anderen, außer Bubenhäusers hatte von den Alten niemand Badesachen an, sie gingen ins Wasser und hatten viel Spaß dabei. Nach einer weiteren Stunde brachen sie wieder auf und Oma Stevens wurde im Handwagen über die Promenade gezogen, sie genoss es, sich nicht anstrengen zu müssen und blickte die ganze Zeit auf den Strand und das Meer. Manche Spaziergänger drehten sich nach der Urlaubsgruppe um und wunderten sich über das merkwürdige Gefährt, in dem Oma Stevens über die Promenade transportiert wurde, der war das aber völlig egal, und sie war guter Dinge. Am Kurhaus verließen sie die Promenade und bogen ins Dorf ab, kamen am alten Haus von Oma Steves vorbei auf den Dorfplatz und setzten sich vor die Eisdiele, die jungen Leute machten einen Kurzbesuch bei Anna Barkhusen und unterhielten sich mit ihr. Sie hätte viel zu tun, sagte sie und freute sich schon darauf, bald aufhören und ihre Freizeit genießen zu können. Sie wollte viel lesen, wenn sie einmal die Zeit dazu bekäme, das Lesen wäre in den letzten Jahren viel zu kurz bei ihr gekommen, dabei wäre sie früher immer eine Leseratte gewesen.
Die jungen Leute unterhielten sich noch eine ganze Zeit mit ihr, verabschiedeten sich aber danach von Anna Barkhusen und liefen zur Eisdiele rüber. Oma Stevens erzählte von ihrer Zeit als Verkäuferin im Laden von Anna Barkhusen, das wäre allerdings Jahrzehnte her. Die Eisdiele, vor der sie saßen, wäre eine Milchbar gewesen, in der man Milchshakes, meistens Erdbeer- oder Bananenmilch und Milchreis hätte kaufen können, es hätte sogar Schälchen mit Schlagsahne gegeben, die man mit einem Löffel vertilgen konnte. Die jungen Leute bestellten sich schon seit Jahren in der Eisdiele ein großes gemischtes Eis mit Sahne und Krokantsplittern, die Alten überlegten eine Zeit lang, Oma Stevens ließ sich von ihrer Tochter helfen und nahm wie sie ein Spagettieis, Herr