Clarissa und Fiete III. Hans Müller-Jüngst

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Clarissa und Fiete III - Hans Müller-Jüngst

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Frau Bubenhäuser steuerte ihre Rezeptur bei. Als jeder davon probiert hatte, gab es allgemeines Lob und die beiden Damen fühlten sich geschmeichelt, Fiete goss den Frauen Wein ein und prostete allen zu, sein Vater sagte laut „guten Appetit!“, und sie begannen, ruhig vor sich hin zu essen. Die Kartoffelsalatmenge hätte vielleicht für weitere zehn Personen ausgereicht, als jeder zweimal genommen hatte, war es genug, mehr schaffte niemand, Frau Kleen wollte den restlichen Kartoffelsalat verwahren und später noch einmal servieren. Nach dem Essen wurde wieder gesungen, das Singen hatte bei Kleens Tradition, nicht nur zu Weihnachten wurde gesungen, sondern auch zu allen möglichen Treffen, Frau Kleen tat sich dabei immer besonders hervor, sie hatte das von ihrer Mutter, die für ihr Leben gerne sang und die Strophen fast aller gängigen Lieder kannte. Herr Kleen summte seit jeher die Melodien mit und setzte beim Refrain immer ein, wie es auch die anderen taten, er kannte die Liedtexte nicht, obwohl sie ihm schon x-mal vorgesungen worden waren.

      Sie unterhielten sich an dem Abend noch lange über alles Mögliche, Herr Kleen hatte die Gaslampen angemacht, der Abend war angenehm, es wehte ein sanfter Wind und es war warm. Um 23.30 h gingen sie alle ins Bett, in jedem Zimmer standen die Fenster sperrangelweit offen, die würzige Seeluft sorgte für einen tiefen Schlaf.

      Am Morgen pumpte Fiete die Räder seiner Eltern und das von Oma auf, sie fuhren nach dem Frühstück zum Fähranleger und setzten sich auf die Bohlen. Wie oft hatten sie in den vergangenen zehn Jahren dort gesessen, früher hatten sie dort „Stadt, Land, Fluss“-Runden gespielt oder geangelt. Sie saßen und schauten über das Watt, in der Ferne konnten sie die „Süderland I“ sehen, ein besonderes Fahrgastschiff, das ganz weiß war und elegant aussah. Sie redeten nicht viel, sondern ließen sich den Wind um die Nase wehen, jeder war in sich gekehrt und genoss den Blick über das Watt. Sie standen wieder auf und liefen zu ihren Rädern, stiegen auf und fuhren nach Westerhalen, wo sie sich an den Wildstrand setzten und nach Kerstholm hinüberschauten.

      „Sicher ist wieder jemand in der Station“, dachten Clarissa und Fiete, „so wie damals, als wir mit Thekla, der Stationsablösung, nach Kerstholm übersetzten, und sie uns über die Arbeit auf der Insel informierte.“ Das fanden sie beide sehr interessant, es war bis heute niemandem möglich, nach Kerstholm zu fahren, außer man war Ornithologe und hatte eine Erlaubnis von der „Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer“.

      Es war gerade Flut und das Wasser schäumte im Gatt, ein einzelnes Fischerboot kämpfte gegen die Strömung an, man hörte den Motor mit voller Drehzahl arbeiten. Die jungen Leute saßen und schauten, niemandem stand der Sinn danach, groß zu reden, alle waren sie fasziniert von der Gewalt der Fluten, die mit unvorstellbarer Kraft auf den Strand schlugen. Sie fuhren wieder zurück am Wasserturm vorbei und setzten sich an den Borgelsee, wo sie sich noch nie vorher aufgehalten hatten. Es war strengstens verboten, im Borgelsee zu baden, weil er ein Trinkwasserreservoir war. Riesige Vogelschwärme saßen auf seinem Wasser und trieben dahin, einige wurden von den jungen Leuten aufgeschreckt, ließen sich aber gleich wieder nieder und dösten in der Sonne. Die jungen Leute hielten sich nur kurz am Borgelsee auf und fuhren zu Kleens zurück, wo sie sich ihr Badezeug schnappten und den Alten sagten, dass sie sich für den Nachmittag nichts vornehmen sollten. Sie liefen zum Strand und tobten dort zwei Stunden lang mit Fietes Ball herum, bevor Fiete mit den anderen ins Dorf lief und das Pferdefuhrwerk abholte. Der Alte gab ihm noch ein paar Tipps, wie er das Pferd gefügig stimmen konnte, wenn es bockte und er fuhr mit dem Wagen, auf den sich die anderen hinten hingesetzt hatten, zu Kleens.

      Wie war die Verwunderung, groß, als sie dort mit dem Fuhrwerk vorfuhren. Frau Kleen fragte:

      „Was habt ihr denn mit dem Pferdefuhrwerk vor?“, und Fiete antwortete:

      „Wir fahren am Nachmittag alle zur „Domäne Schlüter´s“, macht euch schon mal fertig!“ Herr Kleen und Herr Bubenhäuser standen neben dem braven Pferd und tätschelten es, Herr Kleen lief schnell ins Haus und holte Würfelzucker, er legte ihn auf seine flache Hand und gab dem Tier davon, das sich den Zucker genüsslich schmecken ließ. Nachdem Frau Kleen, Frau Bubenhäuser und Oma Stevens nach draußen gekommen waren, bestiegen alle das Fuhrwerk, Jan und Fiete hoben Oma hoch und setzten sie auf den Kutschbock, sie sagten ihr:

      „Halte dich gut fest, Oma!“ Alle anderen waren hinten aufgestiegen und hatten sich auf die Bänke gesetzt. Herr Kleen hatte daran gedacht, ein paar Bierflaschen mitzunehmen, auch an Sekt für die Frauen hatte er gedacht, er hatte allerdings nur zwei Gläser mit herausgebracht, Clarissa lief schnell in die Küche und holte die fehlenden Gläser. Fiete löste die Feststellbremse und zog leicht an den Zügeln, woraufhin sich das Pferd in Bewegung setzte.

      Es war ein überaus gutmütige Friesenpferd, das das Fuhrwerk zog, es hatte einen massigen Körper und war schwarz, es lief in langsamem Trott Richtung Westen. Ab und zu wurde die Gruppe von Fahrradfahrern überholt, die klingelten und winkten, alle waren guter Dinge und lachten. Herr Kleen gab jedem eine Flasche Bier und goss den Frauen Sekt in ihre Gläser, er stieß mit allen an, auch Oma Stevens, die neben Fiete auf dem Kutschbock saß, hatte ein Glas in der Hand, sie drehte sich nach hinten und lachte.

      Mit etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit näherten sie sich der „Domäne Schlüter´s“ und kamen nach knapp einer Stunde Fahrt dort an. Es war mächtig was los in der „Domäne“, die Fahrräder knubbelten sich draußen am Zaun, sie bekamen aber ihre zwei Tische und setzten sich daran. Das Pferd band Fiete mit einem Strick, den ihm der Alte im Dorf mitgegeben hatte, am Zaun fest. Alle bestellten Schokolade oder Kaffee und nahmen Stuten mit Butter und Nutella dazu, das klassische Essen in der „Domäne“. Frau Bubenhäuser sagte:

      „Das mit dem Pferdefuhrwerk ist eine prima Idee gewesen, wir fühlen uns pudelwohl“, worin die anderen sie bestätigten. Oma Stevens war wie ausgewechselt, sie scherzte mit allen und sagte:

      „Ich bin seit Jahren nicht in der „Domäne“ gewesen“, sie steigerte sich in einen Erzählrausch und alle hörten ihr gerne zu, sie hatte eine unprätentiöse Art zu erzählen und legte viel Wärme in ihre Stimme. Sie hielten sich ungefähr eineinhalb Stunden in der Domäne auf, hatten ihre Stuten gegessen und dachten langsam daran, wieder zurückzufahren, es war inzwischen schon später Nachmittag geworden. Herr Bubenhäuser lud alle ein und zahlte, sie liefen zum Fuhrwerk zurück. Der Friese stand mit gesenktem Kopf in der Sonne und als alle auf den Bänken saßen und Oma Stevens und Fiete auf dem Kutschbock residierten, nahm Fiete die Zügel in die Hand und zog leicht daran, er musste das Fuhrwerk in einem ganz engen Bogen wenden.

      Aber es tat sich nichts, der Friese machte keine Anstalten, sich zu bewegen, Fiete stieg vom Bock ab und ging nach vorne zu dem Tier. Er erinnerte sich an das, was ihm der Alte im Dorf gesagt hatte: für den Fall, dass das Tier bockte, sollte er ihm etwas Zucker geben und das tat Fiete auch. Gleich hob das Pferd seinen Kopf und ließe sich den Zucker schmecken. Fiete fasste das Zaumzeug und zog das Tier mit dem Fuhrwerk gemächlich um die enge Kurve, und als das Fuhrwerk wieder in Fahrtrichtung Osten stand, stieg er auf den Kutschbock. Noch einmal zog er leicht am Zügel und der Friese lief los, er bewegte sich in langsamem Trott gerade einmal mit Schritttempo. Bei Kleens angekommen stiegen alle ab, und Fiete half seiner Oma vom Bock herunter, danach fuhr er mit dem Wagen ins Dorf zurück und gab das Fuhrwerk wieder ab. Clarissa war mitgekommen und die beiden liefen Hand in Hand nach Hause, sie blieben ab und zu stehen und küssten sich, die Leute drehten sich um und blickten zu ihnen. Bei Kleens wurde an diesem Abend kalt gegessen, es gab gutes Brot mit allerlei Auflagen, wer wollte, konnte noch Kartoffelsalat essen, richtigen Hunger hatte aber niemand, alle hatten sie in der „Domäne“ ordentlich beim Stuten zugelangt. Der kurze Urlaub neigte sich langsam seinem Ende zu, sie hatten alle noch einen Tag auf der Insel und wollten am letzten Tag noch einmal im „Deichgrafen“ essen gehen.

      Fiete rief an und machte für den nächsten Tag zwei Tische fest. Frau Bubenhäuser lud die Kleens und auch Oma Stevens nach Braunschweig ein, sie wollte mit ihnen ein gemütliches Wochenende in der Stadt verbringen und Kleens und Oma sagten zu, dass sie in den nächsten Wochen mit dem Zug nach Braunschweig kämen. Am nächsten

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