KLOSTER DER FINSTERNIS. Ralf Feldvoß

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KLOSTER DER FINSTERNIS - Ralf Feldvoß

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angestrebt, weil meine Eltern, besonders meine Mutter, sich das gewünscht haben. Sie stammt aus einer tief gläubigen Familie, musst du wissen. Und da war es ihr sehr wichtig, das ich etwas in der Richtung mache. Sie hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass ich später mal irgendeinen hohen Posten in der Kirche bekleiden würde. Aber so ist das Leben, unberechenbar.“

      Gorham versank in seine Gedanken. Er ließ sein eigenes Leben vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Wenn er nach den Wünschen seiner Eltern gehandelt hätte, würde er jetzt auf irgendeinem Managerstuhl in einer Bank, oder einem anderen Wirtschaftsunternehmen sitzen und wahrscheinlich den ganzen Tag mit langweiliger Büroarbeit verbringen.

      Er hatte sich dem widersetzt und sein eigenes Ding durchgezogen. So wie Chavalier auch, auf seine Art.

      „Wo wohnst du? Hast du ein Hotel?“, fragte Chavalier unvermittelt.

      „Nein. Ich wollte ja eigentlich heute noch weiter nach London. Das wird jetzt wohl nichts mehr.“, antwortete Gorham mit einem Blick auf die Uhrzeit.

      „Dann bleib doch bei mir. Ein wenig Gesellschaft könnte mir in der momentanen Situation glaube ich ganz gut tun. Was meinst du? Und morgen früh bringe ich dich zum Flughafen.“

      Gorham überlegte nicht lange und willigte ein.

      Sie verließen die Bar und schlenderten durch die prachtvollen Straßen von Versailles zurück zur Villa. Chavalier bat seine Haushälterin das Gästezimmer für Gorham herzurichten, zu lüften und frische Bettwäsche aufzuziehen. Sie bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick. Sie konnte sich nicht erklären wieso ein Agent irgendeiner europäischen Polizei bei Chavalier übernachten sollte. Aber sie hatte ihre Arbeit zu tun und keine Fragen zu stellen.

      Gorham und Chavalier nahmen wieder im Kaminzimmer Platz und gönnten sich beide diesmal einen Cognac. Es war zwar nicht wirklich das Getränk, welches Gorham bevorzugte, aber um ihn nicht zu beleidigen nahm er das Glas entgegen. Es schmeckte erstaunlich gut. Vielleicht lag es aber auch an seinem durch die Biere hervorgerufenen Zustand.

      „So, und du ermittelst nun in der Sache von Francine?“ fragte Chavalier und nahm einen großen Schluck aus seinem Glas.

      „Das tue ich. Aber auch nur, weil ich von einem guten Bekannten darum gebeten wurde. Naja, wenn ich ehrlich sein soll, hätte mich spätestens nach dem Fall in Hamburg die ganze Sache so oder so interessiert.“

      „Kann ich dir dabei nicht doch irgendwie helfen? Ich würde das Schwein gerne selber zur Strecke bringen, das mir meine Francine genommen hat. Da habe ich endlich eine Frau gefunden und dann wird sie mir auf so eine brutale Weise wieder genommen. Wer immer das war muss dafür büßen!“ Chavalier wurde bei seinen Worten immer lauter. Ein Ausdruck einer wahren und echten Trauer, wie Gorham bemerkte.

      „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Ich meine, nichts gegen dich als Person. Aber wie sähe das denn aus? Ich, als Agent und du, bei dem einschlägige Leute wissen womit du dein Geld verdienst. Mal sehen, vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, aber für den Moment muss ich dir absagen, auch wenn ich deine Beweggründe absolut nachvollziehen kann, keine Frage.“

      Chavalier machte den Eindruck zutiefst beleidigt zu sein. Aber Gorham hatte recht, wenn er länger darüber nachdachte. Sein alter Studienfreund stand auf der anderen Seite des Gesetztes. Das konnte weitreichende Folgen für ihn haben, wenn das bekannt werden würde.

      Gorham riss ihn aus seinen Gedanken. „Tue mir bitte bloß den Gefallen und fange nicht an auf eigene Faust an, den Täter zu suchen. Das würde unter den Fall der Selbstjustiz fallen und über die Folgen brauche ich dich wohl nicht aufzuklären. Lass dir versichert sein, dass ich alles in meiner Macht stehende unternehmen werde. Und sollte ich deine Hilfe benötigen, dann melde ich mich.“ Gorham erhob sein Glas in der Hoffnung, dass Chavalier die Geste verstand.

      „Hätte mich jemand anderes um diesen Gefallen gebeten, ich würde nicht zustimmen. Aber okay. Da du es bist, der mich darum bittet will ich mich daran halten, auch wenn es schwer fallen wird“, antwortete Chavalier und prostete Gorham zu.

      Den restlichen Abend verbrachten die beiden mit Unterhaltungen über nichts bestimmtes. Gorham war froh, dass er Chavalier etwas ablenken konnte, zumindest machte es den Anschein, denn er wurde im Verlaufe des Abends immer ruhiger. Allerdings konnte es auch am Alkohol liegen.

      Als Gorham schließlich in seinem hergerichteten Zimmer im Bett lag überlegte er, was dieser Tag in Paris ihm tatsächlich gebracht hatte. Er hatte von Kommissar Herbault die gesamte Akte in Kopie bekommen, aber noch nicht weiter reingeschaut. Da kam ihn das unverhoffte Wiedersehen mit Tinnie dazwischen. Und ansonsten? Eigentlich nichts. Es war unter dem Strich ein ergebnisloser Tag gewesen. Aber wer weiß, ob denn nicht Chavalier doch noch hilfreich sein konnte.

      Gorham nahm sich vor morgen auf dem Flug nach London die Akte Bouvois so intensiv wie möglich zu studieren, um vorbereitet zu sein auf die Dinge, die ihn im Fall des Roberto Borno erwarten würden.

      10

      London

      Mittwoch, 29. September

      Trotz der Dringlichkeit der Angelegenheit fuhr Gorham zunächst nach Hause. Er wollte den Koffer, der ihn doch mehr behinderte, als er dachte, wegbringen und sich frische Sachen anziehen. Außerdem seine Post der letzten Tage durchsehen und vor Allem ein Bad nehmen.

      Es war noch früher Vormittag, aber die Straßen waren so voll, wie immer. Genau wie in Paris, nur nicht so penetrant laut. Gorham fühlte sich wohl wieder in seiner Heimat zu sein.

      Auf dem Flug hatte er sich die Akte Bouvois durchgelesen, wie er es vorgehabt hatte. Chavalier hatte ihn nochmals eindringlich gebeten sich wirklich zu melden, wenn er seine Hilfe brauche. Gorham hatte seine Zusage vom Vorabend wiederholt.

      Die Akte Bouvois hielt allerdings keine nennenswerten Neuigkeiten für Gorham bereit. Nichts, was er nicht schon wusste. Der Todeszeitpunkt konnte von den Pathologen ziemlich genau auf Mitternacht eingegrenzt werden. Die Todesursache war die durchtrennte Kehle. Es gab keine Zeugen, nicht einen Einzigen. Das machte die Sache natürlich umso schwieriger, da dadurch selbst die kleinsten Anhaltspunkte verloren gingen.

      Gorham stand vor seiner Haustür und öffnete diese. Er wohnte in einem kleinen Reihenhausgebiet, etwas außerhalb. Er brauchte seine Ruhe zu Hause, da wollte und konnte er nicht in der City wohnen. Außerdem war es günstiger und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war er dann doch meistens verhältnismäßig schnell an seinem gewünschten Ziel.

      Ein Auto besaß er nicht. Gorham fuhr lieber Rad in der Freizeit, oder eben Bus und Bahn, wenn er beruflich unterwegs war.

      Sein Haus stach etwas hervor im Vergleich zu den Nachbarhäusern. Er hatte sich erdreistet seine Haustür schwarz zu streichen, in seiner Lieblingsfarbe und mit einem großen D und M in weiß zu verzieren. Dies war ein Zeichen seiner Huldigung an seine Lieblingsband Depeche Mode.

      Nachdem er Mantel und Sakko an die Garderobe gehangen und seinen Koffer ins Schlafzimmer gebracht hatte war dann auch sein erster Weg zu seiner Surroundanlage. Er schaltete sie ein wählte das Album Songs of faith and devotion und drehte die Lautstärke auf Maximum. Er hatte sein Haus soweit isolieren lassen, das die laute Musik niemanden in der Nachbarschaft stören konnte, weil nichts nach außen drang.

      So konnte er auch ungestört und lauthals mitsingen, was die Nachbarn im Zweifel mehr gestört hätte, als die Musik an sich, denn Gorham konnte absolut keinen Ton treffen. Und das Schönste an seiner Anlage war,

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