Der Tote von Trévarez. Jean-Pierre Kermanchec

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Der Tote von Trévarez - Jean-Pierre Kermanchec

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ein Wanderer die Leiche, und die Feuerwehr oder wer auch sonst, würde sie bergen.

      Er schien ganz alleine an der nördlichen Spitze der Insel gewesen zu sein. Schnellen Schrittes machte er sich auf den Weg zurück. Als er hinter der Vauban-Brücke an eine Weggabelung kam, sah er den Pfeil, der den Weg zur Kapelle St. Michel zeigte. Er ging zur Kapelle. Sollte man ihn fragen, wo er den Nachmittag verbracht hatte, so würde er sagen, dass er an der Kapelle war.

      Die Kapelle thronte auf einem Bergkegel. Zahlreiche Stufen führten hinauf, es wimmelte nur so von Besuchern. Als er oben angekommen war, verstand er, warum die Besucher hierher kamen. Der Blick, der sich ihm von hier oben bot, reichte bis ans Festland, über die vielen kleinen Inseln um Bréhat herum und über das ganze Eiland. Die unterhalb der Kapelle gelegene Gezeitenmühle war ebenfalls gut zu sehen. Er setzte sich auf eine der beiden Bänke, die in westlicher Richtung aufgestellt waren, und genoss die Sonnenstrahlen. Das tote Mädchen schien ihn nicht mehr zu beschäftigen.

      Einige Stunden später machte er sich auf den Weg ins Hotel, setzte sich auf die Terrasse und bestellt einen Rotwein zum Aperitif.

      Es war schon gegen 20 Uhr, als er hörte, wie ein weiterer Gast aufgeregt ins Hotel kam. Er berichtete dem Portier, dass er die Leiche eines jungen Mädchens an der Nordspitze der Insel entdeckt hatte, und dass er schon die Gendarmerie informiert hatte. Schnell machte die Neuigkeit die Runde auf der kleinen Insel.

      Tagelang sprachen die Bewohner über den Fund. Die Gendarmerie ging von einem Unfall aus. Das Mädchen war wohl etwas zu nahe an die Felsenkante getreten und dabei abgestürzt. Jedenfalls wurden die Untersuchungen nach drei Tagen eingestellt.

      Er verließ die Insel am dritten Tag, so wie er es geplant hatte. Die Nordspitze der Insel suchte er nicht noch einmal auf. Für ihn war das Geschehene Geschichte. Er konnte nicht wissen, dass er an jenem Tag nicht ganz alleine war.

      Kapitel 2

      Christophe Kerdiles war den ganzen Sonntagvormittag damit beschäftigt, sein Auto vom Schmutz der vergangenen Woche zu befreien. Es blieb nicht aus, dass der Wagen jede Woche aussah, als habe er gerade die Rallye Paris Dakar hinter sich gebracht. Der Bauingenieur musste zu seinen Baustellen fahren, ganz gleich ob es trocken war oder ob ein Wolkenbruch den Boden in eine Schlammwüste verwandelt hatte.

      Er war es gewohnt und die Reinigungsprozedur war so etwas wie ein Ritual geworden. Seine Frau, Pascale, hantierte wie an jedem Sonntag in der Küche, um ein würdiges Sonntagsessen auf den Tisch zu bringen. Das gemeinsame Mittagessen war den Eheleuten wichtig. In den Halles von Quimper hatte es am Morgen frische Langoustinen gegeben, aus denen sie die heutige Vorspeise zubereiten wollte. Langoustinen im Kartoffelnest, mit Mango und Pfefferminze.

      Für den Nachmittag war ein Familienausflug geplant. In dem Ouest France war am letzten Wochenende ein Artikel über die Rhododendronblüte im Schlosspark von Trévarez erschienen. Über 700 verschiedene Spezies blühten in dem 85 Hektar großen weitläufigen Parkareal. Pascale liebte Rhododendren und hätte am liebsten auch in ihrem Garten alle 700 Arten angepflanzt. Nachdem sie den Artikel gelesen hatte, überzeugte sie ihren Mann, dass das genau das richtige Ziel für den Sonntagsausflug war.

      Christophe versprach, mit ihr und der Tochter Pierrette, zum Schloss von Trévarez zu fahren.

      Es war kurz vor Mittag, als er mit den Reinigungsarbeiten an seinem Audi A4 fertig wurde und den Eimer, Schwamm und die Reinigungsmittel wieder in die Garage stellte.

      Pierrette tollte mit dem Rauhaardackel im Garten herum. Stöckchen werfen war für den kleinen Hund immer nur für einige Minuten interessant. Dann wollte er gestreichelt werden und ein Leckerli bekommen oder sich mit den Katzen des Nachbarn anlegen.

      „Das Essen ist fertig!“ Pascale rief beide ins Haus. Der kleine Hund war stets der erste, sobald er die Stimme von Pascale vernahm. Er wusste ganz genau, dass es auch für ihn etwas zu Fressen gab, wenn die Familie sich an den Mittagstisch setzte.

      „Ist der Wagen wieder so, dass wir uns damit zeigen können?“, fragte Pascale ihren Mann.

      „Wie neu!“, antwortete Christophe und setzte sich an den Tisch.

      „Darf Tecki auch mit?“ Pierrette sah ihren Vater mehr bittend als fragend an.

      „Klar, Tecki darf uns begleiten. Aber er muss an der Leine bleiben. Im Park werden sich bestimmt sehr viele Menschen aufhalten und nicht alle mögen es, wenn ein Hund sie beschnuppert.“

      „Ich darf ihn aber an der Leine führen“, sagte seine Tochter, in einem bestimmenden und selbstsicheren Ton.

      „Geht klar“, meinte Christophe.

      Pascale grinste über ihre achtjährige Tochter.

      Das Essen schmeckte köstlich. Die Vorspeise entsprach ganz den Vorstellungen von Christophe und Pierrette. Auch der Hauptgang und das Dessert kamen bei beiden gut an.

      „Wie immer ausgezeichnet“, sagte Christophe, nahm Pascales Hand und küsste sie.

      „Jetzt helfen wir noch der Mami beim Abräumen und dann geht es los.“

      Christophe stand auf und begann die Teller in die Spülmaschine zu stellen.

      Pierrette sammelte die Gabeln und Messer ein und brachte sie ebenfalls zur Spülmaschine.

      „Ich darf mich aber noch schnell umziehen?“ Pascale sah ihren Mann an, der wie immer mit Jeans und einem Polohemd bekleidet war und nur selten bereit war sich etwas feiner anzuziehen.

      „So viel Zeit werden wir noch aufbringen.“

      Christophe sah seine Frau liebevoll an.

      Nach einer weiteren halben Stunde war es dann soweit. Die Familie bestaunte das blitzsaubere Auto und lobte Christophe für seine gute Arbeit, auch das war schon fast ein Ritual, dann ging es in Richtung der Voie Express. Die Fahrt führte sie über Kerlez und Briec zum Château de Trévarez. Christophe steuerte den Audi auf den Parkplatz und suchte eine Parklücke. Der Park schien das Sonntagsausflugsziel des halben Finistères an diesem Wochenende zu sein.

      50 Meter vor dem Eingang reihten sie sich in die Schlange der Wartenden ein. Es ging dann doch ganz zügig und Christophe bezahlte die sechs Euro Eintritt für seine Frau und sich und einen Euro für Pierrette.

      Kaum hatten sie das kleine Kassenhäuschen hinter sich gelassen, als Pierrette auch schon mit Tecki losrannte. Sie folgten dem Rundweg. Er führte an den ehemaligen Pferdeställen vorbei, die jetzt ein kleines Café beherbergten, und ging dann weiter in Richtung des Schlosses.

      Der ganze Weg war gesäumt von den herrlichsten Rhododendren, in allen nur erdenklichen Farben. Manche Sträucher waren nur wenig niedriger als die sie umgebenden Bäume, andere schienen sich wegducken zu wollen, weil sie sich ihrer geringen Größe schämten.

      Pascale blieb an jeder neuen Variation stehen und bewunderte die Farben, die Blüten und die teilweise enorme Größe der Sträucher. Christophe bemerkte, welche Freude Pascale über den Besuch zeigte. Pierrette dauerte alles viel zu lange. Sie rannte lieber mit Tecki in Richtung des Schlosses, kehrte immer wieder um, rannte zurück und begann das Spiel erneut. Der Hund hielt gut mit und schien keine Müdigkeit zu entwickeln.

      Nach ungefähr 700 Metern erreichten sie das prachtvolle Schloss Trévarez. Sie standen vor einer monumentalen Fassade. Links

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