Der Tote von Trévarez. Jean-Pierre Kermanchec

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Der Tote von Trévarez - Jean-Pierre Kermanchec

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spontan den Eindruck, sich auf einer der Baustellen von Christophe zu befinden. Der Besuch der Innenräume ließ erahnen, welche Pracht vor etwa 100 Jahren hier geherrscht haben musste.

      Den ausliegenden Broschüren entnahm Christophe, dass das Gebäude zwischen 1893 und 1907 erbaut worden war. Im zweiten Weltkrieg diente es der deutschen Besatzung als Kommandozentrale und wurde 1944 von der britischen Luftwaffe bombardiert. Das völlig zerstörte Gebäude blieb bis 1968 sich selbst überlassen. Danach begann der neue Besitzer mit der sukzessiven Restaurierung. Die Arbeiten in den Innenräumen hatten erst vor einigen Jahren begonnen und es würde wohl noch lange dauern, bis alles wieder wie vor über 100 Jahren aussah.

      Der Blick aus dem großen Salon führte weit ins Land hinaus. Bis an den Horizont waren es bestimmt an die 20 Kilometer. Das Schloss lag auf der Spitze eines Hügels. Unterhalb des Hügels lagen eine kleine alte Kapelle und ein großer Teich.

      Christophe und Pascale verließen das Gebäude. Pierrette war mit Tecki vor dem Schloss geblieben. Sie hatte sich auf den Rasen gesetzt, um sich vom Herumtollen zu erholen. Als sie ihre Eltern herauskommen sah, stand sie auf und rannte mit ihrem Hund auf sie zu.

      „Wohin gehen wir jetzt?“, fragte sie ihren Vater, der mit der Hand nach rechts zeigte.

      „Wir folgen einfach dem Rundweg, mein Kleines.“

      „Ich geh schon voraus“, rief sie und eilte davon.

      Christophe und Pascale folgten dem Rundweg und betrachteten die unglaublich schönen Rhododendren, Kamelien, Azaleen und viele weitere Pflanzen, die in dem Park wuchsen. Nachdem der Weg eine Rechtskurve beschrieb und langsam von der Höhe, auf der das Schloss lag, hinunter zur Kapelle und dem Teich führte, den sie vorhin vom Fenster des großen Salons aus gesehen hatten, kamen sie an einem kleinen Bachlauf vorbei. Das Wasser hatte eine unwirkliche grüne Farbe und bildete einen schönen Kontrast zu dem rosa und violett der Rhododendren und Azaleen.

      Christophe blieb stehen und machte einige Fotos von Pascale, die sich zwischen die Blüten stellen musste.

      Pierrette war schon ein gutes Stück weitergelaufen.

      Das Bellen von Tecki und ein Angstschrei ihrer Tochter ließen Christophe und Pascale sofort innehalten. Christophe rannte in die Richtung aus der das Bellen kam.

      Nach wenigen Schritten sah er bereits Pierrette auf ihn zulaufen.

      „Papa, Papa, da liegt ein Mann!“

      Christophe nahm seine Tochter in den Arm und beruhigte sie.

      „Wo liegt ein Mann, Kleines?“

      Pierrette zeigte mit der Hand den Weg hinunter. Pascale war inzwischen bei den beiden eingetroffen. Sie nahm ihre Tochter an die Hand und blieb stehen. Christophe ging langsam den Weg weiter hinunter und achtete sehr genau auf alles was sich links und rechts befand. Er war etwa 200 Meter weitergegangen, als er zwei Schuhsohlen sah, die steil nach oben zeigten. Christophe trat näher heran und konnte jetzt auch eine graue Hose erkennen. Das Sakko des Mannes der hier vor ihm lag war geöffnet und das blaue Hemd darunter blutverschmiert. Die früher einmal blaue Krawatte war blutverschmiert und schmutzig und hing quer über seine rechte Schulter. Die Augen waren weit aufgerissen und in seiner Schläfe klaffte ein Loch.

      Es gab keinen Zweifel, hier lag ein Mordopfer. Christophe hörte, wie Pascale und Pierrette näherkamen. Er wandte sich um und rief Pascale zu:

      „Bleib mit Pierrette stehen, kommt bitte nicht näher.“

      Dann griff er zu seinem Handy und wählte die Notrufnummer.

      Kapitel 3

      Ewen Kerber genoss den Nachmittag in seinem Garten. Carla lag auf ihrer Liege und sonnte sich genussvoll.

      In den letzten drei Wochen war das Wetter regnerisch und kalt gewesen. Das Frühjahr zeigte sich nicht unbedingt von seiner schönsten Seite. Im Januar und Februar waren fast täglich gewaltige Stürme über die Bretagne hereingebrochen. Windgeschwindigkeiten zwischen 100 und 180 Km/Std hatten das Meer aufgepeitscht und gewaltige Wellen waren mit zerstörerischer Wucht gegen die Küste gestürzt. Täglich wurde in den Nachrichten von neuen Schäden berichtet und die Bevölkerung war aufgerufen worden die Küste zu meiden. Drei Menschen hatten ihre Neugierde bereits mit dem Leben bezahlt. Sie waren an den Stränden unterwegs gewesen und von den gewaltigen Wellen erwischt und hinaus aufs Meer gezogen worden. Manche Wellen waren weit über zehn Meter hoch und hatten teilweise die Befestigungen entlang der Küste zerstört. Da war es kein Wunder, dass die Menschen sich nach Sonne und Wärme sehnten und die ersten Boten genossen.

      Ewen las ein Buch über die Geschichte der bretonischen Sprache, das er vor einiger Zeit zufällig gefunden hatte, Carla genoss einen Kriminalroman. Einen kleinen Sommervorrat hatte sie bereits vor einigen Tagen gekauft. Die friedliche Stille in ihrem Garten, die von dem Gezwitscher der Vögel begleitet wurde, war ein Genuss. Es ist ein Stück vom Glück dachte sie sich, als sie von ihrer Lektüre aufsah und in den strahlend blauen Himmel blickte.

      „Wir haben es sehr schön hier, Ewen! Meinst du nicht auch?“

      Ewen sah von seinem Buch auf und nickte zustimmend, als er Carla ansah.

      „Die Bretagne kann sehr schön sein, nur mag sie sich nicht immer so zeigen.“

      „Ach, Ewen, was wäre die Bretagne ohne die Stürme und ohne den Regen? Zu der Wildheit gehört eben auch das rasch wechselnde Wetter. Ich liebe es so.“

      Das Klingeln des Telefons brach fast wie ein Gewitterdonner in diese harmonische Situation ein. Ewen nahm sein Mobiltelefon, das neben seinem Stuhl auf dem kleinen runden Gartentisch lag. Er sah auf dem Display, dass das Kommissariat anrief.

      Er nahm den Anruf entgegen. Ausgerechnet an diesem Wochenende hatte er Rufbereitschaft.

      „Kerber“, meldete er sich und lauschte, was der Anrufer ihm zu sagen hatte.

      „Bonjour, Monsieur le Commissaire, wir haben soeben die Information von der Notrufzentrale erhalten, dass ein Passant einen Toten im Park vom Schloss Trévarez gefunden hat. Es ist eindeutig ein Verbrechen. Der Tote hat eine Schusswunde in der Schläfe.“

      „Haben Sie schon die Spurensicherung und den Pathologen verständigt?“

      „Beide sind bereits unterwegs nach Trévarez, Monsieur le Commissaire.“

      „Gut, ich mache mich auch sofort auf den Weg.“

      Ewen Kerber legte das Telefon zur Seite und sah zu Carla hinüber.

      „Du brauchst nichts zu sagen, Ewen, die Pflicht ruft schon wieder?“

      „So ist es, ich habe leider Dienst an diesem Wochenende. Es passiert ja nicht oft etwas rund um Quimper. Aber wenn das Wetter einmal so schön ist, dann treibt es anscheinend auch die Verbrecher raus. Im Park von Trévarez hat man eine Leiche gefunden. Ich versuche, nicht allzu lange wegzubleiben.“

      Ewen erhob sich aus seinem Stuhl und ging zu Carla, gab ihr einen flüchtigen Abschiedskuss und machte sich auf den Weg nach Trévarez.

      Die Fahrt zum Schloss von Trévarez, das in der Nähe der kleinen Ortschaft Saint-Goazec lag, dauerte fast 40 Minuten. An der Pforte zum Schlosspark zeigte Ewen seinen Ausweis und bat, mit seinem

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