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alt=""/>Es sind eine ganze Menge Leute. JedeR einzelne könnte Hintergedanken haben, lügen, einen Betrug versuchen. Tun wirklich immer alle ehrlich ihre Arbeit? Manchmal kamen Anästhesisten zu einer Frau auf unserer Station, um sie über die Risiken ihrer bevorstehenden OPaufzuklären, wie es vorge-schrieben ist. Ein 4-seitiges Dokument voller Fachworte mussten sie mit ihr durchsprechen. Manche brauchten dafür eine Viertelstunde, andere länger. Manche waren nach 8-10 Minuten fertig. Kam aber einer wieder aus dem Zimmer, kaum dass er rein gegangen war, wusste ich, dass die Aufklärung in dem Wort bestanden hatte, „hier unterschreiben“. Ähnlich war es mit den PhysiotherapeutInnen, die verbrachten auch sehr unter-schiedlich viel Zeit in den Zimmern.

      Aber vielleicht arbeiteten die, die nur kurz drin waren, tatsächlich effektiver? Und die, die lange drin waren, vielleicht quatschten sie nur länger mit den Frauen? Ich war nicht dabei, ich kann es nicht wissen. Kontrolle ist an diesen „Schnittstellen“ unmöglich und auch nicht das Mittel der Wahl.

      5 Vorstellung als Fähigkeit

      Ein besonders wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Betrug ist unsere Vorstellungsfähigkeit. Was können wir uns vorstellen, was nicht?

       Vor kurzem telefonierte ich mit meiner Tante. Sie ist jetzt Mitte 70. Ihr Leben war kein Zuckerschlecken, aber echte Not kennt sie auch nicht. Sie erzählte mir, dass sie gerade ein Buch liest von einer Frau, die als Häftling im KZ war und auch anschließend noch manchen Krieg, Vertreibung und Not erlebte. Ich erzählte ihr, dass ich wenige Tage zuvor mit Milanomi („peace brigades“) zusammen war und ihre friedensstiftende Arbeit großartig finde! Meine Tante kommen-tierte: „nur weil es das viele Schlimme gibt, gibt es auch diese guten Menschen...“ Ich hasse es, wenn Schlechtes „schön geredet“ wird. Darum explodierte ich. Höflich: „so reden die, die selbst noch nichts Schlimmes erlebt haben und nur Bücher darüber lesen“, sagte ich, „das Schlimme ist so schlimm, darauf könnten wir gut verzichten, und die guten Menschen wären trotzdem gut!“ Sie hörte mir zu. Sie dachte mit. Sie sagte: „da wirst du recht haben.“ Danke

      Entwicklung unserer Vorstellungsfähigkeit

      Wie kommt es dazu, dass wir uns manches vorstellen können und anderes nicht? Wie kommt es, dass manche Menschen sich eher Schlechtes, andere eher Gutes vorstellen können?

      Unsere Vorstellungsfähigkeit entwickelt sich nach den bekann-ten entwicklungspsychologischen Mechanismen. Unser Vorstellungshorizont beinhaltet all das, was wir selbst erleben oder eindrücklich miterleben. Da ist es logisch, dass die Vorstellungsfähigkeit Grenzen hat. Alles mögliche, was wir weder selbst erlebt noch eindrücklich miterlebt haben, liegt außerhalb dieser Grenzen, das können wir uns nicht vorstellen. Eine umfassende Bildung setzt darum nicht nur auf theore-tischen Unterricht im Klassenraum mit Büchern und Wandtafel, sondern auf Begegnungen mit verschiedenen Menschen, auf Erlebnisse und Reisen, denn „Reisen bildet“. Je mehr wir selbst erleben oder eindrücklich an anderen Menschen miterleben, desto weiter wird unser Vorstellungshorizont. Mit diesem Buch hoffe ich, die LeserInnen eindrücklich etwas mit-erleben zu lassen, was ihren Horizont um ein wichtiges Stück Leben erweitern wird, und zwar nicht zum Selbstzweck, sonder um das Gute auf dieser Erde zu fördern.

      Die Grenzen des Vorstellbaren

      Jeder Mensch kann sich irgendwas NICHT vorstellen. „Das gibt’s doch gar nicht!“ „also, das ist doch wohl zu weit hergeholt!“ „also, wer hat sich den sowas ausgedacht!“

      Die Grenzen des Vorstellbaren sind unterschiedlich. Wer nur Schlimmes erlebt hat, kann nicht mehr vertrauen, denn Gutes ist nicht mehr vorstellbar: „irgendwas (schlimmes) steckt mit Sicherheit wieder dahinter!“ Derart tiefes Misstrauen macht die beste therapeutische und pädagogische Arbeit unmöglich, leider.

      Wer dagegen (fast) nur Gutes erlebt hat, kann sich Schlimmes nicht vorstellen. Nicht wirklich.

      Unser Weltbild

      Unser Weltbild beinhaltet unsere Vorstellung über die Welt, in der wir leben. Es beinhaltet unser Menschenbild, unser Selbstbild, unser Gottesbild.

      Wie wird das Weltbild-Fundament gelegt?

      Wie gesagt, entstehen unsere Vorstellungen, also unsere inneren Bilder, nach den bekannten entwicklungs-psychologischen Gesetzmäßigkeiten. Zu unseren eigenen Erlebnissen und dem eindrücklichen Mit-Erleben anderer Menschen kommen die Erklärungsmuster aus unserem sozialen Umfeld „so ist das“, „so ist halt das Leben“, „so ist das auf der Welt“, „so sind Menschen“, „das ist halt so“. Im Heranwachsen bekommen wir detailliertere Erklärungen, und in den ersten Studiensemestern werden „absolute Wahrheiten“ als Basis vermittelt – die nicht unbedingt wahr sein müssen. Das gleiche gilt natürlich auch schon für die Erklärungsmuster, die uns in jüngerem Alter angeboten werden: nichts davon muss unbedingt wahr sein.

      Aber haben wir eine Wahl? Wir Menschen brauchen innere Ordnungssysteme zur Orientierung. Aufgrund welcher Erklärungsmuster sollen wir unsere inneren Ordnungssysteme errichten wenn nicht aus den uns angebotenen?

      Sehr deutlich wird dies Prinzip sichtbar an den Gottesbildern. In allen Religionen finden sich Menschen, denen ihre Religion gleichgültig ist und andere, denen sie sehr wichtig ist. Aber Katholiken ist der Papst „der Papst“, evangelische lehnen das Papst-System ab, und Moslems verschiedenster Richtungen betrachten den Koran als einzige gültige Grundlage für rechten Glauben. Da wachsen immer neue Generationen mit den gleichen Vorstellungen nach.

      Natürlich gibt es auch Oppositionshaltungen: „so wie DIE (Mutter oder andere nahe Person) will ICH NICHT!“ Zum Beispiel: Mutter geht zur Kirche, ich nicht. Oder: Onkel betet täglich, ist aber nicht nett → ergo: ICH bete NICHT! Die Oppositionshaltung an sich bringt aber noch nichts wirklich Neues. Unbemerkt setzen sich eben doch die meisten angebotenen Erklärungsmuster als Grundgerüst unserer inneren Ordnungssysteme in uns fest. Ich finde das im Großen und Ganzen in Ordnung. Wenn alle die gleiche Grundvorstellung vom Leben haben, funktioniert das Leben.

      Gehören allerdings destruktive Elemente zu diesen Vorstellungen, wird es immer Opfer geben! Da ist dann Analyse und Veränderung notwendig.

      Jedenfalls lernen wir diese Erklärungen vorerst „auswändig“, ohne Sinn und Zusammenhänge zu begreifen. Es ist ähnlich wie bei Matheformeln und grammatischen Fremdsprachenregeln in der Schule oder wie mit den Verkehrsregeln in der Fahrschule: zuerst kommt das Auswändig-Lernen und erst später beginnen wir, sie in der Praxis anzuwenden, zu erproben. Und dann, nach und nach, erschließt sich ihr Sinn. Irgendwann sind wir so vertraut mit ihnen, dass sie aus dem Bewusstsein verschwinden. Dann sie sind ins alltägliche Verhalten integriert, ins Leben, ganz praktisch. Die Theorie ist ins Unterbewusste weiter gewandert. Unser Weltbild steht und gehört nun ganz selbstverständlich zur Basis unseres alltäglichen Handelns.

      Meine Vorstellung

      In meine Vorstellung passte es, dass ein Paar, bestehend aus einem Mann und einer Frau, einander näher kommen können, einander tief verbunden sein können, einander lieben, einander heiraten. Solch eine Beziehung war nach meiner Vorstellung kein Paradies, sondern barg durchaus bestimmte Probleme. Nach meiner Vorstellung waren dies überwindbare Probleme, vorausgesetzt, beide Seiten zeigten echtes Interesse am Gegenüber, an der Beziehung und am gemeinsamen Leben mit all seinen Aufgaben. In diesem Fall konnten bewältigte Probleme sogar zu einer Intensivierung der Partnerschaft beitragen nach dem Motto „Krisen schweißen zusammen“.

      Das

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