First Class Flüge und Bruchlandungen …. Christa Schmeide

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First Class Flüge und Bruchlandungen … - Christa Schmeide

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Doch die Idylle konnte Claire nicht besänftigen. Sie zog Anna einen grünen Strampelanzug mit Bärchenmotiv an und legte sie ins Bettchen. Danach ging sie in den Flur zurück.

      Robert telefonierte noch immer.

      Claire betrachtete sich kurz im Flurspiegel. Sie blickte in grosse, ernste braune Augen. «Schokoauge» war Roberts liebster Kosename für sie. Süss war an ihrem Anblick allerdings nichts mehr nach diesem schrecklichen Nachmittag. Ihr Haar klebte noch immer unvorteilhaft am Gesicht, und der präzise gezogene Lidstrich war verschmiert. Mit den Fingern beseitigte Claire eilig die schwarzen Spuren um ihre Augen. Dann trug sie etwas roséfarbenen Lippenstift auf und schüttelte die Haare durch.

      Besser.

      Sie atmete tief durch und strich sich das feuchte Mini-Kleid glatt.

      Als Claire das geräumige Wohnzimmer betrat, stand Robert­ am Erkerfenster, ihr den Rücken zugewandt. «Das habe ich ihr schon tausend Mal gesagt! Aber sie kriegt es einfach nicht auf die Reihe», schimpfte er ins Telefon. Es schien sich um eine geschäftliche Angelegenheit zu handeln. Claire sah, wie sich seine breiten Schultern unter dem weissen Hemd strafften. Ihre Wut war längst wieder Angst und Nervosität gewichen.

      «Ich kann das nicht mehr akzeptieren», fuhr Robert fort. «Das ist total unprofessionell! – Ja, mach das. Und lasst es ordentlich krachen heute Abend. Beim nächsten Mal bin ich dann auch wieder dabei. Tschüss.» Er beendete das Gespräch und liess den Hörer auf die Gabel fallen.

      Dann drehte er sich um.

      Seine Miene hellte sich auf. «Kleines! Ihr seid schon zurück? Hast du mir ein Stück Schokoladentorte von Reichard mitgebracht? Ich muss gleich wieder los.» Er ging auf sie zu, um sie zu küssen.

      «Nein. Aber ich habe dir deine Fotos mitgebracht», sagte Claire und zog die Nacktbilder hinter ihrem Rücken hervor.

      «Diese Fotos!»

      Ihr Herz pochte bis zum Hals.

      Jetzt gab es kein Zurück mehr.

      Robert erstarrte und liess seine ausgebreiteten Arme fallen.

      «Auf diesem Sofa …», begann Claire und zeigte auf die gemütliche Sofaecke vor dem Kamin.

      Der sonst so wortgewandte Robert war verstummt.

      «Sag etwas! Sag, dass ein Freund diese Bilder geschossen hat», ging es ihr durch den Kopf.

      Aber er sagte nur trocken: «Ja, es ist passiert.»

      Der Boden wurde Claire unter den Haussandaletten weggezogen.

      Ihr war plötzlich speiübel.

      Die Lippen bebten, aber sie brachte kein Wort heraus.

      Robert hingegen hatte seine Sprache wieder gefunden. «Kleines, das war ein absolut einmaliger Ausrutscher! Ich kenne diese Frau kaum. Das waren doch nur ein paar Fotos auf dem Sofa. Das ist kein Fremdgehen.» Er ging auf Claire zu und griff nach ihren kalten Händen. Wie elektrisiert zog Claire sie zurück.

      «Lass das! Nur Fotos? Ich bin doch nicht doof», zischte sie.

      Die Wut war zurück. Jetzt bebte ihr ganzer Körper.

      «Du zitterst ja, Kleines. Wenn ich doch sage, dass da nie etwas gelaufen ist.» Er hatte seinen treuherzigsten Blick aufgesetzt und wollte sie in seine Arme schliessen.

      Sie wich erneut zurück.

      Da packte er sie am Handgelenk.

      «Genau das ist das Problem», sagte er. «Du wendest dich ab, wenn ich dich anfassen will. Ist dir schon aufgefallen, dass wir viel weniger zusammen schlafen als früher? Ist dir klar, was das für einen Mann bedeutet?» Er sprach jetzt leise und eindringlich. «Ich habe mich trotz allem immer zurückgehalten. Es waren nur Fotos! Und seit wann holst du übrigens unsere Fotos ab?»

      Claire war total überrumpelt.

      Sie hatte Ausreden und Entschuldigungen erwartet – aber keine Vorwürfe.

      «Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, ein Baby zu haben!», schrie sie. «Das ist alles so anstrengend. Ich kann doch nicht jede Nacht auch noch …» Ihre Stimme brach.

      Tränen stürzten auf ihre Wangen herab.

      «Schtschtscht», flüsterte Robert tröstend und nahm sie in die Arme. Sie war zu aufgewühlt und schockiert, um sich ihm ein weiteres Mal zu entziehen. «Wir schaffen das zusammen», sagte er. «Ich verlange nur, dass du mir wieder öfter zeigst, dass du mich lieb hast. Ich liebe dich doch auch!» Er wiegte sie eine Weile in seinen Armen.

      Dann begann er, die Tränen von ihren Wangen zu küssen, zuerst zaghaft, dann leidenschaftlich. Claire war wie versteinert. Erst als sich seine Hand fordernd unter ihr Kleid schob, wurden ihre Glieder zu Butter. Sie klammerte sich wie eine Ertrinkende an seinen Körper. Unbändige Lust verdrängte ihre Wut und ihre Verzweiflung. Er massierte sie durch ihren Spitzenslip hindurch. Dann hob er sie plötzlich hoch. «Nicht aufs Sofa!», stöhnte sie zwischen zwei wilden Küssen. Er trug sie stattdessen zum Esszimmertisch und setzte sie auf die Tischplatte. Sie spürte das kühle massive Eichenholz unter ihrem Po. Er schob das Kleid mit beiden Händen über ihre schmale Hüfte und zog den Slip nach unten. Mit geschlossenen Augen hörte sie zu, wie er die Gürtelschnalle und den Reissverschluss seiner Anzughose öffnete. Als sie ihn zwischen ihren Beinen spürte, stöhnte sie auf und öffnete kurz die Augen. Er hielt ihrem Blick stand. Seine meerblauen Augen waren aufgewühlt vor Lust, als er mit voller Kraft in sie eindrang.

      Die dunkle Schokoladensauce tropfte vom Silberlöffel und blieb auf dem Vanilleeis liegen. Claire hatte sich von ihrem Freund Lorenzo zu einer grossen Portion Coupe Dänemark im Café Reichard überreden lassen.

      Sie hatte ihm ein paar Stunden zuvor am Telefon von der Fotoaffäre und von der anschliessenden Versöhnung mit Robert­ berichtet.

      «Du brauchst jetzt ganz dringend einen Seelentröster, Schätzchen», hatte Lorenzo ihr geraten.

      Und nun sassen sie an einem Zweiertischchen im elegantesten Kaffeehaus der Stadt. Lorenzo trug eine enge weisse Schlaghose und ein rotes Hemd. Claire führte ihr zweiteiliges grünes Kostüm von Rena Lange aus. Sie hatte das Kleid mit fünfzehn als Gage an der Münchner Modewoche erhalten und liebte es seither innig.

      «Iss doch, Schätzchen. Das leckere Eis schmilzt davon», ermunterte Lorenzo sie.

      Sie gehorchte und schob sich einen gehäuften Löffel Eis, Sahne und Schokoladensauce in den Mund. Lorenzo zwinkerte ihr zufrieden zu und nippte an seinem Kaffee. Dann setzte er die Porzellantasse ab und strich sich mit seiner üppig beringten Hand durchs halblange schwarze Haar. Er wirkte nachdenklich. «Und du glaubst, dass Robert jetzt seine Finger von anderen Frauen lässt?», fragte er plötzlich.

      Claire kämpfte noch immer mit der süssen Masse in ihrem Mund. Es wäre ihr aber auch ohne das Eis im Mund schwergefallen, Lorenzos Frage zu beantworten.

      Die Zweifel an der Treue ihres Mannes hatten sich bereits am Abend zuvor wieder in ihr Herz zurückgefressen. Eine Viertelstunde nach dem leidenschaftlichen Ritt auf dem Esszimmertisch war Robert ins «Le Chef» zurückgeeilt. «Wir machen genau hier weiter, wenn ich zurück bin», hatte er ihr beim Abschied heiser ins Ohr geraunt.

      Als

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