Bei Thor und Odin. Claus Beese

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Bei Thor und Odin - Claus Beese страница 8

Автор:
Серия:
Издательство:
Bei Thor und Odin - Claus Beese

Скачать книгу

dann gerade und führte wenig später fast unmerklich ansteigend weiter. An manchen Stellen standen Wasserlachen und von der Decke tropfte es herunter. Ich musste mich also unter dem Burggraben befinden, dessen Wasser sich hier einen Weg bahnte, folgerte ich. Nur ein paar Schritte weiter zweigte ein Gang ab, der nach wenigen Metern an einer steil ansteigenden Treppe endete. Ich beschloss, dem anderen Gang zu folgen, stellte aber enttäuscht fest, dass ich nach einer Biegung vor einer massiven Wand stand, an der es nicht mehr weiter ging. Also zurück zur Treppe! Leise schlich ich die vielen, engen Stufen hoch und drückte gegen die hölzerne Wand, die mir am oberen Ende den Weg versperrte. Sie schwang auf und ich fand mich in einem langen Flur des Schlosses wieder. Hier musste ich in der Nacht zuvor das wandernde Licht gesehen haben, welches ganz offensichtlich vom Phantom diesen Gang entlang getragen wurde. Durch das einfallende Sternenlicht war es gerade hell genug, dass ich die Taschenlampe nicht brauchte. Am Ende des Ganges war eine hohe, doppelflügelige Tür, die nicht ganz verschlossen war und durch deren mittleren Spalt mattes Licht fiel. Ich spähte hindurch und fand vor mir einen großen Bibliothekssaal. Das Phantom stand auf einer Leiter, die an einem hohen Bücherregal lehnte. Vor sich auf der Leiter hatte es ein geöffnetes Buch liegen, und bei jedem Umblättern wehte ein Staubschleier von den Seiten hernieder.

Bild 176842 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

      »Aaaah! Hier ist es. Hier spricht er wieder von diesem ominösen Schatz! Warte nur, werter Urahn, ich komme dir noch auf die Schliche, und dann bin ich reich! Reich! Reich!«, frohlockte das Phantom und mir war, als hätte ich die Stimme schon einmal gehört.

      »So ward mir hier im Flecken Bederkesa ein Schatz beschieden, von so unermesslichem Wert, dass er für mich allein zu kostbar erschien«, las der schwarz gekleidete Fremde leise und kicherte dann in sich hinein.

      »Das ist gut! Ich hoffe, du hast von den Kostbarkeiten noch ein wenig für mich zurückgelegt. Wenn wir teilen, wird dir dein Anteil schon ausreichend erscheinen.«

      »Doch durft ich ihn nicht zeigen noch bekannt tun, denn ein Mann von meinem Stande wird von Neidern stets beäugt, und bin ich nicht vorsichtig, so verliere ich alles«, fuhr er fort, und wieder erklang leises Kichern.

      »Das wirst du! Das wirst du, fürwahr! Du wirst alles verlieren und zwar an mich«, gluckste das Phantom gutgelaunt um dann weiter zu lesen.

      »So bin ich gezwungen, alles heimlich zu tun, und will ich zu meinem Schatz, so ist mir ein weiter Fußmarsch unter der Erde auferlegt. Nie darf ein Lichtstrahl auf die unendlichen Kostbarkeiten, die in meinem Besitz sind, fallen, und so muss ich alles unter der Erde verbergen. Niemand außer mir kennt den Weg dorthin, noch ahnt einer, welch unermesslicher Reichtum mich segnet.«

      Das Phantom hatte die letzten Worte voller Rührung betont, als es sie las. Vom vermeintlichen Glanz des Schatzes scheinbar ganz geblendet, schloss es für einen Moment die Augen. Das Buch entglitt seinen Händen, fiel von der Leiter und schlug mit einem lauten Knall auf dem Fußboden auf. Hastig kletterte der Mann im schwarzen Umhang ebenfalls herab, griff sich die dicke Schwarte und hastete die Stufen wieder empor. Schnell schob er den Wälzer ins Regal zurück, turnte wieder nach unten und schob die Leiter an eine andere Position. Ich ahnte, dass er angesichts des Lärms nun wohl den Rückzug antreten würde. Wenn er mich hier erwischte, war der Ausgang eines Zweikampfes zwischen ihm und mir extrem unklar. Außerdem wusste niemand, ob der Knall nicht einen Wächter alarmiert hatte, der jeden Augenblick hier auftauchen konnte. Also lief ich schnell aber leise zu der noch offen stehenden Wandverkleidung zurück, zwängte mich durch die Öffnung in den Geheimgang hinein und sprang die Stufen hinunter. Im schmalen Kegel der Stablampe hetzte ich durch den Gang zurück ins Amtshaus, durchquerte den Keller und war mit einem Satz in meinem Rhododendron verschwunden. Nur wenige Herzschläge später erschien auch das Phantom, zog die Tür ins Schloss und verschwand in der Dunkelheit des Parks.

      Tatsächlich gingen jetzt im Schloss alle Lichter an, ein Polizeiwagen fuhr vor und die Beamten rannten mit gezogener Pistole in die Burg. Ich ahnte, dass es wohl besser wäre, wenn ich mich hier dünne machte und so schnell es ging schlich ich in gebückter Haltung zurück zum Boot. Meine leise schnarchende Mannschaft bekam nicht mit, dass unsere DODI leicht schaukelte, als ich mich mit leisem Fluchen und schmerzverzerrtem Gesicht in der Vorderkajüte auf meine Polster streckte. Ich fand bald heraus, dass die Bauchlage wohl die Optimale sei und schlief erschöpft ein.

      Herrlich, zu erwachen und ohne Schmerzen zu sein. Ich reckte und streckte meine müden Glieder und hörte aus dem Salon das leise Gurgeln, mit dem das Wasser aus unserem Tagestank in die Kaffeekanne gluckerte. Mein Smutje war also schon am Werk. Ich steckte den Kopf aus der Kajüte und gab Kommando zurück.

      »Wir werden heute weiterfahren und das Frühstück im Seerestaurant nehmen. Das spart Zeit und Arbeit«, verkündete ich gutgelaunt, ging ins „Bad“ und machte mich daran, den Drei-Tage-Bart aus meinem Gesicht zu schaben.

      »So kann man sich ja nirgends blicken lassen«, stellte ich nuschelnd fest und bemühte mich, dass nur die Bartstoppeln und nicht auch noch andere Teile des Gesichts dem Rasiermesser zum Opfer fielen. Nicht viel später saßen Skipper und Mannschaft im Dobbendeel am Frühstückstisch und schlemmten, was die Speisekarte hergab. Ich fand, das hatten wir uns verdient.

      »Kann es ein, dass du in der letzten Nacht ein wenig abseits geangelt hast?«, fragte Dr. Watson und ich schaute meine mir Angetraute kurz an. Irgendwie musste sie mitbekommen haben, dass ich nicht bei meinen Ruten gewesen war. Wie das bei verheirateten Frauen so ist, neigen sie in derlei Fällen stets dazu, gewisse voreilige Schlüsse zu ziehen, die zweifelsfrei jeder Grundlage entbehren, was sie jedoch nicht daran hindert, vom Vorhandensein einer ebensolchen Grundlage absolut überzeugt zu sein. Ich hatte weder Lust auf eine Ehekrise, noch darauf, mich mit ihrem Scheidungsanwalt auseinander zu setzen und beugte mich vertraulich über den Tisch. Trotz früher Stunde waren weitere Frühstücksgäste auf der Veranda des Cafes, die nicht unbedingt mitbekommen mussten, was ich zu berichten hatte.

      »Du wirst es nicht für möglich halten, aber ich war in der letzten Nacht auf Schatzsuche«, flüsterte ich gerade so laut, dass nur meine beiden Meerjungfrauen es hören konnten. Dabei legte ich den Finger auf den Mund, zum Zeichen, dass diese Mitteilung absolut „Topsecret“ war.

      »Einen Schatz!?!?«, trompetete es mir im Duett und voller Lautstärke entgegen und ich verzog angesichts des Fortissimo dieser Darbietung schmerzhaft das Gesicht.

      »Pssssst!«, schimpfte ich und sah aus den Augenwinkeln, wie die Köpfe der anderen Gäste ruckartig in unsere Richtung gedreht wurden. Nur der Mann am Nebentisch reagierte in keiner Weise. Vielleicht war er ja taub.

      Ich winkte das Damenduo näher an mich heran und erzählte so leise, wie es mir möglich war, was sich in den letzten beiden Nächten abgespielt hatte. Meine Bestfrau lehnte sich zurück und sah mich einen Moment verwirrt an. Dann holte sie tief Luft.

      »Schwarzes Phantom! Unterirdischer Gang zum Schloss! Schatzsuche! Du hast Recht, ich halte es nicht für möglich! Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen? Kannst du nicht einfach wie jeder andere zugeben, dass du fremdgegangen bist?«, klangen die Posaunen von Jericho in meinen Ohren, dass mir die Haare auf Sturm standen.

      »Liebling! Man merkt dir an, dass du Beamte bist«, seufzte ich dann Gottergeben. »Die dürfen nichts annehmen, nicht mal Vernunft!«

      »Ober! Zahlen!«, gab ich entschlossen das Kommando zum Aufbruch und drehte mich dabei ein wenig zur Seite.

      »Blitz!« machte es und während ich geblendet die Augen schloss, steckte der Mann vom Nebentisch gelassen seinen Fotoapparat in die Tasche, stand auf und verließ das Lokal.

      Im Vorbeigehen lächelte er mich strahlend an.

      »Sie

Скачать книгу