Killertime. Charlie Meyer

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Killertime - Charlie Meyer

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hat dir verraten, wer ihr Vater ist?«

      »Ich arbeite zur Zeit als Ermittler, schon vergessen?«

      »Ich will nur wissen …«, er stoppte abrupt.

      Im Hintergrund klappte eine Tür, und eine Stimme, die ich als die des Ministers identifizierte, sagte etwas.

      »Dylan, der Minister hat noch eine Frage an dich.« Maik Willem klang beinahe flehentlich.

      »Herr Minister?«

      »Dylan. Ich darf Sie doch Dylan nennen, nicht wahr?« Er wartete keine Antwort ab, und das war in diesem Fall auch klüger, denn ich hatte schon den Mund offen, um nach seinem Vornamen zu fragen. »Sie haben da vorhin etwas gesagt, das mich beunruhigt. Sie deuteten an, der Schweinehund könnte weitermorden. Wo auch immer. Natürlich bezieht sich Ihre Vermutung auf den unwahrscheinlichen Fall, dass es sich um kein politisch motiviertes Verbrechen handelt?«

      »Natürlich.«

      »Würden Sie mir einen Gefallen tun?«

      »Wenn ich kann.«

      »Finden Sie den Dreckskerl, bevor er erneut mordet und Eltern in den siebten Kreis der Hölle stürzt. Enttarnen Sie ihn, so oder so, und sollten Sie ihm durch Ihre Recherchen plötzlich persönlich gegenüberstehen, denken Sie daran: Mitunter überlebt eben nicht der körperlich Stärkere, sondern der Schnellere. Sollten Sie ihn töten müssen, wird niemand Fragen stellen. Waidmannsheil und …« Energisches Gemurmel unterbrach seine blumige Ansprache. Dann klappte erneut eine Tür und ich hatte wieder Maik Willem am Ohr.

      »Wenn du auch nur ein Wort von diesem Gespräch an die Medien weitergibst, bist du ein toter Mann. Der Minister kommt gerade von einem Empfang für einen dieser saudiarabischen Investoren, die Hamburg aufkaufen wollen, und hat ein wenig über den Durst getrunken, wie es ihm mitunter passiert. Rum mit Kamelmilch in einer Kokosnuss, und …«

      »Hallo? Maik Willem?«

      »Ja doch, ich bin hier und …«

      »Hallo? Hallo? Maik Willem? Tut mir leid, die Verbindung ist plötzlich ganz fürchterlich. Ich rufe später wieder an.« Damit unterbrach ich das Gespräch, bevor es noch unerfreulicher werden konnte.

      Zeit nach Haus zu fahren, um zu duschen und sich umzuziehen. Jede Faser meines Körpers freute sich auf das Blind Date mit der Pathologin und ihrer rauchigen Stimme.

      10

      Sie sah aus, wie ihre Stimme klang: umwerfend. Keine langhaarige Schönheit wie Lucy, nur ein Meter sechzig Scheitelmaß, zierlich, mit schulterlangen schwarzen Haaren. Umwerfend war nicht ihre äußere Erscheinung, sondern das Charisma, das sie ausstrahlte. Unbändige Energie, Lebenslust und Neugier auf alles, was um sie herum kreuchte und fleuchte. Ein Geigerzähler hätte Alarm gepiept. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es Männer gab, deren Antennen bei dieser Ausstrahlung nicht vollen Empfang signalisierten.

      Sie hieß Stella Markowitz und war die Chefpathologin der Berliner Charité, eigens zur Obduktion der beiden Leichen noch am Vorabend aus der Hauptstadt in die Provinz beordert.

      »Nachtschicht«, erklärte sie lakonisch, strich den Fransenpony zur Seite und strahlte mich mit ihren großen dunklen Augen an. »Meine ganze Abteilung, sechs Mann hoch. Zwei Pathologen, zwei Assistenten, ein Entomologe, ein Forensiker. Morgen früh werten wir noch den Rest der Laborproben aus, dann geht es wieder zurück.«

      Ich schätzte sie auf Anfang dreißig, aber im Schätzen von Frauen bin ich nicht gerade ein Genie.

      »Gab es was Außergewöhnliches, was noch nicht in ihrem vorläufigen Bericht steht?«

      Sie zog die Augenbrauen hoch. »BND? Kripo oder der neue Wunderprofiler, von dem jeder spricht?«

      Na toll, wenn Gerüchte erst einmal die Runde machten.

      »Ein Wunderheiler wäre wohl nützlicher. Das Mädchen war noch keine sechzehn«, wich ich aus. »Nennen wir es externer Mitarbeiter irgendeines der Ministerien. Suchen Sie sich eins aus.«

      Ich nahm die Karte und schlug sie auf. Wir waren im Mexiko gelandet, dem einzigen Lokal in der Stadt, von dem Lucy neidvoll zugibt, der Koch, ein kleiner stachelhaariger Mexikaner, überträfe ihre Kochkünste bei Weitem. Allerdings gibt es außer dem Mexiko nur noch zwei Pizzerien, eine Sushi-Bar und einen Döner-Laden. Ich bestellte Enchiladas, Stella eine Vorspeisenplatte. Dazu tranken wir mexikanisches Bier.

      »Fall oder privat?« Sie nahm schon einen kräftigen Schluck aus der Flasche, während der Kellner, ein kleiner Italiener, der Maurizio hieß und seine Oberkellnerallüren für ein Fünfsternehotel raushängen ließ, ihr missbilligend ein Glas vor die Nase knallte. Sie seufzte zufrieden, setzte die Flasche ab und wischte sich den Schaum von der Oberlippe.

      »Fall oder privat?«, wiederholte sie ungeduldig. »Wollen wir über brutale Morde sinnieren, oder uns vorsichtig herantasten, ob einer von uns einen eifersüchtigen Partner hat, der seine Schrotflinte herausholt, wenn wir zum Vögeln im Bett landen?« Sie starrte in mein fassungsloses Gesicht und grinste. »Oh, Entschuldigung, ich dachte immer, ihr Jungs aus der Provinz reißt jedem Mädel das Höschen herunter, das bei drei nicht auf dem Schafstall ist.«

      Es dauerte einen Moment, bis ich meine Sprache wiederfand, und auch da wusste ich noch nicht, ob ich sauer oder amüsiert war. »Na ja«, entgegnete ich lahm. »Nur, wenn die Ziegen nicht kuscheln wollen. Es mag ein Gerücht sein, aber sind die Großstadtmachos nicht diejenigen, die sich durch alle Betten schlafen?«

      »Wie lautet eigentlich die weibliche Entsprechung für Macho? Macha? Machine?«

      Sie lachte, ohne meine Frage beantworten zu wollen, und die Hälfte aller Männer im Lokal schielte unauffällig an ihren Frauen und Freundinnen vorbei auf die Pathologin. Die andere Hälfte saß zu weit entfernt.

      »Also«, wiederholte sie. »Worüber wollen wir uns unterhalten?«

      »Wieso entscheidet sich eine Frau eigentlich für den Beruf einer forensischen Pathologin?«, fragte ich zwei Biere später.

      »Vielleicht aus demselben Grund, aus dem sich Tausende als Freiwillige für das erste Marsshuttle 2025 beworben haben, obgleich sie genau wissen, sie kommen nicht mehr zurück. Entdecken wollen. Welten sehen, die einzigartig sind. Jeder Mordfall, zu dem ich hinzugezogen werde, ist einzigartig, weil jeder menschliche Körper einzigartig ist. Mit etwas Erfahrung kann man ihn lesen, und was er einem mitzuteilen hat, reicht häufig genug aus, seinen Mörder zu überführen. Ich liebe meinen Beruf.« Sie warf mir einen herausfordernden Blick zu. »Und wie wird man ein Wunderprofiler?«

      »Oh, indem man Hunderte von Serienkillern enttarnt und Tausende von hübschen jungen Mädchen rettet, die ihre Väter überreden, dir aus überbordender Dankbarkeit Millionen von Euros zuzustecken.«

      Diesmal erwischte ich sie mit offenem Mund.

      »April, April. Man hat einen großen Bruder, der große Pläne hat und kleine Brüder gern als Trampolin nutzt. Eigentlich habe ich mit Profiling nichts im Sinn. Ich bin Schiffsführer und Freelancer und liebe sowohl das eine als auch das andere.«

      Sie lachte. »Ach du meine Güte, ein ehrenwertes Mitglied der Christlichen Seefahrt. In jedem Hafen eine andere Seemannsbraut.«

      Sie

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