Den Himmel vor Augen. Christoph Weisser
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Ein Moment ist es still, dann ein Gegacker: „Nein, das war die Kuh!“
"Schwieriges Pferd, was tun?"
Das schwarze Pferd gebärdet sich wild in der Box als befände es sich im Startgitter für ein Rennen. Ich soll es striegeln, satteln und zäumen und in einer Viertelstunde für die Reitschule parat haben. Als ich zitternd die Box betreten will, habe ich den Eindruck, dass mein rasendes Herz das Tier noch aggressiver und schreckhafter macht. Da kommt eine Reitstallgehilfin und löst mich wie selbstverständlich ab. Das Pferd beruhigt sich. Sie hilft mir in den Sattel und das Pferd läuft in der Stunde ganz ordentlich. Aber mein Herz ist gebrochen.
1.Februar
Halte dich auf Trab
Das Pferdchen wirft jeden ungeübten Reiter ab
„Kompost“
All meine Äusserung von Schwäche oder Unvermögen wird aufgeschichtet. Gärstoffe machen daraus Dünger. Und der Dünger füllt die Tanks eines künstlich hergestellten, begehbaren Regenbogens, unter dem sich Menschen aus verschiedenen Kulturen zum Gebet versammeln.
2.Februar
Es gibt eine Stelle an deiner Hüfte, die wirkt wie marmoriert
Ist das ein Zeichen, dass du in hundert Jahren stirbst?
„Der Altar“
Der helle Marmor ist beleuchtet, so dass die Gesteinsadern gut sichtbar sind. Aber hinter dem Altar scheint ein noch helleres, warmes Licht.
3.Februar
Ach, von mir aus kann sie alle der Teufel holen
Ich sprech‘ doch nicht von Leuten, ich spreche von Krieg, von Waffen und Pistolen
„(N)acht“
Mir begegneten einmal in der Nacht auf dem Weg durch die kanadischen Wälder hintereinander acht Wölfe. Und ich begann mich zu fürchten, denn ich wusste, acht war eine mächtige Zahl. Um mich zu beruhigen stellte ich mir vor, selber ein Wolf zu sein. Die Nummer Neun.
4.Februar
Wenn ich mir ein erstklassiges Vergnügen bereiten will
Schick ich dich längst vor dem Osterhasen in den April
"Unentdecktes"
Die Welt war eine Kommode, und noch das hinterste Fächlein war für eine Überraschung gut. Ich öffnete deshalb fleissig weiter Törchen und Schubladen.
5.Februar
Horror, nein! Ich schaue keine Thriller
Mir reicht schon Goethe oder Schiller
"Die Zustände und der Beistand"
Die Sarazenen dringen in das Gemach meiner Mutter. Auf einmal tritt der Heilige Gottes hinzu, die Verwüstung hört auf, die Täter fliehen und die Gesundheit wird wieder hergestellt.
6.Februar
Das eigentliche „Problem“ war: ich war in dich verliebt
Pech hat, wer nichts erwartet, aber alles gibt!
"Kristallnacht"
Ich weinte nicht, ich heulte, denn mir schien alles verloren. Da endlich fiel eiskalter Regen vom Himmel und versteckte mich wie unter einem Schirm.
7.Februar
Mir geht die Fantasie um dich nicht aus
Für dich spiel ich auch mal den Vogelstrauss
"Verrückt gemeinnützig"
Eine verspätete Fastnachtsgruppe macht Spitalbesuche. Wie früher die Minnesangtruppen an Königshöfen gehen die Masken, wo sie gern zugelassen werden, an die Betten: der Narr, die Hofdame, der Troubadour und die Samaritanerin oder sie musizieren gemeinsam im Aufenthaltsraum.
8.Februar
Dank deinem Vorwand „ich hab’s eilig“
Spricht man dich eines Tages bestimmt noch heilig
„Das Pferd des Phönix“
Ich brenne. Im Feuer bildet sich aus mir ein Schwarzer Ritter. Sein Pferd bäumt sich wild. Der Ritter hilft mir, dem nackten Flüchtling, aufs Ross und bringt mich fort.
9.Februar
„Ich seh‘ das Problem vor lauter Bäumen nicht?!“
Keiner wirkt lakonischer, als wenn er ähnlich wie du spricht
"Blindenschrift"
In meinen milchigen Augen sah ich eine verschleierte Landschaft, deren feuchten Nebel mich nach Hause führten.
10.Februar
Kostbar, alltäglich; so ist dein Produkt
Ich merke, ich bin nach wie vor nach dir verruckt
„Aloe Vera“
Jesus, der Auferstandene, erscheint immer wieder unerwartet als ein Bodenturner im milchigem Dress mit Aloe Blättern. Seine Erscheinung macht mir Mut. Wenn ich erschöpft bin, darf ich vom Unberührbaren einen Löffel Jogurt kosten.
11.Februar
Der Traum zu fliegen, Ikarus
Reicht bis zur Sonne, dann ist Schluss
"Flügel"
Als mein Freund mit mir die Treppe hinuntereilt und ich verwundert aufmerke, wie schnell und leicht er sich trotz seines Gewichtes bewegt, gewahre ich, dass sich auf seinem Rücken Flügel zu entfalten beginnen. Sobald ich aber genauer hinschaue, ziehen sie sich in den Körper zurück und seine Bewegung wird langsamer. Seither fühle ich eine Anziehung, die jedes Verständnis übersteigt.
12.Februar
Ich umarm‘ dich und fühl mich gebettet in Watte
Du bist der Bär, den ich mir wünschte und nie hatte
"Franz