Yasirahs Erbe - Die Prophezeiung. Bettina Lorenz
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Punkt achtzehn Uhr hatte sie ihr Tagesziel erreicht und das Essen stand auf dem Tisch.
Tatsächlich hatte Marie es sogar geschafft, sich von ihrer Arbeit loszureißen, sodass sie jetzt gemeinsam aßen.
Das kam zwar selten vor, aber es war eine gute Gelegenheit noch einmal die Exkursion anzusprechen. Schließlich wollte sie ja nicht, dass ihre vergessliche Tante morgen aus allen Wolken fiel.
«Ich hoffe, du hast daran gedacht, dass ich dieses Wochenende nicht da bin.»
«Das war dieses Wochenende? Das hab ich ja total vergessen! Bist du dir ganz sicher», rief sie mit gespieltem Entsetzen.
Celina hätte sich jetzt aufregen können, aber sie entschloss sich, das Spiel mitzuspielen und fragte ängstlich:
«Kommst du wirklich klar oder soll ich lieber hierbleiben? Es findet sich bestimmt auch noch ein anderer Termin. Ich muss nicht gehen, wenn du dir das nicht zutraust.»
Das hatte gesessen. Sie erntete einen nicht ganz ernst gemeinten, düsteren Blick und war zufrieden.
«Mein liebes Fräulein, nur um hier mal die Fronten zu klären: ich bin in dieser merkwürdigen Beziehung die Erwachsene und du bist das Kind. Du bist zwar jetzt schon neunzehn, aber selbst in zwanzig Jahren wird sich daran nichts ändern. Ob dir das nun passt oder nicht. Akzeptier das bitte!»
Celina schenkte ihr ein sanftes Lächeln und ermutigte sie ungewollt zu einem Themenwechsel:
«Apropos, Kind. Ist es nicht eigentlich normal für Studenten, Freitagabend alle Verantwortung über Bord zu werfen und sich so richtig gehen zu lassen. Partys, Jungs, jede Menge Alkohol und so weiter? Was machst du heute Abend Schönes?»
Celina war klar gewesen, dass diese Frage kommen würde und doch verdrehte sie die Augen, weil es sie wirklich nervte.
Dementsprechend fiel dann auch die Antwort aus:
«Ich werde mit dir, wie jeden Freitagabend, dieselbe Diskussion führen, dass ich lieber zuhause bleiben möchte. Ich sag dir auch gleich, dass du mich dieses Mal nicht umstimmen kannst. Anne geht es nicht so gut und deshalb kann ich nicht mal zu ihr fahren, damit du deinen Willen kriegst. Also versuch es bitte gar nicht erst. Außerdem muss ich morgen wirklich früh raus, weil wir uns schon um sieben vor der Uni treffen und dann mehrere Stunden durch den Wald tigern, um in einem unbequemen Zelt in Klassenfahrtatmosphäre zu campen. Also verschone mich bitte mit deiner Vorstellung von meiner Abendplanung!»
Ihr Gegenüber grinste sie breit an. So mochte Celina Marie am liebsten. Ihre Augen hatten dann so ein Funkeln und sie versprühte eine Fröhlichkeit, der man sich einfach nicht entziehen konnte.
«Ok, für heute gebe ich mich geschlagen, aber beim nächsten Mal brauchst du wirklich bessere Ausreden», feixte sie und befand sich schon auf halben Weg zu ihrem Atelier.
Celina sprang auf und wollte gerade den Tisch abräumen, als Marie noch einmal den Kopf durch die Küchentür steckte.
«Hauptsache du weckst mich morgen früh nicht. Um sieben ist wirklich eine unchristliche Zeit, dafür das ja eigentlich Wochenende ist…»
Bevor sie den Satz beenden konnte, traf sie ein Geschirrhandtuch am Kopf.
Volltreffer!
Aber die Beschossene ließ sich gar nicht weiter stören. Sie warf es geschickt zurück und tänzelte summend zurück ins Atelier.
Als Celina den Geschirrspüler eingeräumt hatte, ging sie wieder in ihr Zimmer. Nach Fernsehgucken stand ihr heute nicht der Sinn.
Wieder einmal!
Deshalb holte sie sich einen dicken Wälzer von ihrem Schreibtisch und machte es sich auf dem Bett gemütlich.
Gegen Mitternacht kam Marie in ihr Zimmer und wünschte ihr ein schönes Wochenende und eine gute Nacht.
Schweren Herzens legte das Mädchen das Buch weg und ging ins Bad. Sie hatte es nicht eilig ins Bett zu kommen und sich abermals den Alpträumen zu stellen, deshalb ließ sie sich besonders viel Zeit beim Waschen und Zähneputzen. Erst als es sich wirklich nicht mehr aufschieben ließ, ging sie endlich ins Bett und knipste das Licht aus. Inzwischen war es bereits halb eins.
Jetzt lag sie im Dunkeln und wartete wie immer darauf, dass die Müdigkeit sie dazu zwang einzuschlafen. Nach einer ganzen Weile hatte das Bedürfnis nach Schlaf gesiegt und Celina entglitt in die Traumwelt.
Am Anfang war es wie in jeder Nacht. Zuerst kam die Dunkelheit. Wie immer tappte Celina orientierungslos herum. Jetzt musste nur noch der Nebel kommen und dann wäre das Grundszenario ihres Alptraums absolut perfekt. Sie wartete und wartete, aber der Nebel blieb einfach aus.
Nachdem sie eine ganze Weile so stehen geblieben war, fällte sie eine Entscheidung.
Dieses Mal würde sie nicht warten, bis sie die Panik überfiel.
Zielstrebig rannte sie in die Richtung, in der sie den Hügel und somit auch den rettenden Wald vermutete. Vielleicht hatte sie endlich mal eine halbwegs realistische Chance, der Gefahr zu entgehen? Sie lief bergauf, also musste sie sich einfach auf dem richtigen Weg befinden. Das hoffte sie zumindest. Noch bevor die Zweifel kommen konnten, hatte sie ihr Ziel erreicht. Direkt vor ihr erstreckte sich der wundervolle, Sicherheit verheißende Wald.
Endlich war sie angekommen!
Vor Erleichterung begann sie zu weinen und ihre Tränen verschleierten ihr den Blick. Sie wischte sie weg und als sie aufsah, befand sie sich erneut in tiefster Dunkelheit. Die Verzweiflung wurde übermächtig und Celina brach zusammen. Wohl wissend, dass das Spiel endgültig aus war und ihr Verfolger sie dieses Mal kriegen würde, blieb sie einfach regungslos liegen und erwartete ihr Schicksal. Wieder einmal hatte sich alle Hoffnung in Nichts aufgelöst und ihr legte sich eine zentnerschwere Last auf die Brust, sodass sie kaum zu atmen vermochte.
Etwas berührte sie am Arm, aber sie schaffte es nicht einmal zu schreien.
Die Stille breitete sich wie ein Mantel über ihr aus, als sie sich ergab.
Umso überraschter war sie, als sie eine fremde und doch so vertraute engelsgleiche Stimme vernahm:
«Celina, Schatz. Du wirst den Wald so nicht erreichen können. Das haben schon viele Generationen vor dir versucht und sie alle sind daran gescheitert. Es tut mir so leid.»
Verwirrt öffnete sie die Augen. Zuerst war da nur ein schwaches Licht, aber als sie sich darauf konzentrierte, erkannte sie darin eine Person. Sie war so überrascht, dass sie keinen einzigen Ton herausbrachte und diese einfach nur betrachten konnte.
Vor ihr stand ihre Mutter?!
Tausende Emotionen stürzten auf sie ein.
Sie wollte sie umarmen, von sich stoßen, küssen, hassen und gleichzeitig auch lieben.
Immer und immer wieder hatte Celina sich ihre erste Begegnung ausgemalt und sich gefragt, wie sie wohl jetzt aussehen würde.
Oft hatte sie die Angst geplagt, dass sie sie nach all den Jahren vielleicht nicht wieder erkennen könnte.