Tonga und Xantos, ihr Nachfolger. Silke May

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Tonga und Xantos, ihr Nachfolger - Silke May

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und die Stimmung der Familie war auf dem Höhepunkt angekommen. Fröhlich lachten sie und unterhielten sich eifrig miteinander.

      Nero, ihr Schäferhund, lag vor dem offenen Kamin, hin und wieder bewegte sich seine Schwanzspitze. Das Feuer knisterte gemütlich vor sich hin. Ab und zu warf er einen Blick in ihre Richtung, wenn das Lachen gerade wieder besonders laut wurde.

      Zur gleichen Zeit:

      Im tief verschneiten Wald, in einer vom Feuerschein beleuchteten Höhle stand eine schöne Frau mit einem Engelsgesicht an einem Tisch und packte Brot, Wein und Äpfel in ihren Beutel. Sie griff nach einer kleinen Flasche, in der sich eine Art Goldstaub befand, und steckte sie ebenfalls dazu. Dann trat sie zum Spiegel, kämmte ihr blondes langes Haar und steckte es zu einem Knoten zusammen. Sie schlüpfte in einen dicken Wintermantel und legte sich einen warmen Wollschal um den Kopf. Mit dem Beutel in der Hand verließ sie das Haus. Draußen vor der Tür stand bereits ein eingespannter Schlitten mit vier herrlichen Schlittenhunden, die schon ungeduldig auf ihre Herrin warteten. Sie nahm auf dem Gefährt Platz.

      »Schnee von gestern, Schnee von heute, bringt mich zu den guten Leuten.« Schon setzte sich der Schlitten in Windeseile in Bewegung und verschwand im tiefen Wald. Die Nacht war klar und der Wind sang sein Lied. Er spielte mit den verschneiten Tannenspitzen, und man hörte den Schnee von den Ästen rieseln.

      Der Schlitten überquerte einen zugefrorenen Bach, die Schlittenhunde schnauften, und ihr Atem setzte sich an ihren Barthaaren als Eiskristalle fest. Sie rannten ohne Unterbrechung als wäre der Teufel hinter ihnen her. Die Frau saß gebückt auf dem Schlitten und murmelte die ganze Zeit etwas vor sich hin. Der Mond beleuchtete ihr Gesicht, und plötzlich konnte man in ihrem schönen Gesicht deutliche Veränderungen sehen. Die Frau wurde mit jeder Minute älter, bald hatte sie tiefe Falten, und auch ihre Stimme wurde zunehmend gebrechlicher.

      Die Tiere rannten unaufhörlich und näherten sich einer kleinen Lichtung. Auf dieser stand ein Holzhäuschen, dessen Fenster hell erleuchtet waren. Es war das Haus der Förster Familie, die fröhlich die Rückkehr des Vaters feierte. Nun fuhr der Schlitten im Hof ein und näherte sich dem Haus. Die alte Frau sprach jetzt beschwichtigend auf die Tiere ein: »Schön langsam, wir sind jetzt da, erschreckt mir nicht die Leute.«

      Leise blieb der Schlitten stehen. Die Frau packte ihren Beutel und sprang ab, dann ging sie langsam Schritt für Schritt auf das Haus zu.

      Unterdessen sang die Familie ein schönes Lied, als plötzlich Nero seine Ohren spitzte, ungeduldig aufsprang und an die Tür lief. Dabei knurrte und bellte er furchterregend! Sofort hielten sie inne und schenkten dem Hund ihre Aufmerksamkeit. Alles horchte in die Stille und Nero saß wie gebannt vor der Tür und knurrte leise vor sich hin.

      »Horcht, da ist doch jemand an der Tür«, sagte die Mutter.

      »Ich werde nachschauen«, erklärte der Vater, während er aufstand und schwerfällig zur Haustür ging.

      Die Kinder rückten auf der Bank etwas näher zusammen und schauten ihm gebannt nach. Der Vater drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete vorsichtig die Tür. Nero drückte sich knurrend an seinen Füßen vorbei, damit er besser sehen konnte.

      »Victor … ich bin gekommen, um nach dem Rechten zu sehen«, sagte die Alte und blickte in das verdutzte Gesicht des Mannes.

      »Weiblein, woher wisst ihr meinen Namen, sollte ich euch etwa kennen?«, fragte er, während er einen Schritt auf sie zu machte, um ihr Gesicht besser sehen zu können. Langsam näherte sich auch Anna seine Frau, um zu sehen, wer gekommen war. Die Alte sah zu ihr und sagte: »Schöne Frau, ich will euch nichts Böses, du brauchst dich nicht zu fürchten. Doch würde ich euch bitten, lasst mich einkehren in eure warme Stube.«

      Victor warf einen Blick zu Anna, diese nickte ihm zu. »Kommt herein, Weiblein, sonst kühlt mir das Haus aus.«

      Die Alte betrat das Haus und ging schleifenden Schrittes in die Stube. Nero wich ihr nicht von den Fersen und beschnupperte sie von allen Seiten. Ihr Blick fiel auf die drei Kinder, die am Tisch saßen.

      »Die Zwergerl sind aber brav. Ihr braucht’s euch nicht zu fürchten. Wie heißt ihr denn?«

      Misstrauisch senkten die drei Kinder ihre Köpfe und schauten die Frau von unten herauf an. Die Stimme des Vaters löste die angespannte Situation.

      »Setz dich an den Tisch und sag uns, was dich in der kalten Nacht zu uns führt!«

      Die Frau schob den Hund sanft zur Seite und nahm auf der Bank Platz. Ihr Blick glitt über den reichlich gedeckten Tisch zu den Kindern, dann streifte er durch das Zimmer. Dabei atmete sie langsam und laut. Bei Anna und Victor verweilten ihre Augen. »Ich bin gekommen, weil ihr meine Hilfe benötigt.«

      »Wieso sollen wir deine Hilfe brauchen?«, fragten Victor und Anna wie aus einem Mund. Sogar Nero legte den Kopf fragend zur Seite und schaute abwechselnd zu der Alten und zu seinen Leuten. Man konnte direkt das Fragezeichen auf seiner Stirn erkennen.

      »Das werde ich noch erklären, wir haben sehr viel Zeit – doch könntet ihr erst mal eurer Gastfreundschaft nachkommen?«

      Anna entschuldigte sich, schenkte der Alten eine Tasse Tee ein und reichte ihr Gebäck dazu. Nun saßen sie alle um den Tisch und Blicke wurden ausgetauscht, aber keiner begann zu sprechen.

      »Jetzt wird es wohl Zeit, dass ich mich vorstelle«, sagte die Alte schließlich, während sie langsam das Kopftuch abnahm und ihr schneeweißes Haar zum Vorschein kam.

      »Mein Name ist Isaja, ich komme aus dem Land der Nächte und wurde vom Zauberer Eron berufen, euch zu Hilfe zu eilen. Von den Mächten der Finsternis wird eine gewaltige Zerstörung vorbereitet und die Übernahme eurer Seelen geplant. Wir müssen auf der Hut sein. Die Mächte des Bösen können in jeder Form erscheinen, um sich eurer Seelen zu bemächtigen. Und ihr müsst wissen – eine verlorene Seele kann man nie mehr zurückholen!«

      »Isaja, sag mir, woher weiß ich, dass du uns die Wahrheit sagst? Womöglich kommst du selbst von diesen Mächten der Finsternis?«, fragte Victor und sah ihr dabei lange in die Augen. Da kramte die Alte in ihrem Beutel und zog die Flasche mit dem Goldstaub heraus.

      »Schaut her, ich liefere euch den Beweis.«

      Sie schob ihre Tasse zur Seite und wischte mit der Hand über die Tischfläche, dann verteilte sie vorsichtig etwas Goldstaub auf der Platte. »Eron, mein Gebieter, zeige dich zum Zeichen der Wahrheit und sprich!«

      Sofort wurde es unruhig und der Staub fing an, ineinander zu laufen. Plötzlich konnte man die Konturen eines Gesichtes erkennen. Eine leise hohle Stimme, die schnell klarer wurde, fragte:

      »Isaja – bist du nicht mehr glaubwürdig? Seit wann muss ich für dich bürgen?« Isaja hob kurz die Schultern an und blickte zu Victor und Anna, dann sprach sie in seufzendem Ton: »Tja, Eron, die Zeiten haben sich geändert. Was glaubst du, warum wir so wenige Seelen retten konnten in den letzten Jahren? Eron sage uns, was passieren wird. Sind wir in der Lage, dem Einhalt zu gebieten … und wie?«

      »Victor achte gut auf die Kinder. Sie werden als Erste von den Mächten heimgesucht werden. Du kannst aber allem entgegentreten, indem du deinen Verstand gebrauchst und das Übel kommen hörst oder siehst. Wenn du ihm sofort entgegentrittst, wird es zwar schwer sein, aber du wirst es schaffen!

      Sollte dennoch ein Angriff erfolgen, dann hast du bis zu einer Stunde Zeit, um den Bann zu brechen. Wende dich mit weiteren Fragen an Isaja, sie wird dir alles Nötige erklären.«

      Der

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